Mit der GeForce GTX 950 tritt nunmehr eine erste Abrundung des GeForce-900-Portfolios nach unten hin an. Bislang hatte sich nVidia in der GeForce-900-Serie eher nur auf HighEnd-Lösungen konzentriert und mit der GeForce GTX 960 eine einzelne Mainstream-Lösung für den Preisbereich um die 200 Euro gebracht, nun folgt mit der GeForce GTX 950 die zweite Mainstream-Lösung für den Preisbereich um die 170 Euro. Wo sich die neue Karte im teilweise dicht gedrängten Teilnehmerfeld des Mainstream-Segments einordnen muß, wollen wir nachfolgend anhand der Auswertung der Launch-Reviews zur GeForce GTX 950 herausarbeiten.
Die GeForce GTX 950 basiert wie die GeForce GTX 960 auf dem GM206-Chips der Maxwell-2-Generation, und kommt daher auch mit nVidias modernsten Featureset daher: DirectX 12.1 in Hardware, zuzuüglich der aktuellsten Video-Einheit von nVidia, welche sogar Support für HDMI 2.0 inklusive HDCP 2.2 bietet. In allen diesen Punkten besteht ein klarer Vorteil gegenüber AMDs Gegenangeboten, denn abweichend zum restlichen Angebotsportfolio hat AMD gegen die GeForce GTX 950 nur Pitcairn-basierte Grafikkarten aufzubieten, welche weder DirectX 12 in Hardware noch eine ähnliche zukunftssichere Video-Einheit besitzen. In allen anderen Vergleichen "AMD vs. nVidia" wird derzeit immer mindestens (echte) DirectX-12-Hardware aufgeboten – allein hier gibt es also den Zweikampf von DirectX 11.2a (AMD) gegen DirectX 12.1 (nVidia). Natürlich muß man sich auch darüber im klaren sein, daß dieser Punkt wahrscheinlich niemals ein echter Vorteil zugunsten der GeForce GTX 950 sein wird: Wenn in ein paar Jahren erste echte DirectX-12-Spiele erscheinen, dürfte die Karte zu langsam geworden sein, um dies noch ausnutzen zu können.
Radeon R7 370 | Radeon R9 270 | Radeon R9 270X | GeForce GTX 950 | GeForce GTX 960 | |
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Chipbasis | AMD Pitcairn, 2,8 Mrd. Transistoren in 28nm auf 212mm² Chip-Fläche | nVidia GM206, 2,94 Mrd. Transistoren in 28nm auf 227mm² Chipfläche | |||
Architektur | GCN 1.0, DirectX 11.2a (DX12 in Software) | Maxwell 2, DirectX 12.1 | |||
Technik | 2 Raster-Engines, 1024 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface | 2 Raster-Engines, 1280 Shader-Einheiten, 80 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface | 2 Raster-Engines (mit doppelter Raster-Power), 768 Shader-Einheiten, 48 TMUs, 32 ROPs, 128 Bit DDR Interface | 2 Raster-Engines (mit doppelter Raster-Power), 1024 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 32 ROPs, 128 Bit DDR Interface | |
Taktraten | ≤975/2800 MHz | ≤925/2800 MHz | ≤1050/2800 MHz | 1024/1188/3300 MHz (Ø-Chiptakt: 1332 MHz) |
1127/1178/3500 MHz (Ø-Chiptakt: 1316 MHz) |
Speicherausbau | 2 GB GDDR5 (4 GB mit Aufpreis) |
2 GB GDDR5 | 2 GB GDDR5 (4 GB mit Aufpreis) |
2 GB GDDR5 | 2 GB GDDR5 (4 GB mit Aufpreis) |
Layout | DualSlot | DualSlot | DualSlot | DualSlot | DualSlot |
Kartenlänge | 22-26cm (Herstellerdesigns) |
24cm (Referenzdesign) |
24cm (Referenzdesign) |
21,5-26,5cm (Herstellerdesigns) |
21,5-27cm (Herstellerdesigns) |
Stromstecker | 1x 6pol. | 1x 6pol. | 2x 6pol. | 1x 6pol. oder 1x 8pol. | 1x 6pol. oder 1x 8pol. |
TDP/TBP/GCP | 110W (TBP) | 150W (TDP) | 180W (TDP) | 90W (GCP) | 120W (GCP) |
Idle-Verbrauch | ~11W | 14W | 11W | ~10W | 10W |
Spiele-Verbrauch | ~120W | 130W | 145W | ~85W | 98W |
