Mit der Radeon RX 470 hat AMD am 5. August 2016 seine zweite Grafikkarte der Polaris/Vega-Generation in der 14/16nm-Fertigungsgeneration vorgestellt. Wie die vorher veröffentliche Radeon RX 480 basiert auch die Radeon RX 470 auf dem Polaris-10-Chip, welcher AMDs Midrange-Lösung innerhalb der aktuellen Grafikchip-Generation darstellt. Doch während die Radeon RX 480 8GB mit Preislagen von praktisch erst ab 270 Euro schon ziemlich grenzwertig für den Midrange-Bereich ist, erfüllt die Radeon RX 470 diesen Punkt mit einem Listenpreis von 179 Dollar wohl viel besser. Natürlich gibt es dafür nicht die volle Performance des Polaris-10-Chips – wie der Unterschied zur Radeon RX 480 (und zu den umherliegenden anderen Grafikkarten) exakt ausfällt, wird nachfolgend Aufgabe dieser Launch-Analyse sein.
Die Radeon RX 470 kommt wie gesagt als gewisse Abspeckung des Polaris-10-Chips her – nimmt aber natürlich alle dessen Features mit, welche in der Launch-Analyse zur Radeon RX 480 schon ausgebreitet wurden. Die Abspeckungen betreffen auch allein nur ein paar Shader-Cluster, im genauen büßt die Radeon RX 470 davon 4 ein und kommt somit auf insgesamt noch 2048 von maximal möglichen 2304 Shader-Einheiten. Das Speicherinterface hat AMD hingegen nicht angefasst, es handelt sich also auch bei der Radeon RX 470 weiterhin um ein 256 Bit breites GDDR5-Interface. Hinzu kommt noch ein Taktratenunterschied, da die Radeon RX 470 mit 926/1206/3300 MHz doch nominell beachtbar niedriger als die Radeon RX 480 (1120/1266/4000 MHz) taktet.
Ein wichtiger anderer Unterschied liegt in der default-Speichermenge: Während die Radeon RX 480 ist erster Linie als 8-GB-Karte gesehen wird (selbst wenn sogar ein offizieller Listenpreis für die 4-GB-Version existiert), ist die Radeon RX 470 in erster Linie eine 4-GB-Karte und es gibt auch nur für diese Kartenausführung einen offiziellen Listenpreis. Zwar gibt es auch vom Launch weg Herstellerdesigns der Radeon RX 470 mit gleich 8 GB Speicher, jene blähen den Preispunkt der Karte jedoch derart auf, das sich dann eher schon eine Radeon RX 480 8GB lohnt. Um den wahrhaften Midrange-Ansatz der Radeon RX 470 zu entsprechen, dürften Radeon RX 470 Ausführungen mit gleich 8 GB Speicher nur sehr geringe Mehrpreise haben, um in jedem Fälle näher der 200-Euro-Marke als der 250-Euro-Marke zu kommen – was derzeit noch nicht zu sehen ist. Für diese Launch-Analyse haben wir uns primär mit der 4-GB-Ausführung der Karte beschäftigt, zur 8-GB-Ausführung gab es auch einfach noch zu wenige Testberichte.
Eine weitere Besonderheit der Radeon RX 470 liegt darin, das zu dieser Karte kein frei erhältliches Referenzdesign existiert. AMD besitzt zwar ein selbiges und wird jenes auch im Direktgeschäft mit OEM-Herstellern verwenden, aber die Grafikkartenhersteller waren zur Radeon RX 470 aufgefordert, sich komplett selber Gedanken zu machen. Damit gibt es auch keine Hardwaretests, welche von AMD mit einem Referenzdesign ausgerüstet wurden – sondern vielmehr haben sich alle Hardwaretester ausschließlich bei den Grafikkartenherstellern mit Testsamples eingedeckt. Damit wurden positiverweise auch schon einige der letztlich im Markt verkauften Herstellerdesigns getestet – nachteiligerweise haben die Grafikkartenhersteller den Hardwaretestern natürlich primär ihre Overclocking-Designs mitgegeben. Performance-Messsungen einer unübertakteten Karte im Referenz-Zustand sind damit leider sehr selten anzutreffen, was die Ermittlung der Grundperformance der Radeon RX 470 nicht gerade einfacher macht.
