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Angebliche Spezifikationen zur Polaris-11-basierten Radeon R9 470X aufgetaucht

Die chinesische Webseite ITHome (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) bringt angebliche Daten zu einer Radeon R9 470X, welche auf dem Polaris-11-Chip basieren wird. Dabei nennt man nicht direkt eine Quelle, sondern geht selber nur von anderer Berichterstattung aus – ob man also doch eine Industriequelle hat oder nur Forengerüchte aufgreift, ist hierbei nicht ganz klar. Prinzipiell hören sich die genannten Daten mit 1280 Shader-Einheiten, 80 TMUs, 40 ROPs, 128 Bit GDDR5-Speicherinterface mit 4 GB GDDR5-Speicher zu Taktraten von ≤1000/3500 MHz und einer TDP von nur 60 Watt nicht generell falsch an. Nicht korrekt ist natürlich die Anzahl der ROPs, sie sollte passend zum Speicherinterface bei 32 Stück liegen – bleibt nur zu hoffen, das in den anderen genannten Daten nicht ebensolche Fehler stecken:

    AMD Radeon R9 470X

  • Polaris-11-Chip
  • 1280 Shader-Einheiten
  • 80 Textureneinheiten (TMUs)
  • 40 Raster Operation Units (ROPs)  (höchstwahrscheinlich inkorrekte Angabe, da nicht zum Speicherinterface passend)
  • 128 Bit GDDR5-Speicherinterface
  • 4 GB GDDR5-Speicher
  • Taktraten ≤1000/3500 MHz
  • 60 Watt TDP
  • chinesischer Preis 1100 Yuan  (direkt umgerechnet ~149 Euro)
  • Quelle aller Angaben:  ITHome

Denn auch die Chiptaktrate ist mit 1000 MHz arg niedrig angesetzt, selbst wenn damit natürlich die niedrige TDP-Klasse besser erreicht werden kann. Aber bei dem zugrundeliegenden kleinen Chip sollten doch höhere Taktraten möglich sein – es sei denn, AMD hätte die ganze Polaris-Architektur wirklich extrem auf hohe Transistoren-Packdichten optimiert und dafür dann eben einiges an möglichen Taktraten geopfert. Die 1280 Shader-Einheiten an einem 128 Bit GDDR5-Interface entsprechen hingegen alle früheren Vermutungen, Spekulationen und Gerüchten. Auf den genannten Taktraten würde eine solche Radeon R9 470X auf 95% der theoretischen Rechenleistung einer Radeon R9 270X herauskomen, bei allerdings nur 62,5% von deren Speicherbandbreite. Eingerechnet die zwischenzeitlichen AMD-Fortschritte bei der Farbkompression und den (angenommenen) Vorteil der neueren Polaris-Architektur wäre damit durchaus die Performance der Radeon R9 270X (Perf.Index 300%) erreichbar – zumindest wenn es nicht in höhere Auflösungen als FullHD geht, irgendwann wird sich die klar niedrigere Speicherbandbreite dann durchaus zeigen müssen.

Für die angegebene TDP von nur 60 Watt ist dies durchaus exzellent, eine Radeon R9 270X steht bei 180W TDP und einem realen Spieleverbrauch von 140 Watt. Zudem ist der zugrundeliegende Pitcairn-Chip mit 212mm² wesentlich größer als der Polaris-11-Chip, welcher zwischen 120-150mm² geschätzt wird, einmal abgesehen vom moderneren Featureset des Polaris-11-Chips. Die Performance der Tonga-basierten Grafiklösungen Radeon R9 380 (Perf.Index 360%) sowie Radeon R9 380X (Perf.Index 390%) dürfte man mit dieser Ansetzung zwar nicht erreichen können, aber jene Grafikkarten kommen auch bei einem Realverbrauch von 179W bzw. 188W heraus und basieren auf einem nochmals viel größeren Grafikchip (359mm²). Der richtige Bezugspunkt zur Radeon R9 470X ist wohl eher die GeForce GTX 750 Ti, welche ebenfalls eine TDP von 60 Watt trägt, mit einem Performance-Index von 210% allerdings weit unterhalb der Radeon R9 470X rangiert.

