Fazit

Freitag, 8. Juli 2011
 / von Leonidas & misterh
 

Die ersten abschließenden Erkenntnisse betreffen erst einmal die jeweils sinnvolle Speichertaktraten für die aktuellen integrierten Grafiklösungen: Bei der Radeon HD 6550D ist dies klar DDR3/1600, wobei man notfalls aber auch mit DDR3/1333 noch leben könnte – einen echten Einfluß auf die Spielbarkeit hat dies nämlich nicht (auf niedrigen Frameraten sind 13 Prozent Differenz eben auch nur 2 bis 3 fps). Bei allen anderen integrierten Grafiklösungen reicht selbst von den Meßwerten her DDR3/1333 vollkommen aus – für die HD Graphics 3000 wurde dies vorstehend belegt, für die kleinere Llano-Grafiklösung Radeon HD 6530D liegen entsprechende Tests von anderer Seite vor.

Desweiteren muß der Punkt des Performance-Abstands zwischen AMDs Radeon HD 6550D und Intels HD Graphics 3000 (auf 1100 MHz GPU-Takt) etwas korrigiert werden: Bisher sind wie hier von einem Performanceplus der AMD-Lösung von ca. +140 Prozent ausgegangen, real sind es nun allerdings "nur" ca. +125%, die AMD-Lösung liegt also etwas weniger dramatisch vorn als bisher beschrieben. Es bleibt natürlich nach wie vor eine ganze Dimension mehr, was AMDs beste Llano-Grafiklösung zu leisten im Stande ist.

Performance-Index integrierte Grafik (August 2011)

Und dies ist der springende Punkt dieses Artikels, abseits aller Benchmark-Zahlen: Es war klar zu sehen, daß die Radeon HD 6550D unter 1680x1050 und besonders auch unter der FullHD-Auflösung 1920x1200 alle getesteten Spiele mit mittlerer (oder besserer) Bildqualität ableisten konnte. Das ursprüngliche Ziel von AMD, mit der integrierten Llano-Grafik also eine Grafikperformance zu bieten, womit der Gelegenheitsspieler selbst halbwegs aktuelle Titel (außerhalb der bekannten Hardware-Schocker) unter regulären Monitor-Auflösungen mit anständiger Grafikpracht nutzen kann, wurde demzufolge erreicht.

Und hier liegt abseits der reinen Frameraten der eigentliche Vorteil der Llano-Grafik: Mit der integrierten Intel-Grafik kann man die allermeisten der aktuellen Spieletitel genauso auch unter üblichen Monitorauflösungen spielen – aber dies fast ausschließlich nur unter der Low-Bildqualität dieser Spielen, denn für die Medium-Bildqualität ist die Intel-Grafik (bis auf Ausnahmen) zu schwach. Dies ist insbesondere deswegen ein sehr relevanter Punkt, als weil die meisten der heutigen Spiele eine sehr vernünftige Medium-Bildqualität bieten, deren Optikunterschied zur High-Bildqualität zumeist nicht so großartig ist – während die Low-Bildqualität dann oftmals einen sehr deutlichen Optikunterschied hat.

Wenn man also aussagt, daß die HD Graphics ausreichend ist für 1920x1200 LowQuality und die Radeon HD 6550D ausreichend ist für 1920x1200 MediumQuality, dann mag sich dies auf den ersten Blick nicht nach einem relevanten Unterschied anhören – dies täuscht aber, gerade auf diesen Bildqualitätsstufen ist der Bildqualitäts-Unterschied besonders groß (zugunsten von AMD). Zudem bedeutet dieser Vorteil der Radeon HD 6550D natürlich auch, daß diese Grafiklösung deutlich länger als die Intel-Grafiklösung durchhalten wird – aufgrund dessen, daß es keine einfache Austauschmöglichkeit wie bei einer regulären Grafikkarte gibt, ein gar nicht so unwesentlicher Punkt.

Auch unter einer anderen Betrachtungsweise kann die Llano-Grafik deutlich punkten: Wie unsere Benchmarks des A8-3850 Prozessors gegen einen von der CPU-Seite her viel leistungsfähigeren Core i5-2500K Prozessor zeigen, spielt die höhere Intel-Rechenpower auf CPU-Seite keine bedeutsame Rolle, wenn es um Grafikberechnung geht. Daß Llano von der CPU-Seite ein wenig schwach auf der Brust ist, beinträchtig die gutklassige Grafik-Performance von Llano mitnichten – selbst dann nicht, wenn man auf Intel-Seite (wie in unserem Test) eine deutlich potentere CPU antreten läßt.

In der Praxis spielt dieser Intel-Vorteil dann eine noch viel geringere Rolle, weil das preislich passende Pendant zum A8-3850 natürlich nicht ein Core i5-2500K, sondern vielmehr ein Core i3-2105 ist – welcher zwar weiterhin einen gewissen Vorteil bei der CPU-Leistung hat, aber eben bei weitem keinen so großen mehr wie der hier getestete Core i5-2500K. Vielmehr kann man sagen, daß diese ca. 15 Prozent Vorteil bei der CPU-Leistung, welche Intel im Preisfeld der Llano-Prozessoren derzeit hat, in der Praxis kaum spürbar sein dürfte – ganz im Gegensatz zu den über 100 Prozent Vorteil bei der GPU-Leistung, welchen zumindest die Radeon HD 6550D im Vergleich zur HD Graphics 3000 für sich verbuchen kann.

