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Windows 8.1: Mit Startknopf, aber ohne Startmenü

Software-Entwickler Microsoft hat sein bisher als "Windows Blue" bekanntes Update zu Windows 8 in Form von "Windows 8.1" nunmehr in seinem Blog offiziell vorgestellt. Diese verbesserte Version von Windows 8 wird im Spätherbst als kostenloses Update bzw. für die OEM-Hersteller zur Bestückung mit neuen PCs zu Verfügung stehen. Ab dem 26. Juni soll es eine öffentliche Preview-Version von Windows 8.1 geben – was auch bedeuten mag, daß man ausgehend vom dann erreichten Stand kaum noch inhaltliche Änderungen an Windows 8.1 vornehmen wird, sondern sich bis zum finalen Release auf Bugfixing beschränken dürfte.

Neben reihenweise Detail-Verbesserungen interessierten die Windows-Jünger in letzter Zeit vor allem zwei Features des kommenden Windows 8.1: Erstens die Möglichkeit, direkt in den Desktop-Modus zu booten – über welche Microsoft derzeit noch nichts wirklich klares aussagte, welche aber indirekt erwähnt wurde ("boot into alternate screens") und gemäß früheren Berichten definitiv Bestandteil von Windows 8.1 sein soll. Und zweitens die Rückkehr des Startmenüs – welches Microsoft nun mit einem "Startknopf" zu realisieren versucht. Dahinter verbirgt sich jedoch kein klassisches Startmenü wie von Windows 95 bis 7 her gewohnt, sondern einfach nur ein (sich per Mouse-Over einblendender) Shortcut auf den Metro-Startbildschirm.

Den eigentlichen erwarteten Zweck erfüllt dieser neue Startknopf von Windows 8 also nicht. Sicherlich kann man den Startknopf auch irgendwie nutzen (auch, weil man sich optional anstatt des Metro-Startbildschirms die App-Übersichtsliste einblenden lassen kann) – aber das Ziel der Forderungen nach der Rückkehr des Startmenüs Bestand nie darin, irgendwie einen Ersatz zu bekommen, sondern vielmehr darin, genau das bekannte und beliebte Startmenü zurückzuerhalten. Sehr viele Nutzer haben sich halt an das Windows-Startmenü gewohnt und möchten dessen Funktionalität nicht missen.

Was Microsoft aus diesen weit verbreiteten Forderungen allerdings wieder macht, ist durchaus bezeichnend für das Software-Unternehmen: Anstatt über den eigenen Schatten zu springen und eine breit geforderte Funktionalität einzubauen – welche noch dazu an keiner Stelle irgendein Kompatibilitäts-Problem aufwerfen würde – bietet man eine Lösung an, die nur dem Namen nach dasselbe darstellt, am Ende jedoch den Nutzer doch wieder zum Microsoft-propagierten Metro-Konzept bringt. Anders formuliert: Ein Startmenü, welches einem den Spaß am früheren Startmenü verleitet und somit den Windows-Nutzer endlich zu der Einsicht bringen soll, wie töricht das Verlangen nach einem Startmenü doch eigentlich ist.

Interessant (und bezeichnend für die journalistische Qualität) sind diesbezüglich die Jubelmeldungen der Mainstream-Presse, welche die Ankündigung des Startknopfes in Windows 8.1 widerspruchslos als "Sieg der Nutzer" über Microsoft feiern. Gerade der Mainstream-Nutzer, welcher in aller Regel keine Ahnung vom Desktop-Modus hat und alleine mit seinem neuen Betriebssystem zurechtkommen muß, will aber nicht irgendeinen Startknopf, sondern jener erwartet die vorherige (ziemlich umfassende) Funktionalität eines Startmenüs, um den Umstieg auf Windows 8 möglichst reibungslos gestalten zu können. Genau dieser Idee versperrt sich Microsoft aus dem Starrsinn der Durchsetzung des Metro-Konzepts immer noch – was nur funktioniert, weil am am Ende bei den PC-Betriebssystemen doch einen faktischen Monopolstatus innehat.