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Erster unabhängiger Test zeigt Intels Arc A380 klar langsamer als eine Radeon RX 6400

Mitten in der Nacht ist in China das Veröffentlichungs-Embargo für Reviews zur Arc A380 zu Ende gegangen – womit es endlich unabhängige Testresultate zu dieser ersten Intel Desktop-Grafikkarte gibt. Ein erstes Video-Review von Shenmedounengce @ Bilibili (Einzel-Werte in Bildform in unserem Forum) schlägt dabei hohe Wellen, da es für die Arc A380 eine nochmals schlechtere Gaming-Performance (als zuletzt schon seitens Intel skizziert) aufzeigt. Zwar sind die 3DMark13-Werte recht gut: Unter dem FireStrike-Test liegt ein grober Gleichstand vor, während die Intel-Karte im TimeSpy-Test mit +42-43% sogar ungewöhnlich deutlich vor GeForce GTX 1650 und Radeon RX 6400 herauskommt. Die 6 Spiele-Benchmarks (unter LoL, PUBG, GTA5, SotTR, FH5 & RDR2) zeigen die Intel-Karte hingegen um gleich –22% hinter jener (schwächsten) AMD-Karte liegend.

GeForce GTX 1650 Arc A380 Radeon RX 6400
konkrete Grafikkarten MSI Ventus 2X Gunnir Photon OC ?
3DMark13 FireStrike 9998 11005 11446
3DMark13 TimeSpy 3620 5170 3650
6 Spiele-Benchmarks 98,1% 81,5% 100%
gemäß der Benchmarks von Shenmedounengce @ Bilibili unter der FullHD-Auflösung

Und dies ist dann nochmals deutlich schlechter, als Intel eigene Performance-Projektion (+4% zwischen Arc A380 und Radeon RX 6400, pro Intel) erwarten lassen hat. Sicherlich deuten die 3DMark-Werte an, dass wenigstens ein Performance-Gleichstand erreichbar sein sollte, dass die Intel-Treiber derzeit unter realen Spielen noch so einiges an Performance liegen lassen. Allerdings ist dies auch nicht gerade ein Gütezeichen, wenn Intels Grafikkarten-Treiber mehr als ein halbes Jahr nach dem geplanten Release immer noch nicht konkurrenzfähig sind. Da muß man schon ein großer Optimist sein mit der Annahme, Intel könnte dies demnächst fixen und dies wäre somit bis zum Release der größeren A500 & A700 Modelle (in ein paar Wochen) gelöst.

Arc A380 Radeon RX 6400 Radeon RX 6500 XT GeForce RTX 3050
Chipbasis Intel ACM-G11 AMD Navi 24 XL AMD Navi 24 XT nVidia GA106-150
Fertigung 7,2 Mrd. Transistoren auf 157mm² Chipfläche unter der 6nm-Fertigung von TSMC 5,4 Mrd. Transistoren auf 107mm² Chipfläche in der 6nm-Fertigung von TSMC 12,0 Mrd. Transistoren auf 276mm² Chipfläche in der 8nm-Fertigung von Samsung
Hardware 2 Raster-Engines, 8 Shader-Cluster (Xe-Cores), 1024 FP32-Einheiten, 96 Bit GDDR6-Interface 1 Raster-Engine, 12 Shader-Cluster, 768 FP32-Einheiten, 16 MB "Infinity Cache", 64 Bit GDDR6-Interface 1 Raster-Engine, 16 Shader-Cluster, 1024 FP32-Einheiten, 16 MB "Infinity Cache", 64 Bit GDDR6-Interface 2 Raster-Engines, 20 Shader-Cluster, 2560 FP32-Einheiten, 128 Bit GDDR6-Interface
Taktraten 2000/? MHz & 16 Gbps ?/2039/2321 MHz & 16 Gbps 2310/2610/2815 MHz & 18 Gbps 1552/1777 MHz & 14 Gbps
Speicherausbau 6 GB GDDR6 4 GB GDDR6 4 GB GDDR6 8 GB GDDR6
off. Verbrauch 75W 53W  (ASIC: ?) 107W  (ASIC: 80W) 130W
Abspeckungen nur PCIe 4.0 x8 nur PCIe 4.0 x4, kein AV1 Decode, kein H.264/4K & H.265 Encode, max. 2 Displays nur PCIe 4.0 x8
FHD Perf.Index (neu) geschätzt ~350-380% ~440% 580% 820%
Listenpreis 1030 Yuan (~$153) $159 $199 / 209€ $249 / 279€
Release Juni 2022 (China) OEMs: 19. Jan. 2022 – Retail: 20. Apr. 2022 19. Januar 2022 27. Januar 2022

