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AMD-Geschäftsergebnisse Q4/2012: AMD mit so schwachen Zahlen wie seit 2009 nicht mehr

Nach Intel hat nun auch AMD seine Geschäftsergebnisse für das vierte Quartal 2012 und damit auch für das Gesamtjahr 2012 bekanntgegeben. Jene sehen beiderseits desaströs aus: AMD musste im vierten Quartal 2012 einen Umsatzrückgang um gleich 32 Prozent auf nur noch 1160 Mio. Dollar hinnehmen, damit war das vierte Quartal 2012 das klar schwächste Quartal im Jahr 2012. Vor allem aber verläßt AMD damit eindeutig seine bisherigen Umsatzgrößen von dauerhaft klar über 1,5 Mrd. Dollar Quartalsumsatz – zuletzt hatte man in den Krisenjahren 2008/2009 solch schwache Umsatzzahlen gepostet.

Der Quartalsverlust fiel mit 473 Mio. Dollar genauso katastrophal aus, zu beachten wäre hierbei noch, daß jener nicht durch Sonderbelastungen geschmälert wurde, wie dies bei vielen Quartalsverlusten der AMD-Vergangenheit noch der Fall war. AMD macht derzeit schlicht zu wenig Umsatz, um sein Geschäft wenigstens auf einer schwarzen Null halten zu können. Die entstehenden Verluste sind somit sozusagen "natürlich" und keine Folge einer falschen Preis/Kosten-Kalkulation – jene kann halt erst dann aufgehen, wenn AMD einen Quartalsumsatz in Richtung von 1,7 Mrd. Dollar erzielt. Primär basieren diese Zahlen im übrigen auf einem äußerst schwachen CPU-Geschäft, welches allein für 323 Mio. Dollar Verlust steht, während das Grafikchip-Geschäft weiterhin mit einem Plus von 27 Mio. Dollar minimal profitabel ist.

Im Gesamtjahr 2012 erzielte AMD einen Umsatz von 5,4 Mrd. Dollar, was deutlich weniger ist als im Jahr 2011 (6,6 Mrd. Dollar). Auch diese schwache Umsatzzahl für das Gesamtjahr gab es zuletzt im Krisenjahr 2009. Gegenüber dem Vorkrisenjahr 2007 (6,0 Mrd. Dollar) ergibt sich somit sogar eine langfristige Negativ-Entwicklung – ganz im Gegensatz zu Intel, welche nach der Finanzkrise anno 2008/2009 die Umsätze gegenüber dem Stand von 2007 deutlich steigern konnten. Beim Jahresgewinn 2012 ist AMD erneut falsch abgebogen und postet einen Jahresverlust von 1,2 Mrd. Dollar – eine wiederum falsche Entwicklung nach den letzten drei Jahren mit durchgehend positivem Jahresabschluß.

  AMD Intel nVidia
(Mio. $) Umsatz Gewinn (operativ) Umsatz Gewinn (operativ) Umsatz Gewinn (operativ)
Q4/06 1773 -574 (-529) 9694 1501 (1488) 878 163 (138)
Q1/07 1233 -611 (-504) 8852 1610 (1675) 844 132 (141)
Q2/07 1378 -600 (-457) 8680 1278 (1350) 935 172 (184)
Q3/07 1632 -396 (-226) 10090 1860 (2247) 1115 235 (247)
Q4/07 1770 -1772 (-1678) 10712 2271 (3047) 1202 256 (262)
Q1/08 1456 -358 (-214) 9673 1443 (2062) 1153 176 (202)
Q2/08 1349 -1189 (-143) 9470 1601 (2255) 892 -120 (-155)
Q3/08 1797 -127 (122) 10217 2014 (3098) 897 61 (56)
Q4/08 1162 -1436 (-1274) 8226 234 (1539) 481 -147 (-175)
Q1/09 1177 -416 (-298) 7145 647 (670) 664 -201 (-230)
Q2/09 1184 -330 (-249) 8024 -398 (-12) 776 -105 (-110)
Q3/09 1396 -128 (-77) 9389 1856 (2579) 903 107 (107)
Q4/09 1646 1178 (1288) 10569 2282 (2497) 982 131 (134)
Q1/10 1574 257 (182) 10299 2442 (3448) 1001 137 (147)
Q2/10 1653 -43 (125) 10765 2887 (3981) 811 -141 (-175)
Q3/10 1620 -118 (128) 11102 2955 (4136) 843 84 (103)
Q4/10 1650 375 (413) 11457 3388 (4347) 886 171 (179)
Q1/11 1610 510 (54) 12847 3160 (4158) 962 135 (154)
Q2/11 1574 61 (105) 13032 2954 (3935) 1017 151 (174)
Q3/11 1690 97 (138) 14233 3468 (4785) 1066 178 (197)
Q4/11 1691 -177 (71) 13887 3360 (4599) 953 116 (122)
Q1/12 1590 -590 (-580) 12906 2738 (3810) 925 60 (73)
Q2/12 1410 37 (77) 13501 2827 (3832) 1044 119 (140)
Q3/12 1270 -157 (-131) 13457 2972 (3841) 1204 209 (252)
Q4/12 1160 -473 (-422) 13477 2468 (3155)
2007 (Mrd. $) 6,0 -3,4 (-2,9) 38,3 7,0 (8,3) 4,1 0,8 (0,8)
2008 (Mrd. $) 5,8 -3,1 (-1,5) 37,6 5,3 (9,0) 3,4 -0,0 (-0,1)
2009 (Mrd. $) 5,4 0,3 (0,7) 35,1 4,4 (5,7) 3,3 -0,1 (-0,1)
2010 (Mrd. $) 6,5 0,5 (0,8) 43,6 11,7 (15,9) 3,5 0,2 (0,3)
2011 (Mrd. $) 6,6 0,5 (0,4) 54,0 12,9 (17,5) 4,0 0,6 (0,7)
2012 (Mrd. $) 5,4 -1,2 (-1,1) 53,3 11,0 (14,6)

