28

Launch-Reviews zu "Strix Point" zeigen AMDs neue Mobile-APU in ihrer Watt-Klasse vorn liegend

Der Sonntag sah dann endlich den Launch von AMDs Mobile-APU "Strix Point", womit AMD wenigstens ein Zen5-Projekt noch im Juli (offiziell) in den Markt bringen konnte. AMD hat hierfür – ungewöhnlich für Mobile-Prozessoren – sogar so etwas wie Launch-Reviews organisiert, selbige sind zu lesen bei ComputerBase, Hardwareluxx, Notebookcheck, PC Games Hardware, AnandTech und Phoronix. Dies ergibt im übrigen eine bemerkenswerte Schlagseite zugunsten deutschsprachiger IT-Magazine – wohl schlicht darauf basierend, dass von selbigen die für Notebook-Tests besonders hohen Anforderungen an vergleichbare Testbedingungen am ehesten zu erwarten sind. Davon abgesehen hat die deutsche IT-Szene mit "Notebookcheck" natürlich auch die große Referenz, was tiefgehende Notebook-Tests angeht. Nichtsdestotrotz kommt bei Mobile-Tests trotzdem nie besonders viel quer-vergleichbares Datenmaterial heraus, üblicherweise lassen sich nur einzelne Performance-Aussagen dokumentieren, welche dann in der Summe zu einem Gesamtbild führen müssen:

AMD "Strix Point" Test-Resultat
ST-Vergleich der PCGH HX370 im Schnitt von 3 Singlethread-Benchmarks +13% vor Ryzen 7 8840HS sowie +10% vor Core Ultra 9 185H (alle auf 28W)
ST-Vergleich von AnandTech HX370 (28W) im Schnitt von 4 Singlethread-Benchmarks +8% vor Ryzen 9 7940HS (35W) sowie +14% vor Core Ultra 7 155H (28W)
CPU-Vergleich der ComputerBase HX370 im Schnitt von 7 Anwendungs-Benchmarks +19% vor Ryzen 9 8945HS und Core Ultra 7 155H, sowie +4% vor Snapdragon Elite X1E-78-100
CPU-Vergleich von AnandTech HX370 (28W) im Schnitt von 14 Anwendungs-Benchmarks +7% vor Ryzen 9 7940HS (35W) sowie +46% vor Core Ultra 7 155H (28W)
iGPU-Vergleich von Notebookcheck HX370 auf 28/33W im Schnitt von 9 Spiele-Benchmarks –5% hinter Arc 8-Core iGPU (TDP?), allerdings auf 65/80W um +9% davor
iGPU-Vergleich der PCGH HX370 im Schnitt von 6 Spiele-Benchmarks +17% vor Ryzen 7 8840HS sowie +34% vor Core Ultra 9 185H (alle auf 28W)
iGPU-Vergleich von Hardwareluxx HX370 im Schnitt von 4 Spiele-Benchmarks +23% vor Core Ultra 9 185H
iGPU-Vergleich von AnandTech HX370 (28W) im Schnitt von 5 Spiele-Benchmarks +43% vor Ryzen 9 7940HS (35W) sowie +57% vor Core Ultra 7 155H (28W)

Danach sieht es nicht verkehrt aus für AMDs "Strix Point" bzw. die hierzu durchgehend getestete Spitzen-Lösung "Ryzen AI 9 HX 370": Verloren geht eigentlich keiner der Vergleiche, der geringe Malus beim iGPU-Vergleich von Notebookcheck ergeht gegen eine leider nicht referenzierte Intel-Plattform, welche demzufolge auch mit erhöhter TDP im Test gelaufen sein könnte. Hier und da wird AMDs IPC-Vorhersage von +16% für Zen 5 nicht ganz erreicht, wobei sich jene auch eher auf die Desktop-Modelle bezieht und im Mobile-Segment mit dem Unsicherheitsfaktor der verschiedenen Notebook-Designs sowieso schwer nachweisbar ist. Der eher markante Punkt ist, dass Strix Point in seiner Watt-Klasse faktisch mühelos vorn liegt, trotz beim zumeist für diese Launch-Reviews benutzten "Asus Zenbook S16" mit 28/33 Watt nur vergleichsweise niedrigen Powerlimits (Strix Point könnte nominell bis 54W gehen, darüber hinaus scheint wohl auch kein Problem zu sein, wie die ProArt-Modelle im Test von Notebookcheck zeigen).

