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Grafikkarten-Preise sollen noch bis zum dritten Quartal 2018 weiter ansteigen

Seitens des US-Händlers "Massdrop" kommt ein viel beachtetes Statement zur Liefer- und Preissitation bei Grafikkarten (via PC Games Hardware; Massdrop ist im genauen kein typischer Einzelhändler, sondern so ähnlich wie ein Sammelbestellungs-Dienstleister). Mit jenem Statement versucht man wohl Fragen bzw. Unruhe in der Massdrop-Community zu begegnen, nachdem die Grafikkarten-Preise weiter angestiegen sind und – für die USA untypisch – klar oberhalb der offiziellen Hersteller-Preisempfehlung (MSRP) gelandet sind. Der erste Teil des Statements geht dabei auf die Ursache der Preissteigerungen ein – genannt werden die bekannten Punkte der Speicher-Knappheit sowie des hohen Bedarfs der Crypto-Miner. Der zweite Teil des Statements hat es dann (leider) in sich, denn es wird prophezeit, das sich die Grafikkarten-Preissteigerungen noch bis durch das dritte Quartal 2018 fortsetzen werden – und es erst danach zu Entspannungen kommt.

There is a couple of reason why there is a shortage and also such a high demand of cards.

First the shortage.
All new cell phones coming out by Apple and Samsung (and others) last year started using the same memory as graphics cards. Apple and Samsung are willing to pay more for this memory to make sure they get it first and all of it that they need. This has created a shortage of memory for the much smaller companies like MSI, Gigabyte, Asus, and EVGA to make graphics cards.

Next the demand
This is obvious as the mining craze thats been going on has created a huge demand in the market as miners are goblin up just about every card available on earth.

The pricing in the market will most likely continue to go up through Q3 of this year most likely before we start seeing any type of relief. So, unfortunately the end to this is not right around the corner and we have not seen the worst of it yet.
Quelle: Brian Hutchins, Community Manager bei Massdrop

Da Massdrop hierbei explizit von einem weiteren Anstieg der Preise gesprochen hat (sprich nicht nur von einem weiteren Halten des derzeitigen Preislevels ausgeht), wird die vermutliche Preisentspannung ab dem vierten Quartal nicht zwingend mit Preisreduzierungen einhergehen – zur Erfüllung des Wortlauts würde es auch ausreichen, wenn ab dem vierten Quartal 2018 die Grafikkarten-Preise von dem dann erreichten hohen Niveau ausgehend nicht noch weiter ansteigen. Der nachfolgende Satz von Massdrop untermauert diese Auslegung: Bezüglich der Grafikkarten-Preise haben wir demnach derzeit das schlimmste noch gar nicht gesehen – jenes kommt erst noch im Laufe des Jahres 2018. Und dies kann man in der Tat als sehr beunruhigende Nachricht ansehen – denn somit scheint aus dem für einige Wochen angedachten Cryptomining-Boom nunmehr eine Angelegenheit zu werden, welche kaum unterhalb eines ganzen Jahres den Grafikkarten-Markt völlig verzerren wird.

Die Anzeichen hierfür gab es zwar auch vorher schon (in leichterer Form), dies aus dem Mund eines größeren Händlers mit guten Herstellerkontakten zu hören, ist allerdings noch einmal eine ganz andere Angelegenheit. Ob dieses Statement auf nVidia-Aussagen basiert, wie teilweise hierzu berichtet, ist jedoch nicht nachzuweisen – in den Kommentaren bei Massdrop wurde dies nahegelegt, aber seitens Massdrop nicht direkt bestätigt. Allerdings dürfte Massdrop sich insbesondere zu einer Aussage über die Länge der Grafikkarten-Lieferflaute kaum hinreißen lassen, ohne hierzu klare Informationen aus der Hersteller-Branche vorliegen zu haben. Ob die Aussage "Preissteigerung bis inklusive Q3/2018" nun also von nVidia oder einem der Grafikkarten-Hersteller stammt, ist so gesehen zweitrangig. Selbst wenn quartalsüberspringende Vorausblicke in die Zukunft immer etwas an Restrisiko mit sich bringen, muß dieses Statement somit sicherlich entsprechend ernst genommen werden.

Dabei dürfte die Speicher-Knappheit dem Cryptomining-Boom inzwischen sogar den Rang als größter Störfaktor ablaufen haben. In diesem Punkt ist das Massdrop-Statement im übrigen nicht wirklich korrekt mit der Aussage, das für Smartphones dieselben Speicher wie für Grafikkarten verwendet würden. Unseres Wissens nach wird in Smartphones weder GDDR5-, noch GDDR5X-, GDDR6- oder HBM2-Speicher verwendet, die einzige andere relevante Anwendung von GDDR5 liegt in den Spielekonsolen PS4, PS4 Pro und Xbox One X. Allerdings haben die Speicherhersteller auf Basis einer höheren Speicher-Nachfrage der Smartphone-Hersteller ihre Speicherfertigung im letzten Sommer umgeschichtet – weg von Grafikkarten-Speicher hin zu Smartphone-Speicher (üblicherweise Flash-NAND). Die Smartphone-Hersteller zahlen augenscheinlich besser und werden somit zuerst bedient – die Grafikkarten-Hersteller schauen somit in die Röhre. Das Massdrop-Statement ist in dieser Frage im Detail falsch, allerdings läuft es sinngemäß auf denselben Effekt für den Grafikkarten-Markt hinaus.

Der neu entfachte Cryptomining-Boom hat diese Problematik der Speicher-Knappheit aber dann erst richtig offengelegt: Dadurch, das der Grafikkarten-Bedarf durch die Crypto-Miner deutlich höher lag als erwartet, wurden die knappen Lieferkontingente an Grafikkarten-Speicher umgehend verbraucht und es brach eine regelrechte Speicher-Knappheit (samt hochziehenden Preisen am Spot-Markt) aus. Damit ist die Situation derzeit sogar so, das AMD und nVidia ihre Chipfertigung gar nicht dramatisch erhöhen können – weil für diese vielen Grafikchips zwar Bedarf da ist, aber nicht genügend Speicher zur Verfügung steht, um daraus Grafikkarten oder auch explizite Miner-Karten zu bauen. Der sich mit der Zeit aufstauende Bedarf-Berg verschärft das Problem natürlich zusätzlich: Selbst größere Liefermengen werden derzeit umgehend ausverkauft, damit ändert sich an den hohen schon erreichten Preislagen gar nichts.

Wie die Herstellerindustrie dies auflösen will, ist inzwischen eine gewichtige Frage. Denn trifft die vorangestellte Behauptung seitens Massdrop zu, dann ist das Jahr 2018 für Gamer-Grafikkarten faktisch schon verloren – wird am Ende nur ein Bruchteil des Konsumenten-Bedarfs zu dann stark überhöhten Preisen gedeckt werden können. Und diese lange Zeit der Grafikkarten-Lieferflaute (diesbezüglich kann man durchaus ab dem Sommer 2016 rechnen) könnte durchaus für einige Verwerfungen in der PC-Industrie sorgen. Schließlich sind die PC-Gamer die maßgebliche Technologie-Vorantreiber und Umsatzbringer der PC-Industrie – gerade wenn man nicht nur dumpf die verkauften Komplett-PCs zählt. Jene in der wichtigsten Position so krass von Nachlieferungen abzuschneiden, sollte sich normalerweise auch bei anderen PC-Produkten bemerkbar machen, gerade wenn das ganze derart lange dauert. Die Industrie ist hier durchaus in der Aufgabe, sich aktiv darum zu bemühen, größere Schäden am Produkt "PC-Gaming" zu vermeiden.