Wie gesagt dürfte das primäre Problem von AMD darin liegen, daß man zu wenig Umsatz im CPU-Geschäft erzielt. Hier spielt sicherlich auch das Nullwachstum des klassischen PC-Markts mit hinein, welcher zwar weiterhin höhere Stückzahlen generiert, dies durch sinkende Durchschnittspreise jedoch wieder egalisiert. Etwas verwunderlich ist es trotzdem, daß AMD angesichts dieser klaren Bedarfsverschiebung hin zu LowCost- un Mainstream-Prozessoren nicht besser von diesen veränderten Marktverhältnissen profitieren kann, schließlich hat AMD derzeit seine Stärken ausgerechnet bei eben diesen LowCost- und Mainstream-Prozessoren.

Aber jenes Geschäft wird halt sehr stark von den OEMs kontrolliert – welche wiederum nach dem Kaufverhalten des Massenmarktes gehen, wo sich ein Intel-Prozessor in einem Komplett-PC oder Notebook (allein aufgrund des Markennamens) immer noch besser verkaufen läßt als ein AMD-Prozessor, trotz technologischer Vorteile auf AMD-Seite. Und so kommt es zu der eigentlich kuriosen Situation, daß AMD ausgerechnet dort, wo man derzeit seine Stärken hat, dies nicht in Umsätze und Gewinne umwandeln kann. Früher konnte man dies noch durch einen starken Enthusiasten-Bereich ausbügeln – aber jenes Marktsegment liegt bei AMD aufgrund der dauerhaften Schwäche der dort angebotenen AMD-Produkte glatt darnieder.

So gesehen sind die mit den Geschäftsergebnissen des dritten Quartal 2012 angekündigten Restrukturierungs-Maßnahmen bei AMD nur folgerichtig – AMD muß sich scheinbar grundlegend bewegen, um nicht dauerhaft derart negative Zahlen zu schreiben, dieser Punkt war angesichts der Zahlen zum dritten Quartal noch nicht so deutlich wie jetzt. Die große Frage bleibt allerdings bestehen, wie es um die langfristige Schlagkräftigkeit der Entwicklungs-Abteilungen von AMD aussieht, wenn AMD jetzt so stark kürzt wie angekündigt. Das Jahr 2013 dürfte AMD damit allerdings sicher überstehen, da die Kürzungen mittelfristig Geld sparen und der Verlust an Manpower sich erst langfristig bemerkbar machen wird.

Zudem stehen zum Jahresende 2013 die NextGen-Konsolen Xbox 720 und Playstation 4 auf dem Programm, wo AMD feste Aufträge mit großem Liefervolumen winken – sofern die gefertigen Chips von AMD selber kommen, sogar mit größerem Umsatzanteil in den AMD-Bilanzen (es ist derzeit noch vakant, ob Microsoft und Sony bei AMD fertige Chips bestellen oder nur Lizenzzahlungen für ein fremdgefertigtes Design abdrücken müssen). Dies könnte die Jahresbilanz 2013 für AMD dann sogar noch einmal ziemlich freundlich gestalten, genauso natürlich auch für das Jahr 2014. Ironischerweise hätte sich AMD wohl keinen "besseren" Zeitpunkt für die aktuelle Schwächephase aussuchen können, denn jene festen Aufträge für die NextGen-Konsolen werden AMD in den Jahren 2013 und 2014 wohl ziemlich sicher über die Runden bringen. Für das "danach" muß man sich allerdings große Sorgen um AMD machen – und allein das Mittel der Kostenreduktion wird dann wohl auch nicht mehr weiterhelfen.