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Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im vierten Quartal 2016 sowie ersten Quartal 2017

Leider unsererseits etwas untergegangen in der letzten Zeit sind die neuen Marktanteils-Zahlen zum GPU- und iGPU-Markt seitens Jon Peddie Research für das vierte Quartal 2016 sowie das erste Quartal 2017. Von Mercury Research liegen leider für diesen Zeitraum immer noch keine (öffentlichen) Zahlen vor, so daß wir uns bei den nachfolgenden Betrachtungen allein auf das von Jon Peddie stammende Zahlenmaterial stützen müssen. Im Komplett-Markt für Grafikchips mit seiner bekannten Dominanz von iGPU-Lösungen hat sich in den genannten zwei Quartalen nicht viel bewegt: AMD hatte zum Jahresende 2016 mal einen kleineren Aufschwung, Intel hingegen eine kleine Delle, die man Anfang 2017 aber schon wieder ausbügeln konnte – und nVidia ebenfalls einen kleinen Jahresend-Aufschwung, welchen man Anfang 2018 aber schon wieder abgeben musste. Prinzipiell wird dieser Grafikchip-Gesamtmarkt zu sehr von Prozessor-Verkäufen dominiert, so das sich letztlich aus diesen Zahlen (wie schon oft kritisiert) keinerlei für Grafikchips sinnvolle Aussagen ziehen lassen.

Q4/2015 Q1/2016 Q2/2016 Q3/2016 Q4/2016 Q1/2017
AMD 11,8%
12,4%
13,2%
11,8%
13,5%
12,3%
13,0%
12,6%
14,4%
 
13,1%
 
Intel 71,6%
71,1%
70,1%
71,7%
72,6%
71,5%
70,9%
71,2%
68,1%
 
71,1%
 
nVidia 16,6%
16,4%
16,7%
16,3%
13,9%
16,1%
16,1%
16,1%
17,5%
 
15,8%
 
Quellen: Jon Peddie Research (schwarz) & Mercury Research (blau)

Etwas deutlichere Bewegungen hat es hingegen im Markt der Grafikchips für Desktop-Grafikkarten ("Add-in boards") gegeben, auch wenn hierbei das Fehlen der zweiten Quelle (in Form von Mercury Research) aufgrund deren in den letzten Quartalen klar abweichenden Zahlen besonders schmerzt. Rein bei Jon Peddie Research hat sich aber auch schon einiges getan: AMD hat seinen Höchststand von nahezu 30% im vierten Quartal 2016 mit 29,5% zwar noch einmal knapp gehalten, ist dann aber im ersten Quartal 2017 mit 27,5% klar abgerutscht – und nVidia hat (logischerweise) im gleichen Maßstab hinzugewonnen und liegt damit (bei Jon Peddie) wiederum um einiges enfernt vom Unterschreiten der 70%-Marke. AMD hat also den ursprünglichen Polaris-Schwung nicht ganz durchhalten können, liegt zwar immer noch weit von den einstigen Tiefstwerten bei teilweise sogar unterhalb der 20%-Marke entfernt – die in den letzten Quartalen durchgehend positive Entwicklung für AMD ist allerdings mit dem ersten Quartal 2017 durchbrochen.

Q4/2015 Q1/2016 Q2/2016 Q3/2016 Q4/2016 Q1/2017
AMD 21,1%
20,3%
22,8%
20,3%
29,9%
22,8%
29,1%
25,5%
29,5%
 
27,5%
 
nVidia 78,8%
79,7%
77,2%
79,7%
70,0%
77,2%
70,9%
74,5%
70,5%
 
72,5%
 
Quellen: Jon Peddie Research (schwarz) & Mercury Research (blau)

Jene reinen Absatzzahlen decken sich zudem auch mit dem gefühlten Marktgeschehen: nVidia hat sich im Jahr 2017 mit dem weiteren Ausbau der GeForce 1000 Serie (Launch der GeForce GTX 1050 /Ti im Q4/2016 sowie Launch der GeForce GTX 1080 Ti im Q1/2017) nochmals breiter und damit besser mit seiner Pascal-Generation aufgestellt, während AMD seine lange erwartete Vega-Generation in die Jahresmitte geschoben hat und ansonsten bislang nur den Polaris-Refresh bringen konnte. Hinzu kommt, das AMD bekannterweise im Zuge der Vorbereitung jenes Polaris-Refreshs schon einige Zeit vor dessen Launch begonnen hatte, die Lagerbestände der originalen Polaris-Karten abzubauen. Jener Vorgang, welcher für den reinen Grafikkarten-Käufer kaum sichtbar ist, zeigt sich jedoch oftmals deutlich in Unternehmens-Bilanzen – in einem solchen Fall über zurückgehende Chip-Absätze direkt bei Hersteller, was völlig unabhängig des Geschäfts im Einzelhandel abläuft.

Obwohl AMD nun noch immer keine Vega-Grafikkarten am Markt hat und der Polaris-Refresh kaum eine große Inspiration darstellt, dürften die Verkaufszahlen des eben zu Ende gegangenen zweiten Quartals 2017 (zu erwarten Mitte/Ende August) ziemlich interessant ausfallen. Denn dann müsste eigentlich der Effekt aus Gründen des Crypto-Minings (weltweit) leergekaufter Grafikkarten-Lager deutlich zu sehen sein. Die Grafikchip-Entwickler werden zwar voraussichtlich aus dem Crypto-Mining-Boom keinen wirklich großen Gewinn ziehen, da die Vorlaufzeit zur Ankurbelung der Chipfertigung mit rund drei Monaten viel zu lang ist, um das Risiko einzugehen, diesem voraussichtlich kurzfristigen Boom hinterherzusteigen – aber der Effekt, das für mehrere Wochen angelegte Lagerbestände in kurzer Zeit ganz radikal ausverkauft wurden, sollte eigentlich wenigstens für eine gewisse Absatzspitze besonders zugunsten von AMD im zweiten Quartal 2017 sorgen. Abgesehen von diesem Einmaleffekt hängt der weitere Geschäftsverlauf dann schlicht vom Release neuer Grafikchip-Generationen ab – bei AMD dem der Vega-Generation im dritten Quartal 2017 und bei nVidia dem der Volta-Generation voraussichtlich erst im Jahr 2018