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AMD stellt die LowCost/Mainstream-Grafikkarten Radeon RX 550 & 560 vor

Als zweiten Teil der Radeon RX 500 Serie hat AMD nach den Midrange-Modellen Radeon RX 570 & 580 auch noch die LowCost/Mainstream-Modelle Radeon RX 550 & 560 vorgestellt, womit die Radeon RX 460 von diesen neuen Grafikkarten abgelöst wird. Beide neuen Grafikkarten wurden ohne großen Launch am gestrigen 20. April von AMD offiziell vorgestellt, wobei nur die Radeon RX 550 umgehend in den Handel geht – die Radeon RX 560 soll dann Anfang Mai nachfolgen. Beiden Grafikkarten ist wiederum gemeinsam, das AMD kein Referenzdesign auflegt, es also nur Herstellerdesigns im Handel geben wird – welche oftmals eine gewisse Werksübertaktung mitbringen werden. (Erstzunehmende) Testberichte zu diesen Karten existieren dato noch keine, eventuell trudeln zur Radeon RX 560 selbige im Laufe des nächstens Monats noch herein.

Jene größere Radeon RX 560 basiert auf dem schon bei der Radeon RX 460 verwendeten Polaris-11-Chip. Doch während sich die Radeon RX 460 seinerzeit mit einer abgespeckten Version dieses Grafikchips zufrieden geben musste, tritt die Radeon RX 560 nun in dessen Vollausbau an, hinzu kommen auch noch ein paar höhere Taktraten. Interessanterweise soll die Radeon RX 560 trotzdem ohne extra Stromstecker daherkommen – was angesichts von +22% mehr nomineller Rechenleistung gegenüber der Radeon RX 460 etwas bezweifelt werden darf, schon die Radeon RX 460 war schließlich arg an der Grenze ihrer TDP von 75 Watt gebaut. Da von der Radeon RX 560 wie gesagt nur Herstellerdesigns erhältlich sein werden, gehen wir davon aus, das jene Grafikkarte in der Praxis generell mit einem 6poligen Stromstecker antritt – und damit auch ihre AMD-offizielle TDP von abermals nur 75 Watt klar durchbrechen wird.

Für die kleinere Radeon RX 550 hat AMD hingegen mit "Polaris 12" einen neuen LowCost-Grafikchip aufgelegt, welcher mit 2,2 Mrd. Transistoren auf 101mm² Chipfläche allerdings auch nicht gerade bedeutsam kleiner als der Polaris-11-Chip von Radeon RX 460/560 ausfällt (3,0 Mrd. Transistoren auf 123mm² Chipfläche). Polaris 12 ähnelt dabei Polaris 11 ziemlich stark: Speicherinterface und ROPs sind gleich, nur gibt es halt anstatt bis zu 16 Shader-Clustern bei Polaris 11 nur bis zu 10 Shader-Cluster, was maximal 640 Shader-Einheiten samt 40 TMUs bei Polaris 12 bedeutet. Die einzige technologische Ungewißheit liegt derzeit bei den Raster-Engines – Polaris 11 hat deren 2, bei Polaris 12 könnte AMD auf nur eine Raster-Engine zurückgegangen sein.

Für die im Retailhandel auftauchende Radeon RX 550 setzt AMD allerdings erstaunlicherweise nur eine Abspeckung des Polaris-12-Chips auf nur noch 512 Shader-Einheiten samt 32 TMUs an – das Speicherinterface und der restliche Chip bleiben dagegen unangetastet. Die Taktraten liegen ähnlich wie bei der Radeon RX 460, regulär soll die Karte nur mit 2 GB GDDR-Speicher erscheinen, wobei angeblich auch Herstellerdesigns mit gleich 4 GB Speicher kommen sollen. Die TDP liegt bei nur 50 Watt, was aufgrund der Hälfte der Shader-Einheiten gegenüber der Radeon RX 560 als wohl einhaltbar erscheint. Die Radeon RX 550 zeigt sich derzeit teilweise schon im Handel, allerdings sind deren erste Preisnotierungen von 100-110 Euro jenseits von Gut und Böse, da sogar über dem Preisniveau der (viel schnelleren) Radeon RX 460 2GB liegend.

