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AMD mit hohen, wahrscheinlich zu hohen Performance-Versprechen zu Ryzen 9000

Auf dem "AMD Tech Day 2024" hat der Prozessoren-Hersteller gemäß der Berichte von AnandTech, ComputerBase, Hardwareluxx, PC Games Hardware & TechPowerUp viele neue Folien samt Erklärungen zur Architektur und Performance von Zen 5 ausgepackt und nun wenigstens auch einen offiziellen Launchtermin für Zen 5 Desktop genannt: Am 31. Juli ist es so weit, ganz wie es die Gerüchteküche bereits vorhergesagt hatte. An der TDP-Erhöhung für den Ryzen 7 9700X ist allerdings nichts dran, jene wurde AMD-intern auch nicht diskutiert. Leider fehlt immer noch eine offizielle Preisnotierung zu den Desktop-Modellen von Zen 5. Dafür gibt es neue Performance-Vergleiche mit Intel, welche dann in zwei Wochen mittels der Launch-Reviews gegenzuprüfen sind. Die Vergleiche unter der Anwendungs-Performance sind dabei nicht wirklich belastbar, da mit zu wenigen Benchmarks operiert wurde, welche zudem in kleinerem Umfang schwanken sowie denkbarerweise Zen 5 "geneigt" sind.

Anwendungs-Perf. Spiele-Perf.
Core i9-14900K vs Ryzen 9 9900X +15,1% +11,5%
Core i7-14700K vs Ryzen 7 9700X +17,1% +12,8%
Core i5-14600K vs Ryzen 5 9600X +29,3% +13,7%
gemäß der Angaben von AMD auf dem "AMD Tech Day 2024" im (geometrischen) Schnitt von 5 Anwendungen und 6 Spielen
Hinweis: sehr unwahrscheinlich, dass Zen 5 dies bei unabhängigen Benchmarks bestätigen kann

Dennoch muß gesagt werden, dass hier höchstwahrscheinlich generell zu viel versprochen wird: AMD vergleicht sich hier immerhin mit maximal dem eigenen 12-Kerner gegen Intels Spitzen-Modell Core i9-14900K, will aber dennoch deutlich vorn liegen. Auch die anderen Vergleiche sind ungewöhnlich, so wird der Core i7-14700K inzwischen kaum noch mit dem Ryzen 7 verglichen und der Core i5-14600K ganz garantiert nicht gegen den Ryzen 5 (dies wäre 14-Kerner gegen 6 Kerner). Unter Rendering-lastigen Anwendungs-Programmen könnte das Bild unter Umständen halbwegs so aussehen, im Mix der Anwendungs-Performance ist aber etwas anderes, deutlich handzahmeres zu erwarten. Die Spiele-Performance hingegen erscheint dann vollkommen verschoben, denn um einen Core i9-14900K mit dem Ryzen 9 9900X mit gleich +11,5% Vorsprung auszustechen, müsste AMD gegenüber dem Ryzen 9 7900X basierend auf unabhängigen Benchmarks satte +31% oben drauf gelegt haben.

AMD vs Intel Gaming Performance  (Ryzen 9000 gemäß AMDs Vergleich zum Core i-14000)
Intel RPL-R AMD Zen 4 AMD Zen 4 X3D AMD Zen 5 Z4→Z5
14900K – 100% 7950X – 86,2% 7950X3D – 101,5% 9950X – ~113% +31% (?)
14700K – 96,9% 7900X – 85,0% 7900X3D – 96,7% 9900X – ~111% +31% (?)
14600K – 90,8% 7700X – 83,7% 7800X3D – 101,7% 9700X – ~109% +31% (?)
frühere CPUs gemäß der Launch-Analyse zu RPL-R — Ryzen 9000 gemäß AMDs eigener Performance-Vorgabe gegenüber dem Raptor Lake Refresh (9950X geschätzt)
Hinweis: sehr unwahrscheinlich, dass Zen 5 dies bei unabhängigen Benchmarks bestätigen kann

Dies ist faktisch unmöglich angesichts der IPC von +16% sowie zumeist gleichbleibenden Taktraten, davon abgesehen ergibt sich schon aus der Höhe des Wertes, dass hier etwas grundsätzlich nicht stimmen kann. AMD mag eine andere Test-Prozedur als die meisten Hardwaretester haben, allerdings können dabei speziell im Spiele-Feld auch nicht derart abweichende Werte herauskommen. Zudem sollte AMD mit seinen Performance-Vorgaben tunlichst nichts versprechen, was die unabhängigen Hardwaretester später nicht bestätigen können. Die neuen BIOS-Einstellungen der "Intel Default Settings" könnten Intel unter aktuellen Benchmarks vielleicht noch ein paar wenige Prozentpunkte kosten, bedeutsam ist deren Einfluß im Spiele-Bereich allerdings nicht. Eine eher realistische Maßgabe gibt AMD hingegen mit einem Performance-Vergleich zum Ryzen 7 5800X3D ab: Hier soll der Ryzen 7 9700X unter Spielen im Schnitt um +12% besser liegen.

