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AMD Quartalszahlen Q4/2011: Die langfristige AMD-Entwicklung geht (noch) nicht voran

Nach Intel hat nun auch AMD seine Quartalszahlen für das vierte Quartal 2011 sowie das gesamte Geschäftsjahr 2011 bekanntgegeben. Im Gegensatz zu Intel war das vierte Quartal sogar (denkbar knapp) beim Umsatz besser als das dritte Quartal – was bedeutet, daß AMD ohne die bemerkbar bremsende Festplatten-Krise beim Umsatz durchaus ein Spitzen-Quartal hätte hinlegen können. Der Gewinn wurde allerdings durch erneute Abschreibungen (diesesmal auf GlobalFoundries) nominell ins erste Minus seit fünf Quartalen gedrückt, wenigstens der operative Gewinn hielt sein positives Vorzeichen (seit immerhin neuen Quartalen nunmehr).

Die Gesamtabrechnung für das Jahr 2011 sieht damit aber trotzdem nur arg durchschnittlich aus: Beim Umsatz sowie beim nominellen Gewinn konnte man gegenüber 2010 nur äußerst marginal zulegen, der operative Gewinn ging sogar bemerkbar zurück. Auch im Vierjahres-Vergleich gegenüber dem Geschäftsjahr 2007 zeigen sich keine deutlichen Fortschritte: Gegenüber diesem Vorkrisen-Jahr konnte AMD innerhalb dieser vier Jahre nur 9 Prozent mehr Umsatz machen – allein die Gewinnsparte sieht hier deutlich freundlicher aus, denn im Jahr 2007 (und 2008) musste AMD auf der Gewinnseite Milliarden-Abschreibungen aus der ATI-Übernahme verkraften und war seinerzeit weit entfernt von schwarzen Zahlen.

  AMD Intel nVidia
(Mill. $) Umsatz Gewinn (operativ) Umsatz Gewinn (operativ) Umsatz Gewinn (operativ)
Q4/06 1773 -574 (-529) 9694 1501 (1488) 878 163 (138)
Q1/07 1233 -611 (-504) 8852 1610 (1675) 844 132 (141)
Q2/07 1378 -600 (-457) 8680 1278 (1350) 935 172 (184)
Q3/07 1632 -396 (-226) 10090 1860 (2247) 1115 235 (247)
Q4/07 1770 -1772 (-1678) 10712 2271 (3047) 1202 256 (262)
Q1/08 1456 -358 (-214) 9673 1443 (2062) 1153 176 (202)
Q2/08 1349 -1189 (-143) 9470 1601 (2255) 892 -120 (-155)
Q3/08 1797 -127 (122) 10217 2014 (3098) 897 61 (56)
Q4/08 1162 -1436 (-1274) 8226 234 (1539) 481 -147 (-175)
Q1/09 1177 -416 (-298) 7145 647 (670) 664 -201 (-230)
Q2/09 1184 -330 (-249) 8024 -398 (-12) 776 -105 (-110)
Q3/09 1396 -128 (-77) 9389 1856 (2579) 903 107 (107)
Q4/09 1646 1178 (1288) 10569 2282 (2497) 982 131 (134)
Q1/10 1574 257 (182) 10299 2442 (3448) 1001 137 (147)
Q2/10 1653 -43 (125) 10765 2887 (3981) 811 -141 (-175)
Q3/10 1620 -118 (128) 11102 2955 (4136) 843 84 (103)
Q4/10 1650 375 (413) 11457 3388 (4347) 886 171 (179)
Q1/11 1610 510 (54) 12847 3160 (4158) 962 135 (154)
Q2/11 1574 61 (105) 13032 2954 (3935) 1017 151 (174)
Q3/11 1690 97 (138) 14233 3468 (4785) 1066 178 (197)
Q4/11 1691 -177 (71) 13900 3400 (4600)
2007 (Mrd) 6,01 -3,38 (-2,87) 38,34 7,01 (8,31) 4,09 0,79 (0,83)
2008 (Mrd) 5,76 -3,12 (-1,51) 37,58 5,29 (8,95) 3,42 -0,03 (-0,08)
2009 (Mrd) 5,40 0,30 (0,66) 35,12 4,38 (5,73) 3,32 -0,07 (-0,10)
2010 (Mrd) 6,49 0,47 (0,84) 43,62 11,67 (15,91) 3,54 0,24 (0,25)
2011 (Mrd) 6,57 0,49 (0,37) 54,01 12,98 (17,49)

Diese schwarzen Zahlen sind nunmehr – trotz des kleinen Rückfalls im vierten Quartal 2011 – zwar sicher erreicht, dümpeln nun aber seit einiger Zeit auf arg niedrigem Niveau nur so vor sich hin. Der Grund hierfür ist einfach AMDs derzeitige Marktstellung primär im Segment der LowCost- und Mainstream-Prozessoren bei einem gleichzeitigen klaren Rückstand in der Fertigungstechnologie. AMD hat es in den letzten Jahren nicht verstanden, entweder entsprechend leistungsfähige Prozessoren zu bringen, für welche man dann auch einmal höhere Verkaufspreise verlangen kann – oder alternativ die Produktionskosten wenigstens den niedrigen aktuellen Abgabepreisen anzupassen.

