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Neue nVidia-Roadmap sieht Ada-Lovelace-Nachfolger erst im Jahr 2025

Hardwareluxx haben bei nVidia eine neue Architektur-Roadmap ausgegraben, welche erstmals die nunmehr nachfolgenden CPU- und GPU-Architekturen von nVidia in kompletter Form einzeichnet. Jene werden allerdings weiterhin nicht mit Namen genannt, zumeist nur mittels Numerierung oder schlicht der Vorgänger-Architektur mit dem Suffix "Next" gekennzeichnet – sprich "Grace Next", "Hopper Next" und "Ada Lovelace Next". Somit lassen sich hieraus in erster Linie nur (grobe) Termininformationen mitnehmen. Im Grafikchip-Bereich deutet sich dabei ein nochmals etwas größerer Terminabstand zwischen HPC/AI- sowie Gaming-Chips an, wonach "Hopper Next" eher noch im ersten Halbjahr 2024 erscheinen soll – und "Ada Lovelace Next" für das Gaming-Segment dann hingegen nicht vor Anfang 2025.

Die von nVidia erstellte Roadmap ist nicht besonders genau mit der Einzeichnung der jeweilige Termine bei den bereits releasten Architekturen, ergo ist selbiges auch für die noch kommenden nVidia-Architekture anzunehmen. Aber früher als Anfang 2025 für "Ada Lovelace Next" wird es ziemlich sicher nicht werden, diesbezüglich ist die Positionierung in der Roadmap doch einigermaßen eindeutig. Damit durchbricht nVidia ein wenig das bisherige Release-Schema von zwei Jahre pro (wirklich) neuer Grafikchip-Architektur – wobei es maßvolle Abweichungen hiervon in der Vergangenheit auch schon gegeben hatte. Zudem würde der Ada-Lovelace-Nachfolger bei einem Launch Anfang 2025 auch noch nicht eindeutig viel später als mit zwei Jahren Abstand erscheinen – dies wären dann gerade einmal 27 Monate nach "Ada Lovelace". Erst bei einem deutlich späteren Erscheinen könnte man somit von einem wirklichen Ausbruch aus dem bisherigen Release-Schema sprechen.

Namentlich ist zudem noch gar nichts klar: Zur Debatte steht zwar "Blackwell" (nach dem US-Mathematiker "David Harold Blackwell"), aber da der Name der nächsten HPC/AI-Architektur üblicherweise zuerst in Umlauf kommt, könnte es sich bei diesem Codenamen auch schlicht nur um "Hopper Next" handeln. Natürlich könnte nVidia auch zu wiederum gemeinsamen Codenamen für HPC/AI- sowie Gaming-Architekturen zurückkehren (letztmals bei "Ampere" der Fall), allerdings widerspricht dies der sich auch technologisch immer weiter voneinander entfernenden Entwicklung zwischen HPC/AI- und Gaming-Chips. AMD ist an dieser Stelle klarer und hat für seine HPC/AI-Chips die eigene Architektur-Schiene "CDNA" eingeführt, abweichend von der "RDNA" Architektur-Schiene für Gaming-Grafikchips.

Zum Grund der größeren Termin-Differenz zwischen kommender HPC/AI-Architektur zur Gaming-Architektur lassen sich zwei Thesen aufstellen: Zum einen simpel die Wichtigkeit von HPC/AI-Chips für nVidia, auf welchen derzeit schließlich alle Aufmerksamkeit liegt und wo nVidia größtmögliche Geschäftschancen sieht. Zum anderen könnte hier auch die zur Verfügung stehende Chipfertigung bzw. deren Preislage eine Rolle spielen: Für "Hopper Next" dürfte nVidia wohl jeden Preis mitgehen, ergo nimmt man die ersten und damit teuersten 3nm-Kontingente, welche man von TSMC in der notwendigen Qualität (für sicherlich wieder einen Monsterchip) bekommt. Bei "Ada Lovelace Next" muß man hingegen etwas mehr auf die Wirtschaftlichkeit schauen, was generell spätere Termine begünstigt (da TSMC dann von seinen Anfangsaufschlägen für die neue 3nm-Fertigung wieder zurückgeht und zum anderen natürlicherweise die Fertigungsausbeute steigt). Eventuell wartet nVidia an dieser Stelle auch auf ein bestimmtes 3nm-Derivat mit besonders passenden Eigenschaften – sei es technologischer oder wirtschaftlicher Natur.

