9

AMD stellt Omega-Treiber mit "Virtual Super Resolution" vor

Einen Tag später als ursprünglich avisiert hat AMD heute seinen "Wundertreiber" Catalyst 14.12 mit Beinamen "Omega" offiziell vorgestellt und bietet jenen zum Download an. Der neue Treiber bringt sowohl Performance-Verbesserungen, die übliche Liste an Bugfixes als auch einen ganzen Strauß an neuen Features mit, allen voran natürlich das Downsampling-Feature "Virtual Super Resolution" (VSR), mittels welchem AMD diesbezüglich mit nVidias "Dynamic Super Resolution" (DSR) gleichzuziehen versucht.

Leider klappt dies in dieser ersten VSR-Version noch nicht gänzlich, denn AMDs Downsampling-Lösung ist bei weitem nicht so flexibel ausgeführt wie nVidias DSR. So stehen faktisch allen modernen nVidia-Grafikkarten jeweils alle DSR-Optionen 1.2, 1.5, 1.78, 2.0, 2.25, 3.0 und 4.0 zur Verfügung, irgendwelche Limitationen bezüglich Grafikkarten oder/und Auflösungen sind nicht bekannt. AMDs VSR bietet hingegen abhängig von Auflösung und Refreshrate nur gewisse Multiplikatoren an, die zudem auch nur einem Teil der aktuellen AMD-Grafikkarten – Radeon R9 285, 290, 290X und 295X2 – zur Verfügung stehen:

Radeon R9 290, 290X & 295X2 Radeon R9 285 nVidia Fermi, Kepler & Maxwell
1920x1080 @ 60 Hz 1.78 (2560x1440)
2.78 (3200x1800)
1.78 (2560x1440)
2.78 (3200x1800)
4.0 (3840x2160)
unabhängig von Auflösung und Refreshrate:
1.2
1.5
1.78
2.0
2.25
3.0
4.0
1920x1080 @ 120 Hz 1.11 (1920x1200)
1.52 (2048x1536)
1.11 (1920x1200)
1.52 (2048x1536)
1920x1200 @ 60 Hz 1.36 (2048x1535)
1.78 (2560x1600)
1.36 (2048x1535)
1.78 (2560x1600)
4.0 (3840x2400)
2560x1440 @ 60 Hz 1.56 (3200x1800) 1.56 (3200x1800)

Der wichtige Modus 4.0 wird somit nur auf der Radeon R9 285 unter FullHD angeboten, die viel potenteren Radeon R9 290, 290X und 295X2 Karten müssen sich mit "krummen" Zwischenmodi zufriedengeben. Sicherlich sind diese Karten (wie auch die schnellsten nVidia-Modelle) zu langsam für Downsampling mit vierfacher Pixelanzahl unter den allerneuesten Spielen – aber zum Aufhübschen von älteren Spielen kann man eigentlich niemals genügend große Downsampling-Modi haben. Die Nutzer von 2560er Monitoren werden sogar nur noch mit einem einzelnen und zudem eher mittelprächtigem Zwischenmodus abgespeist, für Nutzer von 144-Hz-Monitoren gibt es gar keine entsprechenden Modi mehr. In jedem Fall bietet nVidia hier viel mehr Optionen und Möglichkeiten, geht der erste Vergleichspunkt klar an nVidia.

Bezüglich der Einbindung im Treiber & Spiel gleichen sich VSR und DSR: Beides wird im Treiber freigeschaltet, im Spiel selber wählt man dann die konkret genutzte VSR/DSR-Auflösung aus (in der ersten Version dieser Meldung wurde diese Funktionalität fälschlicherweise nVidia abgesprochen). Dafür scheint AMD mit VSR die minimal bessere Bildqualität mit etwas weniger Weichzeichnereffekt zu bieten – obwohl es im Gegensatz zu nVidia keine Möglichkeit gibt, irgendetwas in dieser Frage zu regeln. Einige Hardware-Tester sehen AMD in dieser Frage jedenfalls geringfügig vorn. Ganz allgemein wird zudem auch die gute Kantenglättung selbst bei den eigentlich ungeliebten Zwischenmodi (alles unterhalb von 4.0) gelobt – möglicherweise kommen jene Zwischenmodi ja doch ganz gut an, dies muß dann die Praxis zeigen.

Als vorläufiges Zwischenfazit zu "Virtual Super Resolution" ist es nicht verkehrt, was AMD hier in kurzer Zeit aus dem Boden gestampft hat – und man sollte den Zwischenmodi wohl eine Chance geben, ehe man jene generell verteufelt, nur weil sie "krumme" Auflösungs-Multiplikatoren mitbringen. Trotzdem wäre eine höhere Auswahlmöglichkeit bezüglich der VSR-Modi und vor allem ein tieferer Grafikkarten-Support anzuraten – AMD will in dieser Frage mit einer zweiten VSR-Version im ersten Quartal 2015 nachlegen. Möglicherweise wird VSR auch erst richtig nutzvoll auf einem der kommenden AMD-Grafikchips, wie dem für den gleichen Zeitraum zu erwartenden Fiji-Chip.