GeForce GTX 960 | Radeon R9 380 | Radeon R9 380X | Radeon RX 470 | |
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Chipbasis | nVidia GM206 | AMD Tonga | AMD Polaris 10 | |
Fertigung | 2,94 Mrd. Transistoren in 28nm auf 227mm² Chipfläche bei TSMC | 5,0 Mrd. Transistoren in 28nm auf 359mm² Chipfläche bei TSMC | 5,7 Mrd. Transistoren in 14nm auf 232mm² Chipfläche bei GlobalFoundries | |
Architektur | Maxwell 2, DirectX 12 Feature-Level 12_1 | GCN3, DirectX 12 Feature-Level 12_0 | GCN4, DirectX 12 Feature-Level 12_0 | |
Features | Vulkan, DSR, SLI, PhysX, G-Sync | Vulkan, Mantle, Asynchonous Compute, VSR, CrossFire, TrueAudio, FreeSync | Vulkan, Mantle, Asynchonous Compute, VSR, CrossFire, TrueAudio Next, FreeSync | |
Technik | 2 Raster-Engines, 1024 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 32 ROPs, 128 Bit DDR GDDR5-Interface (Vollausbau) | 4 Raster-Engines, 1792 Shader-Einheiten, 112 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR GDDR5-Interface (Salvage) | 4 Raster-Engines, 2048 Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR GDDR5-Interface (Vollausbau) | 4 Raster-Engines, 2048 Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR GDDR5-Interface (Salvage) |
Taktraten | 1127/1178/3500 MHz (Ø-Chiptakt: 1316 MHz) |
≤970/2850 MHz (Ø-Chiptakt: ~970 MHz) |
≤970/2850 MHz (Ø-Chiptakt: ~970 MHz) |
926/1206/3300 MHz (Ø-Chiptakt: ? MHz) |
Speicherausbau | 2/4 GB | 2/4 GB | 4 GB | 4/8 GB |
Layout | DualSlot | DualSlot | DualSlot | DualSlot |
Kartenlänge | 21,5-27cm (Herstellerdesigns) |
24-27cm (Herstellerdesigns) |
24-27cm (Herstellerdesigns) |
24cm (Herstellerdesigns) |
Ref./Herst./OC | ✓ / ✓ / ✓ | ✗ / ✓ / ✓ | ✗ / ✓ / ✓ | ✗ / ✓ / ✓ |
Stromstecker | 1x 6pol. oder 1x 8pol. (je nach Karte) |
2x 6pol. | 2x 6pol. | 1x 6pol. oder 1x 8pol. (je nach Karte) |
off. Verbrauch | 120W (GCP) | 190W (TBP) | 190W (TBP) | 120W (TBP) |
Idle-Verbrauch | 10W | 14W | 14W | ~15W |
Spiele-Verbrauch | 109W | 179W | 188W | ~140W |
Ausgänge | DualLink DVI-I, HDMI 2.0, DisplayPort 1.2 | DualLink DVD-D, HDMI 1.4a (kein HDCP 2.2), DisplayPort 1.2 | DualLink DVD-D, HDMI 1.4a (kein HDCP 2.2), DisplayPort 1.2 | DualLink DVI-D, HDMI 2.0b, DisplayPort 1.3 (DP1.4-ready) |
FullHD Perf.Index | 340% | 370% | 400% | 480% |
Listenpreis | 2GB: 199$ | 2GB: 199$ | 4GB: 229$ | 4GB: 179$ |
Straßenpreis | 2GB: 160-180€ 4GB: 190-210€ |
2GB: 165-190€ 4GB: 180-200€ |
4GB: 190-220€ | 4GB: 220-240€ 8GB: 270-290€ |
Launch | 22. Januar 2015 | 18. Juni 2015 | 19. November 2015 | 5. August 2016 |
Im Referenzzustand hat die Radeon RX 470 einen Nachteil bei der Anzahl an Recheneinheiten von -11,1% gegenüber der Radeon RX 480, hinzu kommt ein nomineller Taktraten-Nachteil vom -4,7% beim Chiptakt sowie -17,5% beim Speichertakt. Dies läuft auf eine Gesamtdifferenz bei Rechenleistung und Speicherbandbreite von kumuliert -15% bzw. -17,5% hinaus, eine ergo recht symetrische Abspeckung. Noch genauer läßt sich dies leider nicht sagen, denn da die Ermittlung der real anliegenden Taktraten ausschließlich auf werksübertakteten Herstellerdesigns stattfand, muß der real anliegende Chiptakt einer Referenz-nahen Radeon RX 470 letztlich offenbleiben. Die Ermittlungen der ComputerBase mit durchschnittlich 1136 MHz (in 23 Spiele-Tests, nach Vorwärmphase) auf der vergleichsweise gering werksübertakteten Asus RX 470 Strix OC 4GB geben eine gewisse Idee, wo die Taktraten der Radeon RX 470 liegen sollten – mehr aber auch nicht.
Dies hängt primär damit zusammen, das es keine wirklich definitiven Aussagen zum Power-Limit der Karte gibt – eigentlich sehr erstaunlich, denn das Thema von Grafikkarten, deren real anliegender Chiptakt letztlich allein vom Power-Limit bestimmt wird, begleitet uns seit dem Launch von GeForce GTX 970 & 980 von vor fast zwei Jahren. Innerhalb dieser langen Zeit hätte es sich eigentlich längst einbürgern sollen, dem Leser von Grafikkarten-Testberichten standardmäßig jene Information zu offerieren. Zum Power-Limit der Radeon RX 470 lassen sich nur ein paar indirekte Anzeichen aufgrund von Stromverbrauchsmessungen der reinen Grafikkarte finden: Die Asus RX 470 Strix OC 4GB im Test von Tom's Hardware sowie der PC Games Hardware dürfte ein Power-Limit von 150 Watt haben, die Sapphire RX 470 OC im Test von Golem scheint dagegen sogar mit einem Power-Limit von nur 145 Watt auszukommen. Was davon AMDs Referenz-Wert entspricht, darüber kann man derzeit leider nur rätseln.