Radeon RX 460 Radeon RX 550 Radeon RX 560
Chipbasis AMD Polaris 11 AMD Polaris 12 AMD Polaris 11
Fertigung 3,0 Mrd. Transistoren in 14nm auf 123mm² Chipfläche bei GlobalFoundries 2,2 Mrd. Transistoren in 14nm auf 101mm² Chipfläche bei GlobalFoundries 3,0 Mrd. Transistoren in 14nm auf 123mm² Chipfläche bei GlobalFoundries
Architektur GCN4, DirectX 12 Feature-Level 12_0
Features Vulkan, Mantle, Asynchonous Compute, VSR, CrossFire, TrueAudio Next, FreeSync
Technik 2 Raster-Engines, 896 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit GDDR5-Interface (Salvage) 512 Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit GDDR5-Interface (Salvage) 2 Raster-Engines, 1024 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit GDDR5-Interface (Vollausbau)
Taktraten 1090/1200/3500 MHz
(Ø-Chiptakt: ~1170 MHz)
1100/1183/3500 MHz
(Ø-Chiptakt: ?)
1175/1257/3500 MHz
(Ø-Chiptakt: ?)
Speicherausbau 2/4 GB GDDR5 2 GB GDDR5 2/4 GB GDDR5
Ref./Herst./OC / / / / / /
Layout DualSlot DualSlot DualSlot
Kartenlänge Hersteller: 17,0-23,8cm Hersteller: 17,0-22,5cm ?
Stromstecker keiner oder 1x 6pol. keiner (vermutlich) 1x 6pol.
off. Verbrauch 75W (TBP) 50W (TBP) 75W (TBP)
Idle-Verbrauch ~10W (geschätzt) ~8W (geschätzt) ~10W
Spiele-Verbrauch ~70W (geschätzt) ~50W (geschätzt) ~85W
Ausgänge DualLink DVI-D, HDMI 2.0b (mit HDCP 2.2), DisplayPort 1.4 HDMI 2.0b (mit HDCP 2.2), DisplayPort 1.4 HDMI 2.0b (mit HDCP 2.2), DisplayPort 1.4
FullHD Perf.Index 260% (geschätzt) ~150-180% (geschätzt) ~290-310%
Listenpreis 2GB: 109$ 2GB: 79$ 2GB: 99$
Straßenpreis 2GB: 85-110€     4GB: 115-130€
(Auslauf)
2GB: 100-110€ ab Anfang Mai verfügbar
Release 8. August 2016 20. April 2017 20. April 2017

Mangels entsprechender Testberichte läßt sich die Performance der neuen AMD-Grafikkarten derzeit leider nur eher grob schätzen: Die Radeon RX 560 sollte in unserem FullHD Performance-Index bei ~290-310% herauskommen – am oberen Ende dieser Skala, wenn die Taktraten perfekt eingehalten werden, am unteren Ende der Skala, wenn die Karte in der Praxis klar unterhalb ihrer maximalen Taktraten operiert bzw. wenn die vorhandene Speicherbandbreite zu stark limitiert. Im bestmöglichen Fall würde die Radeon RX 560 damit exakt das Performance-Niveau der GeForce GTX 1050 (Perf.Index 310%) erreichen. Doch selbst wenn es nicht ganz zu einem Gleichstand reicht, sollte die Verfügbarkeit von 4-GB-Versionen die Radeon RX 560 in diesem Vergleich klar in Vorhand bringen – denn diese (heutzutage gängige) Speicherausstattung wird bei der GeForce GTX 1050 gar nicht angeboten.

Die Radeon RX 550 ist dagegen derzeit auf einen FullHD Performance-Index von ~150-180% zu schätzen – wobei dies wirklich schwer zu schätzen ist, da keine Anhaltspunkte für neuere GCN-basierte Grafikkarten mit einem derart niedrigen Leistungsniveau vorhanden sind (AMDs letzte Lösungen für diesen Preisbereich basieren noch auf der GCN2-Architektur). In jedem Fall handelt es sich um eine klare LowCost-Lösung mit einem für die heutige Zeit eigentlich nicht mehr gängigem Performanceniveau bei grob der Hälfte der Performance der (auch nur in eSports-Gefilden verwendbaren) GeForce GTX 1050. Zudem ist die Preislage selbst des US-Listenpreises mit 79 Dollar für die gebotene Performance deutlich zu hoch, für ein derartiges LowEnd-Angebot müsste die Preislage der Radeon RX 550 eher in die Nähe von 60 Dollar/Euro gehen. Dies kann über die Zeit natürlich noch passieren, LowCost-Grafikkarte haben immer ein wenig die Tendenz, mit zu hohen Preislagen in den Markt zu kommen – um dann erst nach einer gewissen Laufzeit ihren Preispunkt zu erreichen.

