29

Was die zentrale Datenschutzrichtlinie von Google wirklich bedeutet

Die kommende zentrale Datenschutzrichtlinie von Google wird nun von allen Seiten angegriffen – als der entgültige Zeitpunkt, wo das inoffizielle Firmenmotto "Don't be evil" zur Karrikatur verkommt. Dabei wird unserer Meinung nach jedoch nur dem Schlagwort "zentrale Datenschutzrichtlinie für 70 Google-Dienste" nachgegangen, ohne sich den zugrundeliegenden Fakten zuzuwenden. Denn im eigentlichen tut Google hier sogar etwas gutes, denn anstatt der Datenschutzrichtlinien von eben den 70 Einzeldiensten gibt es zukünftig nur noch eine Datenschutzrichtlinie für das komplette Google-Angebot. Den eigentlichen Angriffspunkt der Kritiker, daß nunmehr alle Nutzerdaten dieser 70 Google-Dienste zusammengeführt werden, kann man dagegen als "nicht existent" verbuchen: Denn dies dürfte Google sowieso schon des längeren so handhaben, man macht diese inoffizielle Praxis nunmehr nur offiziell bzw. legalisiert diese.

Der eigentliche Negativpunkt an dieser Zentralisierung von Google besteht dagegen ganz wo anders: Jegliche bisherige Nutzung eines Google-Dienstes ist ab dem 1. März auch automatisch mit einer Teilnahme an Google+ verbunden – die Google-Nutzer werden faktisch in das soziale Netzwerk von Google hineingepresst, ob sie dies wollen oder nicht. Ob dies mit der Angabe weiterer persönlicher Daten verbunden ist, wird man noch sehen müssen, dies ist aber nicht ganz unwahrscheinlich – denn ein soziales Netzwerk lebt nun einmal von persönlichen Daten und wer einmal einen Google-Dienst nutzt, ist auch einfach in diese Richtung hin erpressbar. Das dahinterstehende Problem ist damit, daß Nutzer, die vielleicht nie in ein soziales Netzwerk eintreten wollten oder aber wenigstens nicht in Google+ eintreten wollen, nun durch die bestehende Mitgliedschaft bei einem der anderen Google-Dienste faktisch dazu gezwungen werden sollen – mit all den negativen Auswirkungen auf den persönlichen Datenschutz natürlich.

In Deutschland wäre eine solche Zwangsklausel rechtlich im übrigen automatisch ungültig – wobei auch im Fall Google die Möglichkeit besteht, dem ganzen zu entrinnen: Dies bedeutet jedoch den kompletten Verzicht auf alle anmeldepflichtigen Google-Dienste. Wenigstens kann man Google zu gute halten, sich nunmehr die Maske selber heruntergerissen und dem Internetnutzer klar gezeigt haben, worum es letztlich geht – um die Vereinnahmung der User (wobei Facebook in dieser Beziehung nicht besser, sondern sogar der unangefochtene Vorreiter ist). Es liegt nunmehr beim Internetnutzer sich zu entscheiden, ob man dies mit sich machen lassen will: Verzicht auf die Nutzung der anmeldepflichtigen Google-Dienste – oder die schleichende (oder möglicherweise sogar rasante) Vereinnahmung durch die zwangsweise Mitgliedschaft in Google+.