Launch-Analyse: AMD Kaveri (Mobile)

Mittwoch, 18. Juni 2014
 / von Leonidas
 

Während der Computex hat AMD am 4. Juni 2014 seine Mobile-Ausführungen der Mainstream-APU "Kaveri" wie erwartet offiziell vorgestellt und in den Markt entlassen. Dabei wurden die Desktop-Modelle von Kaveri schon im Januar 2014 vorgestellt, kommen diese Mobile-Modelle ergo ungewöhnlich spät. Mit den Mobile-Modellen von Kaveri soll nun der interessantere Teil des Marktes bedient werden: Mainstream- und LowCost-Notebooks, welche in großen Mengen verkauft werden und eine hohe Allround-Performance für eine breite Fläche von Anwendungen bieten müssen. AMD erhofft sich hierbei durch die Integration seiner bekannt leistungsfähigen Grafiklösungen einen Vorteil, zudem will man in der Energieeffizienz der Gesamtsysteme weiter gegenüber Intel aufgeholt haben. Ob sich daraus eine konkurrenzfähige Lösung gegenüber Intel ergibt, wollen wir nachfolgend ermitteln.

Kerne Takt L2 Grafik Speicher TDP
FX-7600P 4 2.7/3.6 GHz 4 MB Radeon R7 mit 512 SE @ 600/686 MHz DDR3/2133 35W
A10-7400P 4 2.5/3.4 GHz 4 MB Radeon R6 mit 384 SE @ 576/654 MHz DDR3/1866 35W
A8-7200P 4 2.4/3.3 GHz 4 MB Radeon R5 mit 256 SE @ 553/626 MHz DDR3/1866 35W
FX-7500 4 2.1/3.3 GHz 4 MB Radeon R7 mit 384 SE @ 496/553 MHz DDR3/1600 19W
A10 Pro-7350B 4 2.1/3.3 GHz 4 MB Radeon R6 mit 384 SE @ ≤553 MHz DDR3/1600 19W
A10-7300 4 1.9/3.2 GHz 4 MB Radeon R6 mit 384 SE @ 464/533 MHz DDR3/1600 19W
A8 Pro-7150B 4 1.9/3.2 GHz 4 MB Radeon R5 mit 384 SE @ ≤533 MHz DDR3/1600 19W
A8-7100 4 1.8/3.0 GHz 4 MB Radeon R5 mit 256 SE @ 450/514 MHz DDR3/1600 19W
A6-7000 2 2.2/3.0 GHz 1 MB Radeon R4 mit 192 SE @ 494/533 MHz DDR3/1600 17W
A6 Pro-7050B 2 2.2/3.0 GHz 1 MB Radeon R4 mit 192 SE @ ≤533 MHz DDR3/1600 17W

Was sich mit Kaveri von CPU- und iGPU-Architektur geändert hat, wurde schon im seinerzeitigen Artikel zu den Desktop-Kaveris beschrieben. Für die Aufgabe, die Mobile-Modelle von Kaveri einzuschätzen, ist als erst einmal wichtig, die relativen Unterschiede zu AMDs Vorgänger-Architektur "Richland" zu skizzieren. Im Desktop-Bereich konnte Kaveri hierbei nicht gerade glänzen, da die Taktraten von Richland zu Kaveri bemerkbar niedriger ausfielen – im Mobile-Bereich liegt der Fall jedoch etwas anders:

Richland Kaveri
schnellstes Desktop-Modell
95/100W TDP
A10-6800K
CPU: 4C @ 4.1/4.4 GHz
iGPU: 384 VLIW4 SE @ 844 MHz
A10-7850K
CPU: 4C @ 3.7/4.0 GHz
iGPU: 512 (1D) SE @ 654/720 MHz
schnellstes Desktop-Modell
65W TDP
A10-6700
CPU: 4C @ 3.7/4.3 GHz
iGPU: 384 VLIW4 SE @ 844 MHz
A10-7800
CPU: 4C @ 3.5/3.9 GHz
iGPU: 512 (1D) SE @ 654/720 MHz
schnellstes Mobile-Modell
35W TDP
A10-5757M
CPU: 4C @ 2.5/3.5 GHz
iGPU: 384 VLIW4 SE @ 600/720 MHz
FX-7600P
CPU: 4C @ 2.7/3.6 GHz
iGPU: 512 (1D) SE @ 600/686 MHz
schnellstes Mobile-Modell
25W TDP
A10-5745M
CPU: 4C @ 2.1/2.9 GHz
iGPU: 384 VLIW4 SE @ 533/626 MHz
-
schnellstes Mobile-Modell
19W TDP
A8-5545M
CPU: 4C @ 1.7/2.2 GHz
iGPU: 384 VLIW4 SE @ 450/554 MHz
FX-7500
CPU: 4C @ 2.1/3.3 GHz
iGPU: 384 (1D) SE @ 496/553 MHz
schnellstes Mobile-Modell
17W TDP
A6-5345M
CPU: 2C @ 2.2/2.8 GHz
iGPU: 192 VLIW4 SE @ 450/600 MHz
A6-7000
CPU: 2C @ 2.2/3.0 GHz
iGPU: 192 (1D) SE @ 494/533 MHz

