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Die nVidia-Geschäftsergebnisse im ersten Quartal 2023

nVidia hat seine Geschäftsergebnisse für das grobe erste Jahresquartal 2023 vorgelegt, welches bei nVidia das erste Finanzquartal des Finanzjahres 2024 bilden und abweichend vom Kalender von Februar bis April verläuft. In diesem Zeitraum hat sich nVidia deutlich vom Negativtrend bei Intel und bei AMD entkoppelt können, zeigt und erwartet auch zukünftig wieder klar aufwärtsgehende Ergebnisse. Noch befindet sich nVidia allerdings in einem gewissen Umsatztal bzw. ist erst zur Hälfte aus diesem heraus: Damit sehen alle Ergebnisse gegenüber dem direkten Vorquartal glänzend aus (+19% Umsatz, +44% Gewinn, +37% non-GAAP operativ), gegenüber dem Vorjahreszeitraum gibt es aber immer noch zumeist Minuszahlen (–13% Umsatz, +26% Gewinn, –23% non-GAAP operativ).

Q1/2022 Q2/2022 Q3/2022 Q4/2022 Q1/2023
Umsatz 8288 Mio. $ 6704 Mio. $ 5931 Mio. $ 6051 Mio. $ 7192 Mio. $
(nomineller) Gewinn 1618 Mio. $ 656 Mio. $ 680 Mio. $ 1414 Mio. $ 2043 Mio. $
Bruttomarge 65,5% 43,5% 53,6% 63,3% 64,6%
operativer non-GAAP-Gewinn 3955 Mio. $ 1325 Mio. $ 1536 Mio. $ 2224 Mio. $ 3052 Mio. $

Der Blick auf die Einzelsparten führt zum nahezu selben Resultat: Gegenüber dem Vorquartal durchgehend besser – sogar die Gaming-Sparte, wo AMD ja so seine Probleme hat (allerdings schwer auszuwerten, da dies bei AMD mit den Konsolen-SoCs vermischt wird). Gegenüber dem Vorjahreszeitraum liegt das aktuelle Ergebnis meist niedriger, allerdings mit Ausnahmen und Besonderheiten: So konnte sich die DataCenter-Sparte selbst im Vergleich zum Vorjahr beachtbar steigern, aus dieser Sparte kommt wohl generell ein Hauptteil des aktuellen Aufwärtstrends bei nVidia. Und zum anderen war die Gaming-Sparte im Vorjahreszeitraum natürlich noch über die Ausläufer von Cryptomining-Hype und (gerade überwundener) Chip-Knappheit geprägt, sprich da kamen Nachholeffekte ins Spiel, welche das seinerzeitige Ergebnis aufgebäht haben und das aktuelle Ergebnis somit schlechter aussehen lassen.

Umsätze Q1/2022 Q2/2022 Q3/2022 Q4/2022 Q1/2023
Gaming  (GeForce & Switch) 3620 Mio. $ 2042 Mio. $ 1574 Mio. $ 1831 Mio. $ 2240 Mio. $
Data Center  (Tesla & Mellanox) 3750 Mio. $ 3806 Mio. $ 3833 Mio. $ 3616 Mio. $ 4284 Mio. $
Professional Visualization  (Quadro) 622 Mio. $ 496 Mio. $ 200 Mio. $ 226 Mio. $ 295 Mio. $
Auto  (Tegra) 138 Mio. $ 220 Mio. $ 251 Mio. $ 294 Mio. $ 296 Mio. $
OEM & Other 158 Mio. $ 140 Mio. $ 73 Mio. $ 84 Mio. $ 77 Mio. $

Generell kann man annehmen, dass nVidia die Phase der akuten Lagerbereinigung bei Gaming-Grafikchips wohl hinter sich gelassen hat, ansonsten wären die Umsätze der letzten zwei Quartale nicht ständig angestiegen. Wieviel wirklich noch an Ampere-Chips herumliegt, kann natürlich niemand außer nVidia sagen, aber dieser Effekt ist augenscheinlich nicht mehr derart Bilanz-wirksam wie in den letzten drei Quartalen. Die Zeitspanne war inzwischen wohl auch absolut ausreichend, um die Chipfertigung dem realen Bedarf anzupassen und somit nicht mehr vor größeren Nachlieferungen von in der Fertigung befindlichen Ampere-Chips zu stehen, für welche man keine Absatzmöglichkeiten hat. Vielmehr zeigt der aktuelle Release der GeForce RTX 4060 Ti an, dass nVidia mit dem Ampere-Abverkauf weitgehend fertig sein sollte – ansonsten würde man wohl kaum das Desktop-Portfolio bis auf die kleinsten Grafikchips der "Ada Lovelace" Generation ausdehnen.

