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Ab Werk übertaktete GeForce GTX 660 Ti Modelle mit vergleichsweise wenig Performancegewinn

Wir hatten das Thema schon einmal kurz angesprochen, wollen uns diesem hiermit jedoch noch einmal ausführlich widmen: Die ab Werk übertakteten Modelle der GeForce GTX 660 Ti bieten teils sogar erstklassige nominelle Übertaktungen an, denen aber nur ein klar unterdurchschnittlicher Performancegewinn gegenübersteht. Sprich: Die hohen anliegenden Taktraten täuschen deutlich darüber hinweg, was damit wirklich an Mehrperformance herauskommt. Nachweisen läßt sich dies mittels einiger Hardwaretests, wo ab Werk übertakteten Modelle gegen das Referenzmodell der GeForce GTX 660 Ti gestellt wurden.

Man kann anhand der nachfolgenden Aufstellung konstatieren, daß die ab Werk übertakteten Modelle der GeForce GTX 660 Ti trotz gutklassiger Chipübertaktung im Rahmen von 10 bis 16 Prozent Mehrtakt nur eher magere Performancegewinne im Bereich von zumeist 5 bis 6 Prozent liefern. Auffallend ist dabei, daß eine besonders hohe Übertaktung augenscheinlich nichts bezüglich des Performancegewinns sagt – beispielsweise lieferte die am besten übertaktete Asus-Karte (1059/1137/3000 MHz – 16% mehr Chiptakt) mit nur 5 Prozent Performancegewinn ein klar unterdurchschnittliches Ergebnis ab. Auch ergab sich keinerlei Effekt einer zusätzlichen Speicherübertaktung – das Zotac-Modell tritt mit gleich 10 Prozent höherem Speichertakt an, kam aber nicht auf eine bessere Performance als andere ab Werk übertaktete Modelle ohne Speicherübertaktung.

Quelle Chiptakt Boosttakt Speichertakt Perf-Gewinn
Asus GeForce GTX 660 Ti Direct CU II 2GB ComputerBase 1059 MHz (+15,7%) 1137 MHz (+16,0%) 3000 MHz +5,2%
Asus GeForce GTX 660 Ti Direct CU II 2GB TechPowerUp 1059 MHz (+15,7%) 1137 MHz (+16,0%) 3000 MHz +5%
EVGA GeForce GTX 660 Ti SuperClocked 2GB AnandTech 980 MHz (+7,1%) 1059 MHz (+8,1%) 3000 MHz +4,1%
Gainward GeForce GTX 660 Phantom 2GB ComputerBase 1006 MHz (+9,9%) 1085 MHz (+10,7%) 3054 MHz (+1,8%) +4,6%
Gigabyte GeForce GTX 660 Ti OC 2GB AnandTech 1033 MHz (+13,0%) 1111 MHz (+13,4%) 3000 MHz +7,1%
KFA² GeForce GTX 660 Ti OC EX 3GB ComputerBase 1006 MHz (+9,9%) 1085 MHz (+10,7%) 3000 MHz +6,0%
MSI GeForce GTX 660 Ti Power Edition 2GB ComputerBase 1020 MHz (+11,5%) 1098 MHz (+12,0%) 3000 MHz +8,5%
MSI GeForce GTX 660 Ti Power Edition 2GB TechPowerUp 1020 MHz (+11,5%) 1098 MHz (+12,0%) 3000 MHz +6%
Palit GeForce GTX 660 Ti JetStream 2GB TechPowerUp 1006 MHz (+9,9%) 1084 MHz (+10,6%) 3000 MHz +5%
Zotac GeForce GTX 660 Ti AMP! Edition 2GB AnandTech 1033 MHz (+13,0%) 1111 MHz (+13,4%) 3304 MHz (+10,1%) +6,1%
Zotac GeForce GTX 660 Ti AMP! Edition 2GB TechPowerUp 1033 MHz (+13,0%) 1111 MHz (+13,4%) 3304 MHz (+10,1%) +6%

Nun ist es durchaus üblich, daß nicht jedes Prozent Mehrtakt paritätisch in Mehrperformance umgesetzt wird – daß man bei 20 Prozent Übertaktung nur 12 bis 15 Prozent Mehrperformance erwarten kann, ist absolut normal. Bei der GeForce GTX 660 Ti ist der Performancegewinn unter Übertaktung jedoch klar unterdurchschnittlich: Zumeist 12 bis 16 Prozent Mehrtakt stehen nur zumeist 5 bis 6 Prozent Mehrperformance gegenüber, damit wird weniger als die Hälfte des Mehrtakts in eine Mehrperformance umgesetzt. Beispielsweise bei den ab Werk übertakteten Modellen der GeForce GTX 670 mit Chipübertaktungen im ähnlichen Rahmen (11-16% Mehrtakt) ergab sich laut eines früheren Tests der ComputerBase ein Performancegewinn von 9 bis 10 Prozent – so wie man sich das vorstellen kann.

