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AMD Geschäftsergebnisse Q1/2015: Der starke Abwärtstrend hält an

Prozessoren- und Grafikchip-Entwickler AMD hat seine Geschäftsergebnisse für das erste Jahresquartal 2015 vorgelegt – welche angesichts der Flaute im PC-Geschäft dieses Jahr und der vorherigen, schon schlechten AMD-Geschäftsergebnisse nicht gänzlich unerwartet erneut sehr schlecht ausgefallen sind. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres in Form des ersten Quartals 2014 fiel der Umsatz um satte 26,3% und stieg der nominelle Verlust um extreme 800%, der operative Verlust kehrte sich von +49 Mill. $ auf -137 Mill. $ um. Damit sehen wir eine glatte Fortschreibung der negativen AMD-Zahlen zum Jahresende 2014 – nur eben diesesmal auf auf dem (deutlich) niedrigeren Niveau eines ersten Jahresquartals. In diesem sind die Umsätze allgemein niedriger, hinzukommend AMDs deutlicher Abwärtstrend hat AMD mit nur knapp einer Milliarde Dollar Umsatz einen Negativrekord für die neuere Zeit aufgestellt: In den Zeiten nach der Übernahme von ATI war der AMD-Umsatz noch nie so niedrig (auch nicht während der Finanz- und Wirtschaftkrise) – und selbst AMD alleine betrachtet muß man wohl weit zurückgehen, um einen niedrigeren Quartalsumsatz zu finden.

Q1/2014 Q2/2014 Q3/2014 Q4/2014 Q1/2015
Umsatz 1397 Mio. $ 1441 Mio. $ 1429 Mio. $ 1239 Mio. $ 1030 Mio. $
Gewinn -20 Mio. $ -36 Mio. $ 17 Mio. $ -364 Mio. $ -180 Mio. $
operativer Gewinn 49 Mio. $ 63 Mio. $ 63 Mio. $ -330 Mio. $ -137 Mio. $
Für exakte Vergleichswerte zu AMD, Intel & nVidia zurück bis ins Jahr 2006 bitte klicken.

Hauptschuldiger für diese Misere ist das PC-Geschäft, in welchem AMD im abgelaufenen ersten Quartal gar nur noch 532 Millionen Dollar umsetzte – mit allen Prozessoren & Grafikchips für Consumer-Bedürfnisse zusammen wohlgemerkt. Dies ist inzwischen weit unterhalb dessen, was nVidia nur mit Grafikchips umsetzt und sicherlich würde AMD alleine mit diesem Geschäft inzwischen längst im Insolvenzverfahren stehen. Gerettet wird AMD über die aktuell schlechte Zeit nur durch das Geschäft mit den Konsolen-Chips – ohne die Deals für Xbox One und Playstation 4 wäre AMD derzeit schlicht nicht lebensfähig. Aber auch dieses Geschäft wird nunmehr von Quartal zu Quartal ganz natürlich schwächer, auch wenn AMD die zurückgehenden Umsätze dieser Sparte auf das Server-Geschäft schiebt (die Chips für Server, Embedded und Konsolen bilden bei AMD eine gemeinsame Sparte). Lange kann sich AMD nun nicht mehr auf den nahezu garantierten Umsätze mit den Konsolen-Chips ausruhen – eigentlich kann man es sich angesichts der jetzigen Umsatzlage schon jetzt nicht mehr.

Abschwächenderweise bildet sich mit diesen Quartalszahlen aber letztlich nur das ab, was sich mit den letzten Quartalszahlen schon andeutete: Wenn AMD in einem vierten Jahresquartal auf nur 1,24 Mrd. $ Umsatz kommt, dann sind 1,03 Mrd. $ im darauffolgenden ersten Jahresquartal nicht wirklich verwunderlich, sondern der normale Lauf der Welt. So gesehen ist AMD nicht wirklich weiter abgestürzt, nur die Tiefe des Sturzes wird nun stärker offenbar. Vor allem wird klarer, daß AMD auf diese Zahlen keinen Blumentopf gewinnen kann, faktisch ein lebender Untoter ist, welcher durchaus jederzeit tatsächlich umfallen könnte. Auch wenn das von einigen als Schwarzmalerei angesehen wird: Ein derart über die Jahre ausgeblutetes Unternehmen wie AMD wird seine Probleme damit haben, auf diesen Verlustzahlen überhaupt noch flüssig zu bleiben über die nächste Zeit, sprich die laufenden Kosten bezahlen zu können. Die 330 Mill. $ operativer Verlust im Q4/2014 konnte man noch als einmaligen Ausrutscher ansehen, aber die nun 137 Mill. $ operativer Verlust im Q1/2015 deuten darauf hin, daß AMD nunmehr jedes Quartal erheblich Geld verlieren wird.

Und zum Leidwesen von AMD sind die Aussichten auf einen schnellen Wandel eher gering: Dieses Jahr stehen auf Prozessoren-Seite nur noch ein paar APU-Projekte an, welche aber aufgrund der "Erfolge" der bisherigen AMD-APUs kaum für eine große Trendwende sorgen werden können. Die Radeon R300 Serie auf Grafikkarten-Seite erscheint da schon potenter, gerade was die absolute Leistungsspitze angeht – aber an dieser Front besteht die berechtigte Sorge, daß AMD in der Tiefe des Portfolios zu sehr auf Rebrandings setzen wird, was dann das Marktpotential dieser Grafikkarten-Serie etwas reduziert. Vor allem aber kommt AMD bei allen seinen Produkten aus einer Position des "ewigen Zweiten" (selbst wenn dies im Grafikkarten-Geschäft gar nicht so gerechtfertigt ist) und kann daher erst mit wirklich überragenden Produkten jene Erfolge erzielen können, die man eigentlich benötigen würde. Die Belieferung mit soliden, aber nicht herausragenden Produkten wird AMDs Marktstellung und damit auch den Umsätzen & Gewinnen hingegen nicht genügend Auftrieb verleihen, um AMD wirklich aus diesem tiefen Tal herausführen zu können.

Dies erscheint erst im Jahr 2016 möglich, wenn AMD mit "Zen" eine neue CPU-Prozessorenarchitektur sowie mit der Radeon R400 Serie eine neue Grafikkarten-Serie wahrscheinlich ohne jede Rebrandings zu bieten haben wird. Bis dahin wird AMD zwingend durchhalten müssen – auch wenn nicht wirklich klar ist, wie dies gelingen soll. Es ist wirklich zu hoffen, daß man bei AMD über entsprechende Notfallpläne verfügt, um die Zeitspanne bis wahrscheinlich Mitte 2016 (!) überbrücken zu können. Und selbst dann wäre AMD unmittelbar zum Erfolg verdammt: Ab dem Jahr 2016 dürften die Umsätze mit den Konsolenchips wohl spürbar zurückgehen – wenn dann Zen und die Radeon R400 Serie nicht sofort einschlagen, landet AMD schnell bei Quartalsumsätzen unterhalb von 700 Millionen Dollar, welche einfach nicht zur Kostenlage eines Unternehmens wie AMD passen. Unter Umständen ist es daher die vielleicht solidere Entscheidung, angesichts der genannten Risiken über eine Übernahme von AMD durch ein andere Unternehmen nachzudenken.