Dass nVidia "Ada Lovelace Next" künstlich verzögert, dürfte hingegen kaum zutreffen – immerhin darf es nVidia nicht zulassen, dass AMD mit seiner eigenen NextGen-Hardware deutlich vor nVidia herauskommt. Einen gewissen terminlichen Vorsprung könnte man zulassen, so etwas ist anderthalb Jahre vorher sowieso nicht so genau zu kalkulieren. Nur deutlich abweichend dürfte auch die AMD-Terminlage nicht sein, ansonsten würde nVidia auch seinen eigenen Zeitplan entsprechend straffen. Die neue nVidia-Roadmap sagt somit indirekt auch aus, dass die nächste Chip-Generation von AMD ("RDNA4") nicht vor Ende 2024 zu erwarten ist, gut und gerne aber auch erst Anfang 2025 erscheinen könnte. Die Chip-Entwickler wissen in aller Regel am besten darüber Bescheid, wie die grundsätzlichen Terminplanungen der Konkurrenz aussehen, ergo wird man hier eher selten auf dem falschen Fuß erwischt.

Bleibt ein Punkt übrig – den einer potentiellen Refresh-Generation von "Ada Lovelace". Obwohl die nVidia-Roadmap hierzu (natürlich) gar nichts aussagt, ist eine solche Refresh-Generation nunmehr um so wahrscheinlich, wenn der Ada-Lovelace-Nachfolger tatsächlich erst im Jahr 2025 antritt. Mehr als zwei Jahre ohne Refresh hatte nVidia ganz selten einmal zu überbrücken, für diese lange Zeit bietet sich ein solcher durchaus an. Aber dennoch gilt weiterhin die Einschränkung: nVidia dürfte einen solchen RTX40-Refresh derzeit weiterhin überdenken und sicherlich nach konkreter Marktlage bzw. Markterfordernissen entscheiden, einen Automatismus hierzu gibt es nicht. Insofern AMD beispielsweise einen eigenen RX7000-Refresh vorbereiten würde, wäre dies für nVidia sehr wohl ein Anlaß für einen RTX40-Refresh. Auch sinkende Verkaufszahlen und somit ein benötigter neuer Preis/Leistungs-Impuls würden nVidia die Entscheidung hierzu erleichtern. Technisch ist die Ada-Lovelace-Generation bekannterweise noch lange nicht ausgereizt bzw. könnte nVidia (endlich einmal) mit passenden VRAM-Mengen anrücken, diesbezüglich spräche vieles für einen RTX40-Refresh.

Verkaufsname Release Zeit bis Refresh Zeit bis Nachfolger
Fermi GeForce GTX 400 Serie 27. März 2010 (GTX470/480) 6 Monate 24 Monate
Fermi-Refresh GeForce GTX 500 Serie 9. November 2010 (GTX580) - -
Kepler GeForce GTX 600 Serie 22. März 2012 (GTX680) 14 Monate 30 Monate
Kepler-Refresh GeForce GTX 700 Serie 23. Mai 2013 (GTX780) - -
Maxwell GeForce GTX 900 Serie 19. September 2014 (GTX980) - 20 Monate
Pascal GeForce GTX 10 Serie 17. Mai 2016 (GTX1080) - 28 Monate
Turing GeForce GTX 16 & RTX 20 Serien 19. September 2018 (RTX2080/2080Ti) 10 Monate 24 Monate
Turing-Refresh GeForce GTX 16 SUPER & RTX 20 SUPER Serien 2. Juli 2019 (RTX2060S/2070S) - -
Ampere GeForce RTX 30 Serie 17. September 2020 (RTX3080) - 25 Monate
Ada Lovelace GeForce RTX 40 Serie 12. Oktober 2022 (RTX4090) ? ≥27 Monate
Ada Lovelace Refresh ? ? - -
"Ada Lovelace Next" GeForce RTX 50 Serie (?) nicht vor 2025 - -

Nachtrag vom 28. Juni 2023

Die ComputerBase weist in ihrer Berichterstattung zu "Ada Lovelace Next" auf den gewichtigen Punkt hin, dass Chipfertiger TSMC seine verbesserten 3nm-Prozesse "N3P" und "N3X" sowieso erst im Jahr 2025 herausbringen will. Laut der hierzu passenden TSMC-Roadmap kommt "N3" zwar bereits 2023 sowie "N3E" dann 2024, die PC-Hersteller dürften aber eher die auf Leistung getrimmten Prozesse "N3P" und "N3X" bevorzugen. Dies erscheint insofern stimmig, als dass die mit einem neuen TSMC-Node typischerweise zuerst hergestellten Apple-SoCs auf die Leistungsaufnahme von Mobile-Geräten abgestimmt sind und PC-Grafikchips in der Spitze natürlich gänzlich andere Watt-Bereiche erreichen wie auch Chipflächen belegen. Eine beachtbare terminliche Differenz zwischen Apple-SoCs und PC-Chips unter einem neuem Fertigungsnode gab es schon immer, in diesem Fall würde sich jener Punkt dann mittels der jeweiligen Sub-Nodes noch klarer ausdrücken.