Chipentwickler AMD hat mittels eines YouTube-Livestreams sowohl die RDNA4-Architektur als auch die darauf basierende Radeon RX 9000 Serie offiziell vorgestellt. Zu den kleineren Modellen der Radeon RX 9000 Serie wurde dabei nichts gesagt, AMD hat somit allein Radeon RX 9070 & 9070 XT genannt wie vorgestellt. Zu beiden Grafikkarten hatte die Gerüchteküche in den letzten Tagen faktisch alle Hardware-Details und zuletzt auch schon den Preispunkt vorhergesagt – was sich nunmehr ausnahmslos bestätigt hat. Die kleinere Radeon RX 9070 tritt somit zu einem Listenpreis von 549 Dollar an, die größere Radeon RX 9070 XT zu einem Listenpreis von 599 Dollar. Es bleibt damit beim vergleichsweise geringen Preisunterschied zwischen beiden Karten (+9%), welcher wenig zum erwartbaren Performance-Unterschied (+15-17%) passt. Euro-Preise nannte AMD keine, die Karten sind aber umgerechnet grob zu 640 bzw. 700 Euro zu erwarten.

Mit seiner Vorstellung hat AMD auch die kürzlich geleakten eigenen Benchmarks offiziell gemacht, auch in diesem Fall wird die Gerüchteküche somit bestätigt. Danach schätzt AMD die kleinere Radeon RX 9070 um (je nach Auflösung) +20-21% schneller als eine Radeon RX 7900 GRE ein, die größere Radeon RX 9070 XT hingegen um +38-42%. Beide Angaben beziehen sich auf einen Performance-Durchschnitt von über 30 Spielen, deren Ergebnisse AMD allerdings nicht allesamt einzeln offenlegte. Selbiges hat AMD nur für 20 Spiele-Titel getan, aus welchen man eigene Performance-Prognosen in den Disziplinen Raster- wie RayTracing-Performance errechnen kann. Jene fallen bei der Raster-Performance etwas niedriger als der allgemeine Schnitt aus, bei der RayTracing-Performance hingegen beachtbar höher als der allgemeine Schnitt.

AMD zeigt damit also an, dass die RayTracing-Performance der Radeon RX 9070 Serie stärker steigt als die Raster-Performance. Dies dürfte überaus hilfreich sein, um einen gewichtigen Negativ-Punkt der AMD-Grafikkarten zwar nicht gleich ganz auszumerzen, aber wenigstens von einem überaus klaren in einen erträglichen Rückstand umzuwandeln. Die RayTracing-Verbesserungen spricht AMD auch im Navi 48 Block-Diagramm an, ohne dass derzeit allerdings schon eine unabhängige Einschätzung existiert, wie dies technisch gegenüber nVidias "Ada Lovelace" bzw. "Blackwell" aussieht (siehe hierzu auch: RayTracing-Level gemäß ImgTec). Schließlich sollten die gegenüber Navi 32 immerhin um +91% mehr Transistoren auch zu irgendetwas sinnvollen führen, selbst wenn der Grafikchip mit FSR4 noch ein anderes gewichtiges neues Feature mit an Bord hat.

AMD "Navi 48 (Radeon RX 9070 XT) Block-Diagramm

Hiermit werden sich die Hardwaretester am 5. März genauer beschäftigen, wenn die Launch-Reviews zu Radeon RX 9070 & 9070 XT einen Tag vor deren Marktstart anstehen. Erwartbar ist für die kleinere Radeon RX 9070 ein Performance-Ergebnis (unter Raster) etwas besser als bei der GeForce RTX 5070, während die größere Radeon RX 9070 XT sich bestenfalls sogar mit der GeForce RTX 5070 Ti anlegen kann. Das RayTracing-Ergebnis sollte jeweils etwas schwächer ausfallen – um wieviel schwächer wird die große Frage sein. Eine andere ist diejenige, ob AMD zum Marktstart am 6. März wirklich voll liefern kann bzw. ob die genannten Preislagen eingehalten werden. Da AMD für diesen Launch keine Referenzdesigns auflegt, besteht hier sehr wohl das Risiko, dass die Grafikkarten-Hersteller selber die Preise hochzutreiben versuchen – so, wie es jene derzeit bei nVidia-Grafikkarten gewohnt sind.

