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News des 29. Dezember 2009

WinFuture berichten von Spekulationen, Sony könnte sich für die Playstation 4 für einen Intel-Grafikchip aus der Larrabee-Familie entscheiden. Dies wäre zwar für Intel nahezu perfekt, weil man damit automatisch auf diese Masse kommen würde, welche dem Larrabee-Ansatz den benötigten Schwung verleihen würde – aber das war es dann auch schon mit den positiven Wahrscheinlichkeiten. Sony hingegen hätte von Larrabee so ziemlich gar nichts – außer noch dem Risiko, daß es Intel eventuell wieder nicht rechtzeitig schafft. Vor allem aber das Ansinnen seitens Sony, es mit einer einfacheren Architektur als bei der Playstation 3 zu versuchen, dürfte Larrabee nicht gut erfüllen können: Auch hier wird, wenn man denn das Larrabee-Design wirklich ausnutzen will, eine sehr angepasste Programmierung erforderlich, welche dann wiederum MultiPlattform-Titel extrem erschwert (und damit die Spieleprogrammierer verärgert).

Natürlich kann die Andersartigkeit auf der anderen Seite auch ein positives Abgrenzungsmerkmal sein, wenn beispielsweise die Playstation 4 als RayTracing-Vorreiter auftreten würde. Aber wenn es Sony wirklich einfacher für die Spieleprogrammierer haben will, dann kann Larrabee auf keinen Fall eine Lösung sein – dann bieten sich nur die Grafikchips von ATI oder nVidia an. Noch ist nicht klar, wofür Sony sich entscheidet, wir aber würden einer Entscheidung zugunsten von Intel als Grafikchip-Lieferant die derzeit geringste Wahrscheinlichkeit geben. Anders sieht es da bei der CPU aus: Hier gilt es als ziemlich sicher, daß Sony vom Sonderweg mit dem Cell-Prozessor zukünfig wieder Abstand nehmen und eine "gewöhnliche" x86-CPU verbauen wird. Vor dem Jahr 2011 dürfte es allerdings sicherlich keine endgültigen Entscheidungen für die Hardware dieser wahrscheinlich erst 2012 erscheinenden Konsole geben – ähnlich wie bei Microsofts nächster Xbox.

Wir kommen nochmal zurück auf unseren letzten Grafikkarten-Marktüberblick bzw. die dort von uns geäußerten Empfehlungen für jeden Preisbereich: Denn danach sieht es für nVidia jetzt schon ziemlich mau aus, in unseren Empfehlungen dominiert ATI doch ziemlich deutlich. Das Preissegment ab 100 Euro ist jetzt (durch ATIs DirectX11-Beschleuniger) schon ziemlich fest in ATIs Händen – und auch darunter reicht es für nVidia maximal zu einem Gleichstand. Wenn dann noch die DirectX11 LowCost- und Mainstream-Beschleuniger von ATI am Jahresanfang 2010 vorgestellt werden, dürfte ATI sogar noch viel stärker werden. Sicherlich werden DirectX11-Fähigkeiten eigentlich immer weniger interesant, je geringer der Kartenpreis wird (einfach weil diese Karten generell zu langsam zur Ausnutzung der DirectX11-Fähigkeiten sind), andererseits gehen in diesem Marktsegment der Grafikkarten von unter 100 Euro die Uhren einfach anders.

Dort beginnt dann schon das Territorium der großen OEM-Verträge, der OEM-Anteil an den Verkäufen nimmt mit geringer werdendem Kartenpreis rapide zu. Und bei OEM-Verträgen geht es weniger um den praktischen Nutzen, als vielmehr um Checklisten-Features: Sobald ATI also seine DirectX11 LowCost- und Mainstream-Beschleuniger am Markt hat, dürfte man sich sehr erhebliche Anteile am OEM-Geschäft sichern. Das dürfte nVidia dann sogar mehr schmerzen als diese runde eine Million abgesetzter DirectX11-Karten im Jahr 2009 – was in der Tat keine so große Summe angesichts des Absatzes von ca. 75 Millionen extra Grafikkarten in diesem Jahr ist. ATIs Abzahlzahlen dürfte sich jedoch dramatisch erhöhen, wenn ATI erst einmal DirectX11-Beschleuniger im LowCost- und Mainstream-Markt stehen hat. Dann ist es gut möglich, daß ATI in den ersten Monaten des neuen Jahres für 60 bis 70 Prozent des Absatzes an extra Grafikkarten steht, was nVidia ganz erheblich in seiner Marktstellung zurückwerfen würde.

