10

Intel-Prozessoren: "Man kaufe unbedingt einen Core i5 oder Core i7"

Bei der Aufstellung der verschiedenen neu in den Markt kommenden Haswell Mobile-Prozessoren fiel auf, daß sich die dort dargestellte Situation gut zur Wiederlegung eines urbanen Computer-Mythos eignet, welcher von eher unerfahrenenen Anwendern jedoch gern und eifrig verbreitet wird: Nämlich daß man bei Intel unbedingt einen Core i5 oder gar einen Core i7 kaufen muß, weil dies – das schwingt dann unterschwellig stark mit – einen bedeutsamen Unterschied zu den kleineren Modellen ergeben würde. Hiergegenüber seien entkräftenderweise zwei Argumente angeführt.

Erstens passt dies gerade im Mobile-Bereich überhaupt nicht – sprich, es existieren weit geringere Unterschiede als die Anwender gewöhnlich annehmen. Sehr deutlich wird dies an den eben vorgestellten Ultrabook-Modellen von Haswell: Der Unterschied von einem Core i3 zu einem Core i5 liegt nur im TurboMode-Feature, welches insbesondere unter den thermischen Bedingungen eines Ultrabooks nun nicht gerade als besonders relevant erscheint. Der Unterschied von einem Core i5 zu einem Core i7 ist dann noch lächerlicher: Anstatt 3 MB Level3-Cache gibt es dann eben 4 MB Level3-Cache – diese Differenz ist ein glatter Witz. Die eigentlich relevante Größe ist dagegen im Ultrabook von Core i3 bis Core i7 durchgehend gleich: Es sind allesamt Zweikerner mit HyperThreading.

Zweitens bedeuten Core i3, Core i5 und Core i7 bei Intel je nach Marktsegment etwas völlig anderes. Im Desktop-Segment ist ein Core i7 ein Vierkerner mit HyperThreading und demzufolge eine sehr machtvolle CPU. Im Ultrabook-Segment ist ein Core i7 hingegen ein Zweikerner mit HyperThreading, was deutlich weniger ist und vor allem im Desktop-Segment glatt nur das Siegel "Core i3" bekommen würde. Die platte Regel einer Mindest-Kaufanforderung eines Core i5 oder Core i7 ist also immer falsch, sofern man jene Regel nicht wenigstens auf ein bestimmtes Marktsegment eingrenzt:

Ultrabooks Notebooks Desktop
Core i7 DualCore + HyperThreading + TurboMode QuadCore + HyperThreading + TurboMode QuadCore + HyperThreading + TurboMode
Core i5 DualCore + HyperThreading + TurboMode, etwas geringerer Level3-Cache
(Auswirkungen gegenüber Core i7 marginal)
DualCore + HyperThreading + TurboMode
(Auswirkungen gegenüber Core i7 sehr deutlich)
QuadCore + TurboMode, ohne HyperThreading und mit etwas geringerem Level3-Cache
(Auswirkungen gegenüber Core i7 gering)
Core i3 DualCore + HyperThreading, ohne TurboMode und mit etwas geringerem Level3-Cache
(Auswirkungen gegenüber Core i7 gering)
DualCore + HyperThreading, ohne TurboMode
(Auswirkungen gegenüber Core i7 sehr deutlich)
DualCore + HyperThreading, ohne TurboMode
(Auswirkungen gegenüber Core i7 sehr deutlich)
Pentium DualCore ohne HyperThreading, ohne TurboMode und mit etwas geringerem Level3-Cache
(Auswirkungen gegenüber Core i7 deutlich)
DualCore, ohne HyperThreading und ohne TurboMode
(Auswirkungen gegenüber Core i7 drastisch)
DualCore, ohne HyperThreading und ohne TurboMode
(Auswirkungen gegenüber Core i7 drastisch)
Es handelt sich hierbei um Angaben darüber, wie Intel seine Prozessoren normalerweise labelt. Abweichungen hiervon gibt es leider jedoch immer wieder zu beobachten.

Insbesondere der beliebten Grundaussage, es müsse mindestens ein "Core i5" bei Intel sein, kann damit deutlichst der Zahn gezogen werden, wenn man es auf das meistens angestrebte Notebook-Segment bezieht: Ein Core i5 im Notebook-Segment ist ein Core i3 mit dem TurboMode oben drauf – was im Idealfall etwas mehr Taktrate bringt, im schlechtesten Fall durch die Thermik des jeweiligen Notebooks gar nichts. Ein echter technologischer Unterschied existiert jedoch sowieso nicht, beides (Core i3 und Core i5 im Notebook) sind Zweikern-Prozessoren mit HyperThreading. Erst zum Core i7 existiert im Notebook-Segment dann wieder ein echter Unterschied, bei jenem handelt es sich um einen Vierkerner mit HyperThreading.

Ob jener aufgrund seines hohen Strombedarfs und damit der absehbar geringeren Akku-Laufzeit unbedingt für ein Standard-Notebook eines Normalanwenders zu empfehlen sei, wäre allerdings eher zu bezweifeln. Ganz generell können abweichend von der schlicht in die Irre führenden Empfehlung "unbedingt Core i5 oder Core i7" folgende einfache Empfehlungen für alle Marktsegmente abgegeben werden – zu verstehen als grobe Richtschnur für Normalanwender ohne der eigentlich immer anzuratenden Betrachtung des individuellen Falls:

Ultrabooks Mobile Desktop
Normal-Anwender DualCore + HyperThreading
dagegen sind TurboMode und Cache-Größe nicht wirklich wichtig
= Core i3 bis Core i7 alles möglich
DualCore + HyperThreading
dagegen sind TurboMode und Cache-Größe nicht wirklich wichtig
= Core i3 bis Core i5
DualCore + HyperThreading
dagegen sind TurboMode und Cache-Größe nicht wirklich wichtig
= Core i3
Power-Anwender DualCore + HyperThreading
dagegen sind TurboMode und Cache-Größe nicht wirklich wichtig
= Core i3 bis Core i7 alles möglich
QuadCore
dagegen sind HyperThreading, TurboMode und Cache-Größe nicht wirklich wichtig
= Core i7
QuadCore
dagegen sind HyperThreading, TurboMode und Cache-Größe nicht wirklich wichtig
= Core i5 bis Core i7