Während für die größere Radeon RX 9070 XT gute Chancen zu sehen sind, gegenüber der GeForce RTX 5070 Ti zu bestehen (primär weil das nVidia-Modell noch einige Zeit zu kämpfen haben wird, um überhaupt Listenpreis-Niveau zu erreichen), bleibt dagegen offen, ob sich die kleinere Radeon RX 9070 eine eigene Position im Grafikkarten-Markt erkämpfen kann. Die Preisdifferenz zur größeren Radeon RX 9070 XT wird allgemein als zu niedrig angesehen bzw. ergibt einen klassischen Upsaling-Ansatz. Hier kommt es natürlich auch ganz auf die Realität der konkreten Straßenpreise an: Eine ausreichende Preisdifferenz würde sich schließlich auch dann ergeben, wenn die Radeon RX 9070 XT ihren Listenpreis gar nicht erreicht, sprich eher bei um die 650 Dollar bzw. 750 Euro angeboten würde. Erreicht die größere Radeon RX 9070 XT allerdings ihren Listenpreis, müsste die kleinere Radeon RX 9070 den ihrigen wohl nach unten hin durchbrechen, um wirklich sinnvoll zu sein. Denkbar, das AMD hier später noch deren Preis justiziert, wie bei der Radeon RX 7700 XT am Ende doch geschehen.

Nachtrag vom 28. Februar 2025

Mittels seines Vorstellungs-Livestreams hatte AMD dann doch noch eine neue Präsentationsfolie in Petto, welche nicht Teil der vorab der Presse gereichten Informationen war. Und jene neue Folie hat es mit einem Direktvergleich von Radeon RX 9070 XT zur GeForce RTX 5070 Ti in sich: Immerhin behauptet AMD hierbei, mit seinem kommenden Top-Modell nur um –2% langsamer gegenüber der GeForce RTX 5070 Ti zu sein, in einem Mix aus über 30 Spiele-Titeln, auch mit gehörigem RayTracing-Anteil. Eine derart geringe Differenz betrachtet man üblicherweise als "Gleichstand" – und wenn dem dann noch ein Preisvorteil von nominell 150 Dollar und in der Praxis der Straßenpreise eher denn 300 Dollar bzw. ~350 Euro gegenübersteht, dann hat AMD sicherlich erst einmal alle Aufmerksamkeit für sich. Selbst wenn die Radeon RX 9070 XT dieses Performance-Ergebnis unter den prüfenden Augen der unabhängigen Hardwaretester nicht ganz erreichen sollte, spricht der erhebliche Preisabstand in diesen Duell ziemlich klar für die AMD-Grafikkarte.

AMD-eigene Benchmarks: GeForce RTX 5070 Ti vs Radeon RX 9070 XT

Gleichfalls lassen sich aus den Einzelwerten auch extra Performance-Differenzen unter den Disziplinen "Raster" und "RayTracing" erstellen. Hierbei kommt die Radeon RX 9070 XT unter Raster-Rendering gemäß AMD auf einen totalen Gleichstand mit der GeForce RTX 5070 Ti heraus, liegt hingegen unter RayTracing um –7% zurück. Beides wären Spitzen-Ergebnisse, und speziell mit dem Ergebnis unter RayTracing könnte sich AMD gut aus der üblichen Falle befreien, dass der (bisher) hohe RayTracing-Nachteil der (früheren) AMD-Beschleuniger deutlich auf deren gesamte Performance-Wertung drückt. An den –7% muß AMD natürlich dennoch zukünftig noch arbeiten, aber dieser einstellige Nachteil liegt im Rahmen der üblichen kleineren Unterschiede zwischen verschiedenen Grafikkarten, gibt vielleicht ein Abzug bei der B-Note, wäre aber ansonsten negierbar. Hiermit könnte AMD ein großes Gegenargument gegenüber seinen Grafikbeschleunigern endlich ad acta legen – sofern sich natürlich diese Performance-Werte unabhängig bestätigen lassen.