Mit dem Start der Computex letzte Woche hat AMD auch seinen Trinity-Refresh "Richland" ins Marktsegment der Mainstream-Prozessoren mit integrierter Grafiklösung entlassen. Richland wurde eigentlich schon im März offiziell vorgestellt, allerdings wurden seinerzeit nur die jeweiligen Mobile-Varianten in den Markt entlassen – jetzt sind endlich die Desktop-Varianten dran und wird damit vor allem auch ein guter Vergleich zu Trinity und natürlich der ebenfalls zur Computex vorgestellten neuen Intel-Prozessorenarchitektur "Haswell" möglich.
Richland selber stellt – wie schon durch die Vorlaunch-Berichterstattung erschöpfend bekannt – nur ein Taktraten-Update zu Trinity dar, die Architektur ist sowohl auf CPU- als auch auf iGPU-Seite komplett dieselbe: Es gibt weiterhin Piledriver-Rechenkerne zusammen mit einer VLIW4-Grafiklösung in derselbe Höhe der Hardware-Einheiten – maximal 4 CPU-Rechenkerne und maximal 384 Shader-Einheiten bei der integrierten Grafiklösung. Im Prinzip stellt Richland dasselbe Silizium wie Trinity dar – zumindest technologisch, rein praktisch hat AMD für Richland ein neues Stepping aufgelegt, welches diverse Vorteile bei der Taktbarkeit sowie des dafür entstehende Strombedarfs bietet.
(Desktop) | Takt | Technik | Grafik | TDP | Listenpreis | Release |
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A10-6800K | 4.1 GHz (TC 4.4 GHz) | 4 Piledriver-Kerne, 4 MB L2-Cache, DDR3/2133 | Radeon HD 8670D mit 384 VLIW4 Shader-Einheiten @ 844 MHz | 100W | 142$ | (5. Juni 2013) |
A10-6700 | 3.7 GHz (TC 4.3 GHz) | 4 Piledriver-Kerne, 4 MB L2-Cache, DDR3/1866 | Radeon HD 8670D mit 384 VLIW4 Shader-Einheiten @ 844 MHz | 65W | 142$ | (5. Juni 2013) |
A8-6600K | 3.9 GHz (TC 4.2 GHz) | 4 Piledriver-Kerne, 4 MB L2-Cache, DDR3/1866 | Radeon HD 8570D mit 256 VLIW4 Shader-Einheiten @ 844 MHz | 100W | 112$ | (5. Juni 2013) |
A8-6500 | 3.5 GHz (TC 4.1 GHz) | 4 Piledriver-Kerne, 4 MB L2-Cache, DDR3/1866 | Radeon HD 8570D mit 256 VLIW4 Shader-Einheiten @ 800 MHz | 65W | 112$ | (5. Juni 2013) |
A6-6400K | 3.9 GHz (TC 4.1 GHz) | 2 Piledriver-Kerne, 1 MB L2-Cache, DDR3/1866 | Radeon HD 8470D mit 192 VLIW4 Shader-Einheiten @ 800 MHz | 65W | 69$ | (5. Juni 2013) |
A4-6300 | 3.7 GHz (TC 3.9 GHz) | 2 Piledriver-Kerne, 1 MB L2-Cache, DDR3/1866 | Radeon HD 8370D mit 128 VLIW4 Shader-Einheiten @ 760 MHz | 65W | ? | ? |
A4-4000 | 3.2 GHz | 2 Piledriver-Kerne, 1 MB L2-Cache, DDR3/1600 | Radeon HD 7480D mit 128 VLIW4 Shader-Einheiten @ 600 MHz | 65W | ? | ? |
Athlon II X4 760K | 3.8 GHz (TC 4.1 GHz) | 4 Piledriver-Kerne, 4 MB L2-Cache, DDR3/1866 | deaktiviert | 100W | ? | ? |
Alle Richland Desktop-Prozessoren kommen im Sockel FM2 daher und laufen damit auch auf den bisherigen Mainboards für die vorhergehenden Trinity-Prozessoren. |
Vorteilhaft (im Desktop-Segment) erscheint auf den ersten Blick die Sockel-Kompatibilität zwischen Trinity und Richland, welche beide den Sockel FM2 benutzen und damit auf denselben Mainboard laufen. Allerdings dürfte es in der Praxis eher selten passieren, daß Trinity-Besitzer den Prozessor aufrüsten – in dieser Käufergruppe werden üblicherweise Komplett-Systeme ohne echten Aufrüstbedarf erstanden.
Zu erwähnen wäre noch, daß Richland tendentiell preislich höher in den Markt geht als Trinity: Das Top-Modell von Trinity in Form des A10-5800K kommt mit Taktraten von 3.8/4.2 GHz für die CPU sowie 800 MHz für die iGPU daher und setzt dafür einen Listenpreis von 122 Dollar an. Das Top-Modell von Richland will dagegen gleich 142 Dollar sehen – für Taktraten von 4.1/4.4 GHz für die CPU sowie 844 MHz MHz für die iGPU ziemlich gewagt, schließlich muß hiermit ein 16prozentiger Preisaufschlag gerechtfertigt werden.
