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Performance der Radeon R9 285: Marketing-Anspruch & Benchmark-Wirklichkeit

In denen für die Presse erstellten Dokumenten zum Launch neuer Hardware finden sich oft vollmundige Performance-Versprechen, manchmal sogar in Form konkreter Benchmark-Zahlen. Faktisch immer handelt es sich hierbei um "Rosinenpickerei" seitens der Hersteller, wo also die für das eigene neue Produkt jeweils besten Szenarien herausgesucht werden bzw. die andere Hardware in diesem Vergleich teilweise auch unter ungünstigen Bedingungen (älterer Treiber etc.) antritt. Beim Launch der Radeon R9 285 war dies nicht anders – nur das durch die vor dem Launch vorliegenden AMD-Präsentation sich ein falsches Performance-Bild und damit eine zu vorfreudige Stimmungslage zu dieser neuen AMD-Karte herausbilden konnte, welche durch die unabhängigen Benchmarks der eigentlichen Launch-Artikel dann (bei weitem) nicht mehr erfüllt werden konnte.

Konkret versprach AMD mittels seiner Launch-Präsentation eine Mehrperformance der Radeon R9 285 gegenüber der GeForce GTX 760 von ca. 17% unter 2560x1440. Die Launch-Artikel erzielten aber gemäß unserer Analyse im Schnitt nur eine Differenz zwischen beiden Karten von +8,8% unter 1920x1080 4xAA sowie +10,1% unter 2560x1600 4xAA. Selbst wenn man sich nur auf die von AMD angegebenen Titel beschränkt, kommt kein besseres Ergebnis heraus: Die Differenz unter dem 3DMark13 scheint in der Tat in dieser Höhe zu existieren, unter den drei Spiele-Titeln messen aber auch unabhängige Tests nur +6,8% aus – dies ist sogar weniger als der generelle Benchmark-Schnitt und liegt keinesfalls bei den von AMD angegebenen +13-15%.

3DMark13 FS Ex Battlefield 4 BioShock Infinite Crysis 3
AMD +25,6% +15% +15% +13%
Ø Hardware-Tests - +6,6% +6,2% +7,6%
HT4U - +10,1% - * +13,4%
Hardwareluxx +25,6% +6,4% +2,2% +5,2%
TechPowerUp - +0,4% +11,4% +9,4%
TechSpot - +9,5% +4,9% +2,2%
Alle Benchmarks unter 2560x1440 oder 2560x1600, sofern möglich mit 4x Multisampling Anti-Aliasing.  * = Wert wegen offensichtlicher Fehlmessung (+48,6%) nicht mit notiert.

Würden AMDs eigene Messungen ähnlich gelegen haben, hätte es im Vorfeld des Launchs nicht so eine (falsche) Euphorie über eine starke Mehrperformance der Radeon R9 285 gegeben, welche sich schließlich dann gar nicht erfüllen konnte. AMD wäre somit einiger Enttäuschung seitens der den Launch gespannt begleitenden Enthusiasten-Gemeinde aus dem Weg gegangen. Allerdings darf sich AMD trösten: Man ist hierbei in guter Gesellschaft, auch die anderen Hardware-Hersteller übertreiben bei den Performance-Angaben in ihren Präsentationen und selbst eingerechnet der "Rosinenpickerei" sind die hierbei gezeigten Hersteller-Werte eigentlich immer zu hoch bzw. zu vorteilhaft für das jeweils neue Produkt.

Und dies ist der eigentliche Punkt, welchen der aufmerksame Leser aus so eine Geschichte etwas mitnehmen kann: Vorlauch-Angaben und generell Hersteller-Angaben sind meist übertrieben, ein klein (bis mehr als "ein klein wenig") wenig aufgehübscht, am Ende nicht wirklich belastbar. Die Wahrheit zur Performance kommt immer erst am Launch-Tag in Form unabhängiger Benchmarks ans Licht – und dann, wenn die Ergebnisse der verschiedenen Hardwaretests zu sehr schwanken, vielleicht sogar erst in unseren Launch-Analysen, welche die Werte vieler Hardwaretests zusammenfassen und somit einen ausgleichenden Schnitt der vorhandenen Ergebnisse liefern können.