Die chinesische AMD-Produktwebseite zur Radeon RX 590 listet im Gegensatz zu beispielsweise der englischsprachigen Version seit kurzem auch die zuletzt genannte "Radeon RX 590 GME" – womit AMD die Karte faktisch und ohne große Ankündigung offiziell gemacht hat. Die Art und Weise deutet dabei darauf hin, das die Radeon RX 590 GME tatsächlich China-exklusiv ist und wohl auch allein dort (wie zuletzt immer bei China-exklusiven AMD-Grafikkarten) bleiben wird. Zudem gibt es auf vorgenannter chinesischen Produkt-Webseite auch den Link zu einer Unterseite, welche die genauen Differenzen zwischen regulärer Radeon RX 590 und Radeon RX 590 GME beschreibt. Die Chip-Basis der neuen AMD-Karte wird dort zwar nicht ausgeführt, ist aber über den kürzlichen ersten Test der Karte bereits bekannt: Jene verbleibt beim Polaris-20-Chip der Radeon RX 570/580 – und entspricht damit nicht dem Polaris-30-Chip der regulären Radeon RX 590 samt deren besserer 12nm-Fertigung.

Die offiziell von AMD genannten Spezifikationen bestätigen ansonsten weitgehend die bisher bekannten Angaben – mit der Abweichung, das die im vorgenannten ersten Test angegebenen Taktraten eben doch von werksübertakteten Ausführungen stammen, die offiziellen Taktraten hingegen nahezu dem Stand der Radeon RX 580 entsprechen. Offiziell liegt die Differenz zwischen Radeon RX 580 und 590 GME (neben der Namenswahl) nur bei 40 MHz mehr maximalem Boost-Takt, was in diesem Fall ziemlich exakt +3% Mehrtakt ergibt. Inwiefern das Power-Limit im Normalfall wesentlich höher ausfällt, bleibt mangels offizieller Angabe hierzu die einzige größere Unsicherheit bei der Performance-Einordnung dieser neuen AMD-Karte. Diesen Punkt (notgedrungen) nicht beachtend, sollte die Radeon RX 590 GME (FHD Perf.Index geschätzt 600%) somit auf Referenz-Taktung nur minimal schneller als die Radeon RX 580 (FHD Perf.Index 590%) herauskommen. Dies ist dann praktisch der Performance-Punkt der Radeon RX 5500 XT 4GB (FHD Perf.Index 600%), wobei die eher vergleichbare Radeon RX 5500 XT 8GB (FHD Perf.Index 650%) wie auch die reguläre Radeon RX 590 (FHD Perf.Index 590%) jeweils beachtbar schneller sind. Mittels werksübertakteten Ausführungen kann man logischerweise näher an die jeweils größeren Karten herankommen, wobei deren eigene werksübertakte Ausführungen den alten Abstand üblicherweise wieder herstellen können.

Als weiteren Unterschied zur Radeon RX 580 geht die Radeon RX 590 GME augenscheinlich ausschließlich in der Speicherkonfiguration mit 8 GB GDDR5-Speicher ins Rennen – zumindest liefen bisher alle in China gesichteten Karten mit dieser Speicherkonfiguration und legt auch die Namenswahl als "590" dies nahe. Den tatsächlichen Ausschluß einer 4-GB-Ausführung bieten die offiziellen Spezifikationen allerdings nicht an, die entsprechende Spalte nennt sich bei AMD leider generell nur "maximale Speicherbestückung" – was somit kein unteres Maß definieren kann. Der Verkauf rein von 8-GB-Modellen erscheint aber als fast einziger Weg, um mit der Radeon RX 590 GME Eindruck zu machen bzw. diese Karte überhaupt heutzutage noch verkaufen zu können – dann ist jene ein besserer Ersatz der Radeon RX 5500 XT zu gleicher Performance (und sogar etwas niedrigerem Preispunkt), aber eben der zukunftsfähigeren Speicherbestückung. Eine 4-GB-Karte ist in diesem Performance- und Preis-Segment kaum noch verkäuflich (zumindest nicht von AMD, nVidias GeForce GTX 1650 Super hat mit dieser Speicherbestückung wie bekannt deutlich weniger Probleme) – dies ist maximal im Einsteiger-Bereich mit Abverkaufsangeboten zur Radeon RX 570 möglich. Aber wie gesagt dürfte es die Radeon RX 590 GME kaum jemals auf irgendeinen westlichen Markt schaffen – und wäre dort wegen ihrer aus heutiger Sicht kaum noch gangbaren Energieeffizienz auch eher schwer zu vermitteln.