Ausgänge | 2x DualLink DVD-D, HDMI 1.4a (kein HDCP 2.2), DisplayPort 1.2 | 2x DualLink DVD-D, HDMI 1.4a (kein HDCP 2.2), DisplayPort 1.2 | 2x DualLink DVD-D, HDMI 1.4a (kein HDCP 2.2), DisplayPort 1.2 | DualLink DVI-I, HDMI 2.0 (mit HDCP 2.2), 3x DisplayPort 1.2 | DualLink DVI-I, HDMI 2.0 (mit HDCP 2.2), 3x DisplayPort 1.2 |
3DC Perf.Index | 260% | 270% | 300% | 290% | 340% |
Ref./Herst./OC | ✗ / ✓ / ✓ | ✓ / ✓ / ✓ | ✓ / ✓ / ✓ | ✗ / ✓ / ✓ | ✗ / ✓ / ✓ |
Listenpreis | 149$ | 179$ | 199$ | 159$ | 199$ |
Straßenpreis | 2GB: 145-165€ 4GB: 175-200€ |
2GB: 135-165€ | 2GB: 150-180€ 4GB: 200-230€ |
2GB: 165-180€ | 2GB: 190-210€ 4GB: 215-250€ |
Release | 18. Juni 2015 | 13. November 2013 | 8. Oktober 2013 | 20. August 2015 | 22. Januar 2015 |
Bezüglich der reinen Hardware handelt es sich bei der GeForce GTX 950 um einen stark beschnittenen GM206-Chip – von den physikalisch vorhandenen 1024 Shader-Einheiten sind nur 768 freigeschaltet, was die GeForce GTX 950 von der Anzahl der Shader-Einheiten her sogar näher an die GeForce GTX 750 Ti (640 SE auf GM107-Chip) als die GeForce GTX 960 (1024 SE auf GM206-Chip) bringt. Am Speicherinterface wurde nichts verändert, jenes ist mit 128 Bit DDR aber auch viel zu schmal für etwaige Einschnitte ausgelegt. Als Speicherbestückung kommen durchgehend 2 GB GDDR5-Speicher zum Einsatz – Sondermodelle mit gleich 4 GB Speicher, welche bei der GeForce GTX 960 in reichlicher Zahl angeboten werden, scheint es bei der GeForce GTX 950 nicht zu geben. In dieser Frage besteht dann vielleicht ein kleiner Nachteil gegenüber den AMD-Angeboten, wo selbst die Radeon R7 370 in beiden Speicherbestückungen vorrätig ist.
Auch wegen der deutlichen Abspeckung bei der Anzahl der Shader-Einheiten kommt dem real anliegenden Chiptakt eine besondere Bedeutung zu. Bei der GeForce GTX 960 stellte sich in der Praxis heraus, das die Karten selbst auf Referenztaktraten immer deutlich über ihren offiziellen Boosttakt hinausgingen und im Prinzip durchgehend auf ihrem Maximaltakt liefen – was bei der Referenztaktung 1316 MHz sind, bei Herstellerdesigns teilweise noch mehr. Das gleiche trifft nun auch auf die GeForce GTX 950 zu: Nicht der durchschnittliche Boosttakt, sondern der maximale Boosttakt wird faktisch durchgehend gehalten – auf Referenztakt sind dies sogar 1332 MHz und damit minimal mehr als bei der GeForce GTX 960. Herstellerdesigns haben teils deutlich höhere maximale Taktraten (bis zu 1480 MHz), dazu dann auch passend deutlich höhere Powerlimits (bis zu 141W) und halten dann auch diese höheren Taktraten durchgehend. Die offiziellen Taktraten sind bei der GeForce GTX 950 also kaum ein geeigneter Hinweis darauf, mit welchen Taktraten die Karte dann wirklich operiert.
Allerdings schießt mit den höheren Taktraten der Herstellerdesigns auch deren Stromverbrauch durch die Decke. Eine Karte mit Referenztaktraten wird am Ende bei vielleicht 85 Watt Stromverbrauch herauskommen – doch die Herstellerdesigns treten oftmals mit schon standardmäßig hochgesetzten Powerlimits (zwischen 99W und 141W) an, und benötigen diese Wattagen auch, um ihre hohen Taktraten halten zu können. Eine gut ab Werk übertaktete GeForce GTX 950 mit real anliegenden Taktraten von über 1450 MHz dürfte eher im Bereich von bis zu 110 Watt verbrauchen – weit weg von den vorgenannten 85 Watt Spiele-Stromverbrauch für eine Karte mit Referenztakt. Leider gibt es derzeit fast ausschließlich Tests von stark ab Werk übertakteten Herstellerdesigns zu lesen, so daß jener Wert von 85 Watt für eine Referenztaktung nicht direkt durch Zahlen untermauert werden kann, sondern nur aus anderen Werten interpoliert werden konnte.