AMD Llano Intel Sandy Bridge
A8-3850
4 Kerne, 2.9 GHz, CPU-Performance = 100%
Radeon HD 6550D (400 SE) @ 600 MHz, GPU-Performance = 113%
100 Watt TDP
CPU ab 106 Euro
DDR3/1600
A75-Mainboard
Core i3-2105
2 Kerne + HyperThreading, 3.1 GHz, CPU-Performance = 115%
HD Graphics 3000 (12 SE) @ 850 MHz (TurboMode @ 1100 MHz), GPU-Performance = 51%
65 Watt TDP
CPU ab 104 Euro
DDR3/1333
H67-Mainboard
A6-3650
4 Kerne, 2.6 GHz, CPU-Performance = ca. 90%
Radeon HD 6530D (320 SE) @ 443 MHz, GPU-Performance = ca. 80%
100 Watt TDP
CPU ab 89 Euro
DDR3/1333
A75-Mainboard
Core i3-2100
2 Kerne + HyperThreading, 3.1 GHz, CPU-Performance = 115%
HD Graphics 2000 (6 SE) @ 850 MHz (TurboMode @ 1100 MHz), GPU-Performance = ca. 30%
65 Watt TDP
CPU ab 91 Euro
DDR3/1333
H67-Mainboard
    Pentium G850
2 Kerne, 2.9 GHz, CPU-Performance = ca. 90%
HD Graphics 2000 (6 SE) @ 850 MHz (TurboMode @ 1100 MHz), GPU-Performance = ca. 30%
65 Watt TDP
CPU ab 72 Euro
DDR3/1333
H67-Mainboard
CPU- und GPU-Performanceangaben sind grobe Werte, als Index=100% wurde der A8-3850 mit Radeon HD 6550D und DDR3/1333 sowohl bei der CPU- als auch der GPU-Performance festgesetzt

Damit läßt sich in der Summe sagen, daß AMD das angestrebte Ziel einer Gelegenheitsspieler-Grafiklösung zum kleinen Preis absolut erreicht hat. Und dies vor allem nicht nur mittels der besseren Benchmark-Resultate, sondern vor allem auch in der reinen Praxis: Die Radeon HD 6550D läßt sich laut unseren Messungen selbst unter 1920x1200 mit einer mittleren Bildqualität problemlos mit gutklassigen Frameraten einsetzen, wenn man einmal die bekannten Hardware-Schocker außen vor läßt. Genau das entspricht dem Anforderungsprofil des Gelegenheitsspielers – und exakt dies hat AMD letztlich geliefert.

Natürlich haben Presse und Enthusiasten-Webseiten vorher etwas anderes, viel gewaltigeres von Llano erwartet – wie üblich ist das Auge größer als der Magen bzw. in diesem Fall der Verstand. AMD konnte bei Llano jedoch gar nicht mehr Grafikperformance bieten, sowohl aus technischen als auch aus wirtschaftlichen und marktstrategischen Erwägungen heraus. Das Ziel war immer der Gelegenheitsspieler, der sich bisher mit (schlechter) integrierter Grafik zufriedengegeben hat. Höhere Sphären kann integrierte Grafik, auch die von Llano und Nachfolgern, demnächst kaum anpeilen, dafür ist der Siliziumaufwand selbst der Llano-Grafiklösung immer noch viel zu hoch.

Daß Llano im Feld des technologisch derzeit machbaren geblieben ist, kann man AMD kaum vorwerfen – allenfalls die etwas durchschnittliche CPU-Performance durch die für AMD ungewohnt niedrigen Taktraten bei Llano muß man als kleinen Negativpunkt nennen. Andererseits stört dies wie vorstehend gesehen die Grafikperformance absolut überhaupt nicht – und der Gelegenheitsspieler, welcher kein Geld für eine extra Grafikkarte ausgeben will, hat zuallermeist auch keinen echten Bedarf für viel CPU-Power, so daß der Intel-Vorteil an dieser Stelle auch nur eher theoretischer Natur ist.

Und somit kann es nur die klare Empfehlung geben, sobald in irgendeiner Form eine Spielabsicht besteht, in diesem Preisbereich zu Llano zu greifen. Die diversen kleinen Llano-Nachteile (etwas niedrigere CPU-Performance, recht hoher Verbrauch) können den übergroßen Llano-Vorteil bei der Grafik-Performance zweifelsfrei nicht ausbremsen. Man sollte sich jedoch möglichst an diese Llano-Modelle mit den schnelleren Grafiklösungen halten – am besten ist natürlich gleich das Spitzenmodell Radeon HD 6550D, weil nur dieses den richtig überzeugenden Abstand zu den Intel-Grafiklösungen offeriert.

Intel hingegen ist klar in der Frage der Grafikperformance geschlagen und muß diesbezüglich auf seine nächste Prozessoren-Generation warten – und sich bis dahin auf diese Kundensegmente konzentrieren, wo Grafikperformance keine Rolle spielt. Daß Intels HD Graphics 3000 mittels starker Übertaktung auf eine Performance in der Nähe der Radeon HD 6550D kommen kann, ist zwar aus technologischer Sicht interessant, im Zielmarkt der Gelegenheitsspieler dürfte jedoch nur eine handverlesene Minderheit mit Übertaktungen operieren, dies ist also keine Lösung für Intel. Das Potential ist allerdings da, um mit Ivy Bridge und mehr regulärem Takt ab dem nächsten Jahr in dieser Frage wieder angreifen zu können.