(Mobile) | Takt | Technik | Grafik | TDP | Release |
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A10-5757M | 2.5 GHz (TC 3.5 GHz) | 4 Piledriver-Kerne, 4 MB L2-Cache, DDR3/1866 | Radeon HD 8650G mit 384 VLIW4 Shader-Einheiten @ 600 MHz (TC 720 MHz) | 35W | (23. Mai 2013) |
A10-5750M | 2.5 GHz (TC 3.5 GHz) | 4 Piledriver-Kerne, 4 MB L2-Cache, DDR3/1866 | Radeon HD 8650G mit 384 VLIW4 Shader-Einheiten @ 533 MHz (TC 720 MHz) | 35W | (19. März 2013) |
A10-5745M | 2.1 GHz (TC 2.9 GHz) | 4 Piledriver-Kerne, 4 MB L2-Cache, DDR3/1333 | Radeon HD 8610G mit 384 VLIW4 Shader-Einheiten @ 533 MHz (TC 626 MHz) | 25W | (23. Mai 2013) |
A8-5557M | 2.1 GHz (TC 3.1 GHz) | 4 Piledriver-Kerne, 4 MB L2-Cache, DDR3/1600 | Radeon HD 8550G mit 256 VLIW4 Shader-Einheiten @ 554 MHz (TC 720 MHz) | 35W | (23. Mai 2013) |
A8-5550M | 2.1 GHz (TC 3.1 GHz) | 4 Piledriver-Kerne, 4 MB L2-Cache, DDR3/1600 | Radeon HD 8550G mit 256 VLIW4 Shader-Einheiten @ 515 MHz (TC 720 MHz) | 35W | (19. März 2013) |
A8-5545M | 1.7 GHz (TC 2.7 GHz) | 4 Piledriver-Kerne, 4 MB L2-Cache, DDR3/1333 | Radeon HD 8510G mit 384 VLIW4 Shader-Einheiten @ 450 MHz (TC 554 MHz) | 19W | (23. Mai 2013) |
A6-5357M | 2.9 GHz (TC 3.5 GHz) | 2 Piledriver-Kerne, 1 MB L2-Cache, DDR3/1600 | Radeon HD 8450G mit 192 VLIW4 Shader-Einheiten @ 533 MHz (TC 720 MHz) | 35W | (23. Mai 2013) |
A6-5350M | 2.9 GHz (TC 3.5 GHz) | 2 Piledriver-Kerne, 1 MB L2-Cache, DDR3/1600 | Radeon HD 8450G mit 192 VLIW4 Shader-Einheiten @ 533 MHz (TC 720 MHz) | 35W | (19. März 2013) |
A6-5345M | 2.2 GHz (TC 2.8 GHz) | 2 Piledriver-Kerne, 1 MB L2-Cache, DDR3/1333 | Radeon HD 8410G mit 192 VLIW4 Shader-Einheiten @ 450 MHz (TC 600 MHz) | 17W | (23. Mai 2013) |
A4-5150M | 2.7 GHz (TC 3.3 GHz) | 2 Piledriver-Kerne, 1 MB L2-Cache, DDR3/1600 | Radeon HD 8350G mit 128 VLIW4 Shader-Einheiten @ 514 MHz (TC 720 MHz) | 35W | (19. März 2013) |
A4-5145M | 2.0 GHz (TC 2.6 GHz) | 2 Piledriver-Kerne, 1 MB L2-Cache, DDR3/1333 | Radeon HD 8310G mit 128 VLIW4 Shader-Einheiten @ 424 MHz (TC 554 MHz) | 17W | (23. Mai 2013) |
Zumindest auf dem Feld des Strombedarfs hat AMD nun doch erhebliche Fortschritte bei Richland erzielen können: Trotz seiner höheren Performance durch den Mehrtakt hat ein A10-6800K grob nur dieselbe Leistungsaufnahme wie ein A10-5800K zu verzeichnen. Angesichts der (bisher) allgemein als etwas zu hoch angesehenen Leistungsausnahme dieser Mainstream-Prozessoren mag dies noch nicht wirklich zählbar sein, daher ein anderer Vergleich: Der A10-6700 als zweitschnellstes Richland-Modell bringt grob dieselben Taktraten und daher dieselbe Performance wie ein A10-5800K mit, wird von AMD jedoch mit einer TDP von nur 65W im Gegensatz zum A10-5800K mit 100W TDP gelistet.
