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AMDs Ryzen 3000 Serie: Eine Prognose ohne Leaks, aber unter realistischen Annahmen

Nachdem es nunmehr zwei angebliche Leaks zu den Daten der Ryzen 3000 Prozessoren gibt (No.1 & No.2), welche allerdings beiderseitig durch gewisse technische Details unglaubwürdig sind, wollen wir dem ganzen mal eine (spekulative) Prognose entgegenstellen – welche allerdings im Gegensatz zu den angeblichen Leaks auch klar als solche gekennzeichnet ist. Ausgangsbasis hierzu ist das, was man allgemein zu AMDs Zen-2-Generation bereits zu wissen glaubt – dies ist nicht unfehlbar, aber meistens kann man sich dabei sogar auf mehr als eine Quelle stützen. Wirklich korrekt dürfte diese Prognose auch nicht sein – und natürlich gilt die Regel, das einen die Hersteller trotz Beachtung aller Vorab-Informationen üblicherweise immer noch mit (mindestens) einem wichtigen, vorher völlig unbekannten Umstand überraschen. Das es jene Überraschung bei der Terminlage geben wird, ist aufgrund technischer Vorgänge mit absehbarem Zeitbedarf allerdings arg unwahrscheinlich – und so deuten alle der bisherigen Meldungen über Zen-2-Samples ziemlich klar auf einen Zen-2-Start zur Jahresmitte 2019 hin, bestenfalls also zur kürzlich genannten Computex 2019 zum Ende des Mai.

Ryzen 3/5/7 3000U Ryzen 3/5 3000G Ryzen 3/5/7 3000 Threadripper 3000 Epyc II
Segment Mobile-APU Desktop-APU Desktop HEDT Server
Herkunft Zen+, 12nm Zen+, 12nm Zen 2, 7nm Zen 2, 7nm Zen 2, 7nm
Aufbau monolithisch monolithisch whrschl. Chiplet Chiplet Chiplet
Codename Picasso Picasso Matisse Castle Peak Rome
CPU-Kerne 2-4 2-4 4-16 12-32 16-64
max. Takt ca. 2.5/4.0 GHz ca. 3.5/4.0 GHz ca. 4.5/5.0 GHz ca. 4.0/5.0 GHz ca. 2.5/4.0 GHz
Sockel FP5 AM4 AM4 TR4 SP3
Interface 2Ch. DDR4 2Ch. DDR4 2Ch. DDR4 4Ch. DDR4 8Ch. DDR4
PCI Express 3.0 3.0 4.0 4.0 4.0
iGPU max. 11 CU (Vega) max. 11 CU (Vega) denkbar
Preislage ? 100-150$ 100-500$ 500-2000$ ?
Release Jahresanfang 2019 Jahresanfang 2019 Frühling/Sommer 2019 Frühling/Sommer 2019 Frühling/Sommer 2019
Die Angaben dieser Tabelle sind natürlich voll spekulativ.

Vorher dürfte es allerdings zum Jahresanfang den Marktstart der 3000er APUs mit dem technischen Unterbau der Vorgänger-Generation (also noch nicht Zen-2-basierend) geben. Das diese unter dem Codenamen "Picasso" laufenden APUs einen glatten Refesh der aktuellen Raven-Ridge-APUs darstellen werden, zeigen schon ältere AMD-Roadmaps ab, kürzlich konnte unter SiSoft Sandra ein bereits auf Auslieferungs-Taktraten laufendes System entdeckt werden. Mehr CPU-Kerne und mehr Shader-Cluster bei der integrierten Grafiklösung gibt es damit also ziemlich sicher nicht – und mit Navi hat das dann auch nichts zu tun, das ganze verbleibt bei einer Vega-basierten Grafik. Der spannendere Punkt von "Picasso" bzw. den Ryzen 3000G/U Prozessoren ist eher, ob hier bereits Zen+ in der 12nm-Fertigung oder noch das originale Zen in der 14nm-Fertigung zum Einsatz kommt. Die Differenz ist gering, zugunsten leicht höherer Taktraten wäre natürlich die modernere Variante besser. Viel mehr als leicht höhere Taktraten sind von "Picasso" bzw. den Ryzen 3000G/U Prozessoren aber sowieso nicht zu erwarten.