So verkauft AMD mit Llano eine CPU mit einer Die-Fläche von 228mm² in einem Preisbereich, wo Intels Prozessoren (Sandy Bridge Zweikerner) eine Die-Fläche von nur 131mm² bzw. 149mm² aufweisen und demzufolge vermutlich deutlich günstiger zu fertigen sind. Selbiges gilt für Bulldozer: Hier muß AMD ganze 315mm² Die-Fläche aufbieten, um mit einem Intel-Design (Sandy Bridge Vierkerner) mit nur 216mm² Die-Fläche konkurrieren zu können – und selbst dieses gelingt dann nicht wirklich. Einzig allein das Bobcat-Design konnte mit einer Die-Fläche von 75mm² das (bisherige) Intel-Pendant Atom Pineview mit 87mm² Die-Fläche schlagen, hinzu kam hier auch noch ein klarer Vorteil bei der Leistungsfähigkeit der integrierten Grafiklösung.

AMDs Erfolge liegen damit aber zu sehr im LowCost-Segment, wo die Gewinnmargen allgemein niedrig ausfallen und nur über sehr große Stückzahlen – die es bei Intel, aber weniger bei AMD gibt – etwas zu holen ist. Aufgrund der Stärke von Intel sowohl bei den Produkten als auch den OEM-Beziehungen dürfte AMD zudem oftmals gezwungen sein, seine Produkte den OEMs mit deutlichen Preisnachlässen anbieten zu müssen – jenes Dilemma ist nur zu lösen über klar überzeugende Produkte, welche die OEMs schlicht von sich aus nachfragen.

Die Bobcat/Llano-Schiene ist dabei aber dennoch ein erfolgsversprechender Ansatz: OEMs lieben nun einmal den Bezug von vielen Komponenten aus möglichst wenigen Händen, hinzu kommt die feature- und performancetechnisch ebenfalls für die OEMs sehr interessanten integrierten AMD-Grafiklösungen, welche zudem im Praxiseinsatz die wenigsten Supportausgaben versprechen. Daß der PC-Markt der näheren und mittelfristigen Zukunft vor allem im Segment der preisgünstigen Komplett-PCs & Notebooks stattfinden wird, weil damit die PC-Erstausstattung der neuen Mittelschicht in Ostasien (plus Indien) begründet wird, kommt AMD hier zusätzlich entgegen – denn genau das bietet AMD mit Bobcat & Llano an.

Trotzdem muß AMD verstärkt Wege finden, um gerade angesichts der nun kaum steigenden Abgabepreise auf Basis der vorhandenen Preissituation Gewinne mit seinen dafür gebauten Prozessorendesigns zu erwirtschaften. AMD scheint sich mit Bobcat & Llano für die nächsten Jahre eine starke Stellung im LowCost-Segment aufzubauen, dies muß nun endlich auch ausgenutzt werden. Sollte dies gelingen und AMD auf Basis seiner LowCost-Geschäfte bemerkbare Gewinne erwirtschaften, dann wäre dies die solide Basis, welche AMD langfristig einfach braucht. Mit neuen Angriffen im Performance-Segment muß sich AMD natürlich nicht so lange zurückhalten, die sind jederzeit gern gesehen – nur kurzfristig aufgrund des momentan erheblichen Rückstandes eher unwahrscheinlich.

Leider kaum zu beurteilen ist, was die Grafikchip-Sparte exakt zum Ergebnis von AMD beiträgt: Diese macht zwar bescheidene Gewinne, deren Umsatzanteil hat AMD jedoch nicht bekanntgegeben. Allerdings gibt AMD ein eher schleppendes Geschäft mit seinen Grafikchips an – bei interessanterweise steigenden durchschnittlichen Abgabepreisen. Hier schlägt wohl der Effekt der leistungsfähigen integrierten Grafiklösungen in den letzten Prozessoren von AMD und Intel zu, wonach viele Komplett-PCs heutzutage auf extra LowCost-Grafikkarten verzichten. Diese Problematik wird wohl im Laufe des Jahres 2012 zu einem fast totalen Verlust des Marktes an LowCost-Grafikkarten führen.

Umsatz-technisch dürfte dies einige Auswirkungen haben, Gewinn-technisch aber weniger, da mit LowCost-Grafikkarten immer nur unter extremen Stückzahlen etwas zu holen war. Gerade der Verlust dieser Geschäftssparte macht es für AMD aber natürlich noch wichtiger, sich mit Bobcat & Llano bestmöglich im Markt zu positionieren und vor allem zukünftig mal richtig Gewinn mit diesen Prozessoren zu erwirtschaften. Zudem muß sich AMD aber auch hinterfragen, wieso die eigene Grafiksparte nur so durchschnittliche Zahlen abwirft, während – angesichts von Marktverhältnissen von grob 50:50 zwischen den beiden großen Grafikchip-Entwicklern – nVidia doch regelmäßig ansprechende Umsatz- und Gewinnzahlen (fast) allein nur mit seinen Grafikchips postet.