Die offizielle AMD-Angabe einer "Typical Board Power" von 120 Watt ist hingegen rein verkaufspolitisch gewählt, um die Radeon RX 470 hübscher zu machen als jene ist – jener "durchschnittliche Verbrauch" wurde schon bei der Radeon RX 480 nicht eingehalten und wird auch bei der Radeon RX 470 spielend überboten. Leider existieren hierzu noch zu wenige Meßergebnisse der reinen Grafikkarte ohne erheblichen Einfluß von werksübertakteten Modellen. Die vorgenannten Hardware-Tests kommen auf Stromverbrauchs-Meßwerte (unter mehreren Spielen) von 141-144 Watt, 144-146 Watt bzw. 135-139 Watt. Damit kann man sagen, daß die Radeon RX 470 wohl grobe 140 Watt im Spieleeinsatz verbraucht – und somit mal wieder deutlich mehr, als uns AMD weismachen will (äquivalent zur Radeon RX 480). Wenigstens liegt die Karte damit noch innerhalb der PCI-Express-Spezifikation, auch bei Verwendung von nur einem 6poligen Stromstecker (einige Herstellerdesigns kommen sogar mit einem 8poligem Stromstecker daher).
HW.fr | Heise | HT4U | PCGH | TPU | Tom's | TweakPC | Ø | Perf./TDP | |
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Radeon RX 480 8GB | 16W 165W |
16W 156W |
17,1W 165,3W |
15W 158,3W |
15W 163W |
16W 164W |
? 173,0W |
16W 163W |
550% 150W |
Radeon RX 470 | 13W 139W |
? 145W |
11W 121W |
16,1W 142,2W |
~15W ~140W |
480% 120W |
|||
Radeon R9 Nano | 14W 185W |
11W 186W |
14,6W 168,8W |
13W 183W |
600% 175W |
||||
Radeon R9 390X | 18W 329W |
14,4W 301,5W |
13W 344W |
14,4W 293,6W |
14,9W 233W |
15W 303W |
580% 275W |
||
Radeon R9 390 | 11W 231W |
15,1W 222W |
~15W ~250W |
540% 275W |
|||||
Radeon R9 380X | 14W 191W |
13,7W 170W |
15W 199W |
12W 171W |
13W 191W |
15,9W 172W |
14W 188W |
400% 190W |
|
Radeon R9 380 | 16W 180W |
14W 193W |
12W 184W |
14,9W 138W |
14W 179W |
370% 190W |
|||
GeForce GTX 960 | 10W 117W |
? 115W |
9,7W 94,5W |
8W 108W |
11W 90W |
? 124,1W |
10W 109W |
340% 120W |
|
GeForce GTX 970 | 18W 151W |
11,2W 160,0W |
15W 164W |
9W 161W |
20W 168W |
12W 161W |
510% 145W |
||
GeForce GTX 980 | 12W 155W |
? 173W |
11,2W 180,0W |
11,5W 160W |
8W 156W |
15W 185W |
? 182,3W |
12W 174W |
600% 165W |
GeForce GTX 1060 6GB | 7W 120W |
5W 119W |
6,4W 120,0W |
6,5W 118,3W |
5W 116W |
9W 119W |
? 139,5W |
7W 119W |
590% 120W |
Der obere Wert einer Zelle ist immer der Idle-Stromverbrauch, der untere Wert einer Zelle immer der Spiele-Stromverbrauch. In der Durchschnitts-Spalte ("Ø") fettgedruckte Werte basieren auf Berechnungen, die nicht fettgedruckte Werte sind Schätzungen. Die letzte Spalte enthält Angaben zum 3DCenter Performance-Index (oben) sowie zur offiziellen TDP (unten). |
Grundsätzlich positives läßt sich über die Geräuschbelastung durch die Radeon RX 470 berichten. Die verschiedenen Herstellerdesigns wurde von im Prinzip allen Testberichten als vernünftig bis gutklassig bewertet – was dann doch ein gehöriger Unterschied zu den Launches von AMDs 28nm-basierten Grafikkarten darstellt, welche oftmals (im Referenzdesign) nur Durchschnitt bei der Geräuschentwicklung boten. Heuer nun hat AMD das Problem der Stromaufaufnahme im Midrange-Bereich ausreichend gut im Griff, auf das die Herstellerdesigns bei Lüfterdrehzahlen von 1500 bis 1700 U/min als wirklich problemlos in dieser Kategorie gelten können. Wer auf ein paar Prozente an Performance verzichten kann, dem bieten die Silent-Modi diverser Herstellerkarten sogar einen nochmals ruhigeren Kartenbetrieb an. Etwaiges Spulenfiepen konnte zudem durchgehend nicht wirklich festgestellt werden. In der kompletten Disziplin "Geräuschbelastung" haben die Grafikkartenhersteller ergo ein gutes Werk bei der Radeon RX 470 getan.