Launch-Analyse: nVidia GeForce GTX 760

Dienstag, 25. Juni 2013
 / von Leonidas
 

Mit der GeForce GTX 760 bringt nVidia heute – nach GeForce GTX 780 und GeForce GTX 770 – die dritte Karte im Rahmen der GeForce 700 Serie an den Start. nVidia will mit dieser Karte offiziell die Radeon HD 7950 "Boost Edition" angreifen, welche derzeit für einen Preispunkt schon ab 240 Euro zu haben ist. Für diesen Zweck stattet nVidia die neue Karte zum einen mit dem GK104-Chip – wenn auch mit deutlichen Abspeckungen – und zum anderen mit einem Listenpreis von 249 Dollar aus, was den bisherigen niedrigsten Launchpreis einer Grafikkarte mit GK104-Chip darstellt.

Jenen GK104-Chip mit maximal 4 Raster-Engines, 1536 Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs und 256 Bit DDR Speicherinterface reduziert nVidia für die GeForce GTX 760 jedoch grob um ein Drittel: So gibt es bei der GeForce GTX 760 nur 3 von 4 Raster-Engines (machmal wird die GeForce GTX 760 allerdings auch mit 4 Raster-Engines ausgeliefert), 1152 von 1536 Shader-Einheiten sowie 96 von 128 TMUs – einzig allein das Speicherinterface samt der angeschlossenen ROP-Partitionen bleibt mit 32 ROPs und 256 Bit DDR Interface unangetastet. Wäre nicht dieses breite Speicherinterface, würde die GeForce GTX 760 nur marginal mehr Hardware-Einheiten tragen als die GK106-basierte GeForce GTX 660 mit deren 3 Raster-Engines, 960 Shader-Einheiten und 80 TMUs. Die bei der GeForce GTX 760 vorgenommenen Hardware-Abspeckungen stellen also sozusagen das maximale an Einschnitten beim GK104-Chip dar, bevor jener das Performance-Feld des kleineren GK106-Chips erreicht.

GeForce 600 Serie GeForce 700 Serie
GK110-Chip GeForce GTX Titan
5 RE, 2688 SE, 224 TMUs, 48 ROPs, 384 Bit DDR SI
GeForce GTX 780
4-5 RE, 2304 SE, 192 TMUs, 48 ROPs, 384 Bit DDR SI
GK104-Chip GeForce GTX 680
4 RE, 1536 SE, 128 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR SI
GeForce GTX 670
4 RE, 1344 SE, 112 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR SI
GeForce GTX 660 Ti
4 RE, 1344 SE, 112 TMUs, 24 ROPs, 192 Bit DDR SI
GeForce GTX 770
4 RE, 1536 SE, 128 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR SI
GeForce GTX 760
3-4 RE, 1152 SE, 96 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR SI
GK106-Chip GeForce GTX 660
3 RE, 960 SE, 80 TMUs, 24 ROPs, 192 Bit DDR SI
GeForce GTX 650 Ti "Boost"
2 RE, 768 SE, 64 TMUs, 24 ROPs, 192 Bit DDR SI
GeForce GTX 650 Ti
2 RE, 768 SE, 64 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR SI

Damit hat diese spezielle Ausführung des GK104-Chips bei der GeForce GTX 760 vergleichsweise wenig Recheneinheiten zuzüglich eines vergleichsweise großen Speicherinterfaces aufzubieten – eine gemessen am bisherigen Verlauf der Kepler-Grafikchips eher ungewöhnliche Variante. nVidia versucht dies etwas auszugleichen mit – für eine abgespeckte Karte – recht hohen Taktraten von 980/1033/3000 MHz, wobei die vielen heute an den Start gehenden ab Werk übertakteten Ausführungen der GeForce GTX 760 die Chip-Taktraten schnell in den Bereich von 1100 MHz und mehr treiben.