Damit gerechnet würde der Ryzen 7 9700X gemäß den seinerzeitigen Benchmarks zum Launch des Raptor Lake Refreshs einen Performance-Index von ca. 91% unter Spielen erreichen – wobei der Core i7-14700K allerdings eben schon bei 96,9% steht (vorbehaltlich eines gewissen Abschlags durch aktualisierte Benchmarks auf neuen BIOS-Versionen bei Intel). Der Spiele-Vergleich zwischen Ryzen 7 9700X und Core i7-14700K würde somit nicht mehr bei +13% pro AMD herauskommen, sondern vielmehr bei +6% pro Intel. Der Sprung zwischen Ryzen 7 7700X und Ryzen 7 9700X würde sich damit dann auf +9% mehr Spiele-Performance belaufen, was durchaus plausibel erscheint, da eine höhere IPC (ohne höhere Taktraten) eigentlich niemals vollständig im Spiele-Einsatz durchschlägt. Jenes Ergebnis erscheint wesentlich realistischer als die Performance-Vorgaben von AMD, welche durchgehend fast eher nach einem Verrutschen in der Prozessoren-Vergleichstabelle aussehen.

AMD vs Intel Gaming Performance  (Ryzen 9000 gemäß 3DC-eigener Werteinterpretation)
Intel RPL-R AMD Zen 4 AMD Zen 4 X3D AMD Zen 5 Z4→Z5
14900K – 100% 7950X – 86,2% 7950X3D – 101,5% 9950X – ~93% +8%
14700K – 96,9% 7900X – 85,0% 7900X3D – 96,7% 9900X – ~92% +8%
14600K – 90,8% 7700X – 83,7% 7800X3D – 101,7% 9700X – ~91% +9%
frühere CPUs gemäß der Launch-Analyse zu RPL-R — Ryzen 7 9700X gemäß AMDs Vorgabe von +12% auf den Ryzen 7 5800X3D, andere Ryzen 9000 geschätzt

AMD behauptet zwar inzwischen auch, dass der Ryzen 7 9700X im Spiele-Bereich sogar 2% schneller als der Ryzen 7 7800X3D sein soll. Dies wird allerdings nicht durch eine Folie mit der benutzten Spiele-Software belegt und erscheint genauso unglaubwürdig wie die ursprünglichen AMD-Vorgaben: Gemäß der vorstehenden Ergebnis-Tabelle unabhängiger Benchmarks würde man für dieses Ergebnis auf den Ryzen 7 7700X im Spiele-Bereich gleich +24% oben drauf legen müssen. Dies passt gemäß aller Erfahrungswerte überhaupt nicht zu einem Prozessor mit +16% IPC und (in diesem Fall) nur +100 MHz mehr Boost-Takt – im Gegensatz zu vorstehender, eigen-kreiierter Performance-Prognose von +9% zwischen Ryzen 7 7700X und 9700X, welche gemäß der bekannten Rahmenbedingungen augenscheinlich realistischer ist.

Hat diese 3DC-kreiierte Performance-Prognose Recht, würde sich mit den Launch-Reviews zu Zen 5 das Verhältnis im Spiele-Bereich gegenüber AMDs Performance-Folien umkehren – und Intel zumindest gegenüber Ryzen 9 weiterhin vor den non-X3D-Modellen von Zen 5 herauskommen. Mit einigem Glück – durch niedrigere Intel-Werte in Folge der neuen BIOS-Updates – könnte es für AMD ein ausgeglichenes Performance-Verhältnis unter Spielen geben. Allerdings sind teilweise +6% Differenz im Spiele-Bereich eine harte Nummer, womit es unwahrscheinlich ist, dass ausgerechnet der gewisse Performance-Verlust durch die neuen BIOS-Settings bei Intel dies ausgleichen kann. In jedem Fall ist diese Auflösung deutlich wahrscheinlicher, als dass die von AMD angegebenen Performance-Werte stimmen sollten. Mit jenen hat sich AMD maßgeblich zu gut dargestellt, das reale Performance-Ergebnis dürfte mit den Launch-Reviews deutlich niedriger ausfallen.

Nachtrag vom 16. Juli 2024

In der Frage, wie AMD auf seine überaus hochfliegenden Performance-Versprechen zu Zen 5 kommen konnte, helfen die Benchmark-Bedingungen der AMD-eigenen Tests nur bedingt weiter: Relevant hierfür sind die Endnoten GNR-06, GNR-07 und GNR-08, welche die gemeinsame Nutzung einer Radeon RX 7900 XTX sowie DDR5/6000 auf AMD- und Intel-Systemen vorsehen. Die AMD-Grafikkarte mag auf AMD-Prozessoren eventuell leicht besser laufen, kann allerdings kaum den heftigen Unterschied zwischen AMD-Versprechung und 3DC-Erwartung verursachen. Bezüglich der für Intel angesetzten BIOS-Settings spricht AMD leider nur etwas nebulös vom "Intel Default", was auf den benutzten Intel-Prozessoren allerdings die Wahl läßt zwischen immerhin bis zu drei möglichen Powerprofilen, darunter auch das von Intel nicht empfohlene "Baseline"-Profil. Dessen Nutzung könnte eventuell die stark zuungunsten von Intel ausgefallenen Benchmark-Ergebnisse erklären, gerade auch im Anwendungs-Bereich. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass die Hardwaretester unterhalb des "Performance"-Profils gehen werden – und somit die AMD-Ergebnisse zu den Intel-Prozessoren bei den kommenden Launch-Reviews replizieren können.

Nachtrag vom 6. August 2024: Dokumentation der bewussten AMD-Folien