30

Intel stellt Sofia & Broxton ein, zieht sich aus dem Markt für Smartphone-SoCs zurück

Ein ziemlicher Schocker versteckt sich in einer Analyse zur neuen Intel-Strategie seitens Forbes: Intel hat alle Arbeiten an x86 Smartphone-SoCs eingestellt – im genauen dem LowCost-SoC "Sofia" sowie dem noch nicht erschienenen HighEnd-SoC "Broxton", letzterer ein Abkömmling aus der Apollo-Lake-Entwicklung von Intels LowPower-Prozessoren. Golem bestätigten mittels Rückfrage bei Intel die Einstellung dieser beiden SoCs, nach denen Intel nur noch mit CherryTrail-basierten Produkten als potentielle Smartphone-SoCs dasteht. In beiden Fällen sind die dort herauskommenden SoCs aber nicht wirklich gut für das Smartphone-Segment geeignet – was dann letztlich dazu führt, das Intel jenes Smartphone-Segment faktisch komplett aufgibt. Angesichts der Milliarden-Investitionen (samt Milliarden-Verlusten) in diese Sparte ist dies ein erstaunlicher Schritt, welcher sicherlich dem geringen Markterfolg der x86 Smartphone-SoCs von Intel Rechnung trägt, trotzdem aber für einen Chipriesen wie Intel eine schwere Niederlage darstellt.

Jene Niederlage kommt jedoch nicht von ungefähr – gerade an dieser Stelle wurden die Smartphone-Ambitionen von Intel immer schon sehr kritisch begleitet: Denn Intel war und ist Märkte gewohnt, in welchem man die eigene Hochpreisestrategie von oben herab diktieren kann – und keine Märkte, wo man sich bei allgemeinen Tiefstpreisen um die letzten Cent streitet. Ein Smartphone-SoC ist von der Technik her vielleicht sogar noch mit einem PC-Prozessor vergleichbar, bei Preislage und Marktaufbau ergeben sich jedoch extreme Unterschied – und dies hat Intel nie überbrücken können. In den Anfängen war man viel zu teuer (und auch zu schnell) für den Smartphone-Markt, erst mit Sofia ging es in die richtige Richtung – dies aber womöglich zu spät, inzwischen hat sich auch der Markt an Smartphone-SoCs etwas gesetzt und haben sich gewisse Anbieter-Strukturen herausgebildet. Intel war hier schon zu spät dran und konnte diesen Nachteil auch mit seinen neuen Produkten augenscheinlich nicht mehr einholen. Das größte Problem (und damit Auslöser für die letztliche Aufgabe dieses Segments) dürfte jedoch sein, das es bei diesen Produkten trotz sehr großer Stückzahlen am Ende nicht viel zu verdienen gibt – und damit die Idee, eine Moneymaschine ähnlich wie bei PC-Prozessoren auf die Beine zu stellen, immer schon sehr vermessen war.

Am Ende wird dieser doch recht simple Gedankengang auch Intel aufgegangen sein und läßt man daher dieses wenig gewinnträchtige Marktsegment (derzeit) lieber links liegen. An dem Vorhandensein von Intels LowPower-Prozessoren von aktuell der CherryTrail-Generation und später im Jahr nachfolgend der Apollo-Lake-Generation ändert dies nichts, jene Entwicklungslinie wird weiterhin für Mini-PCs, Miniserver, embedded SoCs, Netbooks, kleine Notebooks und letztlich auch das eine oder andere Tablet bzw. 2-in-1-Gerät benötigt. Intel wird sich also nur aus dem Markt für Smartphone-SoCs zurückziehen, bei Tablet-SoCs aber weiterhin versuchen mitzuspielen – mit sicherlich nicht dem ganz großen Erfolg, aber diese Produktlinie der LowPower-Prozessoren existiert nun sowieso schon aus vielfältigen Gründen und scheint auch ganz gut zu laufen. Ob Intel später noch einmal einen neuen Anlauf nimmt, um im Markt der Smartphone-SoCs Fuß zu fassen, bliebe streng abzuwarten – wenn, dann wahrscheinlich nur dann, wenn sich die Voraussetzungen in diesem Markt irgendwie ändern und dies Intel dann besser in die Karten spielen würden. Denn Intel ist (sehr) hohe Margen und eine technologische Alleinführerschaft gewohnt – genau diese Punkte lassen sich aber derzeit im Markt der Smartphone-SoCs aufgrund des dort stattfindenden harten Konkurrenzkampfs nicht erreichen.