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AMD stellt Radeon RX 7900 XT & XTX auf Basis der RDNA3-Architektur für einen Launch am 13. Dezember vor

AMD hat mit einem Livestream seine ersten Grafikkarten aus der neuen RDNA3-Architektur vorgestellt, "Radeon RX 7900 XT" und "Radeon RX 7900 XTX". Beide basieren auf dem Top-Chip der RDNA3-Generation, "Navi 31". Mittels jenem bringt AMD das Chiplet-Verfahren zu Grafikchips, wenngleich in einem (vorerst) kleineren Ansatz als bei den Ryzen-Prozessoren. Denn der eigentliche Grafikchip (GCD) bleibt derzeit monolithisch, herausgetrennt werden mittels der MCDs nur das Speicherinterface sowie der Infinity Cache. Der komplete Navi-31-Chip trägt somit ein GCD á 300mm² sowie bis zu 6 MCDs á 37mm², mit letzterer Anzahl kann AMD die Größe des Speicheinterfaces (samt VRAM-Menge) sowie des Infinity Caches bei einzelnen Grafikkarten steuern. So bekommt nur das Top-Modell "Radeon RX 7900 XTX" die vollen 6 MCDs und damit ein 384-Bit-Interface samt 24 GB GDDR6, die darunter angesiedelte "Radeon RX 7900 XT" dann 5 MCDs mit einem 320-Bit-Interface samt 20 GB GDDR6.

    AMD Navi 31 (RDNA3)

  • RDNA3-Architektur
  • Chiplet-Verfahren mit einem GCD unter TSMC N5 (300mm²) und bis zu 6 MCDs unter TSMC N6 (á 37mm²)
  • GCD trägt den eigentlichen Grafikchip, MCD trägt Speicherinterface & Infinity Cache (64-Bit-Interface + 16 MB IF$ pro MCD)
  • 58 Mrd. Transistoren auf 522mm² Chipfläche im Vollausbau
  • "Dual-Issue Stream Processor" = 128 FP32-Einheiten pro Shader-Cluster
  • 96 Shader-Cluster aka 12'288 FP32-Einheiten im Vollausbau, 61,6 TeraFlops bei der größten Lösung
  • unterschiedliche Taktraten für Front-End (nominell ~2.5 GHz) und Shader-Cluster (nominell ~2.3 GHz)
  • 384 Bit GDDR6-Speicherinterface samt 96 MB Infinity Cache im Vollausbau
  • +54% Performance per Watt gegenüber RDNA2
  • Support für DisplayPort 2.1, FSR3 und Hyper-RX (beiden letztgenannten Features erst später im Jahr 2023)
  • 1,5-1,7fache Performance gegenüber RDNA2, sowohl Raster als auch RayTracing (Vergleich der jeweiligen Spitzenlösungen)
  • Radeon RX 7900 XTX mit 12'288 FP32-Einheiten, 384-Bit-Interface, 96 MB IF$ und 24 GB GDDR6 für $999
  • Radeon RX 7900 XT mit 10'752 FP32-Einheiten, 320-Bit-Interface, 80 MB IF$ und 20 GB GDDR6 für $899
  • Marktstart: 13. Dezember 2022

Die RDNA3-Architektur liefert eine Verdopplung der Anzahl der FP32-Einheiten pro Shader-Cluster ab, wie bei nVidia befinden sich somit nunmehr 128 FP32-Einheiten in einem Shader-Cluster. Interessant ist die Rückkehr unterschiedlicher Clock-Domains: So taktet das Front-End (Raster-Engines für Geoemtrie- & Tesselations-Aufgaben) bei der Radeon XT 7900 XTX um 200 MHz höher als die Shader-Cluster. Inwiefern es dort dann auch Boost-Taktraten etc. gibt, wurde nicht genauer ausgeführt. AMD hat generell wenig zu den Taktraten gesagt (Update: AMDs Produkt-Webseiten nennen vollständige Daten, in der untenstehenden Tabelle aktualisiert) und nennt mit einem Game-Clock von 2.3 GHz bei der Radeon XT 7900 XTX sowie nur 2.0 GHz bei der XT-Ausführung diesbezüglich auch wenig spannendes bzw. deutlich unterhalb der Erwartungen liegendes. Abzuwarten bleiben hierzu natürlich die Real-Taktraten, welche gerade gegenüber AMDs Game-Clock deutlich höher liegen können (+300 MHz bei der Radeon RX 6950 XT, +450 MHz bei der Radeon RX 6600).