Insbesondere im Vergleich der Modelle mit nur 19 Watt TDP – eine sehr beliebte Größe bei Mainstream-Notebooks – wird der zusätzliche Taktraten-Vorteil von Kaveri deutlich: Wo Richland nur CPU-Taktrate von 1.7/2.2 GHz bot, hat Kaveri gleich 2.1/3.3 GHz im Angebot. In den TDP-Klassen 17W und 35W sind die Taktraten-Vorteile von Kaveri geringer – aber immerhin muß Kaveri bei den Mobile-Modellen seine Pro/MHz-Verbesserungen nicht dafür "verschwenden", den Taktraten-Rückschritt auszugleichen, wie bei den Desktop-Modellen zu sehen. Von den Mobile-Ausführungen von Kaveri sind also durchaus auch gewisse Performance-Verbesserungen auf CPU-Seite zu erwarten, nicht nur von Seiten der integrierten Grafiklösung.

Leider läßt sich derzeit immer noch nicht sagen, wie gut Kaveri in dem für LowCost- und Mainstream-Notebooks interessanten Teil des Portfolios mit 19W TDP abschneidet – weil dazu immer noch keine Testberichte vorliegen. AMD hat einige Test-Webseiten zum Launch mit Testsamples von mit FX-7600P Prozessoren bestückten Notebooks ausgerüstet, viel mehr ist derzeit leider aber immer noch nicht passiert. Demzufolge können wir nachfolgend nur genauer nachvollziehen, wie sich der FX-7600P mit 35 Watt TDP schlägt. Ob das größte, teuerste und stromhungrigste Kaveri-Modell in wirklich vielen Notebooks zum Einsatz kommt, ist durchaus fraglich, meistens setzen die Notebook-Hersteller nur kleinere und mittlere Modelle in großer Stückzahl ein.

Denn bei einer TDP von 35 Watt muß sich der FX-7600P auf Seiten Intels dann schon wieder mit hochklassigen Prozessoren wie dem vierkernigen Core i7-4712HQ (2.3/3.3 GHz) herumschlagen oder dem zweikernigen Core i7-4610M (3.0/3.7 GHz) herumschlagen, sicherlich keine einfachen Gegner (ob sie im selben Preisfeld spielen, läßt sich angesichts der fehlenden Listenpreise bei AMD nicht sagen). In den vorliegenden Tests wurden diese Prozessoren jedoch nicht benutzt, sondern oftmals ähnliche Modelle mit leicht niedrigeren Taktraten ins Feld geführt – neben sehr vielen Prozessoren mit nicht vergleichbaren TDPs, welche sich schlecht vergleichen lassen und eher nur zur Verwirrung beitragen. Wieder einmal gab es also jede Menge Testergebnisse – aber nur wenige wirklich sinnvolle:

