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AMD stellt die Fiji-basierte DualChip-Lösung "Radeon Pro Duo" offiziell vor

Mit dem heutigen Tag bringt AMD noch einen letzten Nachzügler der 28nm-Generation an den Start – die Radeon Pro Duo auf Basis zweier Fiji-Chips in dessen Vollausbau. Diese Karte hätte eigentlich schon letztes Jahr herauskommen sollen, wurde dann immer wieder verschoben und zuletzt von AMD auch noch dem semi-professionellen Segment zugerechnet – trotzdem handelt es sich natürlich um eine auch für das Gaming verwendbare Grafikkarte. Problematisch ist allenfalls die übliche Nutzung als Gaming-Beschleuniger, da SLI & CrossFire inzwischen bei einigen neuen Spieletiteln grundsätzlich nicht mehr unterstützt werden – der Nutzen einer jeden MultiChip-Lösung sinkt damit natürlich erheblich ab. Dafür kann sich die Radeon Pro Duo eventuell als VR-Beschleuniger positionieren – in diesem Feld machen SLI & CrossFire keine Probleme und stören aufgrund der üblicherweise festen Auflösungen (unterhalb von 4K) auch die nur 4 GB Speicher pro Grafikchip nicht mehr.

All dies hätten dann heute eigentlich entsprechende Testberichte eingehend beleuchten sollen – allein, AMD hat keinerlei Pressesamples herausgegeben, so das der Launch der Karte ziemlich trocken daherkommt. Dabei lassen sich die spannenden Fragen zur Karte – u.a. wie hoch takten die beiden Fiji-Chips in der Praxis – eben nur mittels echter Tests beantworten, die offiziellen Karten-Spezifikationen und theoretischen Rechenleistungen (auf Maximal-Takt) helfen hierbei wenig weiter. Leider hat sich derzeit gerade einmal ein einziger Hardwaretest zur Radeon Pro Duo seitens des chinesischen Expreview eingefunden – zu wenig für eine seriöse Beurteilung der Kartenperformance und wahrlich kein Zeugnis einer soliden Pressearbeit seitens AMD. Fast könnte man vermuten, das AMD etwas zu verstecken hätte, wenn man die Karte nach einer so langen Wartezeit derart "leise" in den Markt bringt.

GeForce GTX 980 Ti Radeon R9 Fury X Radeon Pro Duo
Chipbasis nVidia GM200, 8 Mrd. Transistoren in 28nm auf 601mm² Chipfläche AMD Fiji, 8,9 Mrd. Transistoren in 28nm auf 596mm² Chipfläche 2x AMD Fiji, 2x 8,9 Mrd. Transistoren in 28nm auf 2x 596mm² Chipfläche
Architektur Maxwell 2, DirectX 12 Feature-Level 12_1 GCN 1.2, DirectX 12 Feature-Level 12_0
Technik 6 Raster-Engines (mit verdoppelter Raster-Power), 2816 Shader-Einheiten, 176 TMUs, 96 ROPs, 384 Bit GDDR5-Interface 4 Raster-Engines, 4096 Shader-Einheiten, 256 TMUs, 64 ROPs, 4096 Bit DDR HBM1-Interface 8 Raster-Engines, 8192 Shader-Einheiten, 512 TMUs, 128 ROPs, 2x 4096 Bit DDR HBM1-Interface
Taktraten 1000/1075/3500 MHz
(Ø-Chiptakt: 1114 MHz)
≤1050/500 MHz
(Ø-Chiptakt: 1050 MHz)
≤1000/500 MHz
(Ø-Chiptakt: ?)
Speicherausbau 6 GB GDDR5 4 GB HBM1 2x 4 GB HBM1
(effektiv wie 4 GB)
TDP/TBP/GCP 250W (GCP) 275W (TBP) 350W (TBP)
FHD Perf.Index 730% 670% ~890-950%
4K Perf.Index 100% 100% ~150-155%
Listenpreis 649$ 649$ 1499$

Ein paar Aussagen lassen sich dann aber trotzdem aus dem Test von Expreview ziehen: Beim Stromverbrauch scheint die Radeon Pro Duo wirklich nicht über die Stränge zu schlagen bzw. ihre TDP von 350 Watt einhalten zu wollen, denn der in diesem Test gemessene Stromverbrauch ist kaum höher als bei der Radeon R9 Fury X. Dafür drosselt die Karte aber auch heftig unter echter Volllast – unter dem FurMark herunter bis auf 760 MHz Chiptakt und nur 1,025V GPU-Spannung (regulär sind 1,15V unter Last). Genauere Angaben zu den real anliegenden Taktraten unter Spielen bietet der Test leider nicht, dies wird dann Aufgabe anderer Testberichte sein. Bei der Spiele-Performance liegt die Radeon Pro Duo unter FullHD um +22,0% vor einer GeForce GTX 980 Ti und um +41,7% vor einer Radeon R9 Fury X (bezogen rein auf die getesteten Spielen, nicht die theoretischen Tester). Dies ist nicht besonders überzeugend, aber FullHD ist für eine solche Karte einfach auch keine sinnvolle Spielwiese mehr.

Unter UltraHD steigen die Performancegewinne dann deutlich an: +52,4% gegenüber der GeForce GTX 980 Ti und +53,2% gegenüber der Radeon R9 Fury X sind gutklassig. Dies ergibt einen 4K Performance-Index von ~150-155% – deutlich oberhalb der früheren DualChip-Lösungen Radeon R9 295X2 (4K Perf.Index ~130%) und GeForce GTX Titan Z (4K Perf.Index ~122%). Die CrossFire-Effizienz gegenüber der mit der Radeon Pro Duo (im SingleChip-Feld) am ehesten vergleichbaren Radeon R9 Nano (4K Perf.Index ~86%) liegt dann bei +74-80%, was ebenfalls ein beachtbar guter Wert ist. Leider fehlen derzeit jegliche Aussagen zur VR-Performance der Radeon Pro Duo – man kann ergo nur blank mutmaßen, das jene sich dort exzellent schlagen sollte. Auch in dieser Frage kommt von weiteren Testberichten zur Radeon Pro Duo hoffentlich erhellendes – was allerdings gar nicht so einfach wird angesichts fehlender Pressesamples und derzeit nicht vorhandener Lieferbarkeit.

Denn die Karte ist zwar im deutschen Einzelhandel für rund 1600 Euro vorbestellbar, einen Liefertermin gibt es allerdings noch nicht. Aufgrund der ganzen Ansetzung – zu später Termin, zu hoher Preis, keine Lieferbarkeit, nächste Grafikkarten-Generation vor der Tür – ist es allerdings gut möglich, das die Radeon Pro Duo schnell wieder aus dem Blickfeld verschwindet und eventuell auch nie wirklich eingehend getestet wird. Hierbei steht durchaus zu vermuten, das ein solcher Werdegang AMD wohl sogar ziemlich recht ist – die Radeon Pro Duo erscheint fast wie eine Pflichtübung, die AMD jedoch nach Erfüllung dieser Pflicht schnellstmöglich wieder vergessen will. Unter diesen Bedingungen sind jegliche Empfehlungen pro dieser Karte natürlich nonsens – vor dem Vorhandensein ausgiebiger Tests sollte man sicherlich nicht über die Anschaffung eines 1499-Dollar-Boliden nachdenken.