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News des 12. Oktober 2023

Phoronix vermelden vier neue Device-Nummern für Intel-Grafikchips (und Varianten hiervon) in einem Linux-Treiber. Nummern-technisch liegen jene dem Alchemist-Portfolio sehr nahe, ergo dürfte es hierbei noch nicht um vorfristige Einträge zugunsten der nachfolgenden "Battlemage"-Generation handeln – welche eher erst für Mitte 2024 ansteht. Die zwei wahrscheinlichsten Auflösungen sind somit weitere Varianten auf Basis der bekannten Alchemist-Chips – oder aber dann doch noch die Realisierung von "Alchemist+", so wie es eine Intel-Roadmap vom Jahresanfang bereits prognostizierte. Intel wäre mit "Alchemist+" zum jetzigen Zeitpunkt natürlich recht spät dran, aber dies ist für Intel-Grafikchips halbwegs "normal" und somit kein echtes Kontra-Argument.

Generell ist leider immer noch unklar, was man sich unter "Alchemist+" vorstellen kann. Wirklich veränderte Chips (im Sinne von mehr Hardware-Einheiten) sind hierbei kaum zu erwarten, dieselben TDP-Klassen wie bei den originalen Alchemist-Chips deuten auch keine (bedeutsam) verbesserte Fertigung an. Ob Intel hierbei schlicht kleinere Fertigungsverbesserungen mitnimmt, eventuell Bug-Fixes auf Silizium-Ebene durchführt oder kleinere Hardware-Gruppen aktualisiert, bleibt abzuwarten. Auf den ersten Blick seltsam ist auch die terminliche Nähe zu Battlemage – aber dies könnte sich darüber aufklären lassen, dass Alchemist+ eventuell als LowCost- und Mainstream-Schiene zusammen mit Battlemage im Markt bleiben soll. So gesehen würde auch der späte Start von "Alchemist+" nicht besonders stören, deren einfachste Lösungen eigentlich schon im dritten Quartal hätten marktreif sein sollen.

VideoCardz notieren die offizielle Launch-Ankündigung der Radeon RX 6750 GRE für den 18. Oktober seitens Gigabyte China. Nominell soll die Karte nur in China erscheinen, wobei dies bei der "Radeon RX 7900 GRE" auch nicht wirklich eingehalten wurde. Interessanterweise nennt Gigabyte die Radeon RX 6750 GRE als mit 12 GB Grafikkartenspeicher ausgerüstet, was letzten Gerüchten einer nur übertakteten Radeon RX 6700 widerspricht. Mit 12 GB VRAM geht die Radeon RX 6750 GRE in den Wettstreit mit Radeon RX 6700 XT und 6750 XT, beiderseits im Vollausbau des Navi-22-Chips. Denkbarerweise ist die Radeon RX 6750 GRE Chip-seitig dennoch abgespeckt, aber dies dann eben nicht mehr beim Speicherinterface und somit auch nicht beim Speicherausbau.

Unsere bisherige Auslegung von nVidias neuer HPC/AI-Roadmap war wohl etwas unvollständig, denn bei allem Augenmerk auf HPC/AI-Beschleuniger und deren Weiterentwicklung wurde nicht beachtet, dass die dort ebenfalls genannten "40er Beschleuniger" (L40S, B40 & X40) zumindest bei den derzeit verfügbaren Produkten (L40S) auf Consumer-Grafikchips basieren. Setzt nVidia dies fort, dann würde 2024 eine Blackwell-basierte Lösung in Form von "B40" kommen – und soll 2025 mit "X40" eine Lösung auf einer (denkbarerweise) nachfolgende Consumer-Architektur erscheinen. Somit gibt diese Roadmap sogar ein gewisses Zeichen dafür ab, dass auch die Consumer-Grafikchips möglichererweise auf einen einjährigen Generationswechsel-Rhythmus gehen sollen.

Wirklich sicher ist dies natürlich aus mehreren Gründen nicht: Zum einen beschäftigt sich die Roadmap generell nur mit entsprechenden Produkten, nicht mit darunterliegenden Hardware-Generationen. Die Ableitung "neues Produkt = neue Hardware-Generation" ist zwar im gerade im HPC/AI-Bereich anzunehmen, aber auch nicht wirklich zwingend. Gerade in so einem Nebenpunkt wie den HPC/AI-Beschleunigern für reguläre Server/Workstations auf regulärem PCIe-Steckplatz könnte man auch auf Refreshs vorhandener Hardware-Generationen setzen. Die von nVidia genannte L40S ist hierzu selber schon ein Beispiel, da jene gegenüber dem L40-Vorgänger fast gleich ist, nur mehr TDP mitbekommen hat. Wer im übrigen fragt, wo die AD102-Chips im Nahezu-Vollausbau stecken – nVidia verwendet jene mit 142 freigeschalteten von 144 maximal möglichen Shader-Clustern genau bei L40 und L40S.

Ein weiterer Gegengrund besteht im Terminplan: nVidia hat die Blackwell-Generation für Consumer eigentlich erst für 2025 in seiner semi-offiziellen Roadmap stehen (die Roadmap stammt von nVidia, wurde allerdings nicht wirklich offiziell herausgegeben). Noch im selben Jahr bereits die Nachfolge-Generation hinzubekommen (selbst wenn es erst Jahresende 2025 wäre), erscheint schwerlich zu schultern bzw. derart kurzfristig noch in die Pläne hineinbringen zu können. Eine solche Entwicklung & Konzeption beginnt Jahre im voraus und einmal angefangen, läßt sich da kaum noch etwas beschleunigen – dies ist vollumfänglich nur für noch gar nicht begonnene Projekte möglich. Der letzte Gegengrund besteht in der nicht vorhandenen Notwendigkeit aus Sicht des weiteren Consumer-Geschäfts: Dort aller zwei Jahre eine neue Generation entspricht dem Fortschritt in der Halbleiterfertigung, an welchem nVidia maßgeblich hängt.

Zwischen-Generationen würden kaum einen bedeutsamen Performance-Gewinn bringen, wären ähnlich teuer in der Entwicklung und Produktionsvorbereitung, ohne dass deswegen das Consumer-Geschäft wirklich entsprechend profitieren könnte. Selbst wenn man aus HPC/AI-Sicht diese Zwischen-Generationen sehr wohl nutzen könnte, die übergroße Masse der Consumer-Grafikchips gehen nun einmal tatsächlich zu normalen PC-Nutzern. Insofern ist es letztlich arg unwahrscheinlich (aber nicht unmöglich), dass nVidia hier auch seine Consumer-Grafikchips hin zu einem einjährigen Generationswechsel-Rhythmus hochziehen sollte. Denkbare Ausweichlösungen sind wie gesagt die Verwendung von Refresh-Lösungen – oder aber die Veränderung der Hardware-Basis für diese PCIe-Modelle: Anstatt Chips des Consumer-Segment könnte jene zukünftig auch Chips des HPC/AI-Segments tragen. Dies wäre mit einem zukünftigen MCM-Ansatz bei nVidia einfacher, weil man dann schlicht Einzelchips nimmt, welche eher zu den PCIe-typischen Wattagen passen (als denn der MCM-Verbund).