Ein markanter Punkt ist dann der von nVidia genannte Ausblick auf das laufende zweite Quartal: In diesem will man satte 11,0 Mrd. Dollar Umsatz (±2%) erzielen, die Brutto-Marge soll (non-GAAP) sogar 70,0% erreichen (GAAP: 68,6%). Dies wäre ein geradezu extremer Sprung ausgehend von den aktuellen Geschäftszahlen (+53% Umsatz in einem Quartal) und auch gegenüber nVidias bisherigem Umsatz-Rekord vom ersten Quartal 2022 überaus heftig (8,3 Mrd. Dollar, somit +33%). Gleichzeitig würde nVidia damit in die Umsatz-Region von Intel aufsteigen, welche ihrerseits das zweite Quartal auf 11,5-12,5 Mrd. Dollar prognostizieren. Und sofern es sich nicht um einen Einmaleffekt handelt, welcher im zweiten Halbjahr wieder entschwunden ist, hat nVidia damit die Chance, sogar aufs ganze Jahr gesehen in der Umsatz-Region von Intel mitzuspielen. Dies hängt natürlich auch an der gewissen Schwäche Intels, welche derzeit weit unterhalb ihrer Rekordergebnisse liegen.

Umsätze AMD nVidia Intel
Q1/2023 5,4 Mrd. $ 7,2 Mrd. $ 11,7 Mrd. $
Quartalsrekord 6,6 Mrd. $  (Q2/2022) 8,3 Mrd. $  (Q1/2022) 20,5 Mrd. $  (Q4/2021)
Prognose Q2/2023 5,3 Mrd. $ 11,0 Mrd. $ 11,5-12,5 Mrd. $
Prognose 2023 ca. 20-25 Mrd. $ ca. 35-45 Mrd. $ ca. 45-55 Mrd. $
Jahresrekord 23,6 Mrd. $  (2022) 27,0 Mrd. $  (2022) 79,0 Mrd. $  (2021)
Prognose 2023: selbsterstellt, nur sehr grob zu betrachten

Ganz augenscheinlich wird dieser enorme Geschäftanstieg jedoch nicht über die anderen Sparten von nVidia realisiert, sondern allein über das DataCenter-Geschäft, wo man offenbar dicke Aufträge für KI-Beschleuniger errungen hat. Sollte diese Umsatzprognose auch nur halbwegs eintreffen, könnte nVidias DataCenter-Sparte im nächsten Quartal bei grob der dreifachen (!) Umsatzgröße der Gaming-Sparte herauskommen können. nVidia würde damit auch deutlich in Richtung eines HPC-Unternehmens wachsen, mit Gaming dann fast nur noch als einem (größeren) Nebengeschäft. Da alle weiterreichenden Prognosen sowieso nur ähnliches annehmen, dürfte dies möglicherweise – mit etwas Zeitversatz – auch Einfluß auf Produkt-Entwicklung und Zeitplanungen neuer Produkte nehmen.

Ob nVidia damit zukünfig bei Gaming-Grafikchips weniger Gas gibt, ist nicht gesagt. Aber wenn sich Prioritäten grundlegend verschieben, dann kann dies oder ähnliches durchaus passieren. Eine noch weniger erfreuliche alternative Entwicklung wäre, wenn nVidia zwar weiterhin auch bei Gaming-Chips vorn dran bleibt, dafür aber seine Margen-Erwartungen im Consumer-Markt derjenigem im professionellen Markt anpasst – sprich, die Grafikkarten-Preise weiter erhöht. Natürlich ist dies aus heutiger Sicht alles schwer erkennbare Zukunftsmusik, zuerst muß man mal sehen, wie substantiell und langfristig der aktuelle Boom der KI-Beschleuniger ist. Aber dass nVidia schon immer mehr machen wollte als "nur" Gaming-Grafikchips, ist bekannt – und vielleicht steht nun tatsächlich der Punkt an, wo andere Produkte für nVidia (deutlich) wichtiger werden.