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Erste genauere Informationen zu AMDs Vega 10, Vega 11 und Vega 20

Von Videocardz kommen (aus einer bisher zuverlässigen Quelle) erste genauere Informationen zu den Vega-Grafikchips seitens AMD – zu jenen bislang nicht viel mehr bekannt ist als die Codenamen "Vega 10" und "Vega 11" sowie die Verwendung von HBM2-Speicher. Vor wenigen Wochen ergab sich zudem die Information, das AMD jene Vega-Grafikchips einer neuen Architektur-Stufe innerhalb von AMDs Grafikchip-Architekturen zuordnet, damit hierbei sogar ein größerer technologischer Sprung als zwischen Tonga/Fiji (GFX8 aka GCN3) und Polaris 11/10 (GFX8.1 aka GCN4) erwartet werden kann. Bislang erwartete man zudem Vega 10 als Fiji-ähnlichen Grafikchip mit genauso 4096 Shader-Einheiten (64 Shader-Cluster) und Vega 11 als nochmals größeren Grafikchip mit vielleicht sogar 6144 Shader-Einheiten (96 Shader-Cluster). Für die Hardware-Daten zum Vega-10-Chip gab es wenigstens noch Indizien, die Hardware-Daten zum Vega-11-Chip waren dagegen glatt nur spekuliert.

Jene Vermutungen zu Vega 10 stimmen laut den Informationen von Videocardz jedoch – der Vega-10-Chip wird laut deren Quelle mit 64 Shader-Clustern, 12 TeraFlops SP-Rechenleistung, 16 GB HBM2-Speicher, 512 GB/sec Speicherbandbreite und 225 Watt TBP für einen Release im ersten Quartal 2017 beschrieben. Daraus ergeben sich 4096 Shader-Einheiten an einem 2048 Bit HBM2-Speicherinterface zu Taktraten von allerdings gleich 1465/1000 MHz – dies ist beim Chiptakt deutlich höher als bei den Polaris-Chips und deutet die Verwendung von TSMCs 16nm-Fertigung anstatt der 14nm-Fertigung von GlobalFoundries an (auch wenn Videocardz explizit die 14nm-Fertigung für Vega 10 angeben). In jedem Fall kann AMD damit wirklich konkurrieren, denn somit wird man eine gegenüber dem Fiji-Chip rund 40% höhere Rechenleistung aufbieten können – sofern man die Auslastungsbremen im GCN-Design lösen kann, ist damit (bestmöglicher Fall) sogar eine Konkurrenz zur GeForce GTX 1080 möglich. In diesem Fall dürfte AMD für die Consumer-Ausführungen jedoch wohl nur 8 GB HBM2-Speicher verbauen, die genannten 16 GB beziehen sich sicherlich auf Profi-Varianten, da die Quellenlage eine Server-Roadmap war.

Der Vega-11-Chip liegt hingegen gänzlich anders, als bislang vermutet – es gibt zwar keinerlei technischen Informationen bei diesem irgendwann im Jahr 2017 erscheinenden Chip, aber es soll sich hierbei nur um eine Ablösung des Polaris-10-Chip von Radeon RX 470 & 480 handeln. Dies überrascht einigermaßen, denn ohne neue Fertigungstechnologie (im Jahr 2017) erscheint es etwas seltsam, den gerade erst eingeführten Polaris-10-Chip gleich wieder abzulösen. Andererseits kristallisiert sich Polaris immer mehr als kurzfristig eingeschobene Zwischen-Generation heraus, welche noch gar nicht das an Technik enthält, was AMD sich eigentlich vorgestellt hat. Vielleicht macht es wirklich Sinn, Polaris 10 mit HBM2-Speicher als "Vega 11" faktisch noch einmal neu aufzulegen – eventuell bringt die höhere Effizienz der GCN5-Architektur samt der höheren Speicherbandbreite durch HBM2-Speicher das ganze tatsächlich nochmals voran. Ein paar Fragezeichen darf man hieran aber sicherlich setzen, vollkommen sinnig erscheint dies nach den jetzt vorliegenden Informationen noch nicht.