Die Bandbreite der Resultate ist dann bei den iGPU-Tests nochmals größer, so dass auch einige Tester hierbei etwas enttäuscht sind. Der Blick zu anderen iGPU-Tests von "Strix Point" zeigt allerdings, dass es primär auf die benutzten Benchmarks und Grafik-Settings ankommt, ob nur ein mittelmäßiger oder auch mal ein großer Performance-Vorteil erzielt werden kann. Zumindest rein das iGPU-Feld betrachtet ist das, was AMD hier mittels der "Radeon 890M" genannten RDNA-3.5-Grafiklösung aufbietet, (wieder einmal) eindeutig Performance-führend. Der einzige vorliegende Vergleich gegen eine mobile dGPU wurde seitens Notebookcheck leider nur gegen die eher ungebräuchliche "RTX 500 Ada" angetreten, einer abgespeckten Ausführung der GeForce RTX 4050 Laptop. Gegenüber selbiger liegt AMDs neue iGPU allerdings auf hohen TDP-Einstellungen immer noch um ein Drittel zurück – echte dGPUs sind ergo durch die Strix-Point-iGPU weiterhin nicht in Gefahr.

In der Summe liegt AMD mit "Strix Point" im mittleren Watt-Bereich damit derzeit eindeutig vorn im Mobile-Segment – wobei die angetretenen Benchmarks sogar unterstreichen, dass die vorhergehende "Hawk Point" Generation von AMD selbst mit Intels "Meteor Lake" bereits gut mithalten konnte. Geschlagen geben muß sich Strix Point nur von den hochgezüchteten HX-Modellen beider Prozessoren-Entwickler, welche allerdings natürlich auch in ganz anderen Watt-Klassen unterwegs sind. Der beste Einsatzort für Strix Point sind zweifelsfrei Notebooks, wo die iGPU anstatt einer dGPU genutzt werden soll – weil damit auch der zweite der primären Strix-Point-Vorteile zum Tragen kommt. Das große Bild betrachtend kommt AMD mittels "Strix Point" zudem zu einem sehr günstigen Zeitpunkt in den Markt: Intel hat derzeit mit den "Raptor Lake" Degradierungs-Problemen zu kämpfen, was einiges an Reputation kosten wird. Zudem geht Intels nächste Mobile-Generation "Lunar Lake" eher nur ins Ultrabook-Segment, ist damit nicht unbedingt ein natürlicher Gegner für Strix Point.

Intels nächste vollständige Mobile-Generation in Form von "Arrow Lake" tritt (im Mobile-Feld) hingegen erst zum neuen Jahr an – was für AMD freie Fahrt für immerhin 5 Monate bedeuten sollte. Um dies wirklich auszunutzen, müsste AMD allerdings auch breitflächig liefern können. Derzeit fördert der Geizhals-Preisevergleich auf der Suche nach Zen5-basierten Notebooks gerade einmal 16 Modelle hervor, davon nur zwei umgehend lieferbar (bei Meteor-Lake-basierten Modellen sind es insgesamt 682 Modelle, davon 473 umgehend lieferbar). Dies ist genauso zu wenig wie die aktuell zu sehende Preisspanne, welche erst bei 1480 Euro für Strix-Point-Notebooks anfängt. Um einen wirklichen Markterfolg zu erlangen, braucht AMD allerdings auch preisgünstigere Strix-Point-Geräte, was bei Notebooks ohne dGPU sehr wohl auch unter 1000 Euro Verkaufspreis bedeuten sollte. Nur wenn es AMD gelingt, im zweiten Halbjahr 2024 ein breit gefächertes wie auch gut lieferbares Modell-Portfolio an Strix-Point-Notebooks auf die Beine zu stellen, ist mehr als nur ein Nischenerfolg anpeilbar.