Radeon HD 7950 Radeon HD 7950 "Boost Edition" GeForce GTX 660 Ti GeForce GTX 670 GeForce GTX 760
Chipbasis AMD R1000/Tahiti, 4,31 Mrd. Transistoren in 28nm auf 365mm² Chipfläche nVidia GK104, 3,54 Mrd. Transistoren in 28nm auf 294mm² Chipfläche
Architektur GCN 1.0 Architektur, DirectX 11.1 Kepler-Architektur, DirectX 11.0
Technik 2 Raster-Engines, 1792 Shader-Einheiten, 112 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit DDR Interface 4 Raster-Engines, 1344 Shader-Einheiten, 112 TMUs, 24 ROPs, 192 Bit DDR Interface 4 Raster-Engines, 1344 Shader-Einheiten, 112 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface 3-4 Raster-Engines, 1152 Shader-Einheiten, 96 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface
Taktraten 800/2500 MHz 850/925/2500 MHz 915/980/3000 MHz 915/980/3000 MHz 980/1033/3000 MHz
Boost-Modus - fest 925 MHz Ø 980 MHz, max. 1124 MHz Ø 980 MHz, max. 1124 MHz Ø 1033 MHz, max. 1137 MHz
Speicher 3 GB GDDR5 3 GB GDDR5 2 GB GDDR5 2 GB GDDR5 2 GB GDDR5
Layout DualSlot DualSlot DualSlot DualSlot DualSlot
Kartenlänge 28,1cm 28,1cm 24,5cm 24,5cm 24,5cm
Stromstecker 2x 6pol. 2x 6pol. 2x 6pol. 2x 6pol. 2x 6pol.
TDP 200W 200W 150W 170W 170W
Idle-Verbrauch 15W 14W 15W 15W 11W
Spieleverbrauch 147W 178W 127W 143W 163W
3DC Perf.Index
(1920x1080 4xAA)
300% 320% 280% 330% 310%
Listenpreis 319$ 319$ 299$ 399$ 249$
Straßenpreis 240-270€ 240-280€ 210-250€ 270-310€ 220-250€
Launch 31. Januar 2012 August 2012 16. August 2012 10. Mai 2012 25. Juni 2013

Jene vergleichsweise hohen Taktraten bringen der GeForce GTX 760 selbst auf ihren Referenz-Taktraten dann doch einen guten Abstand zur GeForce GTX 660 Ti in allen Disziplinen ein, von dieser Karte sollte sich die GeForce GTX 760 doch bemerkbar abheben. Gegenüber der GeForce GTX 670 liegt man bei der Rechen- und Texturierleistung mit grob 10 Prozent zurück, bietet aber die gleiche Speicherbandbreite – was letztlich zu einem Performance-Unterschied von nur wenigen Prozentpunkten zwischen GeForce GTX 670 & 760 führen sollte. Gegenüber den AMD-Modellen ist anhand der Rohleistungen generell keine so exakte Prognose möglich, hierzu wird man die Benchmarks dieser Karten abwarten müssen.

Ein etwas erstaunliches Resultat gibt es bei der Leistungsaufnahme der GeForce GTX 760 – wo alle drei vorliegenden Meßergebnisse der reinen Grafikkarte der GeForce GTX 760 jeweils einen etwas höheren Verbrauch als der GeForce GTX 670 bescheinigen. Dies ist angesichts kleinerer Hardware, geringerer Rohleistung und vor allem noch einer etwas niedrigeren Chipspannung doch sehr verwunderlich – andererseits gab es dieses Ergebnis bei allen drei Tests, sollte jenes somit wohl passen.

Hardware.fr Heise HT4U PCGH TechPowerUp Ø
Radeon HD 7950 16W
154W
15W
148W
16,3W
156,6W
16W
127W
11W
126W
15W
147W
Radeon HD 7950 "Boost Edition" 16W
187W
15,3W
180,0W
11W
152W
14W
178W
GeForce GTX 660 Ti 15W
124W
17,6W
129W
12W
129W
15W
127W
GeForce GTX 670 16W
123W
15W
141W
13,8W
147,8W
15W
147W
14W
144W
15W
143W
GeForce GTX 760 11,9W
169,0W
10W
163W
10W
148W
11W
163W

Daß jene Meßwerte kaum falsch sein können – inklusive auch der früheren Meßwerte zur GeForce GTX 670 – zeigt sich dann bei der Geräuschentwicklung dieser Grafikkarten, wo die GeForce GTX 760 ebenfalls geringfügig, aber durchgehend zu beobachten einen etwas höheren Geräuschpegel entwickelt als die GeForce GTX 670. Dies ist angesichts der höheren Leistungsaufnahme und damit etwas höherer Chiptemperaturen auch verständlich, wenngleich trotzdem nicht gänzlich erklärbar.

Im Vergleich der Referenzdesigns in ihrer Preisklasse schneiden GeForce GTX 670 & 760 trotzdem klar besser als AMDs Referenzdesigns ab – welche allerdings kaum noch von den Grafikkarten-Herstellern verbaut werden. Betrachtet man die Herstellerkarten, liegt die Geräuschentwicklung des GeForce GTX 760 Referenzmodells in einem vernünftigen, aber klar ausbaubaren Rahmen – auch hier lohnt sicher der Blick auf das, was die Grafikkartenhersteller an Eigenkonstruktionen zur GeForce GTX 760 herausbringen werden (und schon tun).