Die neueste Enthüllung von Whisteblower Edward Snowden – in Zusammenarbeit mit dem britischen Guardian – ist "XKeyscore", was man grob als Suchmaschine der Überwacher verstehen kann. Ein Hauptdokument zu XKeyscore kann man sich in kompletter Länge bei Documentcloud geben, der Artikel des Guardian bietet zudem noch weitere Folien speziell von der XKeyscore-Suchmaske. Relevant bezüglich XKeyscore ist vor allem, daß an dieser Suchmaschine alles an Datenbeständen angeschlossen ist, auf welches der Geheimdienst-Verbund von USA, Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland Zugriff hat – PRISM, Tempora und weitere nationale Geheimdienstprogramme.

Hier findet die sicherlich größte geheimdienstliche Datenbündelung aller Zeiten statt, wobei hierzu allerdings auch gern zwei Mißverständnisse auftauchen: Erstens ist XKeyscore kein eigenständiges Überwachungs- oder Datensammel-Programm, sondern eben "nur" das Frontend zu diesen Datensammel-Programmen – ein Programm mit ausgefeilter Suchmaske, um den gesamten Datenbestand zu durchforsten. Und zweitens ist XKeyscore augenscheinlich nicht direkt an den Internet-Traffic angebunden, sondern "nur" an andere Datensammel-Programm. Diese können teilweise komplette Kopien des Internet-Traffics besitzen (wie bei Tempora), aber dies muß nicht sein.

Auch hier zeigt sich wieder, daß XKeyscore "nur" das Frontend ist – was man daran an Datenbestände anschließt und wie jene erzeugt werden, ist für XKeyscore nicht von Belang. Dafür ist XKeyscore dann aber auch voll skalierbar, sprich man kann beliebig weitere Datenquellen daran anschließen. Eine interessante offene Frage hierzu wäre noch, ob XKeyscore eventuell Zugang zu den Servern von Google, Yahoo & Facebook hat, wo sicherlich die größte und interessanteste Datenflut wartet. Der Zugang müsste nicht einmal direkt sein, sondern könnte in den USA auch über den (bekannten) Zugriff des FBI erfolgen – relevant wäre nur, ob man die Datenbestände der großen US-Internetunternehmen in Echtzeit durchsuchen kann. Dies wäre dann natürlich heftig, weil in der einen oder anderen Form ist wohl jeder Internetnutzer bei irgendeinem US-Internetunternehmen erfasst.

Damit ist XKeyscore natürlich den einen oder anderen Aufreger wert – vor allem aber deswegen, weil man mittels XKeyscore der Normalbevölkerung besser klarmachen kann, wie enorm mächtig solcherart Überwachungswerkzeuge sind. Daß es auf Basis von PRISM und Tempora entsprechende Auswerte- und Suchmechanismen geben würde, war aber schon vorher klar. XKeyscore ist gut zur Deutlichmachung der heutigen Überwachungsgesellschaft, relevant für die Macht der Überwacher sind jedoch allein die Datenzugriffe und Datenbestände, welche jene besitzen – also doch wieder zuerst PRISM und Tempora.