Wenn ATI hier keine weiteren Lieferprobleme hat, dann steht nVidia ein sehr ungemütliches erstes Quartal 2010 bevor. Letztlich wird es damit für nVidia immer dringender, endlich eigene DirectX11-Lösungen auf den Markt zu werfen. Und damit ist dann nicht nur der HighEnd-Chip GF100 gemeint, sondern das komplette Produktprogramm bis hinunter zu den dutzendmillionenfach verkauften LowEnd-Lösungen. Je länger nVidia jetzt noch nichts an DirectX11-Hardware liefern kann, um so ausgeprägter wird die Umsatzdelle sein, welche nVidia zu verkraften haben wird. Dies kann problemlos so weit gehen, daß in den ersten Jahresmonaten schon ein so großer Rückstand zu ATI eingefahren wird, daß das Geschäftsjahr 2010 für nVidia schon nach wenigen Monaten als "verloren" angesehen werden kann. Während die ATI-Sparte bei AMD also wie schon in den letzten Monaten kräftig dazu beitragen wird, daß AMD aus den roten Zahlen herauskommt, muß nVidia für das Jahr 2010 aufpassen, nicht in wirklich schwere Fahrgewässer abzurutschen.

Nachdem wir kürzlich noch die Performance der Grafikeinheit der Clarkdale-Prozessoren aufgrund von Vorab-Benchmarks loben mussten, kommen nun seitens der Overclockers Workbench reichlich anders aussehende Benchmarks. In diesen mußte sich eine unübertakte Clarkdale-Grafik auf 533 MHz Chiptakt (die normalen Clarkdale-Prozessoren haben einen Grafikchip-Takt von allerdings 733 MHz) gegenüber anderen integrierten Lösungen beweisen: Eine GMA X4500 HD von Intel in einem G45-Chipsatz wurde dabei um 34 Prozent geschlagen, während dagegen der integrierte nVidia-Grafikchip eines GeForce 9300 Chipsatzes um starke 40 Prozent vor der Clarkdale-Grafik lag. Die Ergebnisse der beiden Tests liegen somit derart auseinander (auch wenn nicht jeweils das gleiche getestet wurde), daß letztlich nicht sicher gesagt werden kann, wie stark die Clarkdale-Grafik wirklich ist. Hier sind schlicht die ersten regulären Tests zum Jahresanfang abzuwarten, der Clarkdale-Prozessor soll zur CES am 7. Januar 2010 offiziell vorgestellt werden.

Shortcuts: Laut Fudzilla wird AMD im zweiten Quartal zwei Sechskern-Prozessoren für den Sockel AM3 vorstellen und damit in Konkurrenz zu Intels einzigem Sechskerner in Form des Core i7-980X gehen. Interessant dürfte an den AMD-Prozessoren vor allem deren (dato unbekannter) Preispunkt sein, da nicht zu erwarten ist, daß man ähnlich wie Intel gleich 1000 Dollar Listenpreis für den Sechskern-Spaß verlangen wird. Laut SemiAccurate ist nun auch noch eine "GeForce GTS 360M" aufgetaucht, hinter welcher sich höchstwahrscheinlich aber doch nur der DirectX 10.1 Chip GT215 (verbaut bei GeForce GT 240 & GeForce GTS 250M/260M) verbirgt. Zwar bringen SemiAccurate leider keinerlei Beweis für diese Behauptung – aber ein DirectX11-Chip dürfte hier sicherlich nicht die Grundlage dieser Grafiklösung sein, jedenfalls nicht bei einem schon lieferbaren Notebook. Langsam aber sicher stellt sich somit natürlich die Frage, wie nVidia die kommenden Fermi-basierten Lösungen überhaupt benennen will, wenn man jetzt schon den Nummernbereich der "GeForce 3xx" Lösungen so kräftig (mit umbenannten "GeForce 2xx" Lösungen) füllt.