Eher ist angesichts dieser Ausgangslage zu erwarten, dass Intel dafür noch einige Quartale benötigt und letztlich irgendwann auch nicht mehr den großen Druck bei der aktuellen "Alchemist"-Generation hat – welche mit diesen Treibern in westlichen Breiten kaum verkaufsfähig ist. Wenn Intel dies tatsächlich noch für das Retail-Segment und mit offiziellem Launch tun wollte, muß man sich auf sehr viel negative Kritik und einen hohen Preisdruck einstellen – da die Alchemist-Grafikkarten nunmehr allesamt ihre ursprünglichen Performance-Ziele verfehlen und somit die einst geplanten Preispunkte kaum noch besetzen können. Denn wenn die Arc A380 letztlich sogar von der Radeon RX 6400 noch deutlich entfernt liegt, dann fallen selbst die jüngst erst gesenkten Performance-Prognosen zu den A500 & A700 Alchemist-Grafikkarten in sich zusammen bzw. müssen nochmals klar nach unten korrigiert werden.

Hardware Speicher Perf-Prognose (ursprünglich) Perf-Prognose (2. Aktualisierung)
Arc A780 32 Xe (4096 FP32) @ 256 Bit 16 GB GDDR6 grob GeForce RTX 3070 grob GeForce RTX 3060
Arc A770 möglw. 32 Xe (4096 FP32) @ 256 Bit 8 GB GDDR6 grob GeForce RTX 3060 Ti etwas langsamer als GeForce RTX 3060
Arc A750 möglw. 24 Xe (3072 FP32) @ 128/256 Bit 8 GB GDDR6 grob GeForce RTX 3060 etwas schneller als GeForce RTX 3050
Arc A580 16 Xe (2048 FP32) @ 128 Bit 8 GB GDDR6 bestenfalls RX6600 (oder etwas schlechter) deutlich langsamer als GeForce RTX 3050
Arc A380 8 Xe (1024 FP32) @ 96 Bit 6 GB GDDR6 etwas besser als Radeon RX 6500 XT deutlich langsamer als Radeon RX 6400
Arc A350 möglw. 6 Xe (768 FP32) @ 64 Bit 4 GB GDDR6 etwas besser als Radeon RX 6400 drastisch langsamer als Radeon RX 6400
Arc A310 möglw. 4/6 Xe (512/768 FP32) @ 64 Bit 4 GB GDDR6 grob Radeon RX 6400 drastisch langsamer als Radeon RX 6400
Anmerkung: eigene Einschätzung des Intel "Alchemist" Arc A## Desktop-Portfolios samt eigener Performance-Abschätzungen

Natürlich kann man dies derzeit nur gut hochrechnen, was mit einer gewissen Fehlerquote verbunden ist. Dennoch erscheint es so, als wäre (unter realen Spielen) die Arc A780 auf dem Performance-Level von nur noch der GeForce RTX 3060 (non-Ti!) schon das höchste der Gefühle, was angesichts dieser Performance-Werte zur Arc A380 machbar ist. Wie gesagt: Die Rohleistung scheint angesichts der 3DMark-Ergebnisse durchaus vorhanden zu sein, ergo fehlt es hier "schlicht" an der Treiber-Optimierung. Doch wenn Intel dies bis jetzt nicht hinbekommen hat, ist da weniger davon auszugehen, dass sich dies alsbald ändern könnte. Es wäre wohl besser für Intel, sich jetzt die Zeit für eine ernsthafte Treiber-Weiterentwicklung zu nehmen, um dann wenigstens bei der nachfolgenden "Battlemage"-Generation dann auch das herauszuholen, was die Hardware wirklich kann.

Die aktuelle "Alchemist"-Generation erscheint dagegen als weitgehend als "verloren", clevere Manager sprechen in solchen Fällen von "Verluste akzeptieren und begrenzen". Dies könnte konkret bedeuten, dass die Arc A500 & A700 Serien kaum noch im Retail-Segment auftauchen, die vorhandenen ACM-G10-Grafikchips schnellstmöglich ins OEM-Segment verklappt werden und nachfolgend nur nach Bedarf noch ACM-G11-Grafikchips gefertigt werden. Jene kann man sicherlich gut im Mobile- und OEM-Segment unterbringen, wo kleine Grafiklösungen gern gesehen werden, Intel einen tradionell exzellenten Marktzugang hat und AMD wie nVidia sowieso sich nicht wirklich um diese Posten im LowEnd-Bereich schlagen. Es würde somit verwundern, wenn Intel seine geplanten 4 Millionen diskreten Grafikchips für das Jahr 2022 tatsächlich realisieren kann – und wenn, dann dürfte dies fast alles in jenen LowEnd-Bereich gehen, kaum etwas in Marktsegmente, wo tatsächlich die Gamer warten.

Nachtrag vom 22. Juni 2022

In der Frage der Arc A380 Performance haben sich nunmehr noch weitere Testberichte eingefunden – welche im Grundsatz her in dieselbe Richtung gehen, allerdings beim Performance-Unterschied zur Radeon RX 6400 nicht ganz so drastisch ausfallen wie der allererste Video-Test bei Bilibili. So kommen weitere Intel-eigene Benchmarks, welche WCCF Tech zeigen, auf einen Performance-Rückstand von nur –8% zur Radeon RX 6400, der Testbericht von Expreview hingegen auf –12% und der Testbericht von MyDrivers auf –11%. Insofern könnten die –18% von Bilibili auch "nur" der Ausreißer nach unten hin sein – was aber natürlich nichts am allgemeinen Bild ändert, wo Intel große Schwierigkeiten hat, AMDs schwächstes Angebot überhaupt nur zu erreichen.

GeForce GTX 1650 Arc A380 Radeon RX 6400 Anmerkung
Intel-eigene Benchmarks #1  (11 Spiele) - ~104% 100% -
Intel-eigene Benchmarks #2  (17 Spiele) 109,0% 91,8% 100% -
Shenmedounengce @ Bilibili  (6 Spiele) 98,1% 81,5% 100% Intel: Gunnir-Karte
Expreview  (9 Spiele) 89,8% 87,6% 100% Intel: Gunnir-Karte
MyDrivers  (15 Spiele) 105,7% 88,9% 100% Intel: Gunnir-Karte, nVidia: GDDR6-Ausführung
alle Spiele-Benchmarks unter FullHD/1080p

Eine zusätzliche Schwierigkeit bei der Beurteilung dieser Zahlen liegt darin, dass alle fernöstlichen Testberichte generell mit einer werksübertakteten Intel-Karte hantiert haben: Die "Gunnir A380 Photon OC" hat mit 2450 MHz einen deutlich höheren Boost-Takt als der Intel-default, welcher bei einer normalgemäßen TDP von 75 Watt bei gerade einmal 2000 MHz liegt. Die Gunnir-Karte tritt dann gleich mit 92 Watt TDP sowie 65 Watt ASIC-Power an, sprich genehmigt sich dort klar mehr Saft und wird demzufolge durchaus einen beachtbaren Performance-Vorteil auf eine Referenz-Ausführung oben drauf legen. Selbst wenn man nur die neuen, leicht "besseren" Testberichte beachtet, könnte es am Ende wegen dieses Effekts wieder zum gleichen Endergebnis führen: Intels Arc A380 liegt (auf Referenz-Niveau) derzeit wohl grob zwischen –15% und –20% hinter einer Radeon RX 6400 zurück.

Nachtrag vom 30. Juni 2022

Intel hat mit der Treiber-Version 30.0.101.1743 Beta nun endlich den bereits im April erwarteten Intel-Treiber ohne 3DMark-"Optimierungen" veröffentlicht. Im genauen sind diese Optimierungen weiterhin Teil des Treibers und sogar standardmäßig aktiv – aber nun gibt es einen Schalter innerhalb des Controlpanels, um jene Optimierungen zu deaktivieren. Erst danach sind dann die aufgestellten 3DMark-Ergebnisse für die offizielle 3DMark-Benchmark-Datenbank aufnahmefähig – bislang wurde die Aufnahme wegen Bedenken ob illegitimer Optimierungen verweigert. Für den Spiele-Einsatz soll dieser Optimierungs-Schalter wohl keine Auswirkungen haben, was dann allerdings auch den Wert dieser "Optimierung" gut umreißt. In jedem Fall wäre es für Hardware-Tester mit Zugriff auf Intel-Hardware nunmehr an der Zeit, die Differenz zwischen unoptimierten und optimierten 3DMark-Werten auf Intel-Grafik herauszuarbeiten – nachdem insbesondere die Alchemist-Grafikkarten unter dem 3DMark ziemlich gut abschneiden, unter realen Spielen hingegen mitnichten.

Nachtrag vom 1. Juli 2022

Ein Kandidat im Rennen um die schlechteste Grafikkarte des Jahres 2022 ist Intels Arc A380, zu welcher VideoCardz über den Performance-Verlust nach Deaktivierung der 3DMark-Optimierung im Intel-Treiber berichten: –15% sind es unter TimeSpy, –4% unter PortRoyal. Über Veränderungen an der Spiele-Performance wurde nichts gesagt, aber im generellen gelten diese Optimierungen des Intels-Treibers allein auf 3DMark-Tests zielend. Damit ändert sich logischerweise auch nichts am Performance-Bild unter Spielen für die Arc A380, wobei sogar das alte Verhältnis in Takt bleibt, wonach der TimeSpy der klar "beste" Benchmark für Intel ist: Immerhin lag man dort bislang um ca. 42% vor einer Radeon RX 6400, nach Abschaltung der 3DMark-Optimierung dürften es immer noch ca. +20% sein. Mit der realen Spiele-Performance hat dies wie gesagt nichts zu tun, jene liegt je nach Review zwischen –11% und –18% hinter der Radeon RX 6400 zurück.