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IPv6 World Launch Day am 6. Juni

Gulli vermelden den "IPv6 World Launch Day" am 6. Juni 2012 – was allerdings etwas hochtrabend formuliert ist, denn an diesem Tag passiert nichts entscheidendes, vielmehr werden zumeist nur die bei vielen großen Internetdiensten bereits jetzt im Probebetrieb zuverlässig laufenden IPv6-Angebote dann einfach offiziell werden. Das eigentliche Problem des Vorgängerstandards IPv4 liegt sowieso in der rasch zurückgehenden Anzahl an noch verfügbaren IPv4-Adressen, welche vornehmlich die Internet Service Provider in Asien sehr schnell dazu zwingn sollte, zukünftige Angebote ausschließlich nur noch in IPv6 zu offerieren. Dies ist zumindest die Theorie – in der Praxis wird es eher passieren, daß zukünftige Angebote im lukrativen Business-Bereich weiterhin IPv4 & IPv6 bekommen, während dafür Consumer-Angebote auf alleinig IPv6 umgestellt werden und man sich somit IPv4-Adressen spart bzw. diese eben in lukrativere Geschäftszweige umleiten kann.

Erste Kandidaten für eine solche Zwangs-Umstellung auf IPv6 sind mobile Internetanschlüsse im Consumer-Bereich, da dort zum einen die höchsten Anschluß-Zuwachsraten liegen und zum anderen die Leidensfähigkeit der Kunden – falls mal eine Webseite nicht erreichbar ist – noch am größten ist. Erst wenn man also einen Internetanschluß erwischt, welcher wirklich nur IPv6 bietet, fängt der Ärger an – so lange die eigene IP-Adresse weiterhin eine IPv4-Adresse ist, muß weiterhin alles erreichbar sein, da der Dual-Betrieb von IPv4 & IPv6 auf Seiten der Webseiten-Anbieter offenbar keine Probleme macht. In Europa ist aber kaum vor dem Jahr 2013 mit dem Ende der IPv4-Adressen im Consumerbereich zu rechnen, da hier die Anzahl der Netzzugänge (außerhalb des Mobile-Bereichs) nicht mehr stark steigt. Kritisch wird es wie gesagt in Asien, wo voraussichtlich schon dieses Jahr die IPv4-Adressen für den Consumer-Markt ausgehen werden – noch bevor wirklich alle Webseiten- und Dienste-Anbieter auf den Dual-Betrieb von IPv4 & IPv6 umgestellt haben.

reine IPv4-Webseiten/Dienste DualStack-Webseiten/Dienste reine IPv6-Webseiten/Dienste
Derzeit die überklare Mehrheit. Mit dem "IPv6 World Launch Day" wird es verstärkt solche Webseiten geben, in ein bis zwei Jahren dürften alle Webseiten entsprechend umgestellt sein. Sehr selten und werden in kurz- und mittelfristiger Zukunft auch nicht zunehmen, da man Business-Angebote nun einmal prinzipiell auf höchstmögliche Kompatibilität auslegt.
reiner IPv4-Internetzugang
Allerdings können die ISPs trotzdem IPv6-Webseiten über Tunnel-Services zur Verfügung stellen. Allerdings dürften es die meisten ISPs vorziehen, das eigene Netzwerk gleich Dual-fähig zu machen – was meistens kein Problem ist, da alle neueren Netzwerk-Gerätschaften schon beide Protokolle unterstützen.
IPv4-Internetzugang, zu IPv6 kompatibel
reiner IPv6-Internetzugang
Solche Internetzugänge sind derzeit noch faktisch gar nicht vorhanden und werden auch in Zukunft erst dann auftauchen, wenn es gar nicht mehr anders geht. Vorstellbar ist dies beispielsweise bei mobilen Internetzugängen, wo der Datenverkehr sowieso oftmals über die zentralen Server des Anbieters läuft und dieser dann als IPv4-Proxy agieren kann, IPv4-Webseiten ergo doch erreichbar sein können.

Rein privat muß man sich in aller Regel keine echten Sorgen ob dieser kommenden Umstellung machen. Als Grundvoraussetzung sind alle modernen Betriebssysteme und Netzwerk-Gerätschaften bereits kompatibel zu IPv6, von der Heimanwender-Seite her gibt es daher die wenigsten Probleme. Um reine IPv6-Webseiten anzeigen zu können (welche derzeit nur eine verschwindend geringe Anzahl haben) benötigt es allerdings noch eines IPv4/IPv6-kompatiblen Internetzugangs, sprich der Internet Service Provider muß sein System darauf umstellen, neben IPv4 auch IPv6 zu unterstützen. Da dies zwar mit Arbeitsaufwand, aber meistens nicht mit der Anschaffung neuer Netzwerk-Gerätschaften verbunden ist, dürfte sich mittelfristig dieser Dual-Betrieb bei den ISPs durchsetzen. Derzeit ist dies sicherlich noch kein bedeutender Punkt, aber bei einem Wechsel des Netzzugangs kann man durchaus darauf schauen, ob IPv6 (zusätzlich) unterstützt wird (austesten kann man es hiermit). Von einem reinen IPv6-Netzzugang ist dagegen abzuraten, damit funktioniert ein Großteil des Netzes nicht oder wird dann ausschließlich über Proxy-Server des ISPs ausgeliefert.