Der reale Leistungsaufnahme-Unterschied zwischen beiden Prozessoren wird geringer sein, aber dieses Beispiel zeigt an, daß AMD mit Richland nunmehr dort bei der Leistungsaufnahme gelandet ist, wo man Mainstream-Prozessoren allgemein erwartet: Bis auf das Top-Modell A10-6800K generell nur noch bei 65 Watt TDP (AMD ordnet auch noch den A8-6600K auf 100W TDP ein, jener Prozessor dürfte diese Marke aber in der Praxis wegen seiner stark beschnittenen Grafiklösung bei weitem nicht erreichen) – und damit in demselben Rahmen, wo auch Intels Mainstream-Prozessoren liegen. Jene Intel-Modelle mögen in praktischen Leistungsaufnahme-Messungen immer noch klar vorn liegen, allerdings ist der Unterschied von 40W zu 65W bei weitem erträglicher als der Unterschied von 40W zu 100W.
Bei der Erstellung der Benchmark-Auswertung zu Richland fiel der Umstand negativ auf, daß sehr viele Testberichte Richland verfälschenderweise gegen Vierkern-Prozessoren von Intel stellten – möglicherweise, weil keine Zweikerner griffbereit waren, da jene kaum getestet werden. Richland sollte man jedoch möglichst nicht gegen ausgewachsene Performance-Prozessoren stellen, dies passt sowohl vom Performance-Anspruch als auch vom Preispunkt nicht. In diesem Punkt sollte man fair gegenüber AMD sein und Richland nur gegenüber jenen Intel-Prozessoren testen, welche im gleichen Preisbereich wie Richland operieren – sprich, Intels Zweikerner der Core i3 Serie. Passende Gegner für den A10-6800K (142$) sind somit der Core i3-3220 bzw. i3-3225 (134$, mit HD Graphics 2500 bzw. 4000) sowie der Core i3-3240 (138$, mit HD Graphics 2500).
Anwendungs-Performance | A10-5800K | A10-6700 | A10-6800K | Core i3-3220 | Core i3-3225 |
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Planet 3DNow! | 94,0% | 95,6% | 100% | - | 97,5% |
ComputerBase | 95,0% | 96,8% | 100% | 92,9% | - |
Hardware Canucks | 94,4% | 96,7% | 100% | - | 91,7% |
Hot Hardware | 85,2% | 95,5% | 100% | 100,5% | 101,5% |
Tom's Hardware | 92,1% | 91,0% | 100% | 97,9% | - |
X-bit Labs | 95,2% | - | 100% | - | 98,9% |
Hardware.fr | 94,5% | 94,1% | 100% | 93,6% (Core i3-3240) |
- |
Spieleunterstützungs-Performance | A10-5800K | A10-6700 | A10-6800K | Core i3-3220 | Core i3-3225 |
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PC Games Hardware | 95,8% | 93,6% | 100% | 110,7% | - |
ComputerBase | 97,6% | 99,0% | 100% | 108,4% | - |
Hardware Canucks | 92,8% | 97,1% | 100% | - | 113,7% |
Trotz sehr großer Menge an verfassten Testberichten liegen daher nun nicht gerade besonders viele sinnvolle Zahlen zur CPU-Performance von Richland vor. Da es sich hierbei allerdings nur um ein Taktraten-Update handelt, läßt sich dennoch eine zielsichere Bewertung der CPU-Performance von Richland abgeben: Das Spitzenmodell A10-6800K legt in etwa um 6% bei der CPU-Performance zu, ziemlich gleichlautend zur Steigerung der Taktraten gegenüber dem Spitzenmodell von Trinity, dem A10-5800K.
Viel wichtiger als dieser technisch durchaus interessante, allerdings in der Praxis dann doch eher zu vernachlässigende Performance-Sprung auf der CPU-Seite ist jedoch die generelle Aussage, welche man daraus ziehen kann: Richland ist (im Desktop-Segment) auf CPU-Seite auf absoluter Augenhöhe mit Intels im gleichen Preissegment liegenden Core i3 Prozessoren (derzeit noch jene der Ivy-Bridge-Architektur) angelangt. Dieser Punkt geht gern unter, wenn man Richland nur gegen Intels Vierkerner (und am besten gleich gegen die Top-Modelle wie den Core i7-3770K oder den Core i7-4770K) testet.
Eine kleine Einschränkung gibt es allerdings bei der Spieleunterstützungs-Performance: Hierbei liegen die AMD-Prozessoren bekannterweise deutlicher gegenüber den Intel-Prozessoren zurück, was sich auch in diesem Fall zeigt. So ist Richland nach wie vor in Richtung 10% schlechter gegenüber Intels Core i3, wenn es um die bestmögliche CPU-Unterstützung für Spiele geht. Allerdings sind 10 Prozent auch nicht die Welt, bei den Performance-Prozessoren liegt AMD in dieser Disziplin deutlicher zurück als hier bei den Mainstream-Prozessoren.