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Microsoft stellt Windows 10 offiziell vor

Softwareentwickler Microsoft stellt mit dem Mittwoch nunmehr das lange erwartete Windows 10 PC-Betriebssystem in Ablösung von Windows 8 vor. Wie schon beim seinerzeitigen Launch von Windows 8 will man mit Windows 10 eine neue Ära aufstoßen, versteigt man sich gar zur Aussage vom "letzten Windows" – was wenig dazu passt, daß auch Windows 10 ein ganz reguläres Supportende in ca. zehn Jahren haben wird, wie auch alle anderen Microsoft-Betriebssysteme der letzten Zeit. Nichtsdestotrotz ist das Interesse der Nutzer nach dem ziemlich vergeigten Windows 8/8.1 – welches aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht einmal Windows Vista bei installierten Basis überbieten können wird – ziemlich hoch, wie auch unsere aktuelle Umfrage zeigt: Satte 48% wollen in absehbarer Zeit auf Windows 10 wechseln, 5% sind schon da – was schlicht bedeutet, daß im 3DCenter das bisher (klar) führende Windows 7 schon in absehbarer Zeit entthront werden dürfte und Windows 10 sogar eine absolute Mehrheit erzielen sollte.

Nicht völlig unbeteiligt sind hieran Microsofts verschiedene Anstrengungen, dem geneigten Windows-7-Nutzer die "Fortschritte" von Windows 8 dann doch noch schmackhaft zu machen – sehr gut zu sehen im kombinierten Startmenü von Windows 10, welches nun sowohl Elemente des gewöhnlichen Startmenüs älterer Windows-Versionen als auch die Kacheln von Windows 8 enthält. Wer von letzteren nichts hält, bekommt zudem einige Instrumente an die Hand, Windows 10 möglichst frei von Kacheln, Charmebars und ähnlichem zu betreiben. Zusatztools von Drittherstellern werden zukünftig sicherlich auch noch die Reste dieser Windows-8-Übernahmen aus Windows 10 heraustilgen können. Auf der anderen Seite kann der Kachel-Anhänger jene unter Windows 10 besser und zweckmäßiger nutzen, Microsoft hat das ganze Kachel-System nunmehr so weit optimiert, daß jenes wenigstens dieselben Grundfunktionen wie das alte Fenster-System bietet.

Für Gamer der interessante Punkt ist die (exklusive) Unterstützung von DirectX 12 – welches in seinem Software-Part selbst dann Vorteile bringt, wenn die Grafikkarte kein DirectX 12 in Hardware unterstützt. Jener Vorteil liegt primär in einer besseren CPU-Auslastung durch eine Optimierung der CPU-Aufrufe – was in der heutigen Zeit bei einigen Spielenarten durchaus schon Performanceprobleme verursachen kann bzw. in Extremfällen sogar die Spieleentwicklung ausbremst. Der Software-Part von DirectX 12, welchen alle Grafikkarten der Architekturen AMD GCN sowie nVidia Fermi, Kepler und Maxwell unterstützen, löst diese Bremsen und ermöglicht somit Spiele mit deutlich größerer CPU-Ausnutzung – daraus dürften dann u.a. gravierende Verbesserungen bei der KI-Qualität sowie der Einheiten-Anzahl resultieren. Weil es sich hierbei nur um einen Software-Part handelt, welcher zudem bereits breit durch alle Grafikkarten der letzten Generationen unterstützt wird, ist mit einer schnellen Adaption von DirectX 12 in kommenden Spielen zu rechnen (Liste der unterstützten Spiele).

Der daneben existierende Hardware-Part von DirectX 12 ist dagegen für den Augenblick weit weniger interessant, da dessen Fortschritte gegenüber DirectX 11 nicht so großartig sind und die Spieleentwickler wie üblich einige Zeit benötigen werden, um ihre Spiele dafür entsprechend auszulegen. Allerdings existiert auch schon für den Hardware-Part von DirectX 12 eine recht breite Unterstützung im aktuellen Grafikkarten-Portfolio von AMD und nVidia: Bei AMD ist alles ab der GCN 1.1 Architektur dabei, was von der Radeon R300 Serie allein die Radeon R7 370/370X ausschließt – und bei nVidia ist die komplette GeForce 900 Serie dabei. Sogar größere Teile von AMDs Radeon R200 Serie unterstützen bereits DirectX 12 in Hardware, namentlich alle Bonaire-, Tonga- und Hawaii-basierten Beschleuniger. Ein gewisser Grundstein ist damit bereits gelegt, damit sich die Spieleentwickler auch mit den neuen Hardware-Möglichkeiten von DirectX 12 beschäftigen – aber Spieleentwicklung ist heutzutage nun einmal eine mehrjährige Angelegenheit, deswegen wird diese Adaption in der Praxis ebenfalls mehrere Jahre benötigen.