Aber auch bei der Performance verspricht AMD keine ganz großen Höhenflüge: Die gezeigten Vergleiche & Benchmarks zwischen Radeon RX 6950 XT und Radeon RX 7900 XTX zeigen zwischen +50% und +70% Mehrperformance an, nur in einem einzelnen Fall gab es +85% in einem RayTracing-Benchmark. Dies sind natürlich überhaupt keine schlechten Werte und schließlich wird hier auch schon gegenüber dem Refresh-Modell der Vorgänger-Generation verglichen, der Vergleich gegenüber dem initialen RDNA2-Topmodell würde leicht (+6%) besser ausfallen. Allerdings liegt der Performance-Gewinn damit auch nur auf demselben Niveau, welches nVidia bei der GeForce RTX 4090 letztlich schon geboten hat – was wiederum bedeutet, dass AMD den gewissen Performance-Rückstand der RDNA2-Generation somit in die neue Grafikkarten-Generation mitschleppt, nVidia wiederum nicht an der Leistungsspitze unter Druck setzen kann.

Dafür liefert AMD mit 899 Dollar Listenpreis für die Radeon RX 7900 XT sowie 999 Dollar für die XTX-Variante die klar besseren Preislagen gegenüber nVidia ab. Beide neuen AMD-Grafikkarten kommen somit preislich nicht unerheblich unterhalb nVidias nur zweitbestem Modell in Form der GeForce RTX 4080 ($1199) heraus. Betrachtet man es Preis-normiert, hat sich AMD nicht die GeForce RTX 4090 als Gegner ausgesucht – sondern die GeForce RTX 4080 sowie die nachfolgende nächstkleinere nVidia-Lösung, welche die Nachfolge der gestrichenen "GeForce RTX 4080 12GB" ($899) antreten wird. Und deren Performance dürfte für die neuen AMD-Grafikkarten dann sehr wohl zu knacken sein. Rechnet man AMDs Angaben in sehr konservativer Weise hoch (kalkuliert mit +45-50% Mehrperformance), kommt die Radeon RX 7900 XTX deutlich oberhalb einer Performance-Hochrechnung zur GeForce RTX 4080 auf Basis von nVidias eigenen Vorab-Benchmarks heraus. Selbst die kleinere Radeon RX 7900 XT könnte es knapp schaffen, die Performance der GeForce RTX 4080 zu schlagen.

Performance-Prognose Hersteller-Angaben Real-Performance 4K Perf-Index Liste
GeForce RTX 4090 +68% auf 3090Ti +56% Raster, +69% RayTracing auf 3090Ti 640% $1599
Radeon RX 7900 XTX +50-70% auf 6950XT konservativ gerechnet +45-50% auf 6950XT geschätzt ~530-560% $999
Radeon RX 7900 XT keine Angabe schätzungsweise –10% zur 7900XTX geschätzt ~470-500% $899
GeForce RTX 4080 +18% auf 3090Ti möglicherweise +10-15% auf 3090Ti geschätzt ~450-470% $1199
Spekulative Hochrechnung bei den noch nicht offiziell in den Markt gebrachten Grafikkarten!

Verglichen also mit den jeweiligen Preispunkten, sieht die Situation plötzlich wesentlich freundlicher für AMD aus: Sicherlich kann AMD der GeForce RTX 4090 (derzeit) nichts entgegensetzen, selbst eine weitere Navi-31-Karte mit mehr Infinity Cache wird da Schwierigkeiten haben. Aber die GeForce RTX 4080 dürfte von AMD klar überflügelt werden, sowohl bei der reinen Performance als auch (viel deutlicher) beim Preis/Leistungs-Verhältnis. Natürlich müssen dafür AMDs Performance-Angaben halbwegs stimmen, aber wie gesagt wurde für diese Hochrechnung konservativ mit nur +45-50% Mehrperformance gerechnet, obwohl AMD selber +50-70% angegeben hat. Die Performance der GeForce RTX 4080 läßt sich hingegen spätestens nach dem Release der GeForce RTX 4090 ziemlich gut abschätzen, deutlich mehr als das vorstehend angebene Niveau kann es eigentlich nicht sein.