Anwendungs-Performance (CPU)
ComputerBase AnandTech Tom's Hardware
FX-7600P
Kaveri, 4C, 2.7/3.6 GHz, 35W TDP
100% 100% 100%
A10-5750M
Richland, 4C, 2.5/3.5 GHz, 35W TDP
- 63,5% -
Core i7-4702HQ
Haswell, 4C +HT, 2.2/3.2 GHz, 37W TDP
231,4% - -
Core i7-4702MQ
Haswell, 4C +HT, 2.2/3.2 GHz, 37W TDP
- - 133,2%
Core i7-4558U
Haswell, 2C + HT, 2.8/3.3 GHz, 28W TDP
137,0% - -
Core i5-4200U
Haswell, 2C +HT, 1.6/2.6 GHz, 15W TDP
- 83,2% 97,3%
Grafik-Performance (iGPU)
ComputerBase AnandTech Tom's Hardware
AMD FX-7600P
Kaveri, 4C, 2.7/3.6 GHz, 35W TDP, Radeon R7
100% 100% 100%
A10-5750M
Richland, 4C, 2.5/3.5 GHz, 35W TDP, Radeon HD 8650G
- 74,1% -
Core i7-4702MQ
Haswell, 4C +HT, 2.2/3.2 GHz, 37W TDP, HD Graphics 4600
- - 65,6%
Core i7-4558U
Haswell, 2C + HT, 2.8/3.3 GHz, 28W TDP, Iris Graphics 5100
105,3% - -
Core i5-4200U
Haswell, 2C + HT, 1.6/2.6 GHz, 15W TDP, HD Graphics 4400
- 43,5% 81,6%

Und selbst unter diesen sinnvollen Testergebnissen geht es – nicht untypisch für Mobile-Benchmarks – teilweise wild hin und her: Die eine Webseite sieht einen Haswell Vierkerner bei der CPU-Performance gleich einmal um +130% vor Kaveri, die andere nur um +30 – als wäre ein solch mehrfacher Dimensions-Unterschied völlig normal. Wenn mehr Werte vorliegen würde, könnte man solche Ergebnisse überspielen oder einfach ganz aus der Betrachtung herausnehmen – aber derzeit liegt einfach nichts besseres vor. Die Test-Webseiten haben sich in diesem Fall wirklich nicht mit Ruhm bekleckert, die Ausbeute an sinnvollen Testergebnissen ist ungewöhnlich mager. Demzufolge muß die Auswertung der Benchmark-Ergebnisse eher denn dem allgemeinen Eindruck folgen als kann strikt Meßwert-basiert erfolgen.

Es läßt sich bei der CPU-Performance klar erkennen, daß AMD im Vergleich mit seinen eigenen früheren Mobile-Prozessoren sehr deutlich innerhalb der gesetzten TDP aufgeholt hat. Der Taktratengewinn von 2.5/3.5 GHz auf 3.5/3.9 GHz spiegelt dies nicht wirklich wieder, Kaveri-Mobile scheint eher in Richtung 30% bis 50% schneller als Richland-Mobile. Aller Vermutung nach dürfte Kaveri im Mobile-Einsatz aufgrund Verbesserungen bei der Stromeffizienz deutlich öfter den Turbo-Modus bemühen können als Richland, Effizienzverbesserungen und höhere Basis-Taktrate dürften eher den geringeren Teil hierzu beitragen.

Gegenüber Intel sieht es aber nach wie vor nicht wirklich gleichwertig aus. Gegenüber den wenigen Intel-Vierkernern mit 37 Watt TDP hat Kaveri gar nichts zu lachen, aber auch die vielen Intel-Zweikerner mit zumeist 28W TDP sind schneller als Kaveri. Dies ist auch gut daran zu sehen, daß der FX-7600P meist keine wirklich bessere Performance bietet als viele LowVoltage-Prozessoren von Intel mit nur 15 Watt TDP, die dann natürlich bezüglich ihrer Taktraten stark limitiert sind.

Bei der iGPU-Performance gab es genauso Fortschritte, welche aber anscheinend geringer ausfallen als bei der CPU-Performance – etwas verwunderlich angesichts der klaren Steigerung der Anzahl der Shader-Einheiten sowie der effizienteren iGPU-Architektur von Kaveri. Vermutlich behindert hier das TDP-Limit der Mobile-Prozessoren maßgeblich, daß die integrierte Grafiklösung von Kaveri im Mobile-Einsatz ihre echte Performance ausspielen kann. Trotzdem reicht es aus, um gegenüber der integierten Grafiklösung von Richland-Mobile um Richtung 30% bis 40% schneller zu sein.

Allerdings reicht dies nicht aus, um sich gegenüber der integrierten Grafik von Intel wirklich durchzusetzen. Sicherlich: Alles, was sich da "HD Graphics" nennt, wird zumeist deutlich überboten. Aber die Iris-Grafiken spielen – der nur einzelne vorliegende Wert erlaubt keine exaktere Einordnung – durchaus im selben Performancefeld. Dies dürfte AMD deutlich schmerzen, denn bei der integrierten Grafik sah man bisher den Punkt, wo man Intel wirklich überlegen war. Kaveri macht diesbezüglich zwar nichts falsch, aber Intel hat es mit Haswell schon gut vorgemacht – mit der richtigen Intel-Grafiklösung kann man auch die von AMD üblicherweise gesteckten Performance-Maßstäbe für integrierte Grafik erreichen.

