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nVidia-Geschäftsergebnisse Q1/2015: Guter Start ins neue Jahr

Mit der Vorlage seiner Geschäftsergebnisse für das (vergleichsweise) erste Kalenderquartal 2015 hat nVidia einen guten Start ins neue Jahr bekanntgeben können – nachdem jener bei Intel eher durchschnittlich aussah und bei AMD der starke Abwärtstrend leider bestätigt wurde. Abweichend von den Kalenderquartalen lief bei nVidia das zu Ende gegangene Finanzquartal vom 26. Januar bis 26. April 2015 und stellt fiskalisch das erste Finanzquartal des Finanzjahres 2016 dar. In diesem (grob) ersten Kalenderquartal sind natürlich keine Umsatzsprünge gegenüber dem vierten Jahresquartal zu erwarten (welches das lukrative Weihnachtsgeschäft enthält) – aber nVidia konnte trotzdem einige Werte gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres steigern: Beim Umsatz ging es um 4,4% nach oben, der nominelle Gewinn fiel leicht um 1,5%, während der operative Gewinn um immerhin 16,6% zulegte. Für ein erstes Jahresquartal – in welchem es primär darum geht, nicht all zu viel gegenüber dem vorliegenden vierten Quartal abzugeben – ist dies sehr anständig und (in schwierigen Zeiten für das PC-Business) wie gesagt auch ein besseres Jahresstart als bei Intel und AMD.

Q1/2014 Q2/2014 Q3/2014 Q4/2014 Q1/2015
Umsatz 1103 Mio. $ 1103 Mio. $ 1225 Mio. $ 1251 Mio. $ 1151 Mio. $
Gewinn 136 Mio. $ 128 Mio. $ 173 Mio. $ 193 Mio. $ 134 Mio. $
operativer Gewinn 151 Mio. $ 163 Mio. $ 213 Mio. $ 231 Mio. $ 176 Mio. $
Für Vergleichswerte zu AMD, Intel & nVidia zurück bis ins Jahr 2006 bitte klicken.

Erneut der starke Umsatzträger bei nVidia war die Grafikchip-Sparte, die im abgelaufenen Quartal bei 940 Millionen Dollar Quartalsumsatz herauskam – bei AMD steht die Grafikchip-Sparte (wird seit einiger Zeit nicht mehr getrennt ausgewiesen) bei grob nur 300 Millionen Dollar. Dies ist zwar leicht schwächer als im vorangegangenen vierten Quartal (Rekordwert mit 1073 Mill. $), aber dennoch klar besser als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Beachtlich ist der gewisse Rebound der Tegra-Sparte, welche bei 145 Millionen Dollar Quartalsumsatz herauskam – was zwar weit entfernt von früheren Bestwerten ist, aber wenigstens gegenüber dem vorangegangenen vierten Quartal (112 Mill. $) gut aussieht, gerade für ein erstes Jahresquartal. Trotzdem ist nVidia weiterhin um einiges davon entfernt, die Tegra-Sparte wirklich als zweites Standbein ansehen zu können.

Die guten GPU-Umsätze bedeuten dann aber auch, daß nVidias GTX970-Affäre dem Unternehmen geschäftlich gar nicht geschadet hat – was jetzt aber auch nicht im großen Maßstab zu erwarten gewesen war, denn HighEnd-Grafikkarten werden nicht in diesen Stückzahlen verkauft, daß jene einen so großen direkten geschäftlichen Einfluß haben. Den indirekten Einfluß hat nVidia hingegen "gut" über das Totschweigen der Problematik und die willige Mithilfe insbesondere der englischsprachigen Presse minimieren können – anstatt jeder Gamer rund um den Globus über diese Problematik nunmehr Bescheid weiss (und zukünftig in seine Kaufentscheidung mit einbezieht), war dies nur eine kleine Episode, die schnell vergessen wurde. Rein geschäftlich mag nVidia in der GTX970-Affäre somit alles richtig gemacht haben – doch Freunde oder gar Vertrauen wurden damit nicht gewonnen.

Für das laufende zweite Quartal sind kaum großartige Sprünge zu erwarten, da eigentlich nichts großartiges auf dem Releaseplan steht. Die im Mai/Juni zu erwartende GeForce GTX 980 Ti wird als (nachträglich releastes) HighEnd-Produkt wie üblich kein großer Umsatzträger sein können, steht zudem nicht für das gesamte Quartal zur Verfügung. Eher interessant aus geschäftlicher Sicht wäre es, wenn nVidia die GeForce 900 Serie nach unten hin ausdehnt – alles unterhalb der GeForce GTX 960 wird schließlich noch von GeForce 600 & 700 Grafikkarten bedient. Womöglich wird nVidia hier auch nachlegen – wird aber wahrscheinlich darauf warten, was AMD hier mit der Radeon R300 Serie vorlegt, um dann besser kontern zu können. Da dies dann auch erst frühestens im Juni/Juli passieren würde, sollte auch diese potentielle Auffüllung der GeForce 900 Serie nach unten hin kaum großartig umsatzwirksam im laufenden zweiten Quartal werden können.

Allerdings sind für den Rest des Jahres auch keine großen nVidia-Offensiven mehr zu erwarten: Für wirklich neue Grafikkarten-Serien muß nVidia auf die Verfügbarkeit von TSMC 16nm-Fertigung warten, was eine Angelegenheit des Jahres 2016 sein wird. Eine Refresh-Generation auf Maxwell-2-Basis ist eher unwahrscheinlich, da dafür der Zeitpunkt bis zu Release der nachfolgenden 16nm-Generation "Pascal" schon wieder zu knapp wird. Auch für nVidia erscheint das Jahr 2015 somit als Übergangsjahr ohne die ganz großen Impulse. Demzufolge wird es interessant werden zu sehen, wie man allein mit den zu erwartenden Programmauffüllungen zurechtkommt. Mehr als das Halten oder leichtes Überbieten der Vorjahresumsätze ist demzufolge nicht von nVidia zu erwarten – und wäre (ohne Release-Überraschungen) auch schon eine gute geschäftliche Vorstellung.