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AMD gibt Details zur Carrizo-APU bekannt

Der Planet 3DNow! hat sich ausführlich mit AMDs Carrizo-Präsentation auf der International Solid-State Circuits Conference (ISSCC) beschäftigt, weitere Ausarbeitungen zum Thema kommen von Golem, PC Perspective und AnandTech. Dabei gibt es im Prinzip keine Überraschungen, sondern oftmals "nur" Bestätigungen von früheren Gerüchten: Carrizo wird weiterhin 4 CPU-Rechenkerne samt 512 Shader-Einheiten der iGPU haben, wie schon von Kaveri her gewohnt. Mit dabei ist die Excavator-Ausbaustufe der Bulldozer-Architektur, welche laut AMD für 5% mehr IPC stehen soll. Die integrierte Grafiklösung dürfte womöglich auch ein paar Neuerungen mit sich bringen, unabhängig derselben Einheiten-Anzahl.

AMD Carrizo-Präsentation (Slide 13)
AMD Carrizo-Präsentation (Slide 13)
AMD Carrizo-Präsentation (Slide 6)
AMD Carrizo-Präsentation (Slide 6)

Wie bekannt quetscht AMD in die nahezu dieselbe Chipfläche von 250mm² allerdings gleich nahezu 29% mehr Transistoren gegenüber Kaveri, welche bislang durch die größeren Level1-Caches bei Excavator und durch die integrierte Southbridge begründet werden – ob dies als Erklärung ausreicht, bleibt offen. Das Speicherinterface wird dagegen weiterhin konsequent als "DDR3" ausgewiesen und scheint auf den ersten Blick (auf das beim Planet 3DNow! zu sehende Die-Foto) auch keinen Platz für ein früher spekulativ vermutetes DDR3/DDR4-Interface zu bieten. Gut möglich, daß AMD bei der (allerdings erst nächstes Jahr) antretenden Desktop-Abwandlung "Bristol Ridge" dann ein extra Stück Silzium aufsetzt, welches dann ein alleiniges DDR4-Speicherinterface bietet.

Auf den allerersten Blick ist dies deutlich unspannend, was AMD da mit Carrizo vorhat. Allerdings lag das Augenmerk von AMD bei Carrizo sehr deutlich auf dem Mobile-Einsatz, im Prinzip alle Optimierungen floßen in diese Richtung. Deswegen ist Carrizo auch nur eher schwer über seine Checklisten-Daten mit den bisherigen AMD Mainstream-APUs vergleichbar. Man sollte besser abwarten, was entsprechende Tests von Carrizo-Notebook für Benchmark-Werte ergeben – ein allererster Vorab-Wert sieht nämlich vielversprechend in diese Richtung hin aus, als daß Carrizo seinen Vorgänger Kaveri mit zwischen 15-25% Performancegewinn auf gleicher TDP überbieten kann. AMD scheint also nicht in Richtung absoluter Performance hin optimiert zu haben – sondern in Richtung höherer Performance bei einer festgesetzten, Mobile-typischen TDP. Damit kann man hoffentlich bei den Notebook-Herstellern entsprechend punkten – welchen bei dieser Gelegenheit in Erinnerung gerufen werden soll, daß sich die Notebook-Käufer durchaus mehr Auswahl an AMD-basierten Notebooks wünschen.