Wie schon erwähnt hat AMD mit dem Omega-Treiber auch noch eine ganze Reihe weiterer neuer Features realisiert, die nachfolgend verlinkten Artikel haben sich auch mit diesen eingehend beschäftigt. Hervorzuheben sind hierbei der Support von FreeSync, für welches es im neuen Jahr dann endlich entsprechende Monitore geben soll, sowie die neuen Video-Features "Contour Removal" (Entfernung von Komprimierungsartefakten), "Fluid Motion Video" (Einfügen von Zwischenframes für höheren Flüssigkeitseindruck), "1080p Detail Enhancement" (Detailschärfung auf FullHD-Niveau) und "Ultra-HD-Like Experience" (Detailschärfung von FullHD- auf UltraHD-Niveau). Allerdings funktionieren jene neuen Features nur jeweils auf bestimmten AMD-Grafikkarten, wobei sich ganz nebenbei auch die verschiedenen Featurelevel der GCN-Architektur genau ablesen lassen:

GCN 1.0 GCN 1.1 GCN 1.2
Grafikkarten R7 240 & 250 Serien, R7 265, R9 270 & 280 Serien R7 260 Serie, R9 290 Serie R9 285
FreeSync -
Contour Removal -
Fluid Motion Video -
1080p Detail Enhancement - -
Ultra-HD-Like Experience  (außer 240/250)
VSR x1.78 (@ 1920x1080/60Hz) -  (nur 290er Serie)
VSR x2.78 (@ 1920x1080/60Hz) -  (nur 290er Serie)
VSR x4.0 (@ 1920x1080/60Hz) - -

Welche dieser Features AMD den GCN-basierten Grafikkarten der Radeon HD 7000 Serie noch zukommen läßt, ist dato unklar – technisch wäre sicherlich einiges möglich, rein praktisch muß AMD hier nichts mehr tun, wird die Radeon HD 7000 Serie faktisch nicht mehr verkauft. Allen Grafikkarten der GCN-Architektur kommen dagegen die Performanceverbesserungen des Omega-Treibers zugute – wobei sich die Hardware-Tester dato nicht ganz einig sind, wie hoch diese Performanceverbesserungen zu beziffern sind: Es schwankt je nach Testbericht zwischen 0% und 8%, wobei letzteres allein durch einen einzelnen Treiber schon sehr gut wäre. In jedem Fall scheinen die Performanceverbesserungen allerdings in einzelnen Spieletitel zu liegen und treten nicht durchgehend auf.

In der Summe der Dinge wird AMDs Omega-Treiber bislang durch die Hardware-Tester ziemlich positiv aufgenommen – und das Vorhandensein von praktisch in jedem Spiel funktionierendem Downsampling Anti-Aliasing auch für AMD-Grafikkarten ist nun wirklich nur positiv zu werten, unabhängig gegenüber der nVidia-Methode existierenden Unterschieden. Die übrigen Bugfixes, Performanceverbesserungen und neuen Features runden das Bild eines durchaus gelungenen Treibers ab. Einzig allein wird nunmehr die Frage aufgeworfen, wann AMD es schafft, mal wieder eine Grafikkarten-Serie aufzulegen, welche von LowCost nach HighEnd Featuregleichheit aufbietet. Derzeit ist das AMD-Portfolio in drei Architekturstufen zerrissen, welche ihre kleinen Differenzen nunmehr immer deutlicher aufzeigen.

Nachtrag vom 12. Dezember 2014

Die PC Games Hardware hat eine feine Zusammenfassung der AMD-Aussagen notiert, welche AMD in einer Foren-Fragestunde auf Tom's Hardware abgegeben hat. Wichtigster Punkt dürfte dabei der weitere VSR-Ausbau sein, welchen AMD versprach: So soll es zukünftig 4K-VSR (sprich Multiplikator 4.0, von FullHD auf UltraHD) bei allen Grafikkarten ab der Radeon R7 260 geben. Dagegen ist die Unterstützung der Radeon HD 7000 Serie vermutlich nicht geplant – diesbezüglich sagte man zwar nichts aus, aber indirekt läßt sich dies erkennen, wenn auch weiterhin die Radeon HD 7790 kein FreeSync bekommen soll, die gleichfalls Bonaire-basierte Radeon R7 260 Serie hingegen schon. Die hierzu vorgetragene Erklärung eines (angeblich) veränderte Display-Controllers bei der Radeon R7 260 ist eine Nebelkerze, der verbaute Grafikchip ist zwischen allen drei Bonaire-Grafikkarten absolut identisch. AMD will schlicht nichts mehr für die Radeon HD 7000 Serie tun – was in Ordnung geht, wird diese schließlich nicht mehr verkauft, die Nutzer müssen das halt nur klar wissen.