Alles nachfolgende wird dann wirklich auf Zen 2 basieren, ist aber wie gesagt ein Thema des Sommers 2019. Als Ausgangspunkt für diese Termin-Rechnung kann man die (indirekte) Tape-Out-Meldung für Zen 2 nehmen, welche AMD auf der diesjährigen Computex kredenzte. Selbst wenn man spekuliert, das der Tape-Out vielleicht schon 2-3 Monate vorher war – für ein CPU-Design mit (derart stark) geänderter Architektur sind ein ganzes Jahr zwischen Tape-Out und Verkaufsstart eine eher kurze Evaluierungsphase, da läuft ziemlich sicher nichts in wesentlich kürzerer Zeit ab. Die einzige Chance auf einen früheren Termin würde also darin bestehen, wenn AMD den Tape-Out schon wesentlich früher (zum Jahresanfang 2018) durchgezogen hätte – nicht unmöglich, aber auch die anderen Anzeichen sprechen nicht gerade für diese Auslegung. So gab es bislang lediglich eine einzige weitere Meldung zu einem Zen-2-Testsample, welches auch nur AMD-intern lief. Bei einem nur einem Monat entfernt liegenden Launch sollte es dagegen haufenweise kleinerer Leaks geben – wie es jene beispielsweise auch in den Monaten vor dem Launch des originalen Zen-Designs gegeben hatte. Für uns deuten damit alle Anzeichen darauf hin, das AMD noch nicht in der Phase der außer Haus gehenden Samples steht – sobald allerdings diese Testsamples an die AMD-Partner gegeben werden, dürfte sich dies durch wie gesagt durch kleinere Leaks öffentlich kundtun.

Was dann bei Zen 2 herauskommt, ist hingegen im groben schon ganz gut abzuschätzen: Es läuft wohl alles auf das Chiplet-Konzept bis hinunter zu den gewöhnlichen Desktop-Prozessoren heraus, jene dürften einfach nur einen anderen (kleineren) I/O-Part bekommen. An dieser Stelle hat AMD dann natürlich auch die Möglichkeit, den Ryzen-Prozessoren im I/O-Teil auch eine kleine iGPU hinzufügen – dies liegt derzeit rein im Feld der Spekulationen, ist dort aber eine oftmals geäußerte These. Halbwegs sicher ist dagegen die Weiterverwendung der bisherigen Prozessoren-Sockel, der Support von PCI Express 4.0, weiterhin DDR4-Speicher (DDR5 ist noch nicht spruchreif) sowie die grobe Verdopplung der Kern-Anzahl in allen Marktsegmenten. Ob AMD in dieser Generation wirklich schon 16-Kerner ins normale Consumer-Segment (und damit auf den Sockel AM4) schickt, bleibt allerdings noch abzuwarten – eventuell reizt man diese Möglichkeit innerhalb der Ryzen 3000 Generation noch nicht aus, sondern behält sich dies für die 2020er Ryzen 4000 Generation (auf Basis von Zen 3 bzw. TSMCs 7FF+ Fertigung) vor.

Die Taktraten der Zen-2-Prozessoren dürften (geschätzt) in der Spitze auf 4.5/5.0 GHz herauskommen – wobei die CPU-Modelle mit besonders hoher Kern-Anzahl (im Threadripper- und Epyc-Bereich) selbige Taktraten nur auf wenigen Kernen erreichen dürften bzw. vor allem mit den Basetaktraten heruntergehen sollten. Wenn irgendwelche angeblichen Leaks ausgerechnet für 64kernige Threadripper-Prozessoren (wobei Threadripper ziemlich sicher in dieser Generation nicht auf 64 Kerne hinaufgehen wird) Basetaktraten von 5 GHz versprechen, ist dies eine ziemliche Illusion – dieser hohe Takt ist bei so vielen Rechenkernen einfach nicht zu halten, trotz der 7nm-Fertigung würde die CPU-Temperatur sowie deren Leistungsaufnahme jede Grenze sprengen. In dieser Frage sollte man sich besser nicht zu viel versprechen – alles oberhalb von 4.5 GHz ist gutklassig, hinzurechnend die 10-15% mehr IPC-Performance von Zen 2 kommt so oder so ein (vermutlich) bärenstarkes Produkt heraus, welches Intel auch auf auf gleicher Kern-Anzahl Paroli bieten können sollte. Die eigentlich spannende Frage zu Zen 2 kann dann aber vermutlich nur dessen Launch beantworten: Wie stark greift das Chiplet-Design mit seinem (in den I/O-Teil) ausgelagerten Speicherinterface in die Gaming-Performance ein? Hier lag bisher die Archillesferse von AMDs Zen-Prozessoren – und normalerweise sollte die Auslagerung des Speicherinterfaces diese Problematik nicht verbessern, sondern potientiell eher verschärfen.