Somit hat AMD einen klaren Preis/Leistungs-Gewinner in der Hand, sicherlich forciert durch die (klar) zu hohe Preisansetzung nVidias bei der GeForce RTX 4080 – wo es den typischen Topmodell-Aufschlag für das nur zweitbeste Modell gab. Allerdings muß hier auch sofort eine klare Einschränkung und gleichzeitig die eigentliche Enttäuschung dieser RDNA3-Vorstellung genannt werden: Die RayTracing-Performance der Radeon RX 7900 Serie geht augenscheinlich nur äquivalent zur Raster-Performance nach oben – obwohl AMD nominell von +50% mehr Strahlen pro Takt spricht. Letzteres zeigt sich in den Benchmarks aber nur in einem einzelnen Fall, ansonsten gibt es auch dort die üblichen +50% Performance-Gewinn zu sehen. Und dies bedeutet: AMD behält auch unter der RDNA3-Generation seinen erheblichen Rückstand bei der RayTracing-Performance. Jener kann kleiner ausfallen als zwischen Ampere und RDNA2, dies wäre dann wirklich die genauen Benchmarks abzuwarten. Aber der Ansatz für eine RayTracing-Performance nahe nVidia-Niveau ist hier nicht zu sehen.

Der große Durchbruch AMDs an die Leistungs-Spitze ist also ausgeblieben – und damit zum Glück auch der Durchbruch an die Preis-Spitze. AMD muß hier das kleine Brötchen backen und kann sich somit nicht die hohen Preislagen nVidias leisten. Dies kann man durchaus als vorteilhaft zugunsten der Grafikkarten-Käufer bezeichnen, dass nVidia diesbezüglich ein wenig geerdet wird. Natürlich kommt der bessere Preis/Leistungs-Ansatz bei AMDs Radeon RX 7900 Karten nicht aus altruistischen Motiven, damit muß AMD damit schlicht die fehlende Performance-Führerschaft sowie die wohl weiterhin klar schwächere RayTracing-Performance ausgleichen. Ob es ausreichend ist bzw. ob der Nachteil bei der RayTracing-Performance nicht zu sehr stört, dürfte dann eine sehr subjektive Einschätzung sein. Doch dies bleibt sowieso die exakten Performance-Werte der neuen AMD-Grafikkarten abzuwarten, welche es spätestens zum 13. Dezember 2022 geben wird.

GeForce RTX 4080 Radeon RX 7900 XT Radeon RX 7900 XTX
Chip-Basis nVidia AD103-300 AMD Navi 31 XT AMD Navi 31 XTX
Shader-Cluster 76 SM = 9728 FP32 84 CU = 10'752 FP32 96 CU = 12'288 FP32
RE, TMU & ROP 7 Raster-Engines, 304 TMUs & 112 ROPs 6 Raster-Engines, 336 TMUs & 192 ROPs 6 Raster-Engines, 384 TMUs & 192 ROPs
Chip-Takt Base: 2.21 GHz, Boost: 2.51 GHz Base: 1.5 GHz, Game: 2.0 GHz, Boost: 2.4 GHz Base: 1.9 GHz, Game: 2.3 GHz, Boost: 2.5 GHz (Front-End: 2.5 GHz)
L2 / IF$ 64 MB Level2-Cache 80 MB Infinity Cache 96 MB Infinity Cache
Speicherinterface 256 Bit GDDR6X 320 Bit GDDR6 384 Bit GDDR6
Speicherausbau 16 GB GDDR6X @ 22.5 Gbps 20 GB GDDR6 @ 20 Gbps 24 GB GDDR6 @ 20 Gbps
Rohleistungen 48,7 TFlops & 720 GB/sec 43,0 TFlops & 800 GB/sec 56,5 TFlops & 960 GB/sec
PCI Express PCIe 4.0 x16 PCIe 4.0 x16 PCIe 4.0 x16
off. Verbrauch 320W 300W 355W
Stromstecker 1x 16pol. 2x 8pol. 2x 8pol.
Listenpreis $1199 / 1469€ $899 $999
Release 16. November 2022 13. Dezember 2022 13. Dezember 2022