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AMD Geschäftsergebnisse Q2/2017: Endlich solides Wachstum im Kerngeschäft

Chipentwickler AMD hat seine Geschäftsergebnisse für das zweite Jahresquartal 2017 vorgelegt, welche endlich einmal eine grundsätzlich positive Note außerhalb von Einmaleffekten mitbringen. In der Summe ist der Umsatz auf 1222 Mio. Dollar gestiegen, dies sind starke +24,2% mehr als im Vorquartal sowie immer noch sehr gute +19,0% mehr als im Vorjahresquartal (sprich, das zweite Quartal des Jahres 2016). Beim nominellen Gewinn hat man mit -16 Mio. Dollar zwar ein kleines Minus hinnehmen müssen, doch dies sah in den Vorquartalen teilweise noch viel schlechter aus – und der operative Gewinn liegt mit +25 Mio. Dollar inzwischen wenigstens wieder in der Pluszone (nebenbei gesagt sogar das erste Mal seit dem dritten Quartal des Jahres 2014).

Q2/2016 Q3/2016 Q4/2016 Q1/2017 Q2/2017
Umsatz 1027 Mio. $ 1307 Mio. $ 1106 Mio. $ 984 Mio. $ 1222 Mio. $
Gewinn 69 Mio. $ -406 Mio. $ -51 Mio. $ -73 Mio. $ -16 Mio. $
operativer Gewinn -8 Mio. $ -293 Mio. $ -3 Mio. $ -29 Mio. $ 25 Mio. $
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Zum erfolgreichen Geschäftsquartal trugen diesesmal alle beiden Hauptsparten bei AMD bei: Die PC-Sparte legte gegenüber dem Vorquartal von 593 auf 659 Mio. Dollar um +11,1% zu (gegenüber dem Vorjahresquartal sogar um +51,5%), die Server/SemiCustom-Sparte von 393 auf 563 Mio. Dollar um gleich +43,3% (gegenüber dem Vorjahresquartal allerdings -4,9%). Bei letztgenannter Sparte dürften wiederum die Konsolen-SoCs die entscheidende Rolle gespielt haben, deren Verkäufe im ersten Quartal in ein typisches Loch fallen und sich dann inbesondere in der Jahresmitte berappeln, um später ihren Höhepunkt im dritten Quartal zu erreichen (als Vorlauf für das Weihnachtsgeschäft). Wie allerdings auch an der mittelfristigen Entwicklung zu erkennen, hat die PC-Sparte zuletzt keineswegs einen wirklich großen Durchbruch vollzogen (auch nicht auf mehrere Quartale gerechnet), sondern bislang nur die Tiefstpunkte der Jahre 2015 & 2016 hinter sich gelassen.

Q2/2016 Q3/2016 Q4/2016 Q1/2017 Q2/2017
PC-Sparte 435 Mio. $ 472 Mio. $ 600 Mio. $ 593 Mio. $ 659 Mio. $
Server/SemiCustom 592 Mio. $ 835 Mio. $ 506 Mio. $ 391 Mio. $ 563 Mio. $

Insbesondere ein beachtbarer Ryzen-Effekt ist hierbei also noch keineswegs zu erkennen. Vielmehr könnte man eher denn enttäuscht sein, wenn man die Punkte "Ryzen-Launch" & "Grafikkarten-Knappheit" aufzählt – da hätte vielleicht sogar mehr herauskommen können als nur dieses Ergebnis. Hier zeigt sich allerdings sicherlich auch der Punkt, das allein das Vorhandensein neuer CPUs für den Retail-Markt noch nichts beachtbares am "großen" Marktgeschehen ändert – da kann man sogar bei diversen Online-Händlern auf den Spitzenplätzen mit einigen Ryzen-Prozessoren rangieren. Die wirklich großen Stückzahlen gehen nun einmal im OEM-Geschäft weg – und da bedeutet der reine Launchtermin nicht viel, insbesondere bei neuer Hardware von einem bislang wenig beachteten Zulieferer für OEMs dauert es einfach viel länger, ehe das ganze geschäftlich wirksam wird.

Zudem sind die großen PC-Hersteller natürlich nach den Jahren der "Dürre" bezüglich AMDs Prozessoren auch vorsichtig, beachtbare Stückzahlen zu ordern bzw. umfangreiche Modell-Sortimente aufzulegen. Vielmehr dürfte man unter den PC-Herstellern testweise einige Ryzen-basierte Geräte herausbringen und sich anhand deren Absatz dann entscheiden, wie groß man das Thema AMD-Prozessoren letztlich macht. Dies ist ein besonders langsamer Weg, wieder in den Markt zurückzufinden – und die direkt daraus resultierende (viel) geringere Auswahl an Komplett-PCs & Notebooks mit AMD-Prozessoren stört deren Absatz ebenfalls noch einmal. Egal wieviel AMD an die PC-Enthusiasten verkauft, die Rückkehr in die Breite des OEM-Geschäfts dürfte regelrecht Jahre in Anspruch nehmen, AMD die Lorbeeren für die Zen-Architektur also erst viel später in voller Höhe einstreichen.

Für den Augenblick ist es für AMD aber natürlich vollkommen ausreichend, wenn man sich Stück für Stück vorwärtskämpft und auch in den nachfolgenden Quartalen einfach nur positive Geschäftszahlen mit einer steten Entwicklung nach vorn verkünden kann. Die Anzeichen hierfür stehen eigentlich ganz gut, denn so wenig erbaulich der langsame geschäftliche Start von Ryzen für den Augenblick ist, um so mehr Potential hat AMD noch für die kommenden Jahresquartale übrig. Hinzu kommt zum Jahreswechsel dann vor allem noch die Zen-basierte "Raven Ridge" APU, mittels welcher AMD im breiten Feld der Notebook-Hersteller wieder besseren Anklang finden dürfte. Hier ist zum einen viel mehr zu holen als mit Desktop-PCs (höhere Preise & größere Stückzahlen) und hat AMD über die bisherigen AMD-APUs noch viel eher einen Fuß in der Tür als im Desktop-Segment. Nichtdestotrotz wird AMD weiterhin hart kämpfen müssen, denn wie gut an diesen Geschäftszahlen zu sehen, ist selbst ein rekordverdächtig bewertetes Produkt kein geschäftlicher Selbstläufer.