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Der Release-Fahrplan zu den 14/16nm-Grafikchips von AMD & nVidia

Eine der bemerkenswerten Eigenheiten der kommenden 14/16nm-Grafikchips ist deren (voraussichtlich) vergleichsweise gemächliche Marktadaption. Sorgten frühere Grafikchip-Generationen auf Basis eines neuen Fertigungsverfahrens noch in aller Regel für eine schnelle Ablösung der vorherigen Generation (AMDs erste 28nm-Generation in Form der Radeon HD 7000 Serie wurde innerhalb von zweieinhalb Monaten vollständig in den Markt entlassen), wird sich die Adaption der 14/16nm-Generation heuer nun deutlich hinziehen – voraussichtlich ein dreiviertel Jahr, unter Umständen bis hin zu einem ganzen Jahr. Es wird dabei also nicht zu der Situation kommen, wo innerhalb kurzer Zeit das komplette Grafikkarten-Angebot von alt auf neu getauscht wird – vielmehr werden die Grafikkarten-Portfolios beider Grafikchip-Entwickler nur Schritt für Schritt durch neue Modelle ersetzt, so daß Teile der alten 28nm-Garde uns wohl noch bis ins Jahr 2017 hinein begleiten müssen.

Terminlich ergeben sich hierbei vier markante Punkt, wo etwas passiert: Allem Anschein nach zu dieser Computex wird es die ersten drei 14/16nm-Grafikchips in Form von AMD Polaris 11 (Mainstream-Segment), AMD Polaris 10 (Performance-Segment) und nVidia GP104 (HighEnd-Segment) geben. Danach ist im Zeitraum Herbst bis Jahresende noch der nVidia GP106 (Performance-Segment) zu erwarten – als erstem Chip der 14/16nm-Generation, mit welchem dann eine echte Konkurrenzsituation zwischen AMD und nVidia auf Basis der neuen 14/16nm-Technik aufkommt. Anfang 2017 sind dann AMD Vega 10 (HighEnd-Segment) sowie nVidia GP107 (Mainstream-Segment) zu erwarten, während zu einem ungewissen Zeitpunkt zwischen Anfang bis Mitte 2017 noch die beiden Spitzen-Grafikchips AMD Vega 11 (Enthusiasten-Segment) und nVidia GP102 (Enthusiasten-Segment) nachgereicht werden.

AMD nVidia
Enthusiast Vega 11 -> mglw. Anfang/Mitte 2017
mglw. ~6000 Shader-Einheiten @ 4096 Bit HBM2-Interface
GP102 -> mglw. Anfang/Mitte 2017
mglw. ~4500 Shader-Einheiten @ 4096 Bit HBM2-Interface
HighEnd Vega 10 -> Anfang 2017
mglw. 4096 Shader-Einheiten @ 2048 Bit HBM2-Interface
GP104 -> Computex Juni 2016
mglw. 2560 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5X-Interface
Performance Polaris 10 -> Computex Juni 2016
mglw. 2560 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface
GP106 -> Herbst/Jahresende 2016
mglw. 1536 Shader-Einheiten @ 128 Bit GDDR5X-Interface
Mainstream Polaris 11 -> Computex Juni 2016
mglw. 1280 Shader-Einheiten @ 128 Bit GDDR5-Interface
GP107 -> mglw. Anfang 2017
mglw. 896 Shader-Einheiten @ 128 Bit GDDR5-Interface

Je nach Zielsegment der Grafikkartenkäufer bedeutet dies eine mehr oder lange Wartezeit, ehe in einem gewählten Segment dann sowohl von AMD als auch von nVidia neue 14/16nm-Lösungen bereitstehen. Zuerst dürfte dies wie gesagt im Performance-Segment der Fall sein – in allen anderen Segmenten wird man hingegen aller Wahrscheinlichkeit nach sogar auf das Jahr 2017 warten müssen, ehe diese Konkurrenzsituation unter der 14/16nm-Fertigung hergestellt ist. Das Jahr 2016 sieht damit also eher nur einen gewissen Start der 14/16nm-Generation, das eigentliche 14/16nm-Jahr wird dann allerdings 2017 werden. Dies ist für diejenigen, welche nun lange genug auf ein neues Fertigungsverfahren gewartet haben, sicherlich nicht wirklich befriedigend – aber genau so sieht die derzeitige Releasesituation bei den 14/16nm-Grafikkarten aus.

Nebenbei ein Wort zu den notierten Hardware-Angaben der 14/16nm-Chips: Jene sind derzeit weitgehend noch unsicher, insofern nicht auf die Goldwaage zu legen. Zudem wäre erklärenderweise hinzuzufügen, das beide Grafikchip-Entwickler in der 14/16nm-Generation augenscheinlich generell abweichende Designziele verfolgen: AMD mit Blick auf mehr Hardware-Einheiten und vergleichsweise durchschnittlichen Taktraten (geschätzt 1000-1100 MHz), nVidia eher mit Blick auf weniger Hardware-Einheiten, noch höherer Recheneffizienz und vor allem klar höheren Taktraten (geschätzt 1400-1500 MHz). Direkt vergleichbar waren die AMD- und nVidia-Designs anhand der reinen Einheiten-Anzahl sowieso noch nie – und dieser Punkt muß gerade angesichts der stark differierenden Hardware-Ansetzung bei der 14/16nm-Generation nochmals ausdrücklich betont werden.

Nachtrag vom 20. April 2016

Ein Punkt, welcher zu dieser kürzlichen "Mini-Roadmap"zu den 14/16nm-Grafikchips von AMD & nVidia noch nachzutragen wäre: Die dabei vorgenommenen Klassifizierungen der einzelnen Grafikchips in diverse Leistungssegmente sind natürlich keineswegs eine endgültige Leistungseinordnung oder würden gar bedeuten, das die jeweils genannten AMD- und nVidia-Grafikchips eine gleiche Performance aufweisen. Vielmehr dürfte es passieren, das diese AMD- und nVidia-Grafikchips verschieden stark ausfallen und dann von den Grafikchip-Entwicklern auf abweichende Preispunkte gesetzt werden. Wer in welchem Segment den schnelleren Grafikchip hat, spielt bis auf die absolute Leistungsspitze eigentlich keine Rolle, da im insgesamten Angebotsportfolio üblicherweise jeder Preispunkt besetzt wird – ob nun mit einem größeren oder kleineren Grafikchip, ist bis aufs Thema "Energieverbrauch" erst einmal egal. Nur wie gesagt an der absoluten Leistungsspitze kommt es (regulärerweise) darauf an, den schnellsten Grafikchip zu kreiieren – da man dort prinzipbedingt nicht mehr tricksen kann. Sofern die absolute Leistungsspitze jedoch (wie so oft in letzter Zeit) 999-Dollar-Grafikkarten bedeutet, wird dieser Punkt auch wieder etwas entwertet, da nur die wenigsten Grafikkarten-Käufer sich eine (vom Preis/Leistungs-Verhältnis) derart ineffiziente Lösung in den Rechner hängen.