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AMD stellt die Navi-10-basierte Radeon RX 5600 Serie mit Radeon RX 5600, 5600 XT & 5600M vor

Nur vergleichsweise wenig Zeit während seiner CES 2020 Liveshow gab AMD dem Thema neuer Grafik-Hardware: Explizit angesprochen wurde allein die Radeon RX 5600 XT, welche am 21. Januar in den Handel gehen soll – nicht jedoch die komplette Radeon RX 5600 Serie. Denn selbige hat noch etwas mehr zu bieten als nur die Radeon RX 5600 XT: Zum einen eine noch weiter abgespeckte Radeon RX 5600 für OEM-Bedürfnisse und desweiteren mit der Radeon RX 5600M eine stärkere Mobile-Lösung, welche nach der Radeon RX 5500M (und natürlich der neuen Renoir-APU) AMDs Weg zurück ins Mobile-Geschäft nochmals bekäftigt. Im Gegensatz zu allen kürzlichen Thesen basiert die komplette Radeon RX 5600 Serie allerdings weiterhin auf dem bekannten Navi-10-Grafikchip – und benutzt dort mit 32 bis 36 Shader-Clustern erstaunlich große Teile des Siliziums zu genauso erstaunlich maßvollen Taktraten.

Radeon RX 5500 XT Radeon RX 5600 Radeon RX 5600 XT Radeon RX 5700
Chipbasis AMD Navi 14 AMD Navi 10 AMD Navi 10 AMD Navi 10
Technik 2 Raster-Engines, 22 Shader-Cluster, 1408 Shader-Einheiten, 88 TMUs, 32 ROPs, 1 MB Level2-Cache, 128 Bit GDDR6-Interface (Salvage) 4 Raster-Engines, 32 Shader-Cluster, 2048 Shader-Einheiten, 128 TMUs, 64 ROPs, 192 Bit GDDR6-Interface, 3 MB Level2-Cache (Salvage) 4 Raster-Engines, 36 Shader-Cluster, 2304 Shader-Einheiten, 144 TMUs, 64 ROPs, 192 Bit GDDR6-Interface, 3 MB Level2-Cache (Salvage) 4 Raster-Engines, 36 Shader-Cluster, 2304 Shader-Einheiten, 144 TMUs, 64 ROPs, 256 Bit GDDR6-Interface, 4 MB Level2-Cache (Salvage)
Taktraten 1607/1717/3500 MHz (QDR) 1130/1375/3000 MHz (QDR) 1130/1375/3000 MHz (QDR) 1465/1625/3500 MHz (QDR)
Rohleistungen 4,8 TFlops & 224 GB/sec 5,6 TFlops & 288 GB/sec 6,3 TFlops & 288 GB/sec 7,5 TFlops & 448 GB/sec
Speicherausbau 4/8 GB GDDR6 6 GB GDDR6 6 GB GDDR6 8 GB GDDR6
TDP 130W (TBP) 150W (TBP) 150W (TBP) 180W (TBP)
FHD Perf.Index 4GB: 600%   8GB: 650% geschätzt ~760-800% geschätzt ~840-870% 980%
4K Perf.Index 8GB: ~84% geschätzt ~100-105% geschätzt ~110-115% 139%
Listenpreis 4GB: 169$   8GB: 199$ rein OEM 279$ 349$
Release 12. Dezember 2019 6. Januar 2020 21. Januar 2020 7. Juli 2019

Radeon RX 5600 (OEM) und Radeon RX 5600 XT takten somit beiderseits vergleichsweise niedrig auf 1130/1375/3000 MHz, wobei die Radeon RX 5600 XT die bekannten 36 Shader-Cluster aktiv hat und die Radeon RX 5600 dann nur deren 32. Beiden Karten gemeinsam ist das 192bittige GDDR6-Speicherinterface, welches den anderen wesentlichen Unterschied gegenüber den ebenfalls Navi-10-basierten Radeon RX 5700 & 5700 XT Karten darstellt. Mittels beider Maßnahmen ist ein gehöriger Rohleistungs-Unterschied garantiert und wird sich die Performance beider neuer Desktop-Karten irgendwo in der Mitte zwischen Radeon RX 5500 XT und Radeon RX 5700 (oder auch in der Mitte zwischen GeForce GTX 1660 Super & GeForce RTX 2060) einfinden. Neben bereits vorliegenden ersten 3DMark13-Werten hat AMD zur CES-Veranstaltung bzw. im Pressematerial hierzu einige AMD-eigene Benchmark-Werte zur Radeon RX 5600 XT fallengelassen – nach welcher sich diese neue AMD-Karte um +57,5% zur GeForce GTX 1060 6GB, +16,1% zur GeForce GTX 1660 Ti sowie +10,7% zu einer übertakteten GeForce GTX 1660 Super verhalten soll.

Insbesondere das gut vergleichbare Ergebnis gegenüber der GeForce GTX 1660 Ti würde die Radeon RX 5600 XT allerdings wahrscheinlich zu stark machen: Denn +16,1% auf die GeForce GTX 1660 Ti oben drauf ergibt fast das Performance-Niveau der GeForce RTX 2060 (in den seinerzeitigen Benchmarks war die GeForce RTX 2060 gerade einmal +17,1% schneller als die GeForce GTX 1660 Ti), was als zu hoher Ansatzpunkt für die Radeon RX 5600 XT erscheint. Da der Quervergleich mit der Grafik-Hardware eines anderen Herstellers je nach gewählten Benchmarks immer etwas anders ausgehen kann, wäre an dieser Stelle ein rein AMD-interner Vergleich wohl besser gewesen. Vermutlich verspricht AMD an dieser Stelle also etwas zu viel, ist in der Praxis mit der Radeon RX 5600 XT keine Performance in der Nähe zur GeForce RTX 2060 realisierbar, sondern bemerkbar unterhalb dieser kleinsten RTX-Karte und mehr in der Mitte zwischen GeForce GTX 1660 Super (FullHD Perf.Index 770%) und GeForce RTX 2060 (FullHD Perf.Index 920%) liegend.

Eben weil jene GeForce GTX 1660 Super aber wohl klar geschlagen wird, kann sich AMD dann bei der Radeon RX 5600 XT auch einen höheren Preispunkt genehmigen – welcher mit 279 Dollar allerdings doch etwas höher ausfällt, als man sich hätte wünschen können. Dafür muß AMD nun auch wirklich liefern, wenigstens mit einer Mehrperformance oberhalb von +10% zur GeForce GTX 1660 Super, idealerweise aber vor allem mit guten Übertaktungseigenschaften. Denn natürlich sollte sich die Radeon RX 5600 XT aufgrund ihrer klar gezügelten Taktraten eigentlich sehr gut zum Übertakten benutzen lassen – selbst wenn man vielleicht auch einmal ein Chip-Exemplar erwischen könnte, dessen individuellen elektronischen Eigenschaften dies nicht zulassen. Aber sofern AMD hier dem Übertaktungsspaß keinen generellen Riegel vorgeschoben hat, könnte sich endlich einmal wieder eine Grafikkarte der jüngeren Vergangenheit ergeben, deren Übertaktung sich wirklich lohnt. Wenn dies derart passieren sollte, dann würde sich auch der gewählte Preispunkt besser rechtfertigen lassen.

AMD Listenpreis nVidia
Radeon RX 5700 XT 8GB 399$ GeForce RTX 2060 Super 8GB
Radeon RX 5700 8GB 349$ GeForce RTX 2060 6GB
Radeon RX 5600 XT 6GB 279$   /   229$ GeForce GTX 1660 Super 6GB
Radeon RX 5500 XT 8GB 199$   /   219$ GeForce GTX 1660 6GB
Radeon RX 5500 XT 4GB 169$   /   159$ GeForce GTX 1650 Super 4GB

Die kleinere Radeon RX 5600 wird dagegen nur für OEM-Bedürfnisse zur Verfügung stehen und dürfte aufgrund ihrer -11% Shader-Cluster zu gleichen Taktraten bei knapp -10% Performance-Verlust herauskommen. Theoretisch sollte sich auch diese OEM-Variante ganz gut zum Übertakten eignen, allerdings ist nicht sicher, ob einem hierbei nicht harsch angesetzte Power-Limits des OEM-Herstellers einen Strich durch die Rechnung machen. Auch könnten sich die Kartendesigns der OEM-Hersteller aufgrund deren thermischen und elektrischen Eigenschaften nur mittelprächtig zum Übertakten verwenden lassen – und wenn die Karte nicht genügend Strom zur Verfügung stellt, um den Chiptakt hochzujagen, nützen auch viel Spielraum beim Chiptakt sowie alle freigeschalteten Limits nichts mehr. In dieser Frage kann nur die Praxis zeigen, wie praktikabel die Übertaktung der Radeon RX 5600 OEM wirklich ist – wobei sich natürlich erst einmal erweisen muß, ob diese Karte von den OEM-Herstellern überhaupt breitflächig angenommen wird.

Als letzte im Bunde hat AMD dann noch die "Radeon RX 5600M" als weitere Navi-Mobilelösung vorgestellt. Die Kartendaten entsprechen der Radeon RX 5600 XT – angeblich sogar inklusive des Chiptakts, was ungewöhnlich angesichts der Mobile-Ausrichtung klingt. Andererseits richtet sich die wirkliche Performance der Radeon RX 5600M dann natürlich nach der vom Notebook-Hersteller gewählten TDP, welche augenscheinlich ziemlich frei konfigurierbar ist. Leider ist derzeit nur eine Minimal-TDP von 60 Watt bekannt, nicht jedoch eine übliche oder maximale TDP – womit die Performance der Radeon RX 5600M nur extrem grob zu schätzen ist, in jedem Fall je nach TDP sehr varibel herauskommt. Im niedrigstmöglichen Fall könnte sich eine mit hoher TDP laufende Radeon RX 5500M auch schon mit der Radeon RX 5600M anlegen – im besten Fall sollte jene klar schneller als die GeForce GTX 1660 Ti Mobile herauskommen, eher im Performance-Rahmen von GeForce RTX 2060 Mobile & GeForce RTX 2070 Mobile. Aufgrund der fehlenden Angabe zur maximalen TDP ist es derzeit jedoch kaum sinnvoll abschätzbar, wie hoch die Radeon RX 5600M bestenfalls hinaufkommen könnte.

GeForce GTX 1650 Mobile Radeon RX 5500M GeForce GTX 1660 Ti Mobile Radeon RX 5600M
Chipbasis nVidia TU117 AMD Navi 14 nVidia TU116 AMD Navi 10
Technik 1024 Shader-Einheiten an einem 128 Bit GDDR5-Interface 1408 Shader-Einheiten an einem 128 Bit GDDR6-Interface 1536 Shader-Einheiten an einem 192 Bit GDDR6-Interface 2304 Shader-Einheiten an einem 192 Bit GDDR6-Interface
Taktraten konfigurierbar 1020-1395/1245-1560/4000 MHz (DDR) ?/1448/3500 MHz (QDR) konfigurierbar 1140-1455/1335-1590/3000 MHz (QDR) ?/1190/3000 MHz (QDR)
Speicher 4 GB GDDR5 4 GB GDDR6 6 GB GDDR6 6 GB GDDR6
TDP konfigurierbar 35 bis 50 Watt (GSP) konfigurierbar ?? bis 85 Watt konfigurierbar 60 bis 80 Watt (GSP) konfigurierbar 60 bis ?? Watt
FHD Perf.Index je nach Taktrate/TDP ~350-430% grob geschätzt ~450-550% je nach Taktrate/TDP ~500-620% grob geschätzt ~550-700%
Vorstellung 23. April 2019 7. Oktober 2019 23. April 2019 6. Januar 2020

Nachtrag vom 8. Januar 2020

Die Meldung zur Vorstellung der Radeon RX 5600 Serie enthält bezüglich der von AMD aufgebotenen Navi-basierten Mobile-Lösungen noch keine vollständigen Angaben – sprich, es fehlen noch die Daten zur Radeon RX 5300M sowie zur Radeon RX 5700M. AMD hat jene weiteren Mobile-Grafiklösungen bereits ohne große Ankündigungen in den Markt entlassen – zwar ohne Produkt-Webseite, aber deren Spezifikationen finden sich in AMDs Grafik-Produktauflistung. Dabei stellt die Radeon RX 5700M so etwas wie den direkten Wiedergänger der Radeon RX 5700 für Mobile-Bedürfnisse vor – rein nur mit einem niedrigeren Speichertakt, aber ansonsten identisch. Ob man die hohen Taktraten des Desktop-Modells allerdings wirklich im Notebook halten kann, wäre durchaus (vor dem Gegenbeweis) zu bezweifeln. Die Radeon RX 5300M als kleinstes Modell bringt dagegen die Hardware der Radeon RX 5500M zu niedrigeren Taktraten und einer Einschränkung des Speicherinterfaces auf nur 96 Bit Breite und damit nur 3 GB GDDR6-Speicher daher.

Dies hört sich insbesondere bezüglich der Speicherbestückung dann eher gruselig an, ist jedoch wohl auch nur als echtes Einsteiger-Angebot gedacht – und zum Ersatz von integrierter Grafik reicht es dicke, jene haben gewöhnlich weit schwächere Grafikchips und natürlich gar keinen eigenen Grafikspeicher. Für alle diese Mobile-Lösungen fehlen leider vollständige TDP-Angaben, so das sich deren Leistungsklasse derzeit nur als (arg) grobe Schätzung angeben läßt. Aufgrund der variablen TDP ist dabei in der Praxis letztlich alles möglich – inklusive auch der (hypothetischen) Situation, wo eine Radeon RX 5500M mit hoher TDP eine Radeon RX 5600M mit niedriger TDP hinter sich läßt. Insofern müssen entsprechende Tests (und eine Klarstellung der TDP-Angaben durch AMD selber) abgewartet werden, um diese neuen Mobile-Beschleuniger wirklich werten zu können. Es ist dennoch durchaus positiv entgegenzunehmen, das AMD in diesem Feld endlich einmal wieder einen Wettbewerb mit nVidias Mobile-Beschleunigern der GeForce GTX 16 & GeForce RTX 20 Serien lostritt – nachdem AMDs eigenes Angebot in diesem Marktsegment in den letzten Jahren mangels energieeffizienter Grafikchips faktisch eingeschlafen war.

Radeon RX 5300M Radeon RX 5500M Radeon RX 5600M Radeon RX 5700M
Chipbasis AMD Navi 14 AMD Navi 14 AMD Navi 10 AMD Navi 10
Technik 22 Shader-Cluster mit 1408 Shader-Einheiten an einem 96 Bit GDDR6-Interface 22 Shader-Cluster mit 1408 Shader-Einheiten an einem 128 Bit GDDR6-Interface 36 Shader-Cluster mit 2304 Shader-Einheiten an einem 192 Bit GDDR6-Interface 36 Shader-Cluster mit 2304 Shader-Einheiten an einem 256 Bit GDDR6-Interface
Taktraten ?/1181/3500 MHz (QDR) ?/1448/3500 MHz (QDR) ?/1190/3000 MHz (QDR) ?/1620/3000 MHz (QDR)
Rohleistungen 3,3 TFlops & 168 GB/sec 4,1 TFlops & 224 GB/sec 5,5 TFlops & 288 GB/sec 7,5 TFlops & 384 GB/sec
Speicher 3 GB GDDR6 4 GB GDDR6 6 GB GDDR6 8 GB GDDR6
TDP ? konfigurierbar ?? bis 85 Watt konfigurierbar 60 bis ?? Watt ?
FHD Perf.Index grob geschätzt ~400-500% grob geschätzt ~450-550% grob geschätzt ~550-700% grob geschätzt ~700-900%
Vorstellung 13. November 2019 7. Oktober 2019 6. Januar 2020 Ende 2019