Nachdem es längere Zeit sehr ruhig war bezüglich konkreter Daten zu weiteren RDNA3-basierten Grafikkarten, bringt YouTuber 'Moore's Law Is Dead' auf Twitter endlich etwas griffiges hierzu: Danach soll die "Radeon RX 7600 XT" am 25. Mai im Handel erscheinen. Ähnlich wie zuletzt bei AMD & nVidia gehandhabt, soll es die Launch-Reviews einen Tag früher am 24. Mai geben – wobei zu diesem Tag nur die Modelle zum offiziellen Listenpreis getestet werden sollen, die Test zu den werksübertakteten Modellen mit höherer Preislage folgen einen Tag später am eigentlichen Release-Tag. Die Radeon RX 7600 XT wird allgemein auf Basis des Navi-33-Chips in dessen Vollausbau erwartet, sprich es gibt 32 Shader-Cluster an einem 128-Bit-Speicherinterface mit 8 GB VRAM – eine klare Mainstream-Karte also.

AMD RX 7600 XT Updates:
1) Press Sampling = May 15th
2) MSRP Reviews = May 24th
3) Release Date = May 25th
4) Above-MSRP models get reviewed a day late!
Quelle:  Moore's Law Is Dead @ Twitter am 27. April 2023

Laut einem nachfolgenden Tweet könnte man die Namenswahl allerdings noch etwas bezweifeln. Andererseits könnte es sich auch nur um eine Abkürzung handeln oder aber die komplette Serie an Navi-33-basierten Grafikkarten gemeint sein ("Radeon RX 7600 series"). Dass AMD eine Salvage-Version zuerst herausbringt, macht hingegen kaum einen Sinn, denn selbige hätte noch weniger Vorteile gegenüber den bestehenden Karten der Radeon RX 6600 Serie (speziell der Radeon RX 6650 XT). Sinn macht derzeit eigentlich nur die Radeon RX 7600 XT als Top-Modell dieser neuen Mainstream-Serie mit etwas mehr Performance gegenüber der Radeon RX 6650 XT – und den Rest der Radeon RX 7600 Serie erst nachfolgend, wenn die Radeon RX 6600 Serie sich dann langsam aus dem Markt zurückzieht.

5) The GPU launching May 25th is likely to just be called the "RX 7600", at least that is what everything is referring to it as.
6) There is a reference model.
Quelle:  Moore's Law Is Dead @ Twitter am 27. April 2023

Denn letztlich wird hier (wie bekannt) nur die gleiche Hardware geboten: 32 Shader-Cluster an einem 128-Bit-Interface, selbst der Infinity Cache ist mit 32 MB gleich groß. Unterschiede liegen nur im Architektur-Wechsel und einem kleinen Vorteil beim Fertigungsverfahren: Von TSMC N7 geht es herunter auf TSMC N6, was aber eben kein Node-Sprung ist, sondern nur eine gewisse Verbesserung innerhalb desselben Fertigungs-Nodes. Jene hat AMD augenscheinlich auch eher nur zur Flächenverkleinerung des Grafikchips benutzt, aus den 236mm² von Navi 23 werden nunmehr nur noch 204mm² bei Navi 33. Viel Fantasie für besonders hohe Taktraten oder aber eine deutlich bessere Energieeffizienz bleibt da nicht übrig, ergo ist von der Radeon RX 7600 Serie auch nur ein sehr maßvoller Performance-Effekt zu erwarten. Hierzu passt auch der von Moore's Law Is Dead @ YouTube genannte Performance-Wert einer "Desktop Navi 33" Karte:

We have an early Desktop Navi 33 card, and its benchmarking ~11% above the RX 6650 XT while consuming ~175w.
Keep in mind this is a non-final Engineering Sample, drivers could improve before launch, and we aren't 100% sure of the specs outside of knowing it boosts above 2.6GHz and has 8GB of VRAM...
Quelle:  Moore's Law Is Dead @ YouTube am 25. April 2023

Denn jene +11% zur Radeon RX 6650 XT passen gut zur technischen Ansetzung sowie der bisherigen Performance-Prognose der Radeon RX 7600 XT. Mit den genannten 175 Watt Verlustleistung dürfte auch kaum eine abgespeckte Navi-33-Version gemeint sein, jene dürfte bei der Verlustleistung sicherlich kaum oberhalb 150 Watt landen (die Radeon RX 6600 kam mit 132W aus). Natürlich müssen jene +11% nicht der finale Performance-Wert sein – aber die grundsätzliche Richtung wird damit gewiesen und jene zeigt auf "maßvoll oberhalb der Radeon RX 6600 Serie". Eine wirkliche Verbesserung im Mainstream-Segment sieht sicherlich anders aus, denn zuzüglich dieses unterdurchschnittlichen Performance-Gewinns gibt es schließlich auch weiterhin nur 8 GB Grafikkartenspeicher – was nach den letzten Spiele-Veröffentlichungen immer weniger ins Jahr 2023 passt.