Dies ergibt in jedem Fall einen bemerkbaren Stromverbrauchs-Vorteil zugunsten von nVidia im Vergleich mit AMD: Ohne Werksübertaktung steht eine GeForce GTX 950 bei ca. 85 Watt Spieleverbrauch, eine ähnlich schnelle Radeon R9 270 bei ca. 130 Watt. Eine Klasse höher greift man entweder zu einer stark übertakteten GeForce GTX 950 bei ca. 110 Watt Spieleverbrauch oder halt gleich zu einer normalen GeForce GTX 960 für ca. 100 Watt Spieleverbrauch – während AMDs hier gegenüberstehende Radeon R9 270X bei 145 Watt Spieleverbrauch herauskommt. Der nVidia-Vorteil beim Stromverbrauch liegt überall bei ca. 45-50% – und damit fast schon ein Dimensionssprung. Insbesondere für baulich kleine Systeme mit engen Spezifikationen bezüglich der Netzteil-Leistungsklasse können diese ca. 35 Watt Einsparung auch von realem Vorteil sein. Wer dagegen ein ausreichend dimensioniertes Desktop-System betreibt, sollte sich dagegen darüber im klaren sein, daß dieser Unterschied in der Praxis dennoch nur Pfennigbeträge an Stromkostenersparnis abwirft – und daher für echte Desktop-Systeme keine wirkliches Argument darstellen kann.
Eher interessant ist daher, wie gut bzw. geräuscharm man die Kühllösungen hinbekommen konnte. Aufgrund der durchgehenden Herstellerdesigns zur GeForce GTX 950 und fast ausschließlich ab Werk übertakteter Modelle (nur 2 von 20 bisher erschienenen Modellen laufen auf Referenztaktungen) ist dies natürlich bei jeder Karte etwas anders, aber generell wurden die GeForce GTX 950 Designs in dieser Frage als gut bis exzellent eingestuft. Unter Windows halten bei den allermeisten Modellen die Lüfter ganz an, im Spielebetrieb wurde in manchen Teststand das Geräuschmeß-Equipment an seine (unteren) Grenzen gebracht:
Zitat ComputerBase (Asus, EVGA, MSI & Zotac):
Unter Last zweifelt man dann schnell am Messgerät, doch auch die Ohren wollen aus einem geschlossenen Gehäuse nichts bis fast nichts hören – auch wenn es ansonsten flüsterleise ist. Kurz und knapp: Die MSI GeForce GTX 950 Gaming 2G kommt auf 28,5 Dezibel, während die Asus GeForce GTX 950 Strix und die EVGA GeForce GTX 950 FTW nicht schlechtere 29 Dezibel erreichen, was während des Spielens völlig unhörbar ist. Selbst die schon leise GeForce GTX 750 Ti im Referenzdesign wirkt mit ihren 32 Dezibel dagegen wie ein Radaumacher. Erfreulicherweise hält sich auch das Spulenfiepen in Grenzen. Dieses ist auf den Testkandidaten zu hören, ähnelt jedoch viel mehr einem Surren, was spätestens beim Einbau ins Gehäuse verschwindet. Einen Blick in die Lüfterdrehzahlen verrät, warum die drei Modelle so leise sind. Die Asus-Karte lässt die zwei Axial-Lüfter mit rund 1.290 Umdrehungen in der Minute noch halbwegs flott agieren, wobei die Karte dennoch leise bleibt. Bei der EVGA-Grafikkarte sind es dann nur noch 870 Umdrehungen und bei der MSI-Karte 730 Umdrehungen in der Minute. Bis jetzt unerwähnt geblieben ist die Zotac GeForce GTX 950 AMP!, denn die Grafikkarte fällt aus dem Rahmen. Mit einer Lüfterdrehzahl von 2.350 Umdrehungen wird das Modell 43 Dezibel laut, was zwar nicht störend ist, im Vergleich zu den drei Mitbewerbern aber wie ein Schreihals wirkt. Auch wenn das Kühlsystem optisch einen hochwertigen Eindruck macht, kann es nicht überzeugen. |
Zitat Hardwareluxx (Asus, EVGA & Inno3D):