Gegenüber einer extra Grafik – selbst des LowCost-Bereichs wie mit der hier und da mitgetesteten GeForce GTX 750 – haben alle integrierten Lösungen dann trotzdem keine Chance. Allerdings muß man auch sagen, daß solche extra Grafiklösungen für die Notebook-Hersteller grundsätzlich in einem eigenen Feld spielen, da bei diesen dann ja auch noch benötigter Platz, Verdrahtungsaufwand, Kühllösung und das Netzteil für die extra Grafiklösung mit bedacht werden müssen, zudem verbraucht die Sache mehr Strom und geht daher auf die Akku-Laufleistung. Gerade wegen dem Punkt der höheren TDP einer extra Grafiklösung sollte man diese Vergleiche eher lassen – die integrierte Intel- und AMD-Grafik ist zwar langsamer, erreicht ihre Grafik-Performance aber allein im Rahmen der Prozessoren-TDP.

Ein echtes Fazit zu Kaveri Mobile läßt sich derzeit leider immer noch nicht ziehen, auch wenn man gewisse Ansätze gesehen hat: Die CPU- und iGPU-Performance ist zur gleichen TDP von 35 Watt sehr maßgeblich gegenüber Richland nach oben gegangen. Ob es unter 17W und 19W TDP genauso aussieht, läßt sich vermuten, benötigt aber eigentlich noch einer Bestätigung (durch entsprechende Tests). Allerdings hat Intel spätestens mit Haswell ebenfalls sehr gute Angebote an den Start gebracht, welche vor allem in der iGPU-Performance deutlich aufgeholt haben (sofern es sich um eine Iris-Grafik handelt). Bei der CPU-Performance liegt Intel wie gewohnt vorn, bei der iGPU-Performance inzwischen in der Nähe von AMD – es sieht fast so aus, als könnte nicht Kaveri neue Duftmarken setzen, sondern hätte Intel AMD schon im Vorfeld mittels Haswell das Wasser abgegraben.

Für ein zu drastisches Fazit ist es aufgrund der arg mangelhaften Wertebasis noch zu früh, gerade da die hochinteressanten Vergleiche auf 19W TDP fehlen. Der bislang alleinig getestete FX-7600P ist jedoch eher ein Rohrkrepierer: Nicht, weil die CPU verkehrt wäre – sondern einfach, weil AMD sich auf dieser TDP mit den wirklich leistungsfähigen Intel-Modellen anzulegen versucht, was nur schiefgehen kann. Bei solcherart schnellen Mobile-Prozessoren zählt dann auch die integrierte Grafiklösung um so weniger, da in diesem Performance-Segment dann eher selten ohne extra Grafiklösung gearbeitet wird. Die Wahrheit zu Kaveri-Mobile liegt bei FX-7500, A10-7300 und A8-7100 – zu welchen es bislang leider keinerlei unabhängige Benchmarks gibt.

Was allerdings angebracht werden muß, ist Kritik an dem "schlampig" zu nennenden Launch. Ein paar Test-Webseiten mit einem Sample-Notebook eines in der Praxis wahrscheinlich kaum eingesetzten Notebook-Prozessors zu beliefern, die viel interessanteren Modelle gar nicht zu besampeln und dann auch wochenlang nicht nachzuliefern (trotz gelisteter Notebooks mit diesen Prozessoren), ergibt kein gutes Bild. Natürlich kann man einwenden, daß Intel seine Mobile-Prozessoren in aller Regel gar nicht als Sample stellt – aber wenn AMD einen echten Launch mit Sample-Stellung veranstaltet, dann sollte man es auch richtig machen. Als kleinerer der beiden Hersteller und zudem im Performance-Wettstreit auch offensichtlich zurückliegend, hat man sowieso keine Wahl, als offensiv vorzugehen – was AMD wieder einmal unterlassen hat. Hier wird sehr viel an Potential verschenkt, zeigt sich AMDs Marketing wieder einmal von seiner dunklen Seite.