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Die Intel-Geschäftsergebnisse im dritten Quartal 2021

Intel hat seine Geschäftszahlen für das abgelaufende dritte Quartal 2021 vorgelegt, welche im groben Maßstab den Geschäftsverlauf der letzten Quartale fortschreiben. Zwar gibt es gewisse Verbesserungen gegenüber den Vergleichswerten des Vorjahresquartals, gegenüber dem direkten Vorquartal jedoch wiederum leicht schlechtere Zahlen – und dies für die nunmehr dritten Quartalsergebnisse in Folge. Damit hat Intel das Kunststück hingelegt, entgegen allen Regeln des saisonalen Geschäftsverlaufs nach einem guten ersten Quartal 2021 in den nachfolgenden zwei Quartalen jeweils leicht abzubauen (der Gewinneinbruch des ersten Quartals 2021 basierte auf einem Einmaleffekt) – ein nominell klar negativer Trend, aber dies natürlich auf weiterhin allgemein hohem Geschäftniveau.

Die hierzu widersprechende Gewinnzahl des abgelaufenden Quartals basiert dagegen nicht auf dem eigentlichen Intel-Geschäft, sondern einem Beteiligungsgewinn – gut zu erkennen am non-operativen Gewinn, welcher ähnlich hoch wie die letzten Quartale ausfällt. Dennoch muß man sagen, dass Intel immer noch auf einem sehr hohen Niveau "leidet", im Durchschnitt überhaupt nicht schlechter als im Jahr 2020 herauskommt. Ob man das letztjährige Rekordergebnis beim Umsatz (77,9 Mrd. Dollar) schlagen kann, bleibt noch offen – aber selbst wenn nicht, dürfte Intel in jedem Fall in der Nähe dessen herauskommen. Dies ist angesichts der verschiedenen derzeit laufenden Umbauten an Fertigung, Produkt-Roadmap und Führungsspitze bei Intel somit immer noch ein ganz vernünftiges Ergebnis.

Q3/2020 Q4/2020 Q1/2021 Q2/2021 Q3/2021
Umsatz 18'333 Mio. $ 19'978 Mio. $ 19'673 Mio. $ 19'631 Mio. $ 19'192 Mio. $
Gewinn 4'276 Mio. $ 5'857 Mio. $ 3'361 Mio. $ 5'061 Mio. $ 6'823 Mio. $
operativer Gewinn 5'059 Mio. $ 5'884 Mio. $ 3'694 Mio. $ 5'546 Mio. $ 5'227 Mio. $

Der Blick auf die einzelnen Unternehmenssparten sieht dann allerdings auch ein leicht differenziertes Bild: Abgesehen von den Nebensparten, wo sich über das Jahr hinweg die IoT-Sparte positiv hervortun konnte, schwächelt Intel derzeit insbesondere bei der Consumer-Sparte – welche gerade die letzten drei Quartale über noch das Geschäft getragen hat. In dieser Sparte gibt es als große Ausnahme nicht nur ein Minus gegenüber dem Vorquartal, sondern auch gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allerdings scheint auch hier wieder ein Nebeneffekt zu greifen: Das reine PC-Geschäft lief nicht einmal verkehrt, wenngleich Intel über Probleme bei Notebook-Verkäufen klagte. Der Hauptteil des Consumer-Rückgangs soll jedoch der nun nicht mehr an Apple liefernden Modem-Sparte sowie dem Verkauf des Home-Gateway-Geschäfts geschuldet sein.

Durchaus positiv entwickelt hat sich hingegen die Server-Sparte bei Intel, wo Intel den guten Wert des Vorquartals leicht übertrumpfen und gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen gutklassigen Zuwachs von +10% hinlegen konnte. Dies ist angesichts der Schwierigkeiten, in welche Intel sich mit seiner (bislang) zurückhängenden Fertigungstechnologie insbesondere im Server-Bereich gebracht hatte, doch einigermaßen erstaunlich. Da aber AMD im gleichen Zeitraum nur eher maßvoll an Server-Aufträgen zulegen konnte, liegt an dieser Stelle der Verdacht nahe, dass Intels Server-Geschäft über die typische Trägheit des Server-Markts gerettet wurde: Dort hat man wohl seine Bestellungen nicht einfach an AMD gegeben, sondern so lange gewartet, bis Intel wieder etwas halbwegs modernes (Ice Lake-SP) liefern konnte.

