5

Microsoft gibt die Unterschiede der Windows-10-Versionen bekannt

Microsoft hat nunmehr die Unterschiede des einzelnen Versionen des ab 29. Juli verfügbaren Windows 10 bekanntgegeben. Wie üblich, sind die höherwertigen Features der Pro-, Education- und Enterprise-Versionen für den Normalanwender kaum interessant – allenfalls hat man früher wegen des dickeren Speichersupports gern zur Pro-Version gegriffen. Zu jenem Punkt hat sich Microsoft bisher leider noch nicht geäußert – andererseits dürfte es kaum unterhalb der Werte von Windows 8 fallen, welche bei 128 GB für die Vanilla-Version und 512 GB für die Pro-Version liegen. Zudem steht heutzutage immer auch die Möglichkeit zur Verfügung, von einer Home-Version auch nachträglich noch zu einer Pro-Version upzugraden – insofern dürfte das Thema Speichersupport bei Windows 10 wohl nicht mehr so interessant sein wie bei früheren Windows-Versionen (Windows 7 Home Premium ist beispielsweise auf 16 GB beschränkt)

Home Pro Education Enterprise
Speichersupport (64-bit) ? ? ? ?
Kernfunktionen
u.a. Startmenü, Cortana, Hello, MultiTasking, Continuum, Edge
weitere Funktionen
Geräte-Verschlüsselung, Side-Loading von Business Apps, Verwaltung von Mobilgeräten, Passport
Pro-Funktionen
Beitreten zu einer Domain, Verwaltung von Gruppenrichtlinien, BitLocker, Enterprise Mode Internet Explorer, Assigned Access 8.1, Remote Desktop, Fähigkeit, einem Azure Active Directory mit Single Sign-on für Cloud-Apps beizutreten, Business Store, Enterprise Data Protection
Education/Enterprise-Funktionen
Direct Access, Windows To Go Creator, AppLocker, BrancheCache, Kontrolle des Startbildschirms mit Gruppenrichtlinien, Granular UX Control, Credential Guard, Device Guard
Zeitnähe von funktionellen Updates Ring 1-3 Ring 1-5 Ring 1-5 Ring 1-6

Neben vielen wie gesagt kaum für den Normalanwender interessanten Funktionen der Pro-, Education- und Enterprise-Versionen bieten jene allerdings einen gerade bei Windows 10 interessanten Punkt an: Man kann unter den Pro-, Education- und Enterprise-Versionen den Zeitpunkt funktioneller Updates nach hinten verschieben. Dies beinhaltet nicht Sicherheits-Updates, jene werden wir gewöhnlich sofort nach Erscheinen installiert. Aber gerade da Microsoft mit Windows 10 verspricht (androht), in Zukunft ständig funktionelle Updates der Windows-Funktionen herauszubringen, besteht durchaus das Problem, daß plötzlich Funktionen verschwinden oder durch neue, gut gemeinte jedoch schlecht gemachte Neuerungen ersetzt werden. Zur Festlegung, wie schnell funktionelle Updates auf den Rechner kommen, benutzt Microsoft bei Windows 10 ein Ring-System – je höher die Ring-Nummer, um so schneller kommen die funktionellen Updates:

  • Ring 1:  Vorab-Versionen
  • Ring 2:  Vorab-Versionen
  • Ring 3:  finale Versionen direkt nach Fertigstellung
  • Ring 4:  "Windows Update for Business" (nur bei Pro, Education & Enterprise) -> spätere Update-Lieferung
  • Ring 5:  "Current Branch for Business" (nur bei Pro, Education & Enterprise) -> noch spätere Update-Lieferung
  • Ring 6:  "Long Term Servicing Branch" (nur bei Enterprise) -> keine Auslieferung funktioneller Updates

Die Nutzer von Windows 10 Home können sich – da für jene maximal "Ring 3" verfügbar ist – damit nicht gegen die Einspielung funktioneller Updates wehren. Nutzer von Windows 10 Pro & Education besitzen dagegen die Möglichkeit, jene funktionellen Updates in die Zukunft zu verschieben – aber eben nicht ganz abzustellen, wobei die genauen Bedingungen dieser Verschiebungs-Funktion noch herauszufinden sind. Allein die Nutzer von Windows 10 Enterprise verfügen mit dem "Ring 6" über die Möglichkeit, funktionelle Updates generell auszuschließen, was zu einem echten "Long Term Support" (LTS) wie von Linux her bekannt führt. Inwiefern die Möglichkeit, funktionelle Updates zu verschieben oder auszuschließen, am Ende eine praktische Relevanz haben wird, bleibt natürlich abzuwarten – weil Microsoft aber davon ausgeht, zukünftig keine neue Windows-Versionen aufzulegen und allein mit Änderungen & Verbesserungen an Windows 10 leben will, erscheint dieser Punkt zumindest derzeit als nicht ganz uninteressant.

Nachtrag vom 10. Juli 2015

Nochmals Heise vermelden eine Änderung Microsofts zum Verhalten von Windows 10 bei funktionellen Updates. Kürzlich war hierzu berichtet worden, daß Windows 10 Enterprise über eine Möglichkeit verfügen würde, diese funktionellen Updates gänzlich abzuschalten – und damit nicht nur zu verschieben wie bei Windows 10 Pro & Education. Dem ist leider nicht so, das reguläre Windows 10 Enterprise wird sich in dieser Frage nur wie die Pro- und Education-Versionen verhalten. Microsoft lagert die Long-Term-Support-Funktionalität vielmehr in eine extra "Windows 10 Enterprise 2015 LTSB" Version aus – welche vermutlich sogar 10 Jahre zu diesem Software-Stand mit Sicherheits-Updates unterstützt werden wird. Welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um an so eine LTSB-Version herauszukommen, ist noch nicht klar – da es aber schon die normalen Enterprise-Versionen eigentlich nur im Rahmen einer Volumenlizenz gibt, dürften nur die wenigsten Normalsterblichen in den Genuß der Möglichkeit kommen, frei zu entscheiden, ob man Microsofts kommende funktionelle Updates (inklusive aller Irrtümer und Irrwege) wirklich mitmacht.