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Das britische Tempora-Überwachungsprogramm ist noch umfassender als PRISM

Es ist eigentlich für kaum möglich zu halten, daß das NSA-Überwachungsprogram "PRISM" noch zu toppen ist – die Briten haben jedoch genau dies getan, indem der britische Geheimdienst GCHQ seit ungefähr fünf Jahren mittels des Tempora-Überwachungsprogramm Zugriff auf noch wesentlich mehr Daten nimmt als selbst PRISM hat. Dafür gehen die britischen Überwacher nicht an die großen Internet-Firmen heran, wie es bei PRISM der Fall ist – vielmehr zapft man den Internet-Backbone in Form der transatalantischen Leitungen gleich direkt an: Von 1600 über britischen Boden laufenden Glasfaser-Verbindungen werden laut den Ausführungen des Guardians maximal 1500 für Tempora angezapft, wobei derzeit 200 von diesen Glasfaser-Leitungen dauerhaft abgehört werden.

Die für Tempera eingesammelte Datenmenge sprengt dabei jedes bisherige Vorstellungsvermögen: In der Tat wird das komplette Datenvolumen dieser 200 abgehörten Glasfaser-Leitungen kopiert und analysiert. Verbindungsdaten werden dann für 30 Tage gespeichert, Inhaltsdaten für drei Tage (sofern im Einzelfall nicht die Analyse anschlägt und eine längere Speicherung vorschlägt). Die maximal durchgehende Datenmenge der angezapften Glasfaser-Leitungen liegt bei insgesamt 21 Petabyte man Tag, so daß die Speicherung der Inhaltsdaten maximal 60 Petabyte verschlingen könnte – eine erstaunlicherweise immer noch beherrschbare Größe (rund 1500 4TB-Festplatten). Eine dauerhafte Speicherung ist natürlich immer noch nicht möglich – aber das Ziel von Tempora scheint sowieso eher darin zu bestehen, die Daten nur für die Dauer der Analyse zwischenzuspeichern und nachfolgend dann nur noch relevante Daten zu behalten.

Dies unterscheidet Tempora sehr deutlich von PRISM, welches eher darauf angelegt ist, Daten zu schon spezifischen Personen herauszufiltern. Dafür hat PRISM dann aber auch Zugriff auf Daten, an welche Tempora nur indirekt und niemals vollständig herankommt – an die direkt bei den Internet-Firmen liegenden vollständigen Kundenprofile und deren gespeicherte Verbindungs- und Inhaltsdaten. Perfiderweise ergänzen sich PRISM und Tempora somit perfekt: Während Tempora als eine Art grober Datenstaubsauger agiert und erst einmal alles mitnimmt, was an Rauschen im Netz vorhanden ist, geht PRISM direkt an jene Daten heran, welche auf den Servern der Internet-Firmen liegen und üblicherweise nicht in dieser Form komplett durchs Netz gehen. Da Briten und Amerikaner zusammen mit Australien, Neuseeland und Kanada zu einer "Five Eyes" genannten Überwachungsallianz gehörend ihre Erkenntnisse untereinander austauschen, ist somit zusammen eine größtmögliche Abdeckung garantiert.

Die Frage, ob nach den Enthüllungen zu PRISM und Tempora irgendetwas passieren wird, kann dagegen schon als weitgehend erledigt angesehen werden: Dafür war der mediale Sturm und damit der Druck auf die Politik schon zu PRISM viel zu gering. Beide Themen sind offenbar gut genug für ein paar interessante Nachrichtenartikel, führen jedoch nicht zu praktischen Konsequenzen – wenig verwunderlich in einer Welt, wo ein Skandal den nächsten jagt und keine Zeit mehr für Auswertung des Geschehenen samt daraus zu ziehender Handlung bleibt. Daß dann, wenn skandalöses Handeln der Politik keine spürbaren Konsequenzen nach sich zieht, solcherart Verhalten geradezu herausgefordert und damit vermehrt auftreten wird, sollte auf der Hand liegen.