Natürlich könnten die Grafikkarten-Hersteller dies über attraktive Preispunkte wieder ausgleichen, doch dies ist wohl eine eher träumerische Hoffnung. Gut denkbar, dass die Radeon RX 7600 XT am Anfang keinerlei besseres Performance/Preis-Verhältnis gegenüber den aktuellen Straßenpreisen der Radeon RX 6600 Serie erzielt und dies dann – wie gar nicht selten passiert – erst im Laufe der Zeit (nach einigen Monaten) erreicht. Nach allem bekannten Wissen wird nVidia allerdings bei den kommenden GeForce RTX 4060 & 4060 Ti Grafikkarten das gleiche Problem haben: 8-GB-Modelle im Jahr 2023 zu kaum attraktiven Preispunkten. Noch scheint keiner der Grafikchip-Entwickler die Chance ergreifen zu wollen, mit 16-GB-Modellen dieser Mainstream-Grafikkarten den jeweils anderen Anbieter in diesem Marktsegment empfindlich auszustechen.

Nachtrag vom 27. April 2023

Korrekterweise wird in der Diskussion zur kürzlichen Meldung über Termin & Performance der Radeon RX 7600 XT die Frage aufgestellt, wieso man jene kommende RDNA3-Mainstreamlösung in irgendeiner Form der bestehenden Radeon RX 6700 vorziehen sollte. Denn der größte Pferdefuß der neuen Mainstream-Karten von AMD & nVidia liegt eben in ihrer mageren Speichermenge – und da können AMDs aktuelle Angebote bereits jetzt Abhilfe schaffen. Die Performance-Klasse der kommenden Radeon RX 7600 XT dürfte grob mit jener Radeon RX 6700 gleich sein, eventuell ist die neue Karte auch leicht schneller – was jedoch das schwächere Argument gegenüber der Speicherausstattung bleibt, denn dort drückt derzeit ganz klar der Schuh.

Schließlich sehen die ersten Tests von "Star Wars: Jedi Survivor" bei GameStar und PC Games Hardware gleich VRAM-Auslastungen von 20-22 GB – natürlich in einem augenscheinlich unoptimierten Zustand des Spiels, aber dennoch eindeutig gegen Grafikkarten mit eingebautem VRAM-Mangel sprechend. Die jüngste Entwicklung bei den Spiele-Anforderungen entwertet 8-GB-Grafikkarten inzwischen ganz gravierend, was sich dann auch im Preispunkt von entsprechenden Neuvorstellungen niederschlagen sollte. Aber vermutlich kommen AMD & nVidia mit ihrem neuen Silizium gar nicht auf die hierfür benötigten Preispunkte herunter – was darauf hinauslaufen dürfte, (beiderseits) eine sehr enttäuschende neue Mainstream-Generation zu erleben. Eigentlich müssten AMD & nVidia dringend überlegen, die neue Mainstream-Generation gleich mit 16 GB VRAM auszurüsten – erst dann wären die teilweise angedachten hohen Preispunkte (eventuell) gangbar.

Nachtrag vom 30. April 2023

YouTuber "Moore's Law Is Dead" bricht nochmals eine Lanze dafür, dass es sich beim AMD-Launch am 25. Mai um eine "Radeon RX 7600 non-XT" handelt. Die hierfür herangezogenen Erklärungen und Auslegungen sind allerdings auch nur Stochern im Nebel, wirkliche Klarheit ergibt sich hierbei noch nicht. Normalerweise kann AMD es sich kaum leisten, eine schwächere Navi-33-Ausführung zuerst zu bringen – denn diese würde sich kaum noch von der Radeon RX 6650 XT absetzen können, was dann wiederum Probleme beim Preispunkt hervorbringt. Regulärerweise würde man in dieser Situation mit der stärksten Version zuerst daherkommen, damit jene ihren (gewissen) Performance-Vorteil anbringen kann – und die kleineren Navi-33-Versionen erst dann nachliefern, wenn die vorherige Radeon RX 6600 Serie langsam ausläuft.

Zwei Ausnahmen lassen sich von dieser Regel finden: Erstens wenn man die neue Karte regelrecht Preis-aggressiv in den Markt bringt. Dafür müssten allerdings die alten Karten auch umgehend auslaufen, zudem ist diese Strategie in der heutigen Zeit und mit den neu gefundenen Margen-Ansprüchen seitens AMD kaum realistisch. Und zweitens wenn diese Radeon RX 7600 zwar eine non-XT wäre, aber dennoch auf der schnellsten Hardware basiert – sprich Navi 33 im Vollausbau. Die erste Salvage-Version könnte AMD dann einfach als "Radeon RX 7500 XT" laufen lassen, die zweite Salvage-Version (mit reduziertem Speicherinterface) dann wie gehabt als "Radeon RX 7500". Durch das Weglassen des Suffix "XT" bei der größten Navi-33-Karte würde AMD andeuten, dass es – wegen der 8 GB VRAM – eben kein Spitzenprodukt (dieses Segments) ist, was durchaus einigen Druck aus der VRAM-Diskussion nimmt. Zudem hätte diese Regelung den Vorteil, dass man später eventuell noch mit einer "Radeon RX 7600 XT 16GB" nachlegen könnte, je nachdem ob der Markt tatsächlich zu so einer Karte zwingt.