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Die aktuelle Grafikkarten-Performance unter SteamOS (Linux)

Bei Phoronix hat man sich in zwei Artikeln – erstens zu FullHD & zweitens zu UltraHD – ausführlich mit der Grafikkarten-Performance unter SteamOS (und damit Linux) beschäftigt. Als Testgrundlage kam das Debian-basierte SteamOS 2.0 samt dem AMD-Treiber Catalyst 15.9 sowie dem nVidia-Treiber 352.30 zum Einsatz. Die Messungen wurden wie gesagt unter FullHD wie auch UltraHD mit zwei Dutzend AMD- und nVidia-Grafikkarten unterschiedlicher Leistungsklassen vorgenommen. Ein gewisser Nachteil stellt dabei die Verwendung von nur fünf Testtiteln dar, dabei von gleich zwei Metro-Spielen. Zudem kann keiner der benutzten Testtitel HighEnd-Grafikkarten unter FullHD ausreizen, jene laufen dort nahezu ausnahmslos in (deutliche) CPU-Limits hinein und zeigen damit keine Leistungsgewinne gegenüber schwächeren Lösungen mehr auf.

Insofern macht eine Index-Bildung zu den Benchmark-Ergebnissen unter FullHD kaum einen Sinn – die meisten nVidia-Grafikkarten ab der GeForce GTX 970 wären hierbei in etwa gleich schnell, die Unterschiede zu den Mainstream-Modellen von nVidia zudem arg gering. Die eigentliche Erkenntnis der Benchmarks unter FullHD ist dagegen, daß AMD-Grafikkarten unter SteamOS/Linux immer noch um desaströse Abstände zurückliegen: In aller Regel erreicht AMD-Hardware nur 50-60% ihres eigentlichen Potentials, ist also grob um die Hälfte langsamer verglichen mit der bekannten Performance unter Windows. Dies führt dann zu irritierenden Situationen, in welchen eine klare Mainstream-Grafikkarte wie die GeForce GTX 950 (Perf.Index 290%) hier und da mehr Performance bietet als eine Radeon R9 290 (Perf.Index 480%) oder gar eine Radeon R9 Fury (Perf.Index 620%). Jene letztgenannte Fiji-basierte Grafikkarte kommt unter SteamOS/Linux derzeit immer noch ausgesprochen schlecht weg, teilweise langsamer laufend als nominell schwächere AMD-Grafikkarten.

Allerdings muß auch gesagt werden, daß die Natur der verwendeten Testtitel mit ihrem schnell einsetzenden CPU-Limits solcherart Ergebnisse provoziert. Denn AMD-Hardware verbraucht unter DirectX-11-Titeln (auch wenn es jenes unter SteamOS/Linux nicht direkt gibt) bekannterweise mehr CPU-Power und hat demzufolge auch unter Windows seine Nachteile bei eher CPU-limitierten Benchmarks. Es wäre sinnvoller gewesen, diese Grafikkarten-Benchmarks mehr in Richtung einer Grafikkarten-Limitierung auch unter FullHD zu treiben, meistens einfach über das Zuschalten von Anti-Aliasing erreichbar. Eher aussagefähig sind daher die Tests unter UltraHD, welches automatisch eine höhere Grafikkarten-Last und damit das Zudrängen des Problems der hohen CPU-Last von AMD-Hardware mit sich bringt. Hierbei kam mit Team Fortress 2 auch ein Testtitel zum Einsatz, auf welchem die AMD-Hardware ausgesprochen gut läuft – weswegen wir hierzu zwei Index-Werte gebildet haben (eingerechnet wurde dabei jeweils nur ein Metro-Titel, im genauen "Metro: Last Light Redux"). Diese Index-Werte für SteamOS sind bei weitem nicht perfekt, weil die Skalierung trotz der UltraHD-Auflösung immer noch zu schlecht ist, schwächere Grafikkarten also verhältnismäßig zu gut abschneiden:

SteamOS @4K, ohne TF2 SteamOS @4K, mit TF2 3DC Perf.Index (Windows)
GeForce GTX Titan X 100% 100% 760%/100%
GeForce GTX 980 Ti 95,4% 97,0% 730%/95%
Radeon R9 Fury 61,5% 69,5% 620%/85%
GeForce GTX 980 82,7% 86,4% 600%/70%
GeForce GTX 780 Ti 82,9% 86,4% 530%/65%
GeForce GTX 970 75,9% 79,7% 520%/60%
Radeon R9 290 52,9% 60,8% 480%/60%
GeForce GTX 680 53,4% 58,7% 360%
GeForce GTX 960 52,4% 57,7% 340%
Radeon R9 285 36,8% 42,5% 340%
GeForce GTX 950 44,7% 49,4% 290%

Egal jedoch, ob man nun Team Fortress 2 mit hinzunimmt oder nicht – die AMD-Performance unter SteamOS/Linux ist selbst unter der maßgeblich Grafikarten-limitierten UltraHD-Auflösung immer noch bei weitem nicht gleichwertig. Die Index-Werte zu SteamOS mögen auf den ersten Blick nicht einfach einzuordnen sein, dies hängt an der schwachen Skalierung der gewählten Testtitel – aber man kann sich an folgende Grundregel halten: Die nVidia-Grafikkarten liegen in diesem Test (sprich dem SteamOS-Index) in aller Regel oberhalb des 3DCenter 4K Performance-Indexes, die AMD-Grafikkarten dagegen darunter bzw. höchstens auf diesem Niveau. Genauer lassen sich die dabei erreichten Performance-Differenzen mit einem direkten Vergleich einzelner, nominell ähnlich schneller Grafikkarten abbilden:

SteamOS – Abweichung vom 3DCenter 4K Performance-Index (Windows)
4K Perf.Index SteamOS @ 4K, mit TF2 Abweichung
Fury vs. 980Ti  (Phoronix) 85% vs. 95% 69,5% vs. 97,0% +24,9% mehr für nVidia
290 vs. 970  (Phoronix) 60% vs. 60% 60,8% vs. 79,7% +31,1% mehr für nVidia
285 vs. 960  (Phoronix) 340% vs. 360%  (FullHD-Index) 42,5% vs. 57,7% +28,2% mehr für nVidia

Hiermit wird klarer, um wieviel nVidia-Hardware unter SteamOS/Linux in eher Grafikkarten-limitierten Situationen immer noch vorn liegt – es sind zwischen 25 und 30 Prozent Performance, welche der AMD-Hardware gegenüber ihren eigentlichen Fähigkeiten weiterhin fehlen. Wenigstens sind diese Performance-Abstände nicht mehr so desaströs wie unter FullHD – aber dennoch kauft sich niemand bewußt Hardware, welche bestenfalls 25-30% unterhalb ihres eigentlichen Niveaus agiert, im schlimmsten Fall nur auf der Hälfte dessen. Auch wenn die Messungen von Phoronix aufgrund diverser Limitierungen nicht ausreichend sind für eine feste Bewertung, sind doch die Tendenzen überaus eindeutig: AMD-Hardware braucht für SteamOS/Linux deutlich bessere Treiber, um Empfehlungen zu bekommen. Jene Empfehlung kann für SteamOS/Linux derzeit ausschließlich nVidia-Hardware erhalten.