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Die aktuellen Grafikkarten-Preisübertreibung aus Sicht realistischer Listenpreise

Die (relative) Nähe der Grafikkarten-Preisübertreibung zum Listenpreis, welche derzeit im Schnitt bei +25% auf den Listenpreis liegt, bringt wiederum das Problem von bei einigen Grafikkarten grundsätzlich überzogenen Listenpreisen ins Licht. Denn schließlich haben AMD & nVidia bereits mit den Frühlings-Releases 2021 (GeForce RTX 3060 & Radeon RX 6700 XT) angefangen, Listenpreise für neu in den Markt kommende Karten hochzuschrauben – mit den Sommer- und Herbst-Releases 2021 wurde dies dann noch deutlicher. Deswegen wurde anfänglich auch die periodisch erstellte Straßenpreis-Preisentwicklung ohne GeForce RTX 3070 Ti & 3080 Ti gezeichnet. Doch langfristig war dies nicht zu halten und daher sind dort inzwischen wieder alle Ampere/RDNA2-Karten erfasst (kleine Ausnahme: GeForce RTX 3080 12GB mangels Listenpreis).

AMD 6500XT 6600 6600XT 6700XT 6800 6800XT 6900XT
US-Listenpreis $199 $329 $379 $479 $579 $649 $999
aktueller Straßenpreis ab 218€ ab 395€ ab 475€ ab 689€ ab 965€ ab 1039€ ab 1242€
Preis-Übertreibung vs US-Listenpreis +1% +11% +15% +32% +53% +47% +14%
3DCenter 4K Performance-Index - ~134% 159% 221% 278% 322% 348%
"realistischer" Listenpreis $129 $239 $299 $419 $579 $649 $999
Preis-Übertr. vs realistischer Listenpreis +56% +52% +46% +51% +53% +47% +14%
durchschnittliche AMD-Preisübertreibung gegenüber dem (angenommenen) "realistischen" Listenpreis:  +46%
gemäß der Straßenpreis-Aufstellung vom 27. März 2022 sowie des seinerzeitigen Dollar/Euro-Wechselkurses

Aber dies geht natürlich mit gewissen Verfälschungen einher: Ein zu hoch angesetzter Listenpreis mindert logischerweise die relative Preisübertreibung der jeweiligen Grafikkarte und verringert somit auch den allgemeinen Durchschnitt. Deswegen wurde hiermit basierend auf der aktuellen Straßenpreis-Lage die Aufrechnung zur Preisübertreibung jeder Grafikkarte auch auf einem (eigen-gebildeten) "realistischen" Listenpreis vorgenommen. Selbiger soll grob wiedergeben, wie AMD & nVidia ihre Ampere/RDNA2-Grafikkarten vermutlich ausgepreist hätten, wäre es nicht zur großen Grafikkarten-Dürre anno 2021 gekommen und die Chipentwickler somit in der Lage gewesen, überzogene Listenpreise anzusetzen. Die Höhe des "realistischen" Listenpreises bezieht sich auf die jeweilige Stellung im Performance-Bild zu in erster Linie den Karten desselben Herstellers, zum Teil aber auch den Modellen des jeweiligen Kontrahenten.

nVidia 3050 3060 3060Ti 3070 3070Ti 3080-10GB 3080Ti 3090
US-Listenpreis $249 $329 $399 $499 $599 $699 $1199 $1499
aktueller Straßenpreis ab 330€ ab 470€ ab 579€ ab 729€ ab 799€ ab 1013€ ab 1399€ ab 1899€
Preis-Übertreibung vs US-Listenpreis +22% +31% +34% +34% +23% +33% +7% +17%
3DCenter 4K Performance-Index ~114% 165% 217% 250% 271% 330% 366% 376%
"realistischer" Listenpreis $199 $299 $399 $499 $539 699$ 999$ 1499$
Preis-Übertr. vs realistischer Listenpreis +53% +45% +34% +34% +36% +33% +29% +17%
durchschnittliche nVidia-Preisübertreibung gegenüber dem (angenommenen) "realistischen" Listenpreis:  +35%
gemäß der Straßenpreis-Aufstellung vom 27. März 2022 sowie des seinerzeitigen Dollar/Euro-Wechselkurses

Über die konkrete Höhe der "realistischen" Listenpreise läßt sich streiten, hierzu sind sicherlich auch andere Deutungen möglich. Mit den gewählten Listenpreisen ergibt sich ein Bild, wo AMD immerhin noch um +46% vom "realistischen" Listenpreis entfernt ist, nVidia hingegen noch um +35%. Dies ist eine deutliche Differenz gegenüber dem Vergleich zum nominellen Listenpreis, wo beide Grafikchip-Entwickler derzeit bei +25% Übertreibung stehen. Dass AMD in dieser hypothetischen Hochrechnung klar schlechter wegkommt, hängt am deutlich höheren Grad der Listenpreis-Übertreibung, welchen AMD sich gegönnt hat – natürlich auch resultierend daraus, dass man später als nVidia in den Markt kam und daher freier in seiner Preisentscheidung war (speziell im Midrange-Segment und darunter).

Doch trotz dass dieses kleine Zahlenspiel eigentlich nur hypothetisch ist, ergibt sich hieraus dennoch eine Erkenntnis für die aktuelle Grafikkarten-Marktlage: Denn um wirklich zugkräftig zu sein, müssen die Grafikkarten-Preise im Durchschnitt das Listenpreis-Niveau klar unterbieten. Bei AMD sind dies angesichts der aufgestellten "realistischen" Listenpreise immerhin –21%, welche die Grafikkarten-Preise im Schnitt unter Listenpreis-Niveau gehen müssten, bei nVidia wenigstens noch –10%. Dabei geht es nicht um die Erfüllung der exakten Prozentzahl bei jeder einzelnen Grafikkarte, aber durchaus um das eigentliche Prinzip: Mit Radeon RX 6500 XT, 6600, 6600 XT und 6700 XT sowie GeForce RTX 3050 und 3080 Ti auf Listenpreis-Niveau ist schließlich nichts gewonnen – diese Grafikkarten müssen ihre Listenpreise beachtbar schlagen, um tatsächlich attraktiv zu werden.