Gemäß einer chinesischsprachigen Meldung der DigiTimes (via PC Games Hardware, Übersetzung ins Englische durch den RetiredEngineer @ Twitter) verschiebt AMD seine Zen-3-basierten Ryzen 4000 Prozessoren (explizit auf diese Desktop-Modelle bezogen, nicht auf andere Zen-3-basierte Prozessoren) nunmehr tatsächlich ins Jahr 2021 – mit einer Vorstellung möglicherweise zur CES im Januar 2021. Für diese Verschiebung gibt es aber wohl keinerlei technischen Gründe, vielmehr läuft Ryzen 3000 auf Basis von Zen 2 so gut (und ist die Konkurrenz durch Intel derart schwach), das AMD den Lebenzyklus der aktuellen Prozessoren-Generation bewußt etwas ausdehnt. Dabei handelt es sich allerdings auch um keine besonders große Verschiebung, denn Zen 3 stand sowieso nicht vor Mitte des dritten Quartals 2020 an, was in der Realität gut und gerne erst das vierte Quartal geworden wäre.

So spät im Jahr etwas zu launchen, kommt allerdings (sofern es sich nicht um ein klares Consumer-Produkt wie die NextGen-Konsolen handelt) sowieso weniger gut, somit konnte man diese Verschiebung immer schon vermuten. Zudem könnte AMD sein ursprüngliches Versprechen von "Zen 3 noch 2020" durchaus trotzdem erfüllen und schlicht die entsprechenden Server-Prozessoren noch dieses Jahr vorstellen – erstens könnte man jene sicherlich sogar in kleinen Mengen ausliefern, zweitens gibt es bei Server-Prozessoren sowieso nicht den Zwang zu sofortiger Auslieferung, gilt hierbei üblicherweise der Vorstellungstermin als Stichtag. Damit ergibt der kürzliche Matisse-Refresh in jedem Fall sogar erhöhten Sinn als "Midlife-Kicker" der Ryzen-3000-Generation, welche somit ziemlich exakt anderthalb Jahre das Maß der Dinge bei AMD bilden wird. Die ganz Alteingesessenen werden sich sicherlich an eine Zeit erinnern, wo es vollkommen normal war, aller 1-2 Monate eine neue Taktratenstufe von AMD & Intel (auf Basis derselben Architektur) zu begrüssen.

Von Intel ist derzeit kein großer Widerstand zu erwarten, es kommt um den Jahreswechsel 2020/21 nur "Rocket Lake", welches zwar neue Cove-Kerne hat (angeblich "Cypress Cove"), aber weiterhin die 14nm-Fertigung bemüht und demzufolge doch etwas limitiert sein dürfte. Intels erste 10nm-basierten Desktop-Prozessoren mit dem Codenamen "Alder Lake" werden von der DigiTimes als "frühestmöglich Ende 2021" eingeordnet – was aufgrund dieser Formulierung gut und gerne erst Anfang 2022 werden kann. Möglicherweise wird Alder Lake aber auch nicht ausreichend sein, um sich dann (erfolgreich) mit Zen 3+ und nachfolgend Zen 4 anzulegen, denn maximal 8 (große) CPU-Kerne erscheinen für das Jahr 2022 als etwas schwachbrüstig, selbst wenn Intel bei Alder Lake dann noch 8 kleine CPU-Kerne in einem big.LITTLE-Design mit dazugeben wird.

Gegenüber der letzten DigiTimes-Verlautbarung, welche Zen 3 in der 5nm-Fertigung versprochen hatte, erscheinen diese Aussagen als vergleichsweise gut zu halten – prinzipiell haben andere Quellen bereits ähnliches vermeldet bzw. war die kleine Zen-3-Verschiebung latent zu vermuten. Dabei könnte die DigiTimes mit Zen 3 unter der 5nm-Fertigung am Ende sogar doch noch Recht behalten – wenn nämlich nicht Zen 3, sondern dessen gerüchteweiser genannter Refresh "Zen 3+" unter diesem Fertigungsverfahren erscheint. Terminlich erscheint dies durchaus machbar, immerhin dürfte Zen 3+ (sofern dieses Gerücht wirklich real wird) irgendwo in der terminlichen Mitte zwischen Zen 2 und Zen 4 liegen, sprich vermutlich zum Jahreswechsel 2021/22 anstehen. Da Zen 4 erst eher spät im Jahr 2022 zu erwarten ist, würde die Zen-3-Generation somit mehr als anderthalb Jahre im Markt verbleiben, womit sich ein Refresh dieser sicherlich anbietet.

Daneben spricht die DigiTimes noch kurz die aktuell berichteten Terminlagen im Grafikchip-Bereich an: GeForce-Grafikkarten auf Ampere-Basis soll es demzufolge bereits im August geben – was jetzt nicht gänzlich abweichend von den letzten Terminangaben (September lt. Igor's Lab) liegt. AMD soll hingegen warten wollen, bis sich nVidia offernbart hat – womit "Big Navi" erst im vierten Quartal gelauncht werden dürfte. Beide Grafikchip-Entwickler sollen derzeit sehr knauserig mit Informationen sein, damit der jeweils andere seine Preisstrategie nicht noch in letzter Sekunde anpassen kann (wie bei den letzten Grafikkarten-Launches teilweise passiert). Dies zeigt darauf hin, das beide Grafikchip-Entwickler zwischen AMDs Navi 2X und nVidias Ampere ein enges Rennen erwarten – vielleicht nicht zwingend an der absoluten Leistungsspitze, aber in jedem Fall darunter bei den Topmodellen des dreistelligen Preisbereichs.

Nachtrag vom 17. Juni 2020

Gemäß TechPowerUp hat AMD noch im Laufe des 17. Juni die kürzliche Meldung über auf Anfang 2021 verschobene Zen-3-Prozessoren sehr klar zurückgewiesen: Danach hat man bestätigt, das Zen 3 tatsächlich 2020 ansteht – und dass sich diese Aussage nicht nur auf die "Milan" Server-Varianten, sondern auch explizit auch auf die "Vermeer" Desktop-Varianten bezieht. Damit hat AMD höchstselbst der Verschiebungs-Aussage der taiwanesischen DigiTimes allen Wind aus den Segeln genommen – was reichlich verwundert, denn insbesondere die DigiTimes hat doch normalerweise einen sehr guten Draht in die Industrie hinein. Dies scheint sich jüngst (leider) deutlich verändert zu haben, denn auch mit der kürzliche Meldung zu "Zen 3 unter 5nm" lag die DigiTimes allerhöchstwahrscheinlich daneben. Bedauerlicherweise ist leider auch das 3DCenter auf die vorgenannte Verschiebungs-Meldung eingestiegen – besser wäre es in diesem Fall sicherlich gewesen, Ruhe zu bewahren, lieber einen Tag abzuwarten, um eventuelle Gegen-Statements noch mit berücksichtigen zu können. Dafür bittet das 3DCenter seine Leser um Entschuldigung.