Windows 10 Home Windows 10 Pro Windows 10 Education & Enterprise
System-Anforderungen x86-Prozessor mit 1 GHz Takt und Support von PAE, NX & SSE2, 1/2 GB Hauptspeicher (32/64-Bit), 16/20 GB Festplattenplatz (32/64-Bit), DirectX 9.0 Grafikkarte, Bildschirmauflösung mindestens 800x600, UEFI 2.3 & SecureBoot
Speicherlimit (64-Bit) 128 GB 2 TB 2 TB
DirectX 12
Standard-Features
Pro-Features
Edu/Ent-Features
Support-Ringe 1-3
("Fast Ring")
1-5
("Slow Ring")
1-5
("Slow Ring")
extra LTSB-Version mit Ring 1-6
US-Listenpreis 119 Dollar 199 Dollar
(Update Home zu Pro 99 Dollar)
nur im Rahmen eines Volumenlizenzvertrags erhältlich
DE-Listenpreis 135 Euro 280 Euro
Straßenpreis ab 109 Euro ab 159 Euro
Kostenlos-Umstieg ausgehend von einer legalen Version von Windows 7 Starter & Home oder Windows 8.1 ausgehend von einer legalen Version von Windows 7 Professional & Ultimate oder Windows 8.1 Pro -
Support-Ende Mainstream-Support bis 13. Oktober 2020, Extended-Support bis 14. Oktober 2025

Als hätte man damit insbesondere die Enthusiasten nicht schon genug angespitzt, bietet Microsoft den Nutzern einer legalen Lizenz von Windows 7 oder 8.1 nunmehr Windows 10 sogar kostenlos an. Das Angebot zum kostenlosen Umstieg ist zeitlich auf ein Jahr begrenzt und beinhaltet auch eine Hardware-Bindung sowie einen Verlust der Lizenz für das bisherige Windows 7 bzw. 8.1. Die Feinheiten der Hardware-Bindung sind noch nicht gänzlich bekannt und dürften sich erst in der Praxis herauskristallisieren – vermutlich darf man in begrenztem Umfang Hardware wechseln, ein Tausch des Grundsystems aus CPU, Mainboard und Speicher dürfte allerdings vermutlich zu einer neuen, dann regulär zu kaufenden Windows-10-Lizenz zwingend. In Deutschland ist dieser Punkt nicht ganz so tragisch, da hier der Einzelverkauf von OEM- bzw. Systembuilder-Lizenzen erlaubt ist, welche deutlich günstiger kommen als Microsofts überzogene Listenpreise.

Diese zeitlich begrenzte Umstiegsaktion garantiert Microsoft natürlich die gerade anfänglich benötigte Aufmerksamkeit – und vor allem die anfänglich bedeutsame Nutzermasse, denn wer heutzutage keinen großartigen Start hinlegt, wird von Analysten aller Couleur schnell niedergeschrieen. Trotzdem muß der Nutzer von Windows 7/8.1 nicht sofort umsteigen, sondern kann durchaus noch bis zum ersten großen funktionalen Update im Herbst 2015 warten – mittels welchem Microsoft primär Probleme lösen und Features einbauen dürfte, welche es nicht mehr in die jetzt vorliegende finale Auslieferungsversion von Windows 10 geschafft haben. Für Produktivsysteme ist das Abwarten dringend zu empfehlen, denn der Werdegang von Windows 10 glich zuletzt eher wenig einem "finalen" Betriebssystem, sondern bis zum letzten Tag vor dem RTM-Status einem "Work in Progress". Da die Kostenlos-Umstiegs-Aktion wie gesagt ein ganzes Jahr (ab heute) läuft, verliert man durch ein wenig Abwarten nicht wirklich viel.

Dann dürfte auch die Anzahl der Tips & Tricks zu Windows 10 (nachfolgend Links zu ersten diesbezüglichen Artikeln) auf ein Niveau angewachsen sein, welches ausreicht, um die für Microsoft typischen Ecken und Kanten abzuschleifen. Insbesondere der Punkt, wie umfangreich Windows 10 "nach Hause telefoniert", dürfte jedoch ein eigenes Kapitel für sich werden – Microsoft hat an dieser Stelle natürlich wieder einmal alles an Fettnäpfchen mitgenommen, was irgendwie machbar war. Anleitungen zur kompletten Deaktivierung dieser Funktionalitäten werden wohl erst in einiger Zeit eine ausreichende Reife erlangen können, für Paranoiker ist daher ebenfalls das Abwarten empfohlen.

Nachtrag vom 3. August 2015

Noch etwas allgemeines zu den Systemanforderungen von Windows 10: Das von Microsoft hierzu offiziell gesagte ist leider nicht wirklich korrekt: Möglicherweise handelt es sich hierbei um diese Hardware, welche Microsoft den PC-Herstellern vorschreibt oder welche Microsoft gern sehen würde – aber eben nicht durchgehend um wirkliche Mindestanforderungen, die also zwingend erfüllt werden müssen. Dabei dürfte es sicherlich so sein, daß ein x86-Prozessor mit PAE, NX, SSE2 sowie eine DirectX9-Grafikkarte aus technologischen Gründen wirklich erforderlich sind – Taktraten und Speichermengen sind jedoch keine zwingenden Vorgaben, dies darf wohl auch unterschritten werden. Zudem läßt sich Windows 10 augenscheinlich auch problemlos auf Systemen ohne UEFI (und damit ohne SecureBoot) installieren (wie der Chef von Microsofts Insider-Programm auf Twitter bestätigt), Nutzer von PC-Systemen mit "altem" BIOS werden also nicht ausgeschlossen. Zumindest in diesem Teil sind die offiziellen "Minimum Hardware Requirements" klar auf die PC-Hersteller ausgerichtet, spielen also für den privaten Einsatz keine Rolle.