Im zweiten Quartal 2017 soll hingegen eine DualChip-Lösung auf Basis von Vega 10 erscheinen – was man genauso als Hinweis darauf werten kann, das zumindest für das Jahr 2017 kein schneller AMD-Chip als eben Vega 10 geplant ist. Jene DualChip-Lösung wird nur mit einer TBP von 300 Watt genannt – was reichlich wenig erscheint angesichts von 225 Watt für die SingleChip-Lösung. In jedem Fall kann AMD mit dieser DualChip-Lösung rein technisch das Enthusiasten-Feld beackern, denn bis zu 8192 Shader-Einheiten samt bis zu 1 TB/sec Speicherbandbreite ergeben Hardware-Power im Übermaß. Selbst auf stark abgesenkten Taktraten sollte damit das Performanceniveau der Titan X (Pascal) sowie von (möglichen) weiteren GP102-basierten nVidia-Grafikkarten erreichbar sein. Die Frage ist nur, ob man im Zweikampf einer DualChip-Lösung (AMD) gegen eine SingleChip-Lösung (nVidia) nicht automatisch den kürzeren zieht – noch dazu in einer Zeit, wo der SLI/CrossFire-Support bei den Spieleentwicklern immer weniger auf Gegenliebe stößt.

Ohne genau genannten Termin, aber sicherlich erst im Jahr 2018 steht dann mit "Vega 20" sogar noch ein dritter Vega-Chip an. Hierbei handelt es sich faktisch um einen 7nm-Refresh von Vega 10, da zu diesem genauso 64 Shader-Cluster (aka 4096 Shader-Einheiten) genannt werden und die TBP mit nur 150 Watt in dieselbe Richtung zeigt. Abweichend von Vega 10 wird Vega 20 allerdings ein doppelt so breites Speicherinterface haben, da gleich 1 TB/sec Speicherbandbreite (aka ein 4096 Bit HBM2-Interface) genannt werden. Mit der gleichen Anzahl an Shader-Clustern sollte regulär nur eine ähnliche Performance wie bei Vega 10 anzustreben sein, aber die kleinere Fertigung dürfe sich positiv auf den erreichbaren Chiptakt auswirken, zusammen mit der doppelten Speicherbandbreite dürfte sich Vega 20 doch einigermaßen oberhalb von Vega 10 positionieren können. Zu den 32 GB HBM2-Speicher bei Vega 20 sei erneut erwähnt, daß dies nur die maximale Konfiguation darstellen dürfte und im Consumer-Markt wohl nur Varianten mit 16 GB Speicher erscheinen werden. Letztlich wird der Vega-20-Chip auch noch den erstmaligen Support für PCI Express 4.0 mit sich bringen – was darauf hindeutet, daß im Jahr 2018 wenigstens im Server-Bereich erste Prozessoren mit dieser Fähigkeit erscheinen dürften.

Die von AMD nach der Polaris/Vega-Generation angesiedelte Navi-Generation soll hingegen dann nicht vor dem Jahr 2019 erscheinen – und wird somit um ein Jahr verschoben. Augenscheinlich stellt der Vega-20-Chip hierbei schlicht den Pipecleaner für die 7nm-Fertigung dar, unter welcher die Navi-Generation dann ebenfalls hergestellt werden dürfte. Inwiefern AMD sein konkretes Produktportfolio für die Jahre 2017 und 2018 dann noch mit Rebrandings älterer Chips auffüllt, ist unklar – selbiges kann man jedoch gut und gerne anzunehmen, denn bisher hat AMD immer jedes Jahr eine komplett neue Grafikkarten-Serie aufgelegt, egal ob jene nur wenige neue Grafikchips enthielt. Zudem deutet sich mit diesen neuen Informationen (von uns in obenstehender Roadmap zusammengefasst) auch an, das AMDs Vega-Chips eventuell durchaus als eigene Generation zu sehen sind – und nicht nur als HighEnd-Aufsatz auf die Polaris-Generation. Hoffentlich läßt sich dieses vorläufige Bild in absehbarer Zeit durch weitere Leaks bestätigen als auch möglichst weiter verfeinern – denn viele Daten fehlen noch und manches will (derzeit) auch noch keinen richtigen Sinn ergeben.