Zur Lautstärke im Idle-Betrieb gibt es eigentlich recht wenig zu sagen, da alle vier Karten ihren Lüfter im Idle-Betrieb komplett abschalten. Inzwischen hat sich dieser Trend bei fast allen Herstellern und Karten durchgesetzt. Die einzigen Ausnahmen sind meist noch die Referenzkarten von AMD und NVIDIA. Unterscheidungsmerkmal könnte allenfalls noch die jeweilige Lüftersteuerung sein, also ab welcher Temperatur sich die Lüfter zuschalten. ASUS und EVGA wählen hier recht hohe Temperaturen, was auch dazu führt, dass die jeweiligen Karten in weiteren Bereichen als passiv gekühlt anzustehen sind. Bei längerer Last schalten sich die Lüfter dann aber überall zu und erbringen ihre Kühlleistung. Ein Gegenbeispiel ist Inno3D, bei denen die Lüfter schon ab 44 °C arbeiten und erst ab 31 °C wieder abschalten. Entscheidend dürfte einmal mehr die Messung der Lautstärke unter Last sein. Hier messen wir 41,7 dB(A) für die ASUS GeForce GTX 950 Strix und 41,8 dB(A) für die MSI Radeon R7 370 Gaming 2G – beides sehr gute Werte für eine Mitteklasse-Grafikkarte. Im Diagramm wirkt die EVGA GeForce GTX 950 FTW abgeschlagen, allerdings ist der Messwert mit 42,1 dB(A) recht dicht bei den übrigen beiden Karten. Allesamt dürfen sich diese auch unter last als sehr leise bezeichnen. Genau in der Mitte ist die Inno3D iChill GeForce GTX 950 Ultra mit 41,9 dB(A) zu finden. |
Zitat Tom's Hardware (Asus, EVGA & MSI):
Alle Karten können beim Einsatz überzeugen und Spannungswandlergeräusche konnten wir weder hören noch messen (siehe Spektogramme). So gesehen sind sich die drei getesteten GTX 950-Grafikkarten sehr ähnlich, wobei uns die MSI GTX 950 Gaming 2G noch am besten gefallen hat, weil sie auf Grund der sehr niedrigen Lüfterdrehzahlen und der verwendeten Lüfter weder wahrnehmbare Motor-, noch Lager- oder Luftgeräusche produzierte. |
Zitat TweakPC (EVGA & MSI):
Die MSI GeForce GTX 950 Gaming bringt unser Messsystem nahezu ans Limit. Da die Karte passiv arbeitet gibt sie im normalen Desktop-Betrieb natürlich keine Geräusche von sich. Wir testen die Karte daher zusätzlich mit minimal einstellbarer Lüfterdrehzahl, was hier etwa 580 UPM sind. In diesem Modus ist die Karte quasi nicht zu hören. Im Diagramm unten zeigt die Graue Kurve die Messung des Raums bei absoluter Stille etwa 22 dBA, 0,3 Sone und die schwarze Kurve die Messung der Grafikkarte. Das gesamte Testsystem arbeitet passiv, so das auch wirklich nur die Grafikkarte vermessen wird. Selbst in Furmark bei maximaler Last, wird die Karte kaum lauter und bleibt unter 24 dBA. Auch die EVGA Karte ist leise. Gerade einmal 24,65 dBA generiert sie. Sie ist aber nicht so leise wie die MSI Karte, was bereits aus der unterschiedlichen Drehzahl folgt. Dafür hat die EVGA Karte aber auch die niedrigeren Temperaturen. Bei höheren Drehzahlen kann sich die MSI Karte ebenfalls vor die EVGA setzen, denn diese produziert deutlich mehr hohe Frequenzen, wie aus den Diagrammen unten sofort ersichtlich wird. Auch bei gleicher Drehzahl (1500 UPM) liegt die EVGA sowohl in Laustärke als auch in Temperatur hinter der MSI, was sicherlich an den größeren Lüftern und größeren Kühler von MSI liegen dürfte. Dafür gibt es auf der anderen Seite bei der EVGA Karte klar die besseren Reserven. Bei maximaler Drehzahl macht die Karte dann zwar reichlich Lärm, dafür kühlt sie die GPU in Furmark aber auf 41 Grad, also 8 Grad kühler als die MSI Karte. |