Nachtrag vom 16. Mai 2017

Videocardz vermelden neue offizielle Spezifikationen zur Radeon RX 560, welche minimal vom bisher bekannten Stand abweichen: So beträgt die TDP nun nicht mehr 75 Watt, sondern gleich 80 Watt – womit auch die Idee vom Tisch wäre, ohne extra PCI-Expres-Stromstecker bei der Radeon RX 560 auszukommen. Schon bei der vorhergehenden Radeon RX 460 mit geringeren Taktraten und nur 896 von 1024 Shader-Einheiten sind schließlich die wenigsten Karten in dieser Konfiguration erschienen, war schon bei der Radeon RX 460 deren TDP von 75 Watt eine technisch grenzwertige Marketingangabe. Real dürfte die Radeon RX 560 sogar noch etwas mehr als jene 80 Watt verbrauchen (wir schätzen derzeit ~85 Watt unter Spielen), gut übertaktete Radeon RX 460 Karten kamen schließlich schon bei einem Stromverbrauch von um die 90 Watt heraus. Wenigsten ist die Preislage mit 99 Dollar Listenpreis vergleichsweise angenehm und damit auch unterhalb des Niveaus der Radeon RX 460, welche die Radeon RX 560 sicherlich über die Zeit komplett ablösen dürfte.

Nachtrag vom 21. Mai 2017

Mit den Freitag-News schon verlinkt, bieten Tom's Hardware schon seit Ende April einen der bislang vermissten Tests zur Radeon RX 550 an. Die hierbei getestete MSI-Karte kommt zwar nominell leicht übertaktet mit ≤1203 MHz Chiptakt daher (Referenz sind 1100/1183/3500 MHz), jener Maximaltakt wird laut den Messungen von Tom's Hardware allerdings nie erreicht, AMDs PowerTune-Feature regelt die Karte vorher herunter. Dafür wird allerdings auch der TDP-Wert von 50 Watt eingehalten, es konnten im Gaming-Modus bestenfalls 47 Watt Stromverbrauch erreicht werden. Die angetretenen Benchmarks sind (leider) eher nur als Teaser zu besserem zu werten, da meistens zugunsten der mitlaufenden Intel HD Graphics 530 auf sehr niedrigen Bildqualitätseinstellungen getestet wurde, was bei den echten Grafikkarten dann zu sehr hohen und damit kaum aussagekräftigen Frameraten (samt CPU-limitiert zurückgehenden Unterschieden) führte.

HD Graphics 530 Radeon RX 550 Radeon R7 260X Radeon RX 460
alle Benchmarks (6) von Tom's Hardware @ FullHD LQ/MQ 31,2% 100% 113,2% 128,2%
sinnvolle Benchmarks (2) von Tom's Hardware @ FullHD LQ/MQ 26% 100% 122% 151%
3DCenter FullHD Performance-Index - ~170% 200% 260%

Dafür kann man natürlich sehen, das selbst eine Radeon RX 550 noch eine typischen iGPU-Lösung wie die Intel HD Graphics 530 (GT2-Grafik von Skylake) um den Faktor 3-4 abzieht – auch eine GT3-Grafik mit doppelter Anzahl an Ausführungseinheiten wird der Radeon RX 550 also noch nicht nahekommen können. Allerdings liegt die Radeon RX 550 dann auch wieder bemerkbar hinter der Radeon R7 260X sowie deutlich hinter der Radeon RX 460 zurück – was aufgrund der aufgebotenen Hardware nicht überraschend kommt, im eigentlichen handelt es sich bei der Radeon RX 550 aus heutiger Sicht eher denn schon um "Low-End". Für den Augenblick sieht es nach diesem einem Test (mit klar zu wenigen wertbaren Benchmarks) so aus, als könnte die Radeon RX 550 in unserem FullHD Performance-Index auf einen Wert von ~170% kommen, was sogar sehr gut im Rahmen der bisherigen Schätzung von ~150-180% liegt. Sicherlich läßt sich dieser Index-Werte unter Vorlage weiterer, tiefgehenderer Test jedoch nochmals leicht korrigieren oder halt auf diesem Wert bestätigen, immer getreu der Devise "ein Test ist kein Test".