Nachtrag vom 21. September 2016

In unserem Forum wird intensiv über die neuen Informationen zu AMDs Vega-Chips samt der sich daraus ergebenden (nochmals aktualisierten) AMD Grafikchip-Roadmap diskutiert. Ein Störfaktor ist hierbei sicherlich, das die sich ergebende Roadmap in Teilen keinen größeren Sinn macht – andererseits muß man hierbei immer den Punkt einkalkulieren, daß dies bei Vorab-Informationen zu später erscheinender Hardware gar nicht einmal so selten ist, sich der Sinn der jeweiligen Herstellerstrategie meist eher erst kurz vor dem Launch (und manchmal gar erst danach) erschließt. Das, was jetzt zu dieser AMD-Roadmap noch nicht verstanden wird, könnte sich also durch später hinzukommende Informationen besser erklären lassen. Dazu zählt unter anderem der Ersatz von Polaris 10 durch Vega 11 als auch der Ersatz von Vega 10 durch Vega 20 – wobei "Ersatz" hierbei ein weitgefasstes Wort ist, darunter kann man schließlich auch eine neue Lösung mit mehr Performance nur für denselben Preisbereich sehen. Denn ein 1:1-Ersatz zu gleichen Hardware-Daten und gleicher Performance wäre in der Tat kurios – was AMD allerdings in der Vergangenheit durchaus schon einmal so getan hat (Tahiti -> Tonga).

Als weiteren Knackpunkt ist die (angebliche) 7nm-Fertigung von Vega 20 bereits im Jahr 2018 zu sehen – ob dies überhaupt realisierbar sein wird, bliebe streng abzuwarten. Gemäß der üblichen Verzögerungen bei der Auflage von neuen Fertigungsverfahren kann daraus dann durchaus erst das Jahr 2019 werden – womit AMD im Jahr 2018 keinen neuen Grafikchip in der Roadmap stehen hätte. Und letztlich bedarf auch die Rohleistungsangabe von 12 TFlops SinglePrecision für Vega 10 noch einer genaueren Erklärung, denn bei 64 Shader-Clustern (und angenommen wie bisher 64 Shader-Einheiten pro Shader-Cluster) würde dies einen Chiptakt von satten 1465 MHz ergeben – wovon AMD bei seinen Polaris-Chips weit entfernt ist. Mögliche Auflösungen hierzu wären die Verwendung der (taktfreudigeren) 16nm-Fertigung von TSMC, ein anderen Aufbau der Shader-Cluster bei Vega 10 (AMD besitzt ein Patent für variable SIMD-Units innerhalb eines Shader-Clusters) – oder am Ende gar die Möglichkeit einer reinen Zielangabe bei der Rechenleistung, welche aber in der Praxis dann gar nicht erreicht wird. Es wird in jedem Fall spannend werden, ob AMD aus dieser Ansetzung heraus wirklich 12 TFlops SinglePrecision-Rechenleistung aus Vega 10 herausziehen kann – damit steht und fällt schließlich auch, ob Vega 10 wirklich in Konkurrenz zur GeForce GTX 1080 (oder nur zur GeForce GTX 1070) gehen kann.

Als wäre dies alles nicht genug, kommt über eine weitere Meldung zum Thema seitens Videocardz eine neue Unsicherheit hinzu: Abweichend von der ersten Meldung werden in der zweiten Meldung andere Releasedaten zu Vega 10 genannt: Die SingleChip-Variante nicht mehr im ersten Quartal 2017, sondern im ersten Halbjahr 2017, die DualChip-Variante dagegen nicht mehr im zweiten Quartal 2017, sondern im zweiten Halbjahr 2017. Dies ergibt insbesondere in letzterem Fall dann doch einen erheblichen Unterschied – was hier richtig ist, bleibt vorerst unklar, tendentiell dürfte eher die zweite Meldung (sicherlich mehr in Ruhe geschrieben) stimmen. In jedem Fall wird mit dem zeitlichen Verlauf nunmehr klar offensichtlich, das sich AMD für das HighEnd/Enthusiasten-Segment im Jahr 2017 wirklich nur auf Vega 10 konzentriert – das HighEnd-Segment wird mit der SingleChip-Variante angegriffen, das Enthusiasten-Segment mit der DualChip-Variante. Letztere dürfte in gewissem Sinne ein produktpolitisches Feigenblatt sein: Man bietet etwas an, kann auch sicherlich bei der reinen Performance überzeugen – nur die Marktchancen sind mau, weil DualChip-Lösungen bei Verfügbarkeit gleich schneller SingleChip-Lösungen immer schon sinnlos waren. Damit konzentriert sich AMD – wie in den Jahren zuvor mit Ausnahme der Fiji-basierten Grafikkarten – wieder ganz auf das HighEnd-Segment, und läßt das Enthusiasten-Segment dafür faktisch links liegen.