Q3/2020 Q4/2020 Q1/2021 Q2/2021 Q3/2021
Client Computing Group  ("Consumer-Sparte") 9'847 Mio. $ 10'939 Mio. $ 10'605 Mio. $ 10'109 Mio. $ 9'664 Mio. $
Data Center Group  ("Server-Sparte") 5'905 Mio. $ 6'088 Mio. $ 5'564 Mio. $ 6'455 Mio. $ 6'496 Mio. $
Internet of Things 911 Mio. $ 1'110 Mio. $ 1'291 Mio. $ 1'311 Mio. $ 1'368 Mio. $
Non-Volatile Memory Solutions Group 1'153 Mio. $ 1'208 Mio. $ 1'107 Mio. $ 1'098 Mio. $ 1'105 Mio. $
Programmable Solutions Group 411 Mio. $ 422 Mio. $ 486 Mio. $ 486 Mio. $ 478 Mio. $

Für das laufende vierte Jahresquartal erwartet Intel dann einen Umsatz von 19,2 Mrd. Dollar, was beim Jahresgesamtumsatz nur minimal unter dem Vorjahr herauskommen würde – sprich, sollte sich Intel allein um +0,2 Mrd. Dollar irren, wäre sogar ein neuer Umsatzrekord drin. Wie gesagt findet die geschäftliche "Dürrezeit" bei Intel auf einem monströs hohen Niveau statt – womit auch etwas irritiert, wenn Intel wegen dieser (angeblich) "mageren" Geschäftszahlen nun unter Druck kommt. All die bei Intel derzeit laufenden Umbauten und Neuerungen brauchen ihre Zeit – und wenn man während dieser Übergangszeit geschäftlich nicht wirklich verliert, kann man eigentlich nicht nach mehr verlangen. AMD hatte zu Zeiten von deren geschäftlicher Dürre ganz andere Rückschläge zu verarbeiten – und konnte den geschäftlichen Lohn für ihre Zen-Architektur auch nicht direkt nach Launch, sondern erst ziemlich zeitversetzt einheimsen.

Zeitversetzt dürfte dann auch für Intel das Stichwort sein: Es stehen für Intel absolut interessante Produkte vor der Tür – die aber eben erst einmal in den Markt gebracht und dort in voller Breite etabliert werden müssen. So wird Intels "Alder Lake" Prozessoren-Generation zwar dieses Jahr (4. November) einen Frühstart hinlegen, die zu diesem Zeitpunkt in den Markt gehenden K- und KF-Modelle des Desktop-Segments dürften jedoch nur geringe geschäftliche Auswirkungen haben. Jene kommen erst mit dem breiten Alder-Lake-Portfolio und vor allem dem Mobile-Segment, was nicht vor Januar 2022 beliefert wird – und gerade im Notebook-Bereich noch etwas mehr Zeit benötigen wird, um für den Endkunden tatsächlich kaufbar verfügbar zu werden. Im ersten Halbjahr 2022 kommt dann noch Intels erste Grafikkarten-Generation "Alchemist" hinzu, genauso wie rund um die Jahresmitte 2022 mittels "Sapphire Rapids" eine neue, von den Performance-Ergebnissen zu Alder Lake ausgehend sehr hoffnungsvolle Server- und HEDT-Generation.

Die volle geschäftliche Wirkung aller dieser Hardware-Innovationen dürfte allerdings etwas brauchen und ist möglicherweise erst mit dem vierten Quartal 2022 vollständig gegeben. Nichtsdestotrotz scheint allein "Alder Lake" schon schlagkräftig genug zu sein, um Intel ab Jahresanfang 2022 neue geschäftliche Impulse zu geben und somit die aktuelle Serie an jeweils leicht negativen Quartalsergebnissen zu durchbrechen. In welchem Maßstab Intel dann (eventuell) zulegen kann, hängt natürlich auch an Faktoren, auf welche Intel keinen Einfluß hat: Denn nach wie vor herrscht ein substantieller Mangel an Kleinchips und anderen Komponenten – womit die PC/Notebook-Hersteller vielleicht genügend CPUs von Intel erhalten, trotzdem aber nicht genügend fertige Geräte ausliefern können. Gegenüber CNBC spricht der Intel-CEO hierzu zwar von Fortschritten über das Jahr 2022 hinweg, sieht eine vollständige Auflösung der Situation nunmehr jedoch erst im Jahr 2023:

We’re in the worst of it now; every quarter next year, we’ll get incrementally better, but they’re not going to have supply-demand balance until 2023.
Quelle:  Intels CEO Pat Gelsinger gegenüber CNBC am 21. Oktober 2021

Dies sagt natürlich nicht aus, dass 2022 schlechter oder genauso uninspirierend für Intel wird – nur dämpft Intel damit etwas die Erwartungen an einen großen geschäftlichen Aufschwung bereits im Jahr 2022. Ein gewisses Maß an Aufschwung ist aber in jedem Fall zu erwarten, dafür ist Intels kommendes Produkt-Portfolio zu stark und hat man außerdem die Trumpfkarte des Wiedereinstiegs in den Grafikkarten-Markt zur Verfügung. An der Börse sieht man dies etwas anders, dort werden derzeit die Kosten des Konzern-Umbaus kritisch beäugt – welche wiederum aus Konsumenten-Sicht eher positiv sind, denn dies bedeutet nichts anderes als ernsthafte Investitionen, um nachfolgend bessere Produkte zu erreichen.