Nachtrag vom 29. Juli 2024

Wie üblich bei derart Vergleichen von Mobile-Prozessoren ist es schwer, überhaupt wirklich vergleichbare Testbedingungen herzustellen, um rein die Prozessoren-Performance ohne der Effekte unterschiedlicher Powerlimits und/oder des konkreten Notebook-Designs zu testen. Selbst die Benutzung von auf nominell gleicher TDP laufenden Prozessoren ist hierfür nicht ganz ausreichend, denn jene können auch noch sehr abweichende Boost-Powerlimits aufweisen. Insbesondere Intel genehmigt seinen Mobile-Prozessoren teilweise absurd höhere Boost-Powerlimits, in der HX-Klasse kann dies zu Prozessoren-Modellen mit TDP von 45 Watt und Boost-Powerlimit von 115 Watt führen. Dies kann dann sogar Benchmark-wirksam werden, wenn der konkrete Test nur kurz genug abläuft, um ins Boost-Zeitfenster zu passen. In diesem Sinne ist es sehr bedauerlich, dass selbst die bekannten Notebook-Tester immer noch nichts grundlegendes zu den Boost-Modi bei AMDs Mobile-Prozessoren sagen konnten.

Inzwischen ist wenigstens bekannt, dass das beim Strix-Point-Launch zumeist getestete Asus Zenbook S16 mit einer TDP von 28W und einem Boost-Powerlimit von 33W lief. Wie häufig und lange dieser Boost aktiv sein kann, ist allerdings unbekannt. Bei diesem konkreten Asus-Notebook ist dies bei dieser geringen Differenz zur TDP vielleicht nicht ganz so wichtig, aber generell sollte diese Frage zum Boost-Verhalten von AMDs Mobile-Prozessoren durchaus einmal erschöpfend geklärt werden. Es wäre sicherlich anzustreben, dass sich die Test-Ergebnisse von Mobile-Prozessoren eines Tages nicht mehr so gravierend voneinander unterscheiden wie mit nachfolgender Aufstellung der Ergebnisse vom Strix-Point-Launch dokumentiert. Wenn man aus der ursprünglichen Ergebnis-Tabelle die Watt-Angaben und weiteren Anmerkungen wegläßt, kommt etwas heraus, was auf den ersten Blick eher wie gewürfelt aussieht:

Ryzen AI 9 HX 370 Anand CB HWluxx NBC PCGH
ST-Vergleich vs AMD Z4 +8% +13%
CPU-Vergleich vs AMD Z4 +7% +19%
iGPU-Vergleich vs AMD Z4 +43% +17%
ST-Vergleich vs Intel MTL +14% +10%
CPU-Vergleich vs Intel MTL +46% +19%
iGPU-Vergleich vs Intel MTL +57% +23% –5% +34%
Hinweis: Vergleiche teilweise auf unterschiedlichen Powerlimits, daher nur grob miteinander vergleichbar

Dabei handelt es sich schon um die Ergebnisse der sicherlich besten Hardwaretester, aus welchen zudem die am besten vergleichbaren Ergebnisse herausgesiebt wurden. Besonders einheitlich sehen die Ergebnisse dennoch nicht aus (und sicherlich liegen auch noch zu wenige davon vor). Verbessert werden kann dies seitens der Hardwaretester durchaus darüber, die genauen Powerlimits der benutzten Notebooks (nicht der benutzten Prozessoren, denn dies sind nur Hersteller-Standard) durchgehend anzugeben, wobei auf keinen Fall die Boost-Powerlimits vergessen werden dürfen. Darüber hinaus sind Erklärungen zum genauen Ablauf der Boost-Zyklen sicherlich hilfreich, speziell bei Prozessoren mit hohen Watt-Aufschlägen im Boost-Modus. Die Zielsetzung muß sein, mehr Prozessoren von wirklich derselben Watt-Klasse gegeneinander zu stellen, da Prozessoren anderer Watt-Klassen natürliche Vorteile bei entweder Performance oder Energieeffizienz aufweisen. Gerade mit den mehreren Intel-Architekturen im Mobile-Segment (LNL für Ultrabooks, MTL für normale Notebooks, RPL für HX-Modelle) tut es Not, stärker nach den jeweiligen Watt-Klassen zu unterscheiden.