An der fehlenden Speicherbandbreite der GeForce GTX 660 Ti liegt deren unterdurchschnittlicher Performancegewinn unter Übertaktung jedoch nicht, wie der Test mit dem Zotac-Modell mit höherem Speichertakt beweist. Die eng zusammenliegenden Resultate selbst bei deutlich differierenden Taktraten deuten eher darauf hin, daß die GeForce GTX 660 Ti in der Praxis sehr oft an ihrem regulären Power Target von nur 130 Watt festrennt. Um hier einen Vorteil gegenüber anderen Modellen zu erzielen, reicht allein ein hoher Chiptakt also nicht aus: Gleichzeitig ist ein Hochsetzen des regulären Power Targets eine nahezu zwingende Option, genauso auch wie eine gute Kühlkonstruktion die Karte länger auf niedrigeren Temperaturen hält, welche wiederum die längere Anwendung höherer Boost-Taktstufen ermöglicht.

Bislang scheint jedoch noch keine GeForce GTX 660 Ti mit deutlich hochgesetztem Power Target auf dem Markt zu sein – vermutlich hält nVidia hier bewußt die Hand drauf, um die GeForce GTX 660 Ti nicht zu stark werden zu lassen. Die bislang mögliche Hochsetzung des Power Targets von regulär 130 Watt auf maximal 150 Watt ist jedenfalls kaum ausreichend, wenn es darum geht, der GeForce GTX 660 Ti einen wirklichen Performancegewinn unter Übertaktung zu entlocken. Für HighEnd-Übertaktungen ist die Karte damit absolut ungeeignet, denn es werden zwar ansprechende Taktraten (bei kurzzeitiger Belastung), aber kein entsprechender Performancegewinn erzielt.

Was sich mitnehmen läßt aus dieser Betrachtung, sind die folgenden Punkte: Unter Übertaktung hat es die GeForce GTX 660 Ti vergleichsweise schwer, ihren Mehrtakt auch in Mehrperformance umzuwandeln – so sind die vielen gutklassig ab Werk übertakteten GeForce GTX 660 Ti Karten leider nur 5 bis 6 Prozent schneller als ein Referenzmodell. Generell ist bei der GeForce GTX 660 Ti das Hochsetzen des Power-Target-Limits auf das Maximum empfohlen, da die Karte selbst unter Referenz-Taktraten schnell an ihr normales Power-Target-Limit stösst. Und für ernsthafte Übertaktungen mit der GeForce GTX 660 Ti sollte man auf Karten mit vom Grafikkartenhersteller deutlich über 150 Watt nach oben gesetztem Power Target warten, vorher steht der Aufwand in einem sehr schlechten Verhältnis zum Ertrag.

Nachtrag vom 22. August 2012

Zu dieser Meldung kam die Frage auf, ob man das Power Target der nVidia-Grafikkarten mit Bordmitteln umgehen kann bzw. ob gemoddete BIOS-Versionen zur GeForce GTX 660 Ti in Aussicht stehen. Beides trifft derzeit nicht zu: Zum einen benötigt es wirklich ein modifiziertes BIOS, um die Referenzwerte des Power Targets anzuheben – und gleichfalls sind derzeit noch keine entsprechend modifierten BIOSe zur GeForce GTX 660 Ti bekannt oder angekündigt. Allerdings bietet sich diese Karte natürlich absolut für solche BIOS-Modifikationen an – wie es beispielsweise kürzlich modifizierte BIOS-Versionen für einige GeForce GTX 670 Karten zum Download gab, wo im speziellen das Power Target deutlich nach oben gesetzt wurde.

Ganz generell gesprochen ist bei den neuen nVidia-Grafikkarten das Power Target zu einem sehr wichtigen Punkt für diejenigen geworden, welche nicht nur Standard-Ware haben wollen. Für alle ernsthaften Übertaktungen muß man das Power Target bei den Kepler-basierten Grafikkarten hochsetzen, bei der GeForce GTX 660 Ti lohnt sich dies sogar auch ganz ohne Übertaktung. nVidias Power Target ist zwar ein gutes Feature, wenn es darum geht, den Stromverbrauch einer Grafikkarte im Griff zu behalten, es kann sich aber eben auch schnell zu einer Übertaktungs- und im Fall der GeForce GTX 660 Ti sogar zu einer Performancebremse entwickeln. nVidia ist in diesem Punkt allerdings nicht ganz allein: Auch AMDs Power Tune kann ähnlich limitierend wirken, wenn man es mit den Taktraten übertreibt: So wird von der Radeon HD 7950 "Boost Edition" berichtet, daß jene eben wegen Power Tune kaum ihren Boost-Takt von 925 MHz erreicht – was dann auch deren nur mäßigen Performancegewinn erklärt.