AMD würde mit der Radeon R9 470X (zu diesen Daten) also einen erheblichen Fortschritt bieten für diejenigen Anwender, welche jenes TDP-Limit (von unter 75 Watt) beachten müssen – vom Hauptnutzen des Polaris-11-Chips zugunsten von Mobile-Bedürfnissen ganz abgesehen. Der dafür aufgerufene Preispunkt bei um die 150 Euro erscheint hierzu halbwegs passend – dies ist in etwa das Preisniveau der GeForce GTX 950 (Perf.Index 290%), welche die Radeon R9 470X durchaus erreichen oder gar schlagen kann. Möglicherweise werden die Tonga-basierten Radeon R9 380 & 380X Karten noch eine Weile in AMDs Angebotsportfolio verbleiben, da Polaris 11 jene augenscheinlich nicht erreichen kann und Polaris 10 hingegen viel schneller als jene herauskommen dürfte. Die früheren AMD-Grafikchips Pitcairn, Bonaire und Cape Verde sollten sich mit Polaris 11 dann aber (endlich) in den Ruhestand verabschieden können.

Nachtrag vom 17. Mai 2016

Bei den kürzlich notierten Spezifikationen zur Radeon R9 470X auf Basis von AMDs Polaris-11-Chip hatten wir leider nur unsere eigene Performance-Prognose genannt, nicht aber jene der chinesichen Quelle. Selbige setzte die Radeon R9 470X deutlich höher an als wir mit dem Performance-Niveau der Radeon R9 270X (Perf.Index 300%) – und zwar auf einem Performance-Niveau zwischen Radeon R9 380 (Perf.Index 360%) und Radeon R9 380X (Perf.Index 390%). Diese zwei gegensätzlichen Ansichten kann man durchaus so stehenlassen – denn natürlich wäre es besser, wenn AMD dieses höhere Performanceziel mit dem Polaris-11-Chip erreichen kann. Immerhin basieren Radeon R9 380 & 380X auf dem Tonga-Chip und sind mit Stromverbrauchswerten nahe bei 200 Watt nur mit Augenzudrücken für das Mainstream-Segment geeignet, bedürfen also sicherlich einer (energieeffizienteren) Ablösung. Allerdings sprechen unserer Meinung nach die Rohdaten der genannten Radeon R9 470X mit 95% der Rechenleistung und nur 62,5% der Speicherbandbreite einer Radeon R9 270X nicht gerade dafür, sich wirklich gleich mit Tonga-basierten Beschleunigern anlegen zu können.

Gegenüber einer Radeon R9 380 sind es beispielsweise nur 73,6% der Rechenleistung und 61,4% der Speicherbandbreite für die Radeon R9 470X – dies ist ein heftiger Rohleistungsunterschied, welcher nicht ganz so einfach über reine Verbesserungen an der Grafikchip-Architektur überbrückt werden kann. Sollte AMD dies tatsächlich gelingen, würde die Polaris-Generation (GCN 2.0) eine glatt um 35% höhere IPC gegenüber GCN 1.2 hinlegen, die Verbesserung bei der real nutzbaren Speicherbandbreite müsste in einem ähnlichem Rahmen ausfallen (ganz perfekt muß die Speicherbandbreite nicht passen, da die Radeon R9 470X für eher normale Auflösungen gedacht ist und damit niedriger angesetzt erscheint als Radeon R9 380 & 380X). Ein solch hoher Effizienzsprung würde AMD zwar gut bekommen, bleibt aber wirklich entsprechende Testergebnisse abzuwarten – vorab so etwas zu prophezeien, weckt nur unerfüllbare Erwartungen, was das letzte ist, was AMD gebrauchen kann. Man kann beide Prognosen wie gesagt so stehenlassen – aber zur Prognose von ITHome im Hinterkopf behalten, das jene angesichts der vorliegenden Hardware-Daten und vor allem den genannten niedrigen Taktraten doch sehr optimisch aussieht.