Llano Trinity Richland Kaveri Carrizo
Fertigung 32nm SOI GlobalFoundries 32nm SOI GlobalFoundries 32nm SOI GlobalFoundries 28nm Bulk GlobalFoundries 28nm Bulk GlobalFoundries
Die-Daten 1,45 Mrd. Transistoren auf 228mm² Chipfläche 1,3 Mrd. Transistoren auf 246mm² Chipfläche 2,41 Mrd. Transistoren auf 245mm² Chipfläche 3,1 Mrd. Transistoren auf 250mm² Chipfläche
CPU-Technik 4 Husky-Rechenkerne der K10.5-Architektur 4 Piledriver-Rechenkerne der Bulldozer-Architektur 4 Steamroller-Rechenkerne der Bulldozer-Architektur 4 Excavator-Rechenkerne der Bulldozer-Architektur
CPU-Takt maximal 3.0 GHz maximal 4.2 GHz (unter TurboCore) maximal 4.4 GHz (unter TurboCore) maximal 3.7 GHz (unter TurboCore) unbekannt
Grafikeinheit 400 VLIW5 Shader-Einheiten (20 TMUs, 8 ROPs) mit maximal 600 MHz Takt 384 VLIW4 Shader-Einheiten (24 TMUs, 8 ROPs) mit maximal 800 MHz TurboCore-Takt 384 VLIW4 Shader-Einheiten (24 TMUs, 8 ROPs) mit maximal 844 MHz TurboCore-Takt 512 (1D) Shader-Einheiten (32 TMUs, 8 ROPs) mit maximal 720 MHz TurboCore-Takt 512 (1D) Shader-Einheiten (32 TMUs, 8 ROPs) mit unbekanntem Takt
Speicherinterface 128 Bit DDR3, maximal DDR3/1866 128 Bit DDR3, maximal DDR3/1866 128 Bit DDR3, maximal DDR3/2133 128 Bit DDR3, maximal DDR3/2133 128 Bit DDR3, maximal DDR3/2133
Featureset SSE4a, DirectX 11.0 SSE4a, AVX 1.1, FMA3/4, DirectX 11.0 SSE4a, AVX 1.1, FMA3/4, GCN 1.1, DirectX 11.2b, HSA, Mantle, TrueAudio SSE4a, AVX2, FMA3/4, GCN 1.2 (?), DirectX 11.2b (DirectX 12?), Full HSA, Mantle, TrueAudio
Sockel FM1 FM2 FM2 FM2+ -
integr. Chipsatz Northbridge Northbridge Northbridge Northbridge North- und Southbridge
Launch 14. Juni 2011 Mobile: 15. Mai 2012
Desktop: 2. Oktober 2012
Mobile: 12. März 2013
Desktop: 5. Juni 2013
Desktop: 14. Januar 2014
Mobile: 4. Juni 2014
Q/2015 (nur Mobile)

Bezogen auf den Desktop-Bereich – auch wenn Carrizo jenen nicht direkt bedienen wird – gilt damit jedoch weiterhin das letztes Jahr schon gesagte, selbst wenn wir seinerzeit dafür sehr gescholten wurden: Doch wenn AMD Carrizo in der vorgestellten Art in den Desktop bringen würde, wäre dies wohl nur – die exakten Taktraten abwartend – ein leichtes Update gegenüber Kaveri, welcher seinerseits auch nie richtig zünden wollte. Letzteres Jahr konnte man noch auf irgendeine "Special Sauce" für Carrizo spekulieren, doch nun wird offensichtlich, daß es jene auch mit Carrizo nicht geben wird (die obige Tabelle ist nahezu deckungsgleich zu jener von letztem Juli). Dabei ist vermutlich noch nicht einmal die eigentliche Technik das Problem, sondern das AMD mit seinem HSA-Konzept viel zu früh dran war und daß der Mainstream-Markt das wohl schlechstmögliche Testfeld für so etwas sein dürfte.

Auch wenn das jetzt wieder als "zu viel Kritik an AMD" aufgefasst werden könnte: Wenn man sowieso 250mm² Chipfläche für einen Mainstream-Prozessor verbrät, ergeben sich aus heutiger Sicht viel sinnvollere Nutzungsmöglichkeiten für diese große Chipfläche: Da letztlich nahezu alle Rechner und Notebooks oberhalb absoluter Einsteigerbedürfnisse sowieso mit einer extra Grafiklösung ausgestattet werden (ironischerweise auch bei verbauter AMD-APUs zutreffend), war die ganze große iGPU eigentlich immer nur Platzverschwendung, diesen Platz hätte man besser für eine leistungsfähigere CPU verwendet. Wahrscheinlich wäre selbst das Zukleistern der Chipfläche mit mehr Cache eine bessere Maßnahme als die große iGPU gewesen, welche bei Kaveri ca. 40% der Chipfläche einnimmt. Und selbst wenn Carrizo jetzt noch einmal das Ruder herumreißt und eine gegenüber Intel gleichwertige CPU-Leistung bietet (Kaveri war immerhin schon nahe dran), dann kommt dies womöglich zu spät, um diesem sowieso auslaufenden Konzept von APUs auf Bulldozer-Basis noch einmal zu einem wirklichen Verkaufserfolg verhelfen zu können. Der breite Markt hat AMD im CPU-Bereich (leider) weitgehend abgeschrieben und würde daher kaum auf eine vergleichbare Performance reagieren – sondern nur noch auf etwas wirklich herausragendes.