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Die AMD-Geschäftsergebnisse im dritten Quartal 2021

AMD hat seine Geschäftsergebnisse für das abgelaufene dritte Quartal 2021 vorgelegt, welche dem Chip-Entwickler wieder einmal ein absolutes Rekordquartal bescheinigen – das nunmehr fünfte direkt aufeinanderfolgende. Als Bonus oben drauf wurde mit dem dritten Quartal der Umsatz des Gesamtjahres 2020 (9,7 Mrd. $) bereits deutlich übertroffen (11,6 Mrd. $). Innerhalb von nur anderthalb Jahren hat es AMD damit geschafft, von einer Firma mit Quartalsumsätze von um die 2 Mrd. Dollar herum auf über 4 Mrd Dollar Quartalsumsatz zu kommen, sprich sein Geschäft glatt zu verdoppeln. Und dies ist sicherlich nicht basierend auf Einmaleffekten, vielmehr zahlt sich jetzt die lange Zeit der Arbeit und Pflege an der Zen-Architektur aus, welche – im ersten Quartal 2017 herausgebracht – geschäftlich auch nicht sofort zu großen Umsatzerfolgen führte. Die Zeitverzögerung, mittels welcher AMD nunmehr den Lohn für diese Mühen einstreicht, darf als Paradebeispiel dafür gelten, wie langwierig das IT-Geschäft manchmal sein kann.

Konkret erzielte AMD im dritten Quartal 2021 mit 4,3 Mrd. Dollar Quartalsumsatz ein Plus von +12% zum Vorquartal sowie von +54% zum Vorjahreszeitraum. Die Gewinnentwicklung war nochmals besser, nominell legte man um +30% zum Vorquartal sowie +137% zum Vorjahreszeitraum zu (operativ +14% bzw. +111%). Gewinne sind für AMD immens wichtig, weil als kleinster der drei wichtigen Chip-Entwickler für den PC muß AMD prozentual mehr investieren als die anderen, um weiter mitspielen zu können – was bei AMD in der Vergangenheit jedoch regelmäßig über schwache Gewinnzahlen nicht derart gegeben war. Nunmehr nähert sich AMD mit großen Schritten der Marke von einer Milliarde Dollar Quartalsgewinn an – was für eine Firma, die früher lange Zeit in den roten Zahlen war und in den Jahren 2018/19 gerade einmal auf kleinen Gewinnzahlen im oftmals nur zweistelligen Millionen-Bereich angekommen war, einen glatten Dimensionssprung darstellt.

Q3/2020 Q4/2020 Q1/2021 Q2/2021 Q3/2021
Umsatz 2801 Mio. $ 3244 Mio. $ 3445 Mio. $ 3850 Mio. $ 4313 Mio. $
Gewinn 390 Mio. $ 1781 Mio. $ 555 Mio. $ 710 Mio. $ 923 Mio. $
operativer Gewinn 449 Mio. $ 570 Mio. $ 662 Mio. $ 831 Mio. $ 948 Mio. $

Sehr interessant ist die Verteilung des AMD-Geschäfts auf die Consumer- und Enterprise-Sparte, denn beide konnten zwar im Vergleich zum Vorjahresquartal erheblich zulegen, beim Zuwachs gegenüber dem direkten Vorquartal ergibt sich allerdings eine erhebliche Differenz: Die Consumer-Sparte kam hierbei nur um +7% besser weg, die Enterprise-Sparte hingegen um gleich +20%. Eine solide Erklärung hierfür gibt es nicht, AMDs Sparten-Aufteilung dient aber natürlich auch eher der Verschleierung als der Aufklärung, da in der Enterprise-Sparte sowohl Server-Prozessoren, HPC-Grafikkarten, Mining-Lösungen, Embedded/IoT-Prozessoren als auch Spielekonsolen-SoCs zusammengefasst werden. Vom Umsatzanteil her kommen eigentlich nur erstere und letztere für einen großen Umsatz-Zuwachs in Frage – so dass AMD entweder den Konsolen-Anbietern mehr Konsolen-SoCs zugesagt hat, AMDs Server-Geschäft mal (endlich) wirklich zulegen konnte, oder aber beides in Teilen gleichzeitig passiert ist.

Q3/2020 Q4/2020 Q1/2021 Q2/2021 Q3/2021
Computing & Graphics 1667 Mio. $ 1960 Mio. $ 2100 Mio. $ 2250 Mio. $ 2398 Mio. $
Enterprise, Embedded & Semi-Custom 1134 Mio. $ 1284 Mio. $ 1345 Mio. $ 1600 Mio. $ 1915 Mio. $

Denn natürlich werden selbst diese exzellenten Geschäftszahlen noch dadurch ausgebremst, dass AMD nicht genügend Wafer bei Auftragsfertiger TSMC bekommt, um alle Abnehmer & Märkte äquivalent bedienen zu können. Derzeit fällt bei AMD primär das Geschäft mit Gaming-Grafikkarten hinten runter, weil man die Konsolen-Hersteller natürlich nicht hängenlassen kann und die eigenen Ryzen- und Epyc-Prozessoren zum einen vergleichsweise wenig Waferfläche belegen, zum anderen Prestige-Objekte des Hauses darstellen. Dies bremst derzeit den geschäftlichen Vormarsch AMDs aus – und wird dies auch weiterhin tun. Somit ist es fast schon nicht von Belang, welche Hardware-Innovationen AMD derzeit im Köcher hat: AMDs Geschäft braucht derzeit kaum Impulse durch neue Produkte, sondern zuerst mehr Waferkapazitäten bei TSMC (sowie möglichst keine Sorgen bei anderen Komponenten wie beispielsweise Substraten).

So gesehen ist AMDs eher verhaltener geschäftlicher Ausblick auf das laufende vierte Quartal durchaus verständlich: Die prognostizierten 4,5 Mrd. Dollar Quartalsumsatz (±100 Mio. $) sind ein maßvoller Sprung für ein Jahresabschlußquartal, würden natürlich trotzdem ein erneutes Rekordquartal für AMD ergeben. Erfüllt AMD diese Prognose, käme man auf ca. 16,1 Mrd. Dollar Jahresumsatz, ein satter Sprung um +65% gegenüber dem Vorjahr – und dies dann noch ohne den Zukauf von Xilinx, welche wohl erst im Jahr 2022 Eingang in AMDs Bücher finden wird (Xilinx steht derzeit bei 800-900 Mio. Dollar Quartalsumsatz). Für eine Firma, welche seit dem Zukauf von ATi anno 2006 regelmäßig von 2007 bis noch 2019 bei Jahresumsätzen von 4-7 Mrd. Dollar herumkrebste, ist dies doch schon eine ganz erstaunliche wie rasante Entwicklung. Aber aus Konsumenten-Sicht kann es kaum etwas besseres geben als ein starkes AMD, denn bei nur drei entscheidenden Chip-Entwicklern ist es für das Gelingen von Wettbewerb wichtig, dass jeder der drei auf geschäftlich soliden Beinen steht.

Nachtrag vom 28. Oktober 2021

Wo der größte Zuwachs in AMDs Geschäfts-Aktivitäten des dritten Quartals 2021 lag, ergibt sich möglicherweise indirekt aus der Meldung zu den Sony-Geschäftszahlen, welche laut Notebookcheck ihren Absatz an PS5-Konsolen vom zweiten auf das dritte Kalenderquartal um satte +50% gesteigert haben. Sicherlich dürfte AMD auch im Server-Geschäft zugelegt haben, was dann alles zur "Enterprise, Embedded & Semi-Custom" Sparte vermengt wird, aber diese Steigerung des Konsolen-Absatzes ist deutlich und dürfte daher den Hauptteil von AMDs jüngstem Umsatzanstieg (gegenüber dem Vorquartal) getragen haben. Und diese Tendenz soll demnächst exakt derart weitergehen, denn Sony hat sich nach eigenen Angaben Bauteile für jeweils 4,6 Mio. PS5-Konsolen in den nächsten beiden Quartalen gesichert – mehr als doppelt so viel wie im zweiten Kalenderquartal abgesetzt wurden (2,2 Mio. Stück).

Q2/2021 Q3/2021 Differenz
Sony: Verkäufe der PlayStation 5 2,2 Mio. 3,3 Mio. +1,0 Mio (+50%)
AMD: Umsatz der "Enterprise, Embedded & Semi-Custom" Sparte 1600 Mio. $ 1915 Mio. $ +315 Mio $ (+20%)
alle Angaben bezogen auf Kalenderquartale (abweichend von Sonys Finanzquartalen)

Dies deutet dann darauf hin, dass AMD die über das Jahr hinweg größer werdenden Wafer-Zuteilungen bei Chipfertiger TSMC primär dem Konsolen-Business zukommen läßt – zu Lasten allerdings des eigenen PC-Geschäfts. Sicherlich dürften hierbei die Konsolen-Hersteller entsprechenden Druck gemacht und nach dem Nichtlieferbarkeits-Schock vom Jahreswechsel 2020/21 die frühestmöglich freiwerdenden Kapazitäten fest gebucht haben. Hier sieht man wohl einen Grund dafür, dass AMD im Grafikkarten-Geschäft nicht aus dem tiefen Loch der hohen Preise und teilweise mageren Lieferfähigkeiten herauskommt, sondern jene Problematik sich nach der temporären Abkühlung im Juli über die letzten Monate sogar wieder verschärft hat. Möglicherweise bekommt AMDs Grafikkarten-Business dabei inzwischen sogar größere Waferzuteilungen – aber der Hauptteil der höheren Wafermenge scheint trotzdem ins Konsolen-Geschäft zu gehen, womit sich im Grafikkarten-Geschäft sich nichts wesentliches verbessern kann.