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Gerüchteküche: nVidias GA103-Chip soll die Grundlage für eine "GeForce RTX 3080 Ti Laptop" geben

Twitterer Matthew Smith bringt die Kunde von einer angeblichen "GeForce RTX 3080 Ti Laptop", welche auf Basis des GA103-Chips realisiert werden soll. VideoCardz zeigen hierzu die entsprechende Diskussion im Forum der "PCI Device ID Database", wo sich normalerweise nur wissende Personen aus Hersteller-Kreisen herumtreiben – sprich, dass ganze ist keineswegs nur eine Twitter-Vermutung, sondern vielmehr mit hoher Wahrscheinlichkeit kurz vor der Produktfinalisierung. Hinzu kommt, dass ähnliches bereits seit langem vermutet wurde: Da nVidia im Mobile-Segment den GA104-Chip mittels der "GeForce RTX 3080 Laptop" bereits komplett ausnutzt, ist eine stärkere Mobile-Lösung letztlich nur über die Verwendung eines größeren Ampere-Chips realisierbar.

it seems the RTX 3080 Ti Mobile will use the GA103 chip.
Quelle:  Matthew Smith @ Twitter am 30. Oktober 2021
 
Official name right now is
GeForce RTX 3080 Ti Laptop GPU
Dev ID 2420

Quelle:  Matthew Smith @ Twitter am 30. Oktober 2021

Denkbar wäre eine stark heruntergebrochene GA102-Ausführung, der GA103-Chip in der Mitte zwischen GA104 und GA102 eignet sich dafür allerdings natürlich besser. Jener GA103-Chip hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Bereits im Mai 2019 mit 60 Shader-Clustern an einem 320-Bit-Speicherinterface beschrieben, soll jener seinerzeit kurzfristig gestrichen worden sein und tauchte daher lange Zeit nicht mehr auf. Zwischenzeitlich wurde der Chip fälschlicherweise der GeForce RTX 3070 Ti zugeordnet (real GA104-basiert), ehe es zu Pfingsten 2021 das Gerücht über die reine Verwendung im Mobile-Segment gab. Interessant auch die hierzu im Juli nachgereichte Information, wonach der Chip mit kleinerem Package – wohl kompatibel zu den bisherigen Laptop-Lösungen der Ampere-Generation – und damit nur einem 256-bittigen Speicherinterface antreten soll.

Dies läßt die Möglichkeit zu einer Hardware-Änderung offen, gerade aufgrund der langen Zeitspanne, in welcher der GA103-Chips faktisch "ausgesetzt" war. Allerdings wäre das kleinere Speicherinterface auch mit einer reinen Abspeckung vom unveränderten GA103-Silizium zu erreichen. Eine echte Hardware-Änderung könnte zudem auch die Anzahl der Hardware-Einheiten beeinflußen – zu welcher dato keine neuere Information vorliegt als die im Mai 2019 genannten 60 Shader-Cluster, grob in der Mitte zwischen GA104 (48 SM) und GA102 (84 SM) liegend. Rein für den Mobile-Bereich muß nVidia hierbei sicherlich keine Änderung anbringen, denn die ursprünglich so genannten 60 Shader-Cluster (7680 FP32-Einheiten) sind sicherlich das Maximum, was man in die Kühlfähigkeiten eines Gaming-Notebooks hineinbekommen kann.

GA104 GA103 GA102
Chipdaten 17,4 Mrd. Transistoren auf 392mm² in der 8nm-Fertigung von Samsung ? Mrd. Transistoren auf ? in der 8nm-Fertigung von Samsung 28,3 Mrd. Transistoren auf 628mm² in der 8nm-Fertigung von Samsung
maximale Hardware 6 Raster-Engines, 48 Shader-Cluster, 256 Bit GDDR6X-Interface vermutlich 6 Raster-Engines, 60 Shader-Cluster, 320 Bit GDDR6X-Interface 7 Raster-Engines, 84 Shader-Cluster, 384 Bit GDDR6X-Interface
Mobile-Varianten 3070-L: 40 SM @ 256-bit, 8G GD6
3080-L: 48 SM @ 256-bit, 8/16G GD6
denkbar:
3080Ti-L: 58-60 SM @ 256-bit, 8/16G GD6
-
Desktop-Varianten 3060Ti: 38 SM @ 256-bit, 8G GD6
3070: 46 SM @ 256-bit, 8G GD6
3070Ti: 48 SM @ 256-bit, 8G GD6X
- 3080: 68 SM @ 320-bit, 10G GD6X
3080Ti: 80 SM @ 384-bit, 12G GD6X
3090: 82 SM @ 384-bit, 24G GD6X

Im Idealfall ergeben sich auf 60 Shader-Clustern zudem schon +25% mehr Rechenleistung gegenüber einer GeForce RTX 3080 Laptop – sicherlich ausreichend, um eine neue Mobile-Variante als Top-Modell eines 2022er Mobile-Refreshs auf Ampere-Basis aufzulegen. Die anderen Refresh-Lösungen dürften dann weit weniger Mehrperformance gegenüber ihren 2021er Vorgängern aufbieten, aber dies würde angesichts der viel stärkeren "GeForce RTX 3080 Ti Laptop" glatt untergehen. Sofern nVidia den GA103-Chip allerdings nicht mit mehr als 60 Shader-Clustern ausrüstet, sind dessen Anwendungs-Möglichkeiten im Desktop-Segment arg beschränkt. Man könnte die Salvage-Chips bei GeForce RTX 3070 & 3070 Ti unterbringen und womöglich auch eine sehr leistungsstarke "GeForce RTX 3070 Super" herausbringen (sofern gewünscht). Doch der Ersatz der GeForce RTX 3080 durch einen kleineren, vielleicht sogar taktstärkeren Chip wird sich mit dem GA103 auf 60 Shader-Clustern nicht machen lassen – dafür fehlen dem GA103-Chip mindestens 8 Shader-Cluster.

Hierin lag wohl auch der (vermutliche) Grund, wieso nVidia den GA103 ursprünglich abgesägt hatte – für das Performance-Ziel der GeForce RTX 3080 bot jener keine ausreichende Hardware. Im Jahr 2022 könnte nVidia dies nur über ein Redesign des GA103-Chips lösen – was abzuwarten bleibt, nVidia könnte den kosteneffektiven Weg gehen und damit schlicht jenes GA103-Design benutzen, was man im Jahr 2019 schon (nahezu) fertiggestellt hatte. Gerade in der aktuellen Situation, wo man sowieso alles verkauft, was produziert werden kann, muß nVidia nicht wirklich die großen Geschütze auffahren. Dies trifft generell auch auf den kommenden Ampere-Refresh zu (Vorstellung vermutlich auf der CES 2022), welcher demzufolge eher als maßvolle Programm-Auffrischung als denn als große Performance-Offensive auftreten dürfte – mit Ausnahme wohl der "GeForce RTX 3080 Ti Laptop" auf GA103-Basis.

Nachtrag vom 3. November 2021

VideoCardz berichten zu einer "GeForce RTX 3070 Ti Laptop", zu welcher im Forum der "PCI Device ID Database" gesprochen wurde. Die neue Mobile-Lösung soll demnach wieder GA104-basiert sein – und müsste somit in die Mitte zwischen die beiden ebenfalls GA104-basierten GeForce RTX 3070 Laptop & 3080 Laptop gehen. Denkbar wäre allerdings auch ein indirekter Ersatz der größeren 3080er Lösung mit somit ähnlichen Hardware-Daten – und nachfolgend ein Auslaufen der älteren Variante, weil für jene schließlich mit der "GeForce RTX 3080 Ti Laptop" bereits eine eigene Ablösung an der absoluten Leistungsspitze ansteht. Inwiefern diese Portfolio-Neugestaltung bei Mobile-Ampere etwas mit den kommenden Intel Arc-Grafikkarten zu tun hat (wie von VideoCardz vermutet), bleibt deren konkrete Schlagkraft und vor allem deren tatsächliche Eignung für das Mobile-Segment abzuwarten. Gute Desktop-Grafik auf Mobile-Anforderungen herunterzubringen, ist gar nicht so einfach – wovon AMD bis vor RDNA2 ein Lied singen kann.

Nachtrag vom 8. November 2021

VideoCardz berichten über einen Geekbench-Eintrag zur "GeForce RTX 3080 Ti Laptop", welcher diese kommende Mobile-Lösung mit 58 Shader-Clustern und 16 GB Grafikkartenspeicher beschreibt. Da gleichzeitig Twitterer Kopite7kimi nochmals bekräftigte, dass der zugrundeliegende GA103-Chip real über ein 320-Bit-Interface verfügt (für Mobile wird einfach eine Abspeckung mit einem kleinerem Package benutzt), bestätigt sich somit, dass der jetzt aufgelegte GA103-Chip weiterhin den 2019 seinerzeit nicht durchgeführten Planungen entspricht: 60 Shader-Cluster an einem 320 Bit breiten Speicherinterface. Im Mobile-Segment verwendet nVidia für die "GeForce RTX 3080 Ti Laptop" dann eine Abspeckung dessen: Zwei Shader-Cluster weniger zugunsten der höheren Yieldrate bei der Chipfertigung – und ein kleineres Speicherinterface, damit der Stromverbrauch niedrig gehalten wird und die gleiche Speichermenge wie bei der "GeForce RTX 3080 Laptop" geboten werden kann.

Hardware TGP-Bereich Vorstellung
GeForce RTX 3080 Ti Laptop GA103, 58 SM @ 256 Bit, 16 GB GDDR6 unbekannt möglw. CES 2022
GeForce RTX 3080 Laptop GA104, 48 SM @ 256 Bit, 8/16 GB GDDR6 80-150W, dynamisch +15W 12. Jan. 2021
GeForce RTX 3070 Ti Laptop GA104, unbekannte Hardware-Daten unbekannt möglw. CES 2022
GeForce RTX 3070 Laptop GA104, 40 SM @ 256 Bit, 8 GB GDDR6 80-125W, dynamisch +15W 12. Jan. 2021
GeForce RTX 3060 Laptop GA106, 30 SM @ 192 Bit, 6 GB GDDR6 60-115W, dynamisch +15W 12. Jan. 2021
GeForce RTX 3050 Ti Laptop GA107, 20 SM @ 128 Bit, 4 GB GDDR6 35-80W, dynamisch +15W 11. Mai 2021
GeForce RTX 3050 Laptop GA107, 16 SM @ 128 Bit, 4 GB GDDR6 35-80W, dynamisch +15W 11. Mai 2021
Hinweis: Der dynamische TGP-Spielraum ist bei den MaxQ-Varianten mit +20W etwas höher, allerdings haben jene auch (klar) niedrigere maximale TGP-Werte.

Mit dem vollen 320-Bit-Interface wären hingegen Speichermengen von 10/20 GB möglich gewesen – was gegenüber der GeForce RTX 3080 Laptop mit 16 GB entweder zu wenig oder (aus nVidias Kostensicht) zu viel gewesen wäre. Weiterhin offen bleibt, ob nVidia bei der GeForce RTX 3080 Ti Laptop auf GDDR6- oder GDDR6X-Speicher setzt, wobei es bisher im Mobile-Segment noch keinerlei GDDR6X-Speicher gab. Der GA103-Chip dürfte beide Speichersorten ansteuern können, ähnlich wie die GA104- und GA102-Chips. Komplett unbekannt ist zudem, welche eventuelle Zweitverwendung der GA103-Chip noch erfahren wird: Jener könnte beispielsweise für stärkere 3070er Lösungen im Desktop-Segment benutzt werden, da mehr Shader-Cluster und ein breiteres Speicherinterface gegenüber dem diesbezüglich ausgereizten GA104-Chip vorhanden sind. Ganz ohne eine Zweitverwendung dürfte es nicht gehen können, denn allein für die sicherlich eher selten verbaute GeForce RTX 3080 Ti Laptop